Der Plan

Der Plan

Der Plan

Der Plan – Originaltitel: The Adjustment Bureau – Regie: George Nolfi – Drehbuch: George Nolfi, nach der Kurzgeschichte "Adjustment Team" von Philip K. Dick – Kamera: John Toll – Schnitt: Jay Rabinowitz – Musik: Thomas Newman – Darsteller: Matt Damon, Emily Blunt, Anthony Mackie, Michael Kelly, John Slattery, Terence Stamp u.a. – 2011; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hielt "der Vorsitzende" die Menschheit für reif genug, den freien Willen verantwortungsvoll einzusetzen und stellte die Arbeit des Adjustment Bureau ein. Das führte zu zwei Weltkriegen. Seit der Kubakrise lenkt er die Geschicke der Menschen erneut. Zu seinem Plan gehört es, dass der junge Kongress­abgeordnete David Norris zum US-Präsidenten gewählt wird und die Nach­wuchs­tänzerin Elise Sellas zum weltweit gefeierten Bühnenstar aufsteigt. Als die beiden sich ungeplant verlieben, greift das Adjustment Bureau ein ...
mehr erfahren

Kritik

Bei der Verfilmung einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick übernahm George Nolfi nur die Grundidee. "Der Plan" dreht sich um die Frage nach dem freien Willen, aber für eine ernsthafte Auseinandersetzung damit ist der SF-Mysterythriller zu seicht.
mehr erfahren

David Norris (Matt Damon), der bereits im Alter von 24 Jahren in den US-Kongress gewählt wurde, kandidiert für einen Sitz im Senat des Staates New York und gilt als aussichtsreichster Kandidat – bis eine Zeitung im letzten Augenblick über eine lange zurückliegende Schlägerei des College-Studenten David berichtet und dazu ein kompromittierendes Foto veröffentlicht.

Als er im Waschraum einer Herrentoilette des Hotels Astoria noch einmal die Rede übt, mit der er seine Wahlniederlage eingestehen will, kommt aus einer der Kabinen eine attraktive Frau. Sie heiße Elise (Emily Blunt), habe eine Hochzeit gestört und sich vor dem Sicherheitsdienst versteckt, behauptet sie, bevor sie ihn überraschend küsst. Die Begegnung mit der unkonventionellen Frau inspiriert David dazu, vom Redemanuskript abzuweichen: Er gesteht, nicht authentisch gewesen zu sein. Selbst die Krawatte sei von seinem Wahlkampfmanager Charlie Traynor (Michael Kelly) und dessen Team ausgesucht und auf ihre Wirkung getestet worden. Die offene und ehrliche Rede elektrisiert das Publikum, und David kündigt an, bei der nächsten Gelegenheit erneut anzutreten.

Einen Monat später entdeckt David die Frau aus der Herrentoilette auf dem Weg zum Büro im Bus. Diesmal lässt er sich von Elise die Telefonnummer geben und verspricht, sie anzurufen.

Als er pünktlich in sein Büro kommt, überrascht er unbekannte, graue Anzüge und Hüte tragende Eindringlinge. Er flieht, wird jedoch von einem großen Aufgebot uniformierter Männer verfolgt, überwältigt und betäubt. Als er zu sich kommt, sitzt er auf einem Stuhl in einer riesigen Halle. Richardson (John Slattery), der Chef der Unbekannten, erklärt ihm schließlich, dass es ihre Aufgabe sei, Abweichungen von einem vorgegebenen Plan des Vorsitzenden zu korrigieren. Harry Mitchell (Anthony Mackie), einer von ihnen, sollte ihn auf dem Weg durch den Park zum Bus anrempeln. Dann wäre Kaffee aus seinem Becher geschwappt, er wäre zurückgegangen, um sich umzuziehen, hätte den Bus verpasst, wäre zu spät gekommen und hätte die grauen Männer nicht mehr gesehen. Weil Harry jedoch eingenickt war und ihn im Park zu spät bemerkte, sah David nicht nur Elise wieder, sondern entdeckte darüber hinaus Mitarbeiter des Adjustment Bureau, von dessen Existenz niemand etwas wissen darf. Nachdem Richardson die Karte mit Elises Telefonnummer verbrannt hat, schärft er David ein, dass er über die Begegnung schweigen müsse. Andernfalls habe er mit einem Reset – der Löschung aller Erinnerungen – zu rechnen. Als David aufstehen darf und die Halle durch eine Türe verlässt, befindet er sich wieder in seinem Büro. Verwundert schaut er in den benachbarten Konferenzraum. Da ist keine Halle!

Kurz taucht Harry bei David auf und verabredet sich mit ihm auf einer Fähre. Er erklärt ihm, dass ein Wiedersehen mit Elise nicht zum Plan gehöre. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist ohnehin gering, denn David kennt weder ihren Nachnamen, noch ihre Adresse oder Telefonnummer.

Drei Jahre lang fährt er täglich mit dem Bus, in dem er sie zuletzt sah. Dann sieht er sie vom Bus aus auf dem Gehsteig, lässt den Fahrer anhalten und eilt zu ihr. Sie zeigt sich enttäuscht darüber, dass er sie nicht anrief, und es fällt ihr schwer, zu glauben, dass ihm die Karte mit ihrer Telefonnummer geraubt wurde.

