Aktion Bernhard


Von 1942 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden im Konzentrationslager Sachsenhausen gefälschte englische 5-, 10-, 20- und 50-Pfundnoten im Wert von schätzungsweise 136 Millionen Pfund Sterling hergestellt. Es war wohl die größte Geldfälscher-Aktion der Geschichte. Benannt wurde sie nach ihrem Leiter, dem SS-Sturmbannführer Bernhard Krüger (1904 – 1989): „Aktion Bernhard“ oder auch „Operation Bernhard“.

Mit dem Falschgeld aus der „Aktion Bernhard“ wollte Heinrich Himmler zunächst die britische Wirtschaft überschwemmen, um – wie im Fall einer expansiven Geldpolitik der Bank of England – eine starke Inflation auszulösen und die britische Wirtschaft zu destabilisieren. Außerdem hätte man dafür sorgen können, dass in der britischen Öffentlichkeit Gerüchte über eine große Menge Falschgeld aufgekommen wären. Wenn aufgrund der Zweifel beispielsweise die Geschäfte in London keine Banknoten mehr angenommen hätten, wäre der Zahlungsverkehr zusammengebrochen.

Das Falschgeld aus der „Aktion Bernhard“ wurde dann aber doch nicht im großen Stil nach England gebracht, sondern vom NS-Regime als Devisen-Vermögen bzw. zur Finanzierung des Kriegs benutzt. Auch die eine oder andere Sonderaktion der SS wurde mit Falschgeld abgewickelt, und Elyesa Bazna (1904 – 1970), der 1943/44 als Kammerdiener des britischen Botschafters Sir Hugh Knatchbull Hugessen in Ankara für den Geheimdienst des Deutschen Reiches spionierte – Deckname: Cicero –, war einer der Agenten, die mit gefälschten Pfundnoten aus der „Aktion Bernhard“ honoriert wurden.

Hergestellt wurden die Blüten von 144 jüdischen KZ-Häftlingen in den vom Rest des Konzentrationslagers Sachsenhausen abgeschirmten Baracken 18 und 19.

Es gab vier Qualitätsstufen: Banknoten der einfachsten Qualität sollten über England aus Flugzeugen abgeworfen werden. Die besten Blüten der „Aktion Bernhard“ wurden nach dem Druck noch so bearbeitet, dass sie wie gebraucht aussahen. Sie waren so perfekt gemacht, dass kaum jemand sie von den Geldscheinen unterscheiden konnte, die von der Bank of England ausgegeben wurden. (Nach dem Krieg ersetzten die Briten deshalb die 50-Pfund-Noten durch eine neue Serie.)

Als die Rote Armee Anfang 1945 zur Oder vorrückte, wurde die „Aktion Bernhard“ zunächst ins KZ Mauthausen verlegt und dann beendet. Das noch vorhandene Falschgeld und die Druckplatten versenkte man im Toplitzsee in der Steiermark. Ein Teil davon wurde 1959 bzw. 2000 von Tauchern geborgen.

Am 5. Mai 1945 wurden die 135 noch lebenden Häftlinge, die an der „Aktion Bernhard“ beteiligt waren, von amerikanischen Truppen aus dem KZ Ebensee – einem Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen – befreit.

Einer von ihnen, Adolf Burger (* 1917), schrieb darüber das Buch „Dáblova dílna“ („Des Teufels Werkstatt. Im Fälscherkommando des KZ Sachsenhausen“ (Verlag Neues Leben, Berlin 1985, 221 Seiten; „Des Teufels Werkstatt. Die größte Geldfälscheraktion der Weltgeschichte“, Sandmann Verlag, München 2007, 280 Seiten).

Auch zwei Filme wurden über die „Aktion Bernhard“ gedreht: „Schüsse im Morgengrauen“ und „Die Fälscher“.

Originaltitel: Schüsse im Morgengrauen / Der Schatz vom Toplitzsee – Regie: Franz Antel – Drehbuch: Kurt Nachmann und Rolf Olsen, nach Dokumentarmaterial von Wolfgang Löhde – Kamera: Hans Theyer – Schnitt: Arnfried Heyne – Musik: Michael Jary – Darsteller: Joachim Hansen, Gert Fröbe, Sabine Sesselmann, Werner Peters, Hannelore Bollmann, Romana Rombach, Erica Vaal, Wolfgang Stumpf, Til Kiwe, Karl Ehmann, Bruno Hübner, Lukas Ammann, Franz Roberti, Gerhard Kittler u.a. – 1959; 80 Minuten

© Dieter Wunderlich 2009

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