The War Zone

The War Zone

The War Zone

Originaltitel: The War Zone - Regie: Tim Roth - Drehbuch: Alexander Stuart, nach seinem Roman "The War Zone" - Kamera: Seamus McGarvey - Schnitt: Trevor Waite - Musik: Simon Boswell - Darsteller: Ray Winstone, Lara Belmont, Freddie Cunliffe, Tilda Swinton, Aisling O'Sullivan, Kate Ashfield, Colin Farrell, Annabelle Apsion, Kim Wall, Megan Thorp u.a. - 1998; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Der 15-jährige Tom befürchtet, dass seine drei Jahre ältere Schwester heimlich ein inzestuöses Verhältnis mit dem Vater hat. Jessie leugnet es zwar, aber Tom beobachtet die beiden und wird Zeuge, wie der Vater seine Tochter zum Analverkehr zwingt. Als die Mutter ihr neugeborenes Kind ins Krankenhaus bringt, weil sie Blutspuren an der Vulva des Säuglings bemerkt hat, warnt Tom sie vor dem Vater. Der tut jedoch so, als bilde Tom sich das alles ein ...
mehr erfahren

Kritik

Tim Roth und Alexander Stuart stellen das Leben einer Familie als Kriegsschauplatz dar. "The War Zone" ist ein außergewöhnlich realistisches, drastisches und schockierendes Familiendrama. Entsprechend düster sind die Bilder.
mehr erfahren

Der fünfzehnjährige Tom (Ray Winstone) und seine drei Jahre ältere Schwester Jessie (Lara Belmont) ziehen mit ihren Eltern (Freddie Cunliffe, Tilda Swinton) von London in ein abgelegenes Haus an der Küste in Devon. Auch wenn es nicht regnet, hängen dicke Wolken am Himmel. Kein einziges Mal scheint die Sonne. Tom fühlt sich einsam in der neuen Umgebung. Der Vater verabredet sich telefonisch mit potenziellen Käufern alter Einrichtungsgegenstände. Die Mutter ist schwanger. Als die Fruchtblase platzt, fahren alle vier zusammen mit dem Auto ins Krankenhaus. Plötzlich verliert der Vater die Kontrolle über den Wagen; sie kommen vom Weg ab und überschlagen sich. Bis auf ein paar Schrammen in den Gesichtern von Tom und seiner Mutter bleiben die Insassen unverletzt. Das Baby kommt noch an der Unfallstelle zur Welt. Es ist ein Mädchen, das den Namen Alice (Megan Thorp) erhält.

Während die Mutter mit dem Säugling im Krankenhaus liegt, übernimmt Tom das Einkaufen. Als er mit zwei prall gefüllten Tüten im strömenden Regen nach Hause kommt, brennt im Bad Licht und durchs Fenster sieht er seinen nackten Vater und seine nackte Schwester. Abends stellt er Jessie zur Rede, aber sie beteuert, zwischen ihr und dem Vater sei nichts gewesen: Sie hätten nur nacheinander ein Bad genommen und seien sich dabei an der Tür des Badezimmers begegnet.

Die Mutter kehrt mit Alice nach Hause zurück.

Kurze Zeit später begleitet Tom seine ältere Schwester und deren Freund Nick (Colin Farrell) abends zum Strand. Jessie fordert Tom auf, am Lagerfeuer zu bleiben, während sie mit dem schüchternen Nick für einige Zeit im Dunkel verschwindet. Weil die Geschwister erst am nächsten Morgen heimkommen, müssen sie eine Strafpredigt der besorgten Eltern über sich ergehen lassen.

Dann findet Tom Polaroid-Aufnahmen von seiner nackten Schwester. Er geht in ihr Zimmer und hält sie ihr hin, aber sie behauptet, die Fotos hätten keine Bedeutung.

Tom ermahnt seine Mutter, nicht so viel zu trinken, zumindest nicht, während sie das Baby noch stillt.

Eines Tages schleicht Tom seiner Schwester und dem Vater zu einem Bunker an der Küste nach und beobachtet durch einen Spalt, wie der Vater die auf dem Rücken liegende und bis auf ihren Pullover nackte Jessie auffordert, sich umzudringen. „Ich bin doch kein Junge“, schluchzt Jessie. „Warum machst du es mit mir nicht wie mit Mutter?“ Ihr Vater zwingt sie, sich hinzuknien und nach vorn zu beugen, während er ihr den Pullover bis zum Hals hochschiebt und sie anal nimmt. Tom filmt die beiden, wirft dann aber die Videokamera angewidert ins Meer. „Du treibst es mit Daddy“, klagt er abends in Jessies Zimmer. „Ich habe euch im Bunker gesehen.“ Da entblößt Jessie ihre rechte Brust, verbrennt sich die Haut mit einem Feuerzeug und reicht es dann ihrem Bruder. „Du willst mir wehtun. Nimm das. Dann geht es dir vielleicht besser.“ Zaghaft hält er ihr die Flamme an die Brust und sie stöhnt vor Schmerzen auf.

