Charles Willeford : Miami Blues

Miami Blues
Originalausgabe: Miami Blues, 1984 Übersetzung: Rainer Schmidt Bearbeitung:Katharina Broich, Jochen Stremmel, Josef Zobel Alexander Verlag, Berlin 2004
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in San Quentin fliegt Freddy nach Miami. Im Flughafen bricht er einem ihm lästigen Hare Krishna den Mittelfinger. Der Angegriffene stirbt kurz darauf aufgrund des Schocks, aber da ist Freddy schon fort. Im Hotel lernt er eine 20-jährige Collegestudentin kennen, die sich als Prostituierte durchschlägt. Um wen es sich bei ihr handelt, ahnt er erst, als sie ihren am Flughafen gestorbenen Bruder im Leichenschauhaus identifizieren soll ...
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Kritik

"Miami Blues" ist ein spannender, hard boiled Kriminalroman, in dem es nicht um die Entlarvung eines Verbrechers geht, sondern um das deprimierende Milieu, in dem sich die ambivalenten Figuren bewegen. Charles Willeford ist es auch gelungen, eine dichte Atmosphäre zu evozieren.
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Im Herbst 1982 fliegt Frederick J. Frenger jr. von San Francisco nach Miami. Das Erster-Klasse-Ticket bezahlte der „unbekümmerte Psychopath“ (Seite 9) mit einer der sieben gestohlenen Kreditkarten, die er bei sich hat. Vor ein paar Tagen wurde der Achtundzwanzigjährige aus dem Gefängnis in San Quentin entlassen. Wegen bewaffneten Raubüberfalls war er zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden, die man später auf vier Jahre verkürzt hatte. Nach der Verbüßung der Hälfte hätte er auf Bewährung frei kommen können, aber er lehnte es ab, weil er dann bei der nächsten Verurteilung noch härter bestraft worden wäre. Nach drei Jahren kam er auch so frei.

Am Flughafen in Miami steckt ihm ein Hare Krishna eine bunte Zuckerstange mit einer Nadel an das neue Wildledersakko, das er sich in San Francisco für 287 Dollar gekauft hatte. Zornig bricht Freddy dem Hare Krishna den Mittelfinger der rechten Hand, und während der Verletzte vor Schmerz kreischend auf die Knie fällt, geht Freddy einfach weiter. Die Zuckerstange schenkt er einem Zweijährigen, dann nimmt er den Cardin-Koffer der schlafenden Mutter des Kindes und begibt sich damit zum Taxistand.

Dass der Hare Krishna aufgrund des Schocks stirbt, bekommt Freddy nicht mehr mit.

Im Hotel „International“ nimmt er ein Zimmer auf den Namen Herman T. Gotlieb aus San José, Kalifornien, und lässt einen Abdruck von der entsprechenden Kreditkarte machen.

In dem gestohlenen Koffer findet er nichts als Damenkleidung und –wäsche. Die schenkt er der Prostituierten, die er sich von dem Hotelboy Pablo Lhosa aufs Zimmer schicken lässt. Es handelt sich um Susan Waggoner, eine zwanzigjährige Studentin. Freddy verabredet sich mit ihr zum Essen und begleitet sie anschließend zu ihrem Abendkurs.

Während der Vorlesung im Miami-Dade Community College wird Susan hinausgerufen, und Freddy, der sich als ihr Verlobter Ramon Mendez ausgibt, folgt ihr. Hoke Moseley, ein zweiundvierzigjähriger Sergeant vom Morddezernat des Miami Police Department, teilt Susan mit, dass ihr Bruder Martin Waggoner am Flughafen aufgrund eines Schocks gestorben sei und bittet sie, die Leiche zu identifizieren. Freddy lässt sich seine Überraschung nicht anmerken. Zu dritt fahren sie zum Leichenschauhaus.

Hoke vermutet, dass Susans Begleiter im Gefängnis war und einen falschen Namen nannte.

Vor zehn Monaten kam Susan mit Martin aus Okeechobee, um in Miami eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Ihr ein Jahr älterer Bruder hatte sie geschwängert, und der Vater hatte sie hinausgeworfen. Die Mutter war vor fünfzehn Jahren mit einem Lastwagenfahrer durchgebrannt. Auf der Suche nach Arbeit lernte Martin den Hotelboy Pablo Lhosa kennen und ging auf dessen Vorschlag ein, Susan als Prostituierte für ihn arbeiten zu lassen. Außerdem steckte Martin die Hälfte des am Flughafen für Hare Krishna erbettelten Geldes selbst ein.

