Peter Stamm : An einem Tag wie diesem

An einem Tag wie diesem
An einem Tag wie diesem Originalausgabe: S. Fischer Verlag, Frankfurt/M 2006 Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M 2007 ISBN 978-3-596-17383-9, 206 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der Alltag eines vierzigjährigen Lehrers ist eintönig. Abwechslung verschafft Andreas sich lediglich durch drei Geliebte. Ausgerechnet die Mitteilung, dass er möglicherweise lebensbedrohlich krank ist, nimmt er zum Anlass für einen Neuanfang. Auch seine inzwischen verheiratete Jugendliebe möchte er nochmals sehen.
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Kritik

Dass der Eigenbrötler Andreas wegen einer evtl. schlechten Nachricht nicht resigniert, sondern beschließt, sein Leben anders zu gestalten, gibt dem Roman "An einem Tag wie diesem" ein unerwartete Wendung und macht neugierig.
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Sein Leben war eine endlose Abfolge von Schulstunden, von Zigaretten und Mahlzeiten, Kinobesuchen, Treffen mit Geliebten und Freunden, die ihm im Grunde nichts bedeuteten, unzusammenhängende Listen kleiner Ereignisse. Irgendwann hatte er es aufgegeben, dem Ganzen eine Form geben zu wollen, eine Form darin zu suchen. Je weniger die Ereignisse seines Lebens miteinander zu tun hatten, desto austauschbarer waren sie geworden. Er war sich manchmal vorgekommen wie ein Tourist, der von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten hetzt in einer Stadt, von der er noch nicht einmal den Namen kennt. Lauter Anfänge, die nichts mit dem Ende zu tun hatten, mit seinem Tod, der nichts anderes bedeuten würde, als dass seine Zeit abgelaufen war. (Seite 111)

Diese Beschreibung bezieht sich auf Andreas, einen vierzigjährigen Lehrer, der aus einem kleinen Dorf in der Schweiz stammt, aber seit achtzehn Jahren in Paris lebt. Die Eintönigkeit seines Alltags ist ihm bewusst. Diese Monotonie wird lediglich unterbrochen durch Liebesbeziehungen zu drei Frauen, die er abwechselnd trifft: Nadja ist geschieden, hat aber immer noch ein lockeres Verhältnis zu ihrem Ex-Mann. Mit Sylvie, die verheiratet ist und drei Kinder hat, trifft er sich am schulfreien Mittwochnachmittag. Delphine ist eine Praktikantin an seiner Schule; mit der Vierundzwanzigjährigen schläft er ebenfalls.

An Fabienne, die er vor zwanzig Jahren scheu geküsst und dann nur noch zwei Mal getroffen hatte, denkt er jedoch immer noch, und er fragt sich, wie es wäre, wenn er sie heute kennen lernen würde.

Jene große Liebe, für die sie in seinem Leben stand, würde bestimmt nicht mehr daraus werden. Vermutlich war es gar nicht Fabienne, nach der er sich sehnte, sondern nach der Liebe von damals, nach der Bedingungslosigkeit jenes Gefühls, das ihn noch zwanzig Jahre später ratlos machte. (Seite 35)

Fabienne ist seit zwanzig Jahren mit Manuel verheiratet, einem früheren Freund von Andreas, und hat einen Sohn.

Andreas leidet seit einiger Zeit unter Atembeschwerden und Hustenanfällen. Der konsultierte Arzt kann keine eindeutige Diagnose stellen; es muss eine Gewebeprobe entnommen werden, wobei angedeutet wird, dass möglicherweise mit einer ernsteren Krankheit zu rechnen ist. Andreas erzählt niemandem etwas davon und erwähnt nur beiläufig Delphine gegenüber seinen Untersuchungstermin in der Klinik. Sie holt ihn nach dem Eingriff vom Krankenhaus ab, bringt ihn nach Hause und versorgt ihn im Bett. Es geht ihm schlechter, als er es sich vorgestellt hat. Delphine liest ihm vor, kauft für ihn ein und kocht, und sie schlafen auch miteinander. Sie versucht, ihn mit kleinen Unternehmungen auf andere Gedanken zu bringen und ihm die Angst von dem Ergebnis des Befundes zu nehmen. Nach drei Tagen wird Andreas von der Arztpraxis aufgefordert, die Resultate aus dem Krankenhaus persönlich abzuholen. Telefonisch könne keine Auskunft gegeben werden. Auf dem Weg in die Praxis wird ihm übel, und als er im Wartezimmer sitzt, überlegt er es sich anders und läuft aus dem Raum.