Als Jessie ein paar Sachen fürs College kaufen will und der Vater geschäftlich in London zu tun hat, fährt Tom mit. Jessie bringt ihren jüngeren Bruder zu ihrer Freundin Carol (Aisling O’Sullivan) und lässt die beiden allein, damit er zum ersten Mal mit einer Frau zusammen sein kann. Carol küsst Tom, zeigt ihm ihre Brüste und entkleidet ihn, aber da kommt Jessie zurück, und die beiden ziehen sich rasch wieder an.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Beim Windelwechseln erschrickt die Mutter über Blutspuren an der Vulva des Säuglings. Die Familie fährt erneut ins Krankenhaus. Während die Mutter bei dem Säugling bleibt, kehren die anderen nach Hause zurück. Am nächsten Tag besucht Tom seine Mutter und warnt sie vor seinem Vater: „Vertrau ihm nie das Baby an!“

Tom ist bereits wieder im Haus, als sein Vater im Krankenhaus anruft. Aber seine Frau weigert sich, mit ihm zu reden, und er will von Tom wissen, was dieser ihr erzählte. Als Tom ihm sagt, er habe ihn mit Jessie im Bunker beobachtet, rastet er aus und tut so, als sei Tom der Schuldige, weil er Unwahrheiten über ihn verbreite. Er droht damit, Tom in ein Heim zu bringen. Selbst als Jessie den erzwungenen Analverkehr bestätigt, hört der Vater nicht auf, sich über seinen Sohn zu beschweren: „Mit deinen falschen Anschuldigungen redest du auch deiner Schwester etwas ein!“ Da sticht Tom mit einem aus der Küche geholten Messer auf seinen Vater ein.

Tom und Jessie laufen zum Bunker. „Und was machen wir jetzt?“, fragt Jessie. Tom wirft die Tür zu …

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Bei seinem Regiedebüt verfilmte Tim Roth (* 1961) den Roman „The War Zone“ von Alexander Stuart, der auch das Drehbuch schrieb.

„The War Zone“ thematisiert das Thema Kindesmissbrauch durch den eigenen Vater. Dabei wird der Schuldige nicht dämonisiert, sondern in der Ambivalenz zwischen seiner Rolle als fürsorglicher Vater und Sexualtäter dargestellt. Alexander Stuart und Tim Roth versuchen nicht, die Motive der Beteiligten in langen Dialogen oder mit psychologischen Theorien zu erklären, sondern sie zeigen ohne große Worte Hassliebe, Macht und Abhängigkeit als zerstörerische Elemente im Leben einer Familie, deren Mitglieder mit ihrer Situation überfordert sind, weil es nur eine furchtbare, zerstörerische Lösung zu geben scheint. „The War Zone“ ist ein außergewöhnlich realistisches, drastisches und schockierendes Familiendrama. Ohne die Hoffnung auf eine Wendung zum Guten aufkommen zu lassen, mit ungebrochener Ernsthaftigkeit und ohne einen Ansatz zur Relativierung zeigen Tim Roth und Alexander Stuart eine Familie als Kriegsschauplatz („War Zone“).

Dem Thema entsprechend sind die Bilder düster. Bei den Innenaufnahmen leuchtet zumeist nur ein einziger Scheinwerfer, und die Filmfiguren tragen auch noch dunkle Kleidung, sodass sie sich vom dunklen Hintergrund kaum abheben. Im Freien gibt es nur kalte, trübe und schmutzige Farben, niemals einen blauen Himmel oder eine grüne Wiese. Für Distanz sorgen außerdem Aufnahmen in extremer Totale, bei denen Menschen fast nur noch als Punkte zu erkennen sind.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Philip Roth - Gegenleben
In seinem Roman "Gegenleben" spielt Philip Roth mit Figuren, Identitäten und Realitätsebenen. Er wechselt die Erzähler, modifiziert die Geschichte von Kapitel zu Kapitel, verschachtelt innere Monologe mit Szenen, Briefen und Tagebuchaufzeichnungen, bis eine der Figuren gegen ihn rebelliert.
Gegenleben