Im Namen des Vaters

Im Namen des Vaters

Im Namen des Vaters

Im Namen des Vaters – Originaltitel: In the Name of the Father – Regie: Jim Sheridan – Drehbuch: Terry George und Jim Sheridan, nach der Autobiografie "Proved Innocent. The Story of Gerry Conlon of the Guildford Four" von Gerry Conlon – Kamera: Peter Biziou – Schnitt: Gerry Hambling – Musik: Trevor Jones – Darsteller: Daniel Day-Lewis, Emma Thompson, Pete Postlethwaite, John Lynch, Beatie Edney, Mark Sheppard u.a. – 1993; 130 Minuten

Inhaltsangabe

Um seinen unpolitischen Sohn Gerry vor Konflikten mit der IRA zu bewahren, schickt Giuseppe Conlon ihn im Juli 1974 zu seiner Schwester Annie Maguire nach London. Nach einem Sprengstoffanschlag auf ein Pub in Guildford am 5. Oktober wird Gerry Conlon unter dem Verdacht festgenommen, der Anführer der Bombenleger zu sein. Obwohl er ein Alibi für die Tatzeit hat, wird er zu lebenslanger Haft verurteilt. Unter den zehn mit ihm verurteilten unschuldigen Personen ist sein kranker Vater ...
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Kritik

"Im Namen des Vaters" – die Verfilmung der Autobiografie "Proved Innocent. The Story of Gerry Conlon of the Guildford Four" –, ist ein Plädoyer gegen Willkür bei polizeilichen Ermittlungen und zugleich ein Vater-Sohn-Drama.
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Als Gerry Conlon (Daniel Day-Lewis) mit seinem Freund Danny (Anthony Brophy) in Belfast Altmetall stiehlt, werden sie von englischen Polizisten irrtümlich für Heckenschützen gehalten und beschossen. Einwohner rotten sich zusammen und bewerfen die gepanzerten Fahrzeuge der Polizei mit Steinen.

Unabsichtlich und ahnungslos lockten die beiden Jugendlichen die Polizei in die Nähe eines Waffendepots der IRA. Zwei Aktivisten der IRA holen sie deshalb aus der Menge und drohen damit, ihnen zur Strafe in die Beine zu schießen. Im letzten Augenblick kann Gerrys Vater Giuseppe Conlon (Pete Postlethwaite) sie davor bewahren.

Damit es nicht noch einmal zu einem Zusammenstoß zwischen der IRA und seinem ältesten Sohn kommt, schickt Giuseppe Conlon ihn zu seiner Schwester Annie Maguire (Britta Smith) nach London. Auf dem Schiff entdeckt Gerry seinen früheren Schulfreund Paul Michael Hill (John Lynch). Am 26. Juli 1974 treffen sie in London ein. Obwohl seine Tante bereits das Bett für ihn hergerichtet hat, zieht Gerry mit Paul bei einer Hippie-Kommune ein, die ein leer stehendes, abbruchreifes Haus besetzt hat.

Nach einem Streit verlassen Gerry Conlon und Paul Hill die Kommune am 5. Oktober 1974 und gehen in einen Park, um dort zu schlafen. Die Parkbank, die sie sich aussuchen, wird allerdings kurz darauf von einem obdachlosen Iren namens Charlie Burke (Joe McPartland) beansprucht. Gutmütig gibt Gerry dem Penner sein letztes Geld, bevor er mit Paul weiterzieht.

In einer Straße stoßen sie auf eine Edelprostituierte, die gerade von ihrem Zuhälter mit dem Auto abgeholt wird. Dass sie auf dem Gehsteig ihren Schlüsselbund verloren hat, merkt sie nicht. Gerry hebt ihn auf und schließt die Haustür auf. Nach einer Weile kommt er mit 700 Pfund aus der Wohnung. Davon kaufen sich die beiden Jugendlichen neue Klamotten, und Gerry kehrt nach Belfast zurück, wo er sich von seinen jüngeren Schwestern Ann und Bridie (Joanna Irvine, Leah McCullagh) bestaunen lässt und seine Eltern Giuseppe und Sarah (Marie Jones) mit dem Geld zu beeindrucken versucht.

Kurz darauf wird Gerry Conlon festgenommen und nach England gebracht.

