Revanche

Revanche

Revanche

Revanche – Originaltitel: Revanche – Regie: Götz Spielmann – Drehbuch: Götz Spielmann – Kamera: Martin Gschlacht – Schnitt: Karina Ressler – Musik: Heinz Ebner – Darsteller: Johannes Krisch, Irina Potapenko, Andreas Lust, Ursula Strauss, Johannes Thanheiser, Hanno Pöschl u.a. – 2008; 120  Minuten

Inhaltsangabe

Alex, der vorbestrafte Hausmeister eines Bordells in Wien, will mit der Prostituierten Tamara ein neues Leben anfangen. Um ihre Schulden tilgen zu können, überfällt er eine Bank in dem Dorf, in dem sein Großvater allein auf einem Bauernhof lebt. Bei der Flucht kommt Tamara durch einen Schuss ums Leben. Alex sinnt auf Rache. Robert, der Polizist, der Tamara tötete, wohnt mit seiner Frau Susanne in der Nähe des Bauernhofs. Der ungewollte Tod der jungen Frau belastet ihn schwer ...
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Kritik

Götz Spielmann nimmt sich viel Zeit, die erschütternde Geschichte in ruhigen, lakonischen Einstellungen zu erzählen. "Revanche" ist eine anspruchsvolle Mischung aus Drama, Charakterstudie und Thriller.

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Nachdem Alex (Johannes Krisch) wegen Diebstahls eine Haftstrafe verbüßte, arbeitet er als Hausmeister und Laufbursche für Konecny (Hanno Pöschl), den Geschäftsführer des Bordells „Cinderella“. Obwohl es verboten ist, lässt sich die aus der Ukraine stammende Prostituierte Tamara (Irina Potapenko) auf ein Liebesverhältnis mit Alex ein.

Konecny, der davon nichts ahnt, bietet ihr eine Wohnung an, die ihm gehört. Dort soll sie Freiern aus Politik und Wirtschaft zur Verfügung stehen. Obwohl sie dabei deutlich mehr Geld verdienen würde, lehnt Tamara das Angebot ab. Daraufhin lässt Konecny sie von dem Freier Harry (Rainer Gradischnig) zusammenschlagen. Alex hört sie schreien und geht dazwischen. Kurz darauf flieht Tamara mit Hilfe ihres Geliebten aus dem Bordell.

Um Tamaras Schulden übernehmen und mit ihr ein neues Leben anfangen zu können, plant Alex einen Überfall auf die Bank in dem Dorf, in dem sein Großvater Hausner (Johannes Thanheiser) allein auf einem Bauernhof lebt. Tamara versucht ihn davon abzuhalten, aber er versichert ihr, alles genau durchdacht zu haben, es könne nichts passieren. Aus Sorge um Alex besteht Tamara darauf, mit ihm zum Tatort zu fahren und im Auto auf ihn zu warten.

Der Banküberfall ist so einfach, wie Alex sich das ausgemalt hat: Er zieht sich eine Maske übers Gesicht, hält Angestellte und Kunden mit seiner ungeladenen Pistole in Schach, lässt sich das vorhandene Bargeld in seinen Rucksack packen und verlässt das Gebäude. Als er jedoch durch eine Nebengasse zum Auto zurückkommt, sieht er, wie ein Polizist mit Tamara spricht und das Kennzeichen notiert, weil der Wagen im Parkverbot steht. Kurzerhand zwingt Alex den Polizisten mit vorgehaltener Pistole, sich auf den Boden zu legen, springt ins Auto und drückt aufs Gas.

Sobald der Polizist sich nicht mehr bedroht fühlt, erhebt er sich und schießt auf die Reifen des davonrasenden Fahrzeugs.

Dass Robert (Andreas Lust) – so heißt der Polizist – die Frau auf dem Beifahrersitz tödlich getroffen hat, stellt sich erst heraus, als das Auto mit der Leiche in einem Waldstück gefunden wird. Für den Polizisten ist der Gedanke, eine junge Frau erschossen zu haben, sehr belastend. Er verfällt in eine Depression, nicht nur aufgrund seines Schuldgefühls, sondern auch, weil er mit einem Gerichtsverfahren wegen fahrlässiger Tötung rechnen muss. Das Polizeifoto der Toten, das Robert ständig bei sich hat und immer wieder anschaut, nimmt ihm schließlich seine Frau ab.

Alex hat inzwischen bei seinem Großvater Zuflucht gesucht. Um über den Tod seiner Geliebten hinwegzukommen, sägt und hackt er wie besessen Holz.

Zufällig wohnen Robert und seine Ehefrau Susanne (Ursula Strauss) in der Nähe des Bauernhofs. Mehrmals in der Woche schaut Susanne nach dem alten Hausner, leistet ihm ein wenig Gesellschaft und hält ihn dazu an, auf dem Akkordeon zu spielen.