Er lief vor der Krankheit davon, die sein Leben war, seine Arbeit, seine Wohnung, die Menschen, die er seine Freunde nannte oder seine Geliebten. Hier auf der Straße kannte ihn niemand […] Hier hatte er keine Vergangenheit und keine Zukunft, nur eine flüchtige Gegenwart. Er musste immer weitergehen, er durfte nicht anhalten, nicht stillstehen, dann konnte ihm nichts geschehen. (Seite 74 f)

Er malt sich aus, dass man ihn operiert und dass eine Chemotherapie erforderlich ist. Aber vielleicht handelte es sich ja nur um Narben einer überstandenen Tuberkulose oder einen gutartigen Tumor. Das Labor konnte sich getäuscht haben, oder die Gewebeproben wurden verwechselt. Andreas will es nicht wissen.

Sie konnten ihn nicht zwingen, es zu wissen. Solange er es nicht wusste, konnte ihm nichts geschehen. Er musste weg von hier. Er musste ein neues Leben beginnen. Das, dachte er, ist meine einzige Chance.
Der Entschluss beflügelte ihn. Es war ihm, als habe er die Kontrolle über sein Leben zurückgewonnen, als habe er sein Leben vielleicht zum ersten Mal in der Hand, seit er nach Paris gekommen war. Er würde sich heilen von diesem Leben, das keines gewesen war.Von jetzt an würde er über sein Leben bestimmen. Er würde Entscheidungen fällen, einen nach dem anderen verlassen und schließlich sich selbst. (Seite 77)

Sogleich ruft er Nadja an, die aber nicht zu Hause ist. Sylvie sagt ihm am Telefon, dass sie keine Zeit habe. In der Wohnung wartet Delphine, die er mit der lapidaren Bemerkung abfertigt, es sei alles in Ordnung. Andreas lädt seine Freundin in ein teures Restaurant ein und bestellt sogar ein Fleischgericht, obwohl er meistens vegetarisch isst. Von jetzt an mache er eben alles anders, er sei wie neugeboren, versichert er der erstaunten Delphine, die ihn noch zu einem Diskobesuch überreden kann. Zurück in der Wohnung lieben sie sich, und während sie ihn noch streichelt, sagt er ihr, dass sie nach Hause gehen soll.

„Kannst du verstehen, dass ich mir ausgenutzt vorkomme?“, fragte sie.
„Ich könnte genauso gut sagen, du hast mich ausgenutzt.“
Sie lachte spitz, es klang verblüfft, nicht bösartig.
„Wenn du dich als Opfer fühlen willst“, sagte Andreas, meinetwegen, Geh einfach.“ (Seite 81)

Mitten in der Nacht klingelt Andreas an Nadjas Wohnungstür, um sich von ihr zu verabschieden. Ihr Ex-Mann war bis vor kurzem bei ihr, was Andreas zu einer beleidigenden Bemerkung veranlasst. Er fügt noch an, er werde sie vermissen: „Man kann so schön allein sein mit dir.“ – „Du bist allein, egal, mit wem du zusammen bist“, erwidert Nadja. (Seite 84)

Am nächsten Tag ruft Andreas bei Sylvie zu Hause an. Ihr Mann ist am Apparat. Diesen bittet er, seiner Frau auszurichten, er habe heute Nachmittag keine Zeit. Als Sylvie zurückruft, nimmt er nicht ab. Die Nachricht, die sie ihm hinterlässt, enthält die Frage, was es bedeute, dass er keine Zeit mehr für sie habe. Außerdem habe sie eine halbe Stunde gebraucht, um ihren Mann zu beruhigen. Er wisse doch, dass er sie nicht zu Hause anrufen soll.