Susan nimmt ihren neuen Freund mit nach Kendall, wo sie ein Apartment gemietet hat. Während der Fahrt gesteht Freddy ihr, dass er weder Herman T. Gotlieb noch Ramon Mendez heißt und nennt ihr seinen richtigen Namen, aber sie soll „Junior“ zu ihm sagen. Er sei als Waise bei vier verschiedenen Pflegefamilien aufgewachsen, erzählt Freddy. Ob seine Eltern wirklich tot sind, bezweifelt er; vielleicht hat man ihn belogen. Jedenfalls lässt das „Junior“ darauf schließen, dass er nicht unehelich geboren wurde.

Am nächsten Morgen will Susan zur Bank, um das von ihr und Martin gesparte Geld auf ein anderes Konto zu übertragen und es auf diese Weise vor möglichen Ansprüchen ihres Vaters oder der Hare Krishna in Sicherheit zu bringen. Freddy fordert sie auf, sich das Geld stattdessen auszahlen zu lassen und es ihm zu bringen.

Während Susan bei der Bank ist, bricht er in eine Nachbarwohnung ein und stiehlt außer Geld auch eine Münzsammlung.

Weil Susan nur 4280 Dollar mitbringt und 10 000 Dollar neu angelegt hat, wird sie von Freddy geohrfeigt, denn er kann es nicht leiden, wenn man sich nicht an seine Anweisungen hält. Dann holt er die Schlüssel aus ihrer Handtasche und fährt mit ihrem Wagen los.

Nachdem Freddy im Hotel „Omni“ ein Zimmer genommen und für eine Woche im Voraus bezahlt hat, schlendert er im nahen Einkaufszentrum herum, bis er einen Taschendieb entdeckt. Er beobachtet, wie der Dieb die gestohlene Brieftasche einem Kumpan zusteckt, folgt diesem in eine Toilette, schlägt ihn zusammen und nimmt ihm sowohl das gesamte Diebesgut als auch eine geladene Pistole ab. Freddy rechnet damit, dass er mit seinen Raubzügen gegen Kleinkriminelle eine Woche lang weitermachen kann, bevor es zu riskant wird.

Clyde Waggoner kommt aus Okeechobee, um die Sachen seines toten Sohnes abzuholen und zu fragen, wann die Leiche freigegeben wird. Gegenüber Sergeant Hoke Moseley äußert er den Verdacht, dass Susan einen Auftragsmörder gedungen haben könnte, um sich an ihrem Bruder zu rächen.

Hoke würde Susans Begleiter einen Mord zutrauen. Er fährt nach Kendall, um mit Susan zu reden. Ihr Freund ist nicht da. In ihrer Naivität erzählt Susan dem Cop, dass sie im Hotel „International“ für Pablo Lhosa als Prostituierte arbeitete. Hoke hinterlässt ihr seine private Telefonnummer; „Ramon Mendez“ soll ihn anrufen.

Statt zu telefonieren, fährt Freddy mit Susan zu dem heruntergekommenen Apartment-Hotel „Eldorado“ in Miami Beach, wo der Polizist wohnt. Während Susan im Auto wartet, geht er hinauf. Vor der Tür zieht er die Pistole heraus, klopft und drückt sich neben der Tür mit dem Rücken an die Wand. Als Hoke öffnet und einen Schritt vortritt, schlägt Freddy ihm die Pistole seitlich ans Kinn. Hokes Gebiss fliegt heraus. Freddy steckt es ein, schleift den Bewusstlosen ins Zimmer und tritt ihm unters Kinn. Mit Hokes Polizeimarke, Ausweis, Dienstwaffe und Totschläger in einer braunen Papiertüte steigt er wieder zu Susan ins Auto. Sie fahren zum Hotel „Omni“. Unterwegs wirft Freddy das Gebiss in die Bay.

Hoke kommt in der Spezialstation für Kieferchirurgie des St. Mary’s Hospitals in Miami Shores wieder zu sich. Dort wird sein zertrümmerter Kiefer mit Hilfe von Draht eingerichtet.

Freddy wäre Susan gern wieder losgeworden, aber nachdem er zufällig und unabsichtlich ihren Bruder getötet hatte und sich sonst niemand um sie kümmern würde, fühlt er sich für sie verantwortlich. Um außer Susans Apartment und seinem Zimmer im „Omni“ ein drittes Quartier zu haben, mietet Freddy ein Haus in Dania und zieht dort mit Susan ein.