Richardson erhält sofort Meldung über das ungeplante Wiedersehen von David und Elise. Er sorgt dafür, dass Charlie Traynor bei dem Paar auftaucht und David drängt, endlich zum Ort seiner Rede zu kommen, wo das Publikum bereits auf ihn wartet. David kandidiert nämlich erneut für einen Sitz im Senat des Staates New York. Bevor er sich von Elise trennt, verspricht er, nach seinem Auftritt zur Probe der Balletttänzerin zu kommen. Sobald David seine Rede beendet hat, überlässt er die Reporter seinem Wahlkampfmanager und eilt zu der Adresse, die Elise ihm nannte. Dort ist allerdings niemand, denn das Adjustment Bureau veranlasste eine Verlegung der Probe an einen anderen Ort. Richardson und seine Mitarbeiter schalten zwar Telefone ab und hindern Taxis daran, David mitzunehmen, können aber nicht verhindern, dass dieser den Saal findet, in dem das Tanzstudio probt.

Richardson findet heraus, dass David und Elise in früheren Plänen des Vorsitzenden füreinander bestimmt waren. Erst seit 2005 steht im Plan, dass Elise den Choreografen Adrian Troussant (Shane McRae) heiratet, mit dem sie bereits verlobt ist. Warum das so ist, wissen die Mitarbeiter des Planungsbüros auf dieser Hierarchieebene nicht. Weil der Fall Richardson überfordert, wendet er sich an seinen Vorgesetzten, der die Angelegenheit weiter nach oben delegiert.

Thompson (Terence Stamp), der es übernimmt, David und Elise auseinanderzubringen, lässt den Politiker entführen und zeigt sich ihm in einer Halle. Er erklärt ihm, dass der Vorsitzende die Menschheit zunächst bis zum Römischen Reich führte und sie dann dem freien Willen überließ. Im Mittelalter hielt er es ermeut für erforderlich, die Menschen an die Hand zu nehmen. Damit begann die Neuzeit. Am Anfang des 20. Jahrhunderts glaubte der Vorsitzende, dass die Menschen inzwischen gelernt hätten, ihren freien Willen verantwortungsvoll zu gebrauchen. Aber das führte zu zwei Weltkriegen. Deshalb ist das Adjustment Bureau seit der Kubakrise erneut aktiv. Auf die zynische Frage Davids, was es seither zum Besseren getan habe, weist Thompson knapp darauf hin, dass die Menschheit immerhin noch existiere. Dann klärt er David darüber auf, dass er dem Plan zufolge US-Präsident werden soll. Nach der Wahlniederlage vor drei Jahren sorgte das Adjustment Bureau dafür, dass Elise ihn zu einer fulminanten Rede inspirierte, aber damit sollte ihre Rolle in seinem Leben zu Ende sein. Ein Zusammenleben mit ihr würde nicht nur die Karrierepläne für David, sondern auch für sie gefährden. Ohne ihn, so der Plan, würde Elise zu einer weltweit gefeierten Balletttänzerin und Choreografin aufsteigen. Mit ihm würde sie es nur zur Tanzlehrerin von Kindern bringen.

David will jedoch nicht auf seine große Liebe verzichten.

Im nächsten Augenblick stürzt Elise bei einer Probe auf der Bühne. Erst im Krankenhaus stellt sich heraus, dass das Bein nicht gebrochen, sondern nur verstaucht ist. David versteht die Warnung. Um Elise nicht im Weg zu stehen, zieht er sich von ihr zurück und konzentriert sich stattdessen auf seine politische Karriere.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Elf Monate später gilt David bei der Wahl des Präsidentschaftskandidaten als aussichtsreichster Kandidat. Elise ist ebenfalls erfolgreich. Aus der Zeitung erfährt David, dass am nächsten Tag ihre Eheschließung mit Adrian Troussant angesetzt ist. Da besinnt er sich darauf, dass ihm Elise wichtiger ist als seine Karriere. Harry hilft ihm: Er verrät ihm nicht nur, wo die Hochzeit stattfinden soll, sondern auch, welchen Weg er am besten nimmt, damit das Adjustment Bureau möglichst spät etwas von seiner Absicht merkt. Regen ist beispielsweise gut für ihn. Am Ende überlässt Harry David auch noch seinen Hut, denn wer einen der Hüte des Planungsbüros trägt, findet keine Türe verschlossen vor.

Als Thompson gemeldet wird, wohin David unterwegs ist, schickt er alle verfügbaren Mitarbeiter los, um David festzunehmen und besorgt sich die Genehmigung dafür, einen Reset bei ihm durchzuführen.

Bevor Elise und Adrian vom Friedensrichter aufgerufen werden, sucht die Braut den Waschraum des Gerichts auf. Dort findet David sie. Elise ist noch immer empört über die Demütigung, die er ihr nach dem Unfall auf der Bühne zufügte. Er versucht ihr kurz zu erklären, dass er