Am gleichen Tag kündigt er seine Stelle an der Schule und wendet sich an einen Immobilienmakler, der seine Wohnung verkaufen soll.

Mit dem Zug fährt er in die Bretagne, um seinen früheren Freund Jean-Marc zu besuchen. Der hat inzwischen Familie. Sie verbringen ein paar Tage zusammen. Wieder in Paris zurück, hört er von dem Makler, dass die Wohnung so gut wie verkauft ist. Andreas trennt sich von der Einrichtung und allen Erinnerungsstücken, mit einer Ausnahme: einer Statuette, deren Gesicht ihn an Fabienne erinnert.

Andreas sieht sich bei einem Händler nach einem Auto um. Die erforderlichen Papiere muss der Verkäufer erst noch beschaffen. Das wird ein paar Tage dauern. Um diese Zeit zu überbrücken, mietet Andreas sich in einem billigen Hotel ein Zimmer. Eine Woche lang vertrödelt er die Zeit, bis er das Auto übernehmen kann. Das gibt ihm Auftrieb: Er ruft Delphine an und fragt sie, ob sie mit ihm in die Schweiz fahren möchte.

Sie vertreiben sich die Tage mit Schwimmen und Stadtbesichtigungen. Aber das Endziel der Reise ist Andreas‘ Heimatort, in dem er seit zehn Jahren nicht mehr war. Sein Bruder lebt dort noch immer mit seiner Familie. Andreas bringt Delphine in das Haus, in dem er aufwuchs und das leer steht, seit seine Eltern starben. Er führt Delphine in den Zimmern herum. Seinen Bruder will er später besuchen.

Es gibt aber noch einen Grund, warum Andreas in das Dorf fahren wollte. Hier wohnt nämlich auch Fabienne. Die will er treffen, und zwar gleich. Als er Delphine mit diesem Vorhaben überrascht, ist sie verstimmt. Tatsächlich erreicht er Fabienne telefonisch und vereinbart mit ihr einen Termin am Nachmittag. Delphine soll solange im Hotel auf ihn warten.

Andreas ist in Fabiennes Gegenwart befangen, so wie er es immer war. Sie trinken auf der Terrasse Tee, wobei die Unterhaltung etwas stockend verläuft. Immerhin sahen sie sich vor zehn Jahren zum letzten Mal. Andreas erfährt, dass die Ehe mit Manuel, mit dem sie seit zwanzig Jahren verheiratet ist, nicht ohne Krisen verlief. Einmal verließ sie ihn sogar, aber nach zehn Tagen kam sie wieder zurück, nicht zuletzt wegen ihres Sohnes. Sie bringt auch zur Sprache, dass sie eine postnatale Depression hatte. Nachdem sie angedeutet hat, das ihr Mann bald nach Hause kommen wird, verabschiedet er sich und verspricht, sich nochmals zu melden.

Als Andreas ins Hotel zurückkehrt, ist Delphine nicht da. Er ist wütend, als sie endlich kommt und macht ihr Vorwürfe, dass sie ihm keine Nachricht hinterließ. Sie war schwimmen, freundete sich mit ein paar jungen Leuten an und verabredete sich mit ihnen für den Abend zum Grillen. Unwillig geht Andreas mit zu der Party, wo er sich dann auch fehl am Platze vorkommt.

Die nächsten zwei Tage machen Andreas und Delphine miteinander kleine Ausflüge. Dann erzählt er beiläufig, dass er seine Wohnung verkauft und seine Stelle gekündigt hat und nicht mehr nach Paris zurückgehen wird. Sie vermutet, dass er wegen Fabienne hierbleiben will und fängt zu weinen an. Er bietet ihr an, die Zugkarte für die Rückfahrt zu bezahlen. Das tröstet sie aber nicht darüber hinweg, dass sie den Eindruck hat, ihn zu verlieren. Sie merke doch, dass er fortwährend an „diese andere Frau“ denke. Andreas wehrt ab:

„Unsinn“, sagte er. „Sie ist glücklich verheiratet.“
„Umso schlimmer für dich.“ (Seite 166)