Damit Pablo Susan in Ruhe lässt, trifft Freddy sich mit ihm in einem leer stehenden Konferenzraum des Hotel „International“. Er schließt die Tür, rammt Pablo die Faust in den Magen und sagt ihm, er habe einen falschen Namen angegeben; in Wirklichkeit heiße er nicht Herman T. Gotlieb, sondern Hoke Moseley und arbeite als Sergeant beim Miami Police Department. Als er mit Schwierigkeiten wegen Susans angeblicher Minderjährigkeit droht, beruft Pablo sich auf Sergeant Wilson von der Sittenpolizei, dem er monatlich 500 Dollar abgibt. Ungerührt schlägt „Sergeant Moseley“ ihm vor, die Zahlungen an Wilson zu halbieren und verlangt ab sofort 250 Dollar pro Monat, die ihm Pablo ins „Eldorado“ schicken soll.

Nach dreiundzwanzig Tagen kann Hoke das Krankenhaus mit einem neuen Gebiss verlassen. Weil die Versicherung nur einen Teil der Kosten übernimmt, hat er nun noch mehr Schulden als zuvor. Hoke weiß nicht, wie er sie abbezahlen soll, zumal er seiner geschiedenen Frau Patsy in Vero Beach die Hälfte seines Gehalts als Alimente zahlen muss.

Als er ins „Eldorado“ kommt, überreicht ihm der Portier Eddie Cohen zwei braune Umschläge, auf denen sein Name steht. Sie enthalten jeweils 250 Dollar. Hoke hat keine Ahnung, wer ihm das Geld geschickt hat, aber 100 Dollar verwendet er gleich einmal, um seine Schulden bei Irish Mike, dem Wirt seiner Stammkneipe, zu bezahlen.

Kurz darauf erhält er Besuch von Sergeant Wilson.

[Hoke:] „Ich komme gerade aus dem Krankenhaus.“
„Ich weiß. Ich hab mich erkundigt. Außerdem haben Sie etwas, was mir gehört. Raus damit.“
„Ich weiß, nicht, wovon Sie reden. Ich hab Sie noch nie gesehen.“
„Aber ich hab Sie gesehen. Ich bin bei der Sitte, und Sie sind in meinem Revier herumgestreunt. Die Umschläge, bitte.“ Er streckte Hoke eine riesige Hand entgegen.
Hoke war verwirrt […]
„Die Briefumschläge, die an mich adressiert waren?“
„Die Briefumschläge, die an Sie adressiert waren.“
Hoke reichte ihm die beiden braunen Umschläge. Sergeant Wilson zählte das Geld. „Da fehlen hundert Dollar.“
Hoke räusperte sich. „Ich hab ein bisschen ausgegeben.“
„Gib mir deine Brieftasche.“
„Leck mich am Arsch.“
Wilson stieß Hoke mit der flachen Hand auf den Drehstuhl vor dem Sekretär und drückte ihn dort mühelos nieder. Hoke sträubte sich, doch dann merkte er, wie entkräftet er war und sackte zusammen. Wilson zog ihm die Brieftasche aus der Hosentasche, zählte sich hundert Dollar ab und warf die Brieftasche auf den Sekretär […]
„Und das Mädchen will Pablo auch zurückhaben […]“ Er sah sich im Zimmer um und schüttelte den Kopf. „Ich schätze, du brauchst dringend Schotter, wenn du in so ’nem Stall wohnst. Aber du musst verrückt gewesen sein, mich anzupissen.“
Wilson ging ins Schlafzimmer und warf dann einen kurzen Blick ins Bad. Er entdeckte Hokes falsche Zähne in dem Plastikbecher. Er goss das Wasser ins Waschbecken, öffnete das Fenster im Wohnzimmer, stieß das Fliegengitter zurück und warf das Gebiss hinaus.
Hoke hätte fast gesagt: Was für ein Mädchen? Aber er wusste, dass das Mädchen Susan Waggoner hieß. Und jetzt wusste er auch, wer ihn ins Krankenhaus gebracht hatte […] (Seite 131f)

Hilfe suchend fährt Hoke zu Sergeant Bill Henderson, mit dem er seit vier Jahren zusammenarbeitet, und erzählt ihm, was vorgefallen ist. Bill verspricht ihm, die Sache mit Wilson zu regeln.

