"Wilhelm Gustloff"
Bei der „Wilhelm Gustloff“ handelte es sich um ein im Auftrag der Deutschen Arbeitsfront von der Werft Blohm & Voss in Hamburg am 4. August 1936 auf Kiel gelegtes Kreuzfahrtschiff. Eigentlich sollte es den Namen „Adolf Hitler“ bekommen, aber der wollte nicht riskieren, dass ein Schiff mit seinem Namen unterging. Deshalb ordnete er an, es nach dem Nationalsozialisten Wilhelm Gustloff (1895 – 1936) zu benennen, dem Landesgruppenleiter der NSDAP-Auslandsorganisation in der Schweiz, der am 4. Februar 1936 von dem jüdischen Medizinstudent David Frankfurter erschossen worden war [mehr über Wilhelm Gustloff]. Die Witwe Hedwig Gustloff nahm die Schiffstaufe beim Stapellauf am 5. Mai 1937 vor.
Die Fertigstellung des 209 Meter langen und 25 Meter breiten Dampfers erfolgte am 15. März des folgenden Jahres, und acht Tage später lief die „Wilhelm Gustloff“ zur Jungfernfahrt aus.
Der für 417 Besatzungsmitglieder und 1.463 Passagiere ausgelegte Dampfer gehörte der Deutschen Arbeitsfront, wurde aber von der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrtsgesellschaft bereedert. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs diente die „Wilhelm Gustloff“ als Kreuzfahrtschiff für „Kraft durch Freude“ (KdF), eine Unterorganisation der Deutschen Arbeitsfront.
1939 kehrten die Soldaten der Legion „Condor“ auf der „Wilhelm Gustloff“ aus Spanien zurück.
Am 22. September 1939 – drei Wochen nach Kriegsbeginn – übergab die Deutsche Arbeitsfront die „Wilhelm Gustloff“ der Kriegsmarine als Lazarettschiff und Verwundeten-Transporter. Ab dem 20. November 1940 benutzte die im Kriegshafen von Gdingen (polnisch: Gdynia) an der Danziger Bucht stationierte 2. U-Boot-Lehrdivision die „Wilhelm Gustloff“ als Wohnschiff.
Durch den Vormarsch der Roten Armee wurden viele Deutsche in Ostpreußen eingekesselt. Im Rahmen des Unternehmens „Hannibal“ sollten zweieinhalb Millionen Menschen – nicht nur Zivilisten, sondern auch Soldaten – ins Kernland des Deutschen Reiches gebracht werden.
Die „Wilhelm Gustloff“ lief am 30. Januar 1945 mit schätzungsweise zehntausend Menschen an Bord von Gdingen aus. Die Temperatur betrug -18 Grad. Einige Stunden später wurde
der überladene Dampfer von dem sowjetischen U-Boot S 13 auf der Höhe von Stolpmünde vor der pommerschen Küste gesichtet. Der zweiunddreißigjährige Kommandant Alexander Iwanowitsch Marinesko ließ vier Torpedos auf das feindliche Schiff abfeuern. Drei Treffer rissen die „Wilhelm Gustloff“ auf, und der Dampfer sank innerhalb von etwas mehr als einer Stunde. In dieser Zeit konnten nur 1252 Schiffbrüchige gerettet werden. Um die 9000 Menschen – unter ihnen viele Frauen und Kinder – kamen ums Leben.
Das U-Boot S 13 versenkte am 9. Februar 1945 auch noch die „General von Steuben“ mit etwa 4000 Flüchtlingen an Bord. Die „Goya“ ging am 16. April 1945 mit vermutlich 7000 Menschen nach einem Torpedo-Angriff eines anderen sowjetischen U-Bootes unter. Aber die Versenkung der „Wilhelm Gustloff“ gilt als größte Katastrophe in der Geschichte der Seefahrt.
Sie steht im Mittelpunkt des Romans „Im Krebsgang“ von Günter Grass.
Joseph Vilsmaier drehte 2007 für das ZDF den Zweiteiler „Die Gustloff“.
Originaltitel: Die Gustloff – Regie: Joseph Vilsmaier – Drehbuch: Rainer Berg – Kamera: Jörg Widmer – Musik: Christian Heyne – Darsteller: Kai Wiesinger, Heiner Lauterbach, Michael Mendl, Francis Fulton-Smith, Karl Markovics, Valerie Niehaus, Nicolas Solar Lozier, Dana Vávrová, Tom Wlaschiha, Thorsten Nindel, Detlev Buck, Ulrike Kriener u. a. – 2008; 185 Minuten
Literatur über die „Wilhelm Gustloff“
- Lutz Bunk: Wilhelm Gustloff. Auf einem Traumschiff ins Inferno. In: Schiffe. Von der Arche Noah bis zur Cap Anamur
- Christopher Dobson, John Miller und Ronald Payne: Die Versenkung der Wilhelm Gustloff
- Peggy Poles und Ursula Boencke: „All unsere Lieben sind verloren“. Der Untergang der „Wilhelm Gustloff“. Zwei Überlebende erzählen
- Heinz Schön: SOS Wilhelm Gustloff. Die größte Schiffskatastrophe der Geschichte
© Dieter Wunderlich 2008
Günter Grass: Im Krebsgang