Antoine de Saint-Exupéry : Der kleine Prinz

Der kleine Prinz
Erstausgabe: New York 1943 Le Petit Prince, Paris 1946 Der kleine Prinz Übersetzung: Grete und Josef Leitgeb Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 1950 Neuübersetzung: Hans Magnus Enzensberger dtv, München 2015
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der Erzähler muss mit seinem Flugzeug mitten in der Sahara notlanden, "tausend Meilen von jeder bewohnten Gegend entfernt". Da begegnet er einem seltsamen Jungen, der ihm verrät, er sei ein Prinz von einem kleinen Stern ...
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Kritik

Mit "Der kleine Prinz" hinterließ Antoine de Saint-Exupéry ein zauberhaftes und wunderbar erzähltes Märchen.
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Der Erzähler muss mit seinem Flugzeug mitten in der Sahara notlanden, „tausend Meilen von jeder bewohnten Gegend entfernt“.

Da begegnet er einem seltsamen Jungen, der ihm verrät, er sei ein Prinz von einem kleinen Stern. Den verließ er, als er an der Liebe seiner Rose zu zweifeln begann. Sie versteckte nämlich ihre Zuneigung hinter widerspenstigen Reden. Dass dies nur aus jungfräulicher Scham und Angst geschah, verstand der kleine Prinz noch nicht.

Auf seiner langen Reise durch den Weltraum traf er zuerst einen König ohne Untertanen, der nur befahl, was ohnehin geschah. Auf dem zweiten Planeten lebte ein Eitler, der ständig bewundert werden wollte. Es folgte ein Säufer, der trank, um zu vergessen, dass er sich schämte, weil er trank. Einen Geschäftsmann, der die Sterne kaufen und besitzen wollte, verstand der kleine Prinz noch weniger als den König, den Eitlen und den Säufer, aber was er auf dem fünften Planeten beobachtete, gefiel ihm: Da zündete ein Mann bei Sonnenuntergang die Laternen an und löschte sie dann wieder in der Morgendämmerung. Aber der Laternenanzünder teilte die Begeisterung seines Besuchers gar nicht, denn sein Planet rotierte immer schneller und er musste immer häufiger nach den Laternen sehen. Der Geograf, den der kleine Prinz dann traf, erschreckte ihn mit der Behauptung, Blumen seien vergänglich und unbedeutend.

Nachdem er auf die Erde gefallen war, lernte er Menschen wie den Händler kennen, der Pillen gegen den Durst verkaufte, weil man durch den Verzicht auf das Trinken 53 Minuten pro Woche sparen konnte. (Erinnert das nicht an „Momo“?) Ein Jahr lang wanderte der kleine Prinz über die Erde. Unterwegs befreundete er sich mit einem Fuchs, der sich von ihm zähmen ließ und ihm zum Abschied ein Geheimnis verriet: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Und obwohl der kleine Prinz auf der Erde viele, viele Rosen sah, versteht er nun, dass seine Rose für ihn einmalig ist und er sich um sie kümmern muss. Um heimkehren zu können, lässt er sich von einer Giftschlange beißen.

Das geschieht, als es dem Erzähler gerade gelungen ist, nach tagelanger Arbeit sein Flugzeug zu reparieren und dem Tod in der Wüste zu entgehen.

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Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944) stammte aus einer alten französischen Adelsfamilie. Als er vier Jahre alt war, starb sein Vater. Seinen Militärdienst absolvierte er Anfang der Zwanzigerjahre in einem Fliegerregiment, und von 1926 bis 1928 arbeitete er als Pilot der „Companie générale aéropostale“ auf der Strecke Toulouse – Casablanca – Dakar. Später war er Direktor der Luftpost von Buenos Aires und Testpilot. 1935 stürzte er über der Wüste von Ägypten ab, aber trotz seiner Verletzungen flog er weiter. Als die Deutschen 1940 Frankreich besetzten, emigrierte er nach New York. Nach der Landung alliierter Truppen in Nordafrika im November 1942 führte er für die Freifranzosen unter Charles de Gaulle militärische Aufklärungsflüge in Westeuropa durch. Von seinem letzten Flug, zu dem er am 31. Juli 1944 von Borgo auf Korsika gestartet war, kehrte er nicht mehr zurück. Das Wrack seiner Maschine (Lightning P 38) entdeckte man im Frühjahr 2000 vor der Küste südöstlich von Marseille. Mitte März 2008 wurde publik, dass Antoine de Saint-Exupéry von dem damaligen deutschen Jagdflieger Horst Rippert in der Nähe von Toulon abgeschossen worden war. „Wenn ich gewusst hätte, dass das Saint-Exupéry war, hätte ich niemals geschossen“, beteuerte der inzwischen achtundachtzigjährige Horst Rippert, der Bruder des Sängers Ivan Rebroff (bürgerlich: Hans Rolf Rippert, 1931 – 2008).