Am nächsten Morgen ruft er Fabienne an. Er erkundigt sich, ob sie ihrem Mann erzählte, dass er bei ihr war. Das tat sie nicht, weil sie nicht wusste, wie Manuel reagieren würde. Sie verabreden sich am See bei einem Wohnwagen, den Andreas von früher noch kennt. Nachdem sie geschwommen sind, fragt Andreas Fabienne, ob sie sich erinnere, wie er sie vor zwanzig Jahren küsste und ob sie wisse, dass er sie damals sehr liebte. Davon habe sie nichts bemerkt, sagt sie. Im Wohnwagen ziehen sie sich um, und einen Moment lang steht sie nackt vor ihm. Sie spazieren noch zu einer Aussichtsplattform. Er fasst sie um die Hüften und berührt ihre Brüste. Als er sie auf den Mund küssen will, wendet sie ihr Gesicht ab. Als er versucht, seine Hand in ihre Jeans zu schieben, öffnet sie den Knopf ihrer Hose. Der Geschlechtsverkehr erweist sich als unbequem, erfolgt wenig leidenschaftlich und dauert nicht länger als eine Viertelstunde.

Sie wirkte sehr nackt und verletztlich. Andreas musste an Polizeifotos denken, von Tatorten, bleiche, leblose Körper an Straßenböschungen, in Wäldern oder im Schilf. (Seite 174)

Nachdem sie sich am Parkplatz verabschiedeten, wundert er sich über ihre Zielstrebigkeit, „von der Sachlichkeit ihrer Hingabe und dann von der plötzlichen, schnellen Lust“.

Sie kam Andreas sehr fremd vor. Es war ihm, als habe sich durch die Nacktheit auch ihr Gesicht verändert. Er erkannte sie erst wieder, als sie sich angezogen hatte. (Seite 175)

Andreas und Fabienne treffen sich am nächsten Vormittag bei der Hütte, bei der sie sich damals kennen gelernt hatten. Andreas war seinerzeit auch der Freund von Manuel, und er wundert sich jetzt, dass er keinen Groll auf seinen „Rivalen“ hatte und noch nicht einmal eifersüchtig war, als er erfuhr, dass Fabienne dann ein festes Verhältnis mit ihm hatte. Er küsst sie jetzt auf den Mund, aber sie erwidert den Kuss nicht, umarmt ihn lediglich wie einen guten Freund. „Es hat keinen Sinn“, sagt sie. Und als er vorschlägt, sie sollten eine Nacht zusammen verbringen, „damit sie etwas haben, woran sie sich erinnern können“, lehnt sie ab. Sie fragt ihn, was seine Freundin dazu sage, dass er sich dauernd mit ihr trifft. Andreas winkt ab: Delphine sei zurückgefahren; es sei nichts Ernsthaftes gewesen. Fabienne küsst Andreas zum Abschied, diesmal lange und intensiv.

Er fühlte sich schwach, aber seine Gedanken waren klar wie seit Monaten nicht mehr. Er empfand nichts als eine Art heiterer Gleichgültigkeit. Es war ihm, als sei er ein Gewicht losgeworden, das achtzehn Jahre lang auf ihm gelastet hatte. (Seite 183)

Er würde Fabienne wohl nicht wieder sehen. Es spielte keine Rolle, ob er sie wiedersehen würde. Ihre Geschichte war zu Ende. Eine Geschichte von vielen, von unendlich vielen, die jeden Moment begannen und endeten (Seite 184)

Andreas sieht sich im Ort ein wenig um. Als er seinen Bruder Walter, seine Schwägerin und deren Kinder besucht, ist er überrascht, wie freundlich er aufgenommen wird. Sie laden ihn sogar ein, bei ihnen zu übernachten. Seit Andreas bei der Beerdigung seines und Walters Vater wenig Anteilnahme gezeigt hatte, herrschte eine Missstimmung zwischen den Brüdern. Als sie sich verabschieden, kann Andreas sich vorstellen, noch einmal wiederzukommen.