Bei der Zubereitung eines Abendessens stellt Susan fest, dass sie noch Milch für die Sauce benötigt. Freddy fährt zum nächsten Laden – und wird Zeuge eines Überfalls. Erst als der Räuber am Ausgang ist, bemerkt er Freddy zwischen den Regalen. Der wirft eine Dose Schweinefleisch mit Bohnen nach ihm, aber der Ganove entkommt und springt zu einem Kumpel in den Wagen. Der Fahrer setzt zurück und zertrümmert mit der Stoßstange die Glastür. Freddy, der dem Räuber nachlaufen wollte, wird von zahlreichen Splittern getroffen. Selbstverständlich wartet er weder auf die Polizei noch auf Sanitäter, sondern fährt sofort nach Hause. Er zieht mit einer Pinzette die Glassplitter heraus. Als er sich eine klaffende Wunde über der Augenbraue zunäht, muss Susan sich übergeben. Drei Wochen dauert es, bis die Verletzungen halbwegs geheilt sind und Freddy sich wieder auf die Straße wagt.

Hoke ermittelt, dass Susans Freund nach der Ankunft in Miami im Hotel „International“ unter dem Namen Herman T. Gotlieb abstieg. Der wirkliche Herman T. Gotlieb war nach einem Raubüberfall in San Francisco auf dem Weg ins Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Hokes neue Kollegin Ellita Sanchez findet heraus, dass Susan inzwischen nicht mehr in ihrem Apartment in Kendall, sondern in einem Haus in Dania wohnt. Der Ort liegt im County Broward; das Miami Police Department hat dort keine Befugnisse, aber Hoke, der offiziell im Erholungsurlaub ist, fährt noch in der Nacht hin und observiert das Haus.

Am Morgen folgt er Susan und ihrem Freund, die mit dem Wagen nach Miami fahren.

Freddy will, dass Susan an einer bestimmten Stelle bei laufendem Motor hinter dem Steuer sitzen bleibt, während er etwas zu erledigen hat. Susan weiß zwar, dass Freddy keine Fragen schätzt, aber sie hätte gern gewusst, was er vorhat. Sie befürchtet, dass es etwas Kriminelles ist und möchte keine Schwierigkeiten mit der Polizei bekommen. Schließlich erzählt Freddy ihr, dass er ein Münzgeschäft ausrauben will. Daraufhin hat Susan noch mehr Angst. Es kommt zum Streit. Ungehalten klärt Freddy Susan darüber auf, dass er der Mann ist, der ihrem Bruder den Finger brach.

„Ich habe ihm den Scheißfinger gebrochen, mehr nicht. Und wenn du mich dazu zwingst, indem du nicht genau das tust, was ich dir sage, dann breche ich dir deinen dürren Hals.“ (Seite 172)

Susan schweigt und parkt den Wagen ein, aber sobald Freddy um die Hausecke verschwunden ist, fährt sie davon.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Weil Ruben Wulgemuth immer wieder überfallen wurde, ließ er sich in der Wand neben dem mit einer Stahltür gesicherten Eingang ein kugelsicheres Fenster und einen Drehteller einbauen. Freddy legt Sergeant Moseleys Polizeimarke und Ausweis auf den Drehteller, zeigt die gestohlene Münzsammlung, die er eigens mitgebracht hat, und erklärt dem Münzhändler, er führe polizeiliche Ermittlungen durch. Daraufhin öffnet dieser die Tür und bittet ihn herein. Freddy stellt zum Schein ein paar Fragen und bietet polizeilichen Schutz an. Da ruft Wulgemuth: „Pedro!“ Eine rückwärtige Tür fliegt auf, und ein Latino springt mit einem doppelläufigen Schrotgewehr im Anschlag ins Ladenlokal. Er habe dem Sergeant nur demonstrieren wollen, dass er keinen Polizeischutz brauche, sagt Wulgemuth. Pedro dreht sich beruhigt um. Freddy schießt ihm in den Rücken. Der Münzhändler reißt eine Machete unter der Ladentheke hervor und schlägt dem Räuber die Finger der linken Hand ab, bevor dieser ihm ins Gesicht schießen kann. Der Schmerz ist gewaltigt, aber Freddy umwickelt die verletzte Hand mit seinem Taschentuch und geht auf die Straße. Erst jetzt merkt er, dass Susan nicht mehr da ist. Im nächsten Augenblick erkennt er Hoke, aber er springt zwischen Passanten und rennt davon.

Nachdem er Mull und Heftpflaster gekauft hat, gibt er einem Obdachlosen 10 Dollar, damit dieser ihm die verstümmelte Hand verbindet. Während er mit einem Taxi nach Dania fährt, bereut er, dass er seine Finger in der Hektik liegen ließ. Anhand der Fingerabdrücke wird ihn die Polizei als Täter identifizieren.