Alex belauert das Haus des Polizisten und taucht mehrmals wie zufällig am Seeufer auf, wenn Robert dort joggt. Er betrachtet Robert als Mörder seiner Geliebten und sinnt auf Rache („Revanche“).

Vor Jahren endete eine Schwangerschaft Susannes mit einem Abortus, und Roberts Spermaqualität hat bisher verhindert, dass Susanne noch einmal schwanger wurde. Sie leidet unter der Kinderlosigkeit und schlug ihrem Mann bereits eine Adoption vor, aber davon will er nichts wissen, denn fremden Genen misstraut er. Seine Depression macht das Leben für Susanne nicht einfacher.

Als Alex sie brüsk auffordert, ihn und seinen Großvater in Ruhe zu lassen, weist sie den wortkargen, kraftvollen Kerl spontan darauf hin, dass ihr Mann Nachtdienst habe und rät ihm, durch den Garten zu ihr zu kommen. Bevor Alex darauf reagieren kann, geht sie.

Im Dunkeln taucht Alex an der Terrassentüre auf. Susanne holt ihn ins Haus. Warum sie mit ihm ficken wolle, fragt er sie und reagiert dann seine Aggressionen ab, indem er ihren Oberkörper auf den Tisch drückt und sie brutal nimmt.

Beim zweiten Mal gehen die beiden miteinander ins Bett. Susanne fragt Alex, ob er keine Freundin habe. Da erzählt er, seine Freundin sei kürzlich ermordet worden und er denke Tag und Nacht daran, den Mörder zu töten. Unerwartet ist Roberts Wagen zu hören. Er kommt vorzeitig zurück und berichtet weinend, dass man ihn für dienstuntauglich erklärt habe. Unbemerkt von ihm schleicht Alex aus dem Haus.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Einige Zeit später passt Alex den Jogger wieder am Seeufer ab: „Sie sind doch der Polizist, der das Mädchen erschoss.“ Er will wissen, wie man sich in so einer Lage fühlt. Robert beteuert, auf die Reifen geschossen zu haben und erwähnt, dass ihn der Tod der jungen Frau schwer belastet. Ob er keine Angst vor der Rache des Bankräubers habe, fragt Alex. Vielleicht tauche der eines Tages auf und erschieße ihn. „Soll er ruhig“, entgegnet Robert niedergeschlagen. Bevor er weiterläuft, meint er, die Frau sei offenbar nicht am Bankraub beteiligt gewesen und habe auch nicht das Fluchtauto gefahren. Der Bankräuber habe sie also völlig sinnlos in die Lage gebracht.

Sobald Robert außer Sichtweite ist, wirft Alex seine Pistole in den See.

Am Abend teilt Susanne ihrem Ehemann mit, sie sei wieder schwanger. Robert freut sich mit ihr.

Susanne will nach Hausner schauen, trifft auf dem Bauernhof jedoch nur Alex an, der sich gerade im Stall um das Vieh kümmert. Sein Großvater liegt wegen eines Schwächeanfalls im Krankenhaus. Susanne bittet Alex, die Affäre zu beenden und beschwört ihn, Robert nichts davon zu verraten. Gleichmütig verspricht Alex es. Susannes Blick fällt auf ein auf dem Tisch liegendes Foto von Tamara. Da begreift sie, dass Alex die Bank überfiel.

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In „Revanche“, einer anspruchsvollen Mischung aus Drama, Charakterstudie und Thriller, geht es um Menschen, die durch ein mehr oder weniger zufälliges Ereignis aus der Bahn geworfen werden und mit den schwerwiegenden Folgen fertig werden müssen. Götz Spielmann nimmt sich viel Zeit, die erschütternde Geschichte in langen, ruhigen, lakonischen Einstellungen zu erzählen. Weil er dabei auf jede Aufgeregtheit und Effekthascherei verzichtet, wirkt „Revanche“ realistisch und authentisch.

Zu Beginn sehen wir einen Waldsee, dessen Wasseroberfläche plötzlich an einer Stelle aufspritzt. Weil es sich dabei um einen Vorgriff auf eine Szene fast ganz am Ende handelt, ergibt sich daraus ein Rahmen. Zu der gelungenen Form des Films trägt nicht zuletzt die exzellente Kameraführung (Martin Gschlacht) bei. Sehenswert ist „Revanche“ auch aufgrund der ebenso verhaltenen wie kraftvollen und überzeugenden Darstellung des Burgschauspielers Johannes Krisch.

Die Dreharbeiten fanden bei Gföhl und Ottenschlag im Waldviertel statt.

„Revanche“ wurde in der Kategorie „Bester nicht englischsprachiger Film“ für einen „Oscar“ nominiert. Eine solche Nominierung erhielt Götz Spielmann auch für seine Film „Die Fremde“ (1999) und „Antares“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010

Götz Spielmann: Antares

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