Andreas fährt lustlos und ohne Ziel einige Tage durch die Gegend. Als er an Bordeaux vorbeikommt, fällt ihm ein, dass Delphine erwähnte, auf einen Campingplatz in der Nähe ihre Ferien verbringen zu wollen. Er sucht den Ort, und obwohl ihm vor Campingferien bisher immer gegraut hat, durchquert er die Anlage mit der Absicht, Delphine zu finden. Es sind fast keine Badenden mehr am Strand. Er zieht sich nackt aus, legt sich in den Sand und schläft ein. Beim Zurückgehen macht er sich Gedanken, wie es wäre, wenn er mit Delphine zusammenziehen würde und richtet in Gedanken bereits die Wohnung ein.

Er musste Delphine finden und mit ihr sprechen. Er musste den Arzt anrufen, die Befunde abholen, auch wenn sie letztlich nicht von Bedeutung waren. (Seite 205)

Da sieht er Delphine im Wasser stehen, mit dem Rücken zu ihm. Sein Rufen geht im Lärm der Brandung unter. Dann dreht sie sich um. Als sie Andreas erkennt, geht sie auf ihn zu, lacht und küsst ihn auf den Mund.

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Andreas verließ als junger Mann seinen kleinen Heimatort in der Schweiz. Der nun Vierzigjährige ist als Lehrer an einem Gymnasium in Paris angestellt. Zu seinen früheren Freunden hat er kaum mehr Kontakt, auch nicht mit seinem Bruder, den er seit der Beerdigung des Vaters nicht mehr sah. Die einzige Unterbrechung der Monotonie seines Alltags sind drei Geliebte, mit denen er sich abwechselnd trifft. Seine Unfähigkeit auf andere Menschen einzugehen, seine „gleichgültige Freundlichkeit“ (Seite 67), erlauben es nicht, ein engeres persönliches Verhältnis entstehen zu lassen. Er hat sich mit der Einsamkeit und Leere abgefunden. „Die Gleichheit seiner Tage war sein einziger Halt gewesen.“ (Seite 197) Als einzige emotionale Ausschweifung lässt er seine Schwärmerei für Fabienne zu. Das Mädchen, das er vor zwanzig Jahren einmal küsste, dann nur noch zweimal sah, verklärt er zu seiner Jugendliebe. Sie ist mit Manuel verheiratet, der damals auch mit Andreas befreundet war.

Als bei einer ärztlichen Untersuchung die Diagnose einer möglicherweise lebensbedrohlichen Krankheit zu befürchten ist, ergibt sich in seinem eintönigen Leben eine Zäsur. Er will den Laborbefund jedoch nicht wissen.

Allerdings nimmt Andreas diese Gegebenheit zum Anlass für einen Neuanfang. Er kündigt seine Stellung an der Schule, verkauft seine Wohnung einschließlich Einrichtung und Erinnerungsgegenständen und legt sich ein Auto zu. Er beabsichtigt, in sein Heimatdorf zu fahren, will seinen Bruder sehen, das leer stehende Haus seiner verstorbenen Eltern aufsuchen – und nicht zuletzt Fabienne treffen.

Auf seine Reise in die Heimat nimmt er Delphine mit, eine seiner drei Geliebten. Diese junge Frau, halb so alt wie er, leistete Andreas auch in schlechten Tagen Beistand; die sexuelle Komponente steht für sie nicht im Vordergrund. Dass er sie einige Male abschätzig behandelte, kränkte sie zwar, aber sie ist nicht nachtragend.

Die erste Begegnung mit Fabienne in ihrem Haus ist ein verlegenes gegenseitiges Ausfragen. Sie treffen sich nochmals, wobei es dann zu einem hastigen, unbequemen Koitus kommt. Die „Geschichte“ sollte wohl einen Abschluss finden und endet mit einem als „Pflichtübung“ ausgeführten Geschlechtsakt. Sie sehen beide ein, dass es für sie keine gemeinsame Zeit geben wird.

Andreas sucht nun Delphine, die er mit seiner üblichen rücksichtlosen Art dazu brachte, mit dem Zug abzureisen. Er kann sich mit der jungen Frau aber jetzt eine Zukunft vorstellen – und er will sich auch nach seinem Laborbefund erkundigen. Andreas findet schließlich Delphine beim Baden im Meer.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Irene Wunderlich 2008
Textauszüge: © S. Fischer Verlag

Peter Stamm: Agnes

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