Zeruya Shalev : Mann und Frau

Mann und Frau
Originalausgabe: Ba'al we-ischa Jerusalem 2000 Mann und Frau Übersetzung: Mirjam Pressler Berlin Verlag, Berlin 2001 ISBN 3-8270-0397-0, 399 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Eines Morgens kann Udi sich plötzlich nicht mehr bewegen. Die Ärzte halten die Lähmung für psychosomatisch bedingt. Udis Ehefrau Na'ama konsultiert schließlich eine junge israelische Heilerin, die rasch erkennt, dass die Erkrankung familiäre Ursachen hat und auch Na'ama zum Nachdenken darüber bringt, was die Beschwerden ihres Mannes ausgelöst haben könnte ...
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Kritik

In "Mann und Frau", dem zweiten Teil einer Romantrilogie, stellt Zeruya Shalev sensibel, nuanciert und minutiös die krank machende Verklammerung eines Paares dar.
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Eines Morgens, als Na’ama damit beschäftigt ist, ihrer zehnjährigen Tochter Noga Frühstück zu machen und sie in die Schule zu schicken, klagt ihr Ehemann Udi, er spüre seine Beine nicht mehr und könne nicht aufstehen. Die Lähmung schreitet fort. Bald vermag er nur noch die Finger zu bewegen. Bei der Untersuchung im Krankenhaus finden die Ärzte jedoch keine körperliche Ursache für die Lähmung: Offenbar ist sie psychosomatisch bedingt. Nach zwei Tagen scheint wieder alles in Ordnung zu kommen, aber dann sieht Udi plötzlich nichts mehr.

Na’ama konsultiert schließlich eine faszinierende junge israelische Heilerin, die alte tibetische Methoden praktiziert, rasch erkennt, dass Udis Erkrankung familiäre Ursachen hat und auch Na’ama zum Nachdenken darüber bringt, was die Beschwerden ihres Mannes ausgelöst haben könnte.

Die beiden hatten sich bereits als zwölfjährige Kinder ewige Treue versprochen. Während Udi den Lebensunterhalt der Familie als Touristenführer verdient, kümmert Na’ama sich um den Haushalt und die Tochter. Ihr Ideal ist ein ruhiges Familienleben, und sie hätte gern noch ein zweites Kind, obwohl sie schon durch die Erziehung Nogas überfordert ist: Das Mädchen würde seinen Vater am liebsten ganz für sich allein haben, trägt seine T-Shirts und entwickelt sich zu einer Einzelgängerin.

Vor acht Jahren hätte Na’ama sich beinahe in einen charismatischen Maler verliebt, widerstand jedoch der Versuchung. Als Udi durch Zufall von den unerfüllten Sehnsüchten seiner Frau erfuhr, ließ er die damals zweijährige Tochter vom Balkon fallen. Noga überlebte den Sturz wie durch ein Wunder, aber die Ehe ihrer Eltern ist seither zerrüttet. Na’ama quält sich mit Schuldgefühlen wegen der Versuchung, in die sie geraten war. Dass Udi beinahe ihre Tochter getötet hätte, kann sie allerdings auch nicht vergessen. Udi wiederum tyrannisiert Na’ama mit seiner Eifersucht und tut alles, um ihre Gewissensqualen zu verstärken; auch die psychosomatischen Ausfälle sind wohl so zu erklären.

Nach einigen quälenden Wochen fühlt Udi sich wieder gesund – und zieht zu der jungen Heilerin. Damit zerbrechen die Ketten, mit denen er und Na’ama sich seit ihrer Kindheit aneinander gefesselt hatten. Na’ama beginnt eine Affäre mit einem Architekten. Die Katharsis ermöglicht es Udi und Na’ama schließlich, ihre Ehe auf einer gesünderen Basis fortzusetzen.

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Während Zeruya Shalev sich in ihrem Roman „Liebesleben“ mit einer amour fou beschäftigte, untersucht sie in „Mann und Frau“ die krank machende Verklammerung eines Paares. Die Prozesse, die sich aus der gegenseitigen Abhängigkeit, den Schuldgefühlen und -vorwürfen ergeben, werden sensibel, nuanciert und minutiös dargestellt. Obwohl aus der Perspektive Na’amas erzählt wird, bleibt am Ende offen, wer von den beiden Partnern die größere Schuld trägt.

Zeruya Shalev versteht ihre Romane „Liebesleben“, „Mann und Frau“ und „Späte Familie“ als Trilogie.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Zeruya Shalev (kurze Biografie)

Zeruya Shalev: Liebesleben
Zeruya Shalev: Späte Familie
Zeruya Shalev: Schmerz
Zeruya Shalev: Schicksal

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