Aufgrund einer Aussage des Kommunarden, mit dem Gerry und Paul in Streit geraten waren, hält die Polizei von Surrey die beiden sowie die Kommunarden Paddy Armstrong (Mark Sheppard) und Carole Richardson (Beatie Edney) für die IRA-Terroristen, die am 5. Oktober 1974 einen Sprengstoff-Anschläge auf einen von Soldaten frequentierten Pub in Guildford verübten. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, weitere 65 wurden verletzt, einige davon schwer. Inspektor Robert Dixon (Corin Redgrave) steht unter hohem Druck, den Fall aufzuklären. Ein zwei Tage zuvor in Kraft getretenes Antiterrorgesetz ermöglicht es ihm, die Verdächtigen sieben Tage lang festzuhalten, ohne sie einem Richter vorzuführen.

Gerry kann nicht fassen, was ihm die Polizisten vorwerfen. Fast pausenlos drängen sie ihn, den Terroranschlag endlich zuzugeben; sie schlagen ihn, zeigen ihm kurz Paul und werfen ihm das von seinem Freund unterschriebene Geständnis hin. Als der aus Irland stammende Detective Pavis (Gerard McSorley) damit droht, seinen Vater in Belfast zu erschießen, bricht Gerry Conlon zusammen und unterzeichnet ein vorgefertigtes Geständnis, ohne es überhaupt gelesen zu haben.

In der Zwischenzeit hat die Polizei die Wohnung von Annie Maguire observiert. Als Giuseppe Conlon seine Schwester besucht, um mit ihr zusammen seinem Sohn zu helfen, stürmt eine Polizeieinheit das Haus. Annie Maguire und Giuseppe Conlon sowie Annies Ehemann Paddy (Ronan Wilmot) und die Söhne Vincent und Patrick (Maclean Burke, Joe Jeffers) werden verhaftet. Man wirft ihnen vor, die Bomben gebastelt und die Terroristen unterstützt zu haben.

Obwohl die vier Hauptangeklagten – die Guildford Four – ihre Geständnisse widerrufen und vor Gericht behaupten, sie seien tagelang von der Polizei gefoltert worden, kann der Ankläger Michael Hagerty (Daniel Massey) die Geschworenen davon überzeugen, dass es sich um die Bombenleger handelt. Der Vorsitzende Richter (Aiden Grennell) bedauert ausdrücklich, dass er Gerry Conlon, den er für den Anführer des Terroristenkommandos hält, nicht zum Tod verurteilen kann, weil sie nicht wegen Hochverrats gegen die Krone angeklagt wurden. Immerhin verurteilt er die vier Hauptangeklagten zu lebenslanger Haft und ordnet an, dass Gerry Conlon frühestens nach dreißig Jahren entlassen werden darf.

Parallel dazu verurteilt der Richter Annie Maguire zu vierzehn Jahren Gefängnis, Giuseppe Conlon zu zwölf Jahren, Paddy Maguire zu zwölf Jahren, Vincent und Patrick Maguire zu fünf bzw. vier Jahren Haft und zwei weitere Angeklagte ebenfalls zu Freiheitsstrafen.

Gerry und sein Vater müssen sich eine Zelle teilen. Das führt zu Reibereien, denn Gerry hält seinen kränklichen, duldsamen und inbrünstig an Gott glaubenden Vater für einen Schwächling. Erst im Lauf der Zeit beginnt er die innere Stärke seines Vater zu begreifen. Sie kommen sich näher. Außerhalb ihrer Zelle werden sie wie alle anderen Iren von den englischen Mithäftlingen gemobbt.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Nach einiger Zeit werden Gerry und Giuseppe auf einen neuen irischen Mithäftling aufmerksam, auf Joe McAndrew (Don Baker), der wegen mehrerer Sprengstoffanschläge verurteilt wurde. Er gibt zu, auch einer der Bombenleger vom 5. Oktober 1974 zu sein und versichert den Conlons, ein entsprechendes Geständnis abgelegt zu haben. Trotzdem unternimmt die Polizei nichts.

Nach gut zwei Jahren Haft stirbt Giuseppe Conlon.