Hoke, der von dem Doppelmord im Münzgeschäft noch nichts ahnt, fährt ebenfalls nach Dania. Weil er in Broward County niemanden verhaften darf, ruft er Ellita Sanchez an: Sie soll einen der zuständigen Kollegen zu dem von Susan und ihrem Freund gemieteten Haus rufen.

Als Freddy dort eintrifft, stellt er fest, dass Susan mit dem gesamten Bargeld und einem Teil ihrer Kleidung fort ist.

Hoke kommt durch die Hintertür und fordert ihn auf, sich mit dem Gesicht zur Wand zu stellen. Freddy tut so, als falle er wegen der Handverletzung in Ohnmacht. Im Liegen versucht er, mit der rechten Hand an die Pistole zu kommen. Hoke bemerkt es und jagt ihm eine Kugel in den Bauch. Freddy gibt nicht auf, bis der Polizist ihn mit einem zweiten Schuss in die Wirbelsäule trifft. Obwohl der Verbrecher sich nicht mehr bewegt, tötet Hoke ihn mit einem Kopfschuss.

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„Miami Blues“ ist ein spannender, hard boiled Kriminalroman mit grotesken Elementen, in dem es nicht um die Entlarvung eines Verbrechers geht, sondern um das deprimierende Milieu, in dem sich die Figuren bewegen. Da zerschellt der American dream an einer düsteren Wirklichkeit. Nicht nur bei dem Raubmörder, sondern auch bei seiner unbedarften Freundin und dem Polizisten, der ihn jagt, handelt es sich um verkorkste Existenzen. (Nur das Mädchen scheint eine Chance zu haben.) Ungeachtet seiner lakonischen Ausdrucksweise zeichnet Charles Willeford die ambivalenten Charaktere sehr differenziert. Durch den Wechsel der Erzählperspektiven erleben wir das Geschehen aus mehreren Blickwinkeln. Die dichte Atmosphäre des Romans ist zwar trist und deprimierend, aber Charles Willeford hat auch pointensichere Gags eingebaut und gönnt wenigstens einer der Figuren ein Happyend.

Unter dem Titel „Grimhaven“ verfasste Charles Willeford ein Sequel zu „Miami Blues“. Weil Sergeant Hoke Moseley darin seine beiden Töchter umbringt, fand er keinen Verlag dafür. (Später verweigerte Willefords Witwe ihre Zustimmung zu einer Veröffentlichung.) Schließlich schrieb Charles Willeford drei Fortsetzungen: „New Hope for the Dead“ (1985; „Neue Hoffnung für die Toten“), „Sideswipe“ (1987; „Seitenhieb“) und „The Way We Die Now“ (1988; „Wie wir heute sterben“).

George Armitage verfilmte den Bestseller: „Miami Blues“.

Charles Ray Willeford wurde am 2. Januar 1919 in Little Rock, Arkansas, geboren. Im Alter von acht Jahren verlor er beide Eltern. Daraufhin wuchs er bei Pflegeeltern auf, bis er mit vierzehn davonlief und sich zwei Jahre später mit falscher Altersangabe zur US-Army meldete. Charles Willeford diente auf den Philippinen und während des Zweiten Weltkriegs in Europa. Dann begann er in Peru, Kunst zu studieren, aber als sich herausstellte, dass er keinen Schulabschluss besaß, wurde er relegiert. Er schlug sich unter anderem als Boxer, Pferdetrainer und Radiosprecher durch. 1953 veröffentlichte Charles Willeford seinen ersten Roman: „The High Priest of California“ („Der Hohepriester“, Maas Verlag, Berlin 2001). 1961 bis 1964 studierte er Literatur. Seine Kriminalromane wurden zunächst nur von unbedeutenden Verlagen angenommen. Erst mit „Miami Blues“ gelang ihm 1984 der Durchbruch. Vier Jahre später, am 27. März 1988, erlag Charles Willeford in Miami einem Herzschlag.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006
Textauszüge: © Alexander Verlag

George Armitage: Miami Blues

Charles Willeford: Ketzerei in Orange / Die Kunst des Tötens

Sabine Rückert - Unrecht im Namen des Volkes
Akribisch analysiert die angesehene Gerichtsreporterin Sabine Rückert in ihrem Buch "Unrecht im Namen des Volkes" den Fall und zeigt auf, wie Fehlurteile und Justizirrtümer zustande kommen.
Unrecht im Namen des Volkes