Über die Beziehung von Antoine de Saint-Exupéry und seiner Ehefrau Consuelo berichten Alain Vircondelet und José Martinez Fructuoso in ihrem Bildband mit dem Titel „Antoine et Consuelo de Saint Exupéry. Un amour de légende“ (Verlag Les Arènes, Paris 2005, 182 Seiten).

Mit „Der kleine Prinz“ hinterließ Antoine de Saint-Exupéry ein zauberhaftes und wunderbar erzähltes Märchen. Geschrieben hatte er es im Spätsommer 1942 in Bevin House auf Long Island. 1943 wurde es in englischer und französischer Sprache veröffentlicht. Eine erste deutsche Übertragung von Grete und Josef Leitgeb erschien 1950 im Karl Rauch Verlag. 2009 übersetzte Elisabeth Edl „Der kleine Prinz“ neu. Als die Urheberrechte des Verfassers Antoine de Saint-Exupéry 70 Jahre nach seinem Tod ausliefen, kamen weitere deutsche Neuübersetzungen von Ulrich Bossier (Reclam Verlag, Stuttgart 2015) und Hans Magnus Enzensberger (dtv, München 2015) heraus.

Eine erste deutschsprachige Bühnenfassung des Märchens „Der kleine Prinz“ schrieb der Puppenspieler Rudolf Fischer 1950. Später folgten weitere Adaptionen fürs Theater, beispielsweise 2015 die von Martin Chlupka nach der Neuübersetzung von Hans Magnus Enzensberger.

Hörbuchfassungen wurden u. a. von Will Quadflieg (1959), Ulrich Mühe (1999) und Jan Josef Liefers (2009) gelesen.

„Der kleine Prinz“ wurde auch mehrmals verfilmt, zum Beispiel 1966 von Konrad Wolf.

Originaltitel: Der kleine Prinz – Regie: Konrad Wolf – Drehbuch: Angel Vagenshtain alias Angel Wagenstein nach dem Roman „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry – Kamera: Günter Marczinkowsky – Schnitt: Christa Helwig alias Christa Stritt – Musik: Kiril Tsibulka – Darsteller: Christel Bodenstein, Eberhard Esche, Inge Keller, Klaus Piontek, Anna-Katharina Matschat, Wolfgang Heinz, Horst Schulze, Fred Düren, Jürgen Holtz u.a. – 1966; 75 Minuten

Ein Animationsfilm von Mark Osborne kam 2015 in die Kinos und wurde im Jahr darauf mit einem „César“ ausgezeichnet (Drehbuch: Irena Brignull, Bob Persichetti; Musik: Richard Harvey, Hans Zimmer).

Michael Horwath und Barbara Hass schrieben die 1985 im Theater des Westens in Berlin uraufgeführte Oper „Der kleine Prinz“. Eine weitere, 2003 in Salzburg uraufgeführte Oper gibt es von Nikolaus Schapfl. Basti Bund und Michael Sommer schufen 2014 die Familienoper „Der kleine Prinz“.

Gregor Seyffert & Company führten 2005 am Anhaltischen Theater Dessau das Ballett „Der kleine Prinz“ auf. Die Münchner Choreografin und Tanzpädagogin Ada Ramzews hat 2022 mit der Benedict Manniegel Dance Company und zur Musik von Claude Débussy, Franz Schubert und Eric Satie aus dem Märchen „Der kleine Prinz“ ein modernes Ballett gemacht.

Literatur über „Der kleine Prinz“

  • Eugen Drewermann: Das Eigentliche ist unsichtbar. Der Kleine Prinz tiefenpsychologisch gedeutet (Freiburg im Breisgau 1984)
  • Walburga Freund-Spork: Der kleine Prinz. Le Petit Prince von Antoine de Saint-Exupéry. Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe (Hollfeld 2002)
  • Roswitha Guizetti: Lektüreschlüssel zu Antoine de Saint-Exupéry, Le Petit Prince (Stuttgart 2009)
  • Johannes Thiele: Alles über den Kleinen Prinzen und wie er seinen Weg zu den Herzen der Menschen fand (Düsseldorf 2010)
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002 / 2008 / 2015

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