Noch zu Lebzeiten seines Vaters begann Gerry, ihm bei seinen Bemühungen um eine Revision des Urteils zu helfen und mit der Anwältin Gareth Peirce (Emma Thompson) zusammenzuarbeiten. Nach Giuseppe Conlons Tod erwirkt Gareth Peirce einen Gerichtsbeschluss, der es ihr erlaubt, die von der Polizei über ihn angelegten Akten einzusehen. Als der Hauptarchivar Jenkins (Alan Barry) krank ist und die Anwältin merkt, dass sein Vertreter (Liam O’Callaghan) nicht Bescheid weiß, nutzt sie die Chance und lässt sich statt Giuseppe Conlons Akte die seines Sohnes geben. Dabei stößt sie auf ein Protokoll, an dem ein Zettel mit der Aufschrift „Not to be shown to defence“ hängt. Es handelt sich um die Aussage des Obdachlosen Charlie Burke, der einen Monat nach der Festnahme der „Guildford Four“ bestätigte, Gerry Conlon und Paul Hill zum Zeitpunkt des Anschlags in Guildford in einem Park in London gesehen zu haben. Dieses Alibi verheimlichte die Polizei dem Gericht offenbar ebenso wie das Geständnis des wahren Bombenlegers Joe McAndrew.

Gareth Peirce erreicht, dass der Fall neu aufgerollt wird. Das Berufungsgericht stellt fest, dass Gerry Conlon, Paul Hill, Patrick Armstrong und Carole Richardson unschuldig sind. Die Urteile werden aufgehoben und die „Guildford Four“ auf der Stelle frei gelassen – fünfzehn Jahre nach ihrer Verhaftung. Vor dem Gerichtsgebäude erklärt Gerry Conlon den Journalisten: „Ich war fünfzehn Jahre im Gefängnis für etwas, was ich nicht getan habe. Ich sah, wie mein Vater in einem britischen Gefängnis starb für etwas, was er nicht getan hatte. Und diese Regierung behauptet noch immer, er sei schuldig gewesen. Im Namen meines Vaters werde ich kämpfen, bis auch seine Unschuld und die aller anderen in diesem Fall Verurteilten erwiesen ist.“

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Der Spielfilm „Im Namen des Vaters“ basiert auf der 1990 veröffentlichten Romanautobiografie „Proved Innocent. The Story of Gerry Conlon of the Guildford Four“. Wir erfahren, wie es dazu kam, dass elf Menschen – die „Guildford Four“ und die „Maguire Seven“ – unschuldig zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden für einen Terroranschlag der IRA in Guildford, mit dem sie nichts zu tun hatten. „Im Namen des Vaters“ ist ein eindringliches Plädoyer gegen Willkür und Voreingenommenheit bei polizeilichen Ermittlungen. Vor diesem Hintergrund entwickeln Terry George und Jim Sheridan ein Vater-Sohn-Drama.

Vielleicht hätte man ein paar Nebenfiguren bzw. -handlungen weglassen können – etwa Ronnie Smalls (Frank Harper), den Anführer einer Gruppe englischer Häftlinge, oder den Anschlag auf den Hauptaufseher Baker (John Benfield) –, doch abgesehen von ein paar Längen handelt es sich bei „Im Namen des Vaters“ um ein ergreifendes Drama, das starke Emotionen auslöst.

Terry George und Jim Sheridan haben sich weitgehend an die Fakten bzw. die Vorlage von Gerry Conlon gehalten. Nicht der Wirklichkeit entspricht beispielsweise, dass Gerry und Giuseppe Conlon in derselben Gefängniszelle saßen.

Die Gefängnisszenen wurden im Kilmainham Gaol in Dublin gedreht.

„Im Namen des Vaters“ wurde für sieben „Oscars“ nominiert, ging jedoch am Ende leer aus. Nominiert hatte man Daniel Day-Lewis, Peter Postlethwaite und Emma Thompson, den Film, die Regie, das Drehbuch und den Schnitt.

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Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2009

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Hansjörg Schneiders Alter Ego, der Ich-Erzähler des Romans, kritisiert den Verlust der Naturnähe, den Kapitalismus, "kritiklose Anpasserei" und "akademische Aero-Gelehrsamkeit". "Das Wasserzeichen" ist eine originelle, skurrile und fantasievolle Fabel in einer kongenialen, fein gemeißelten Sprache, die aus dem Roman ein poetisches Kunstwerk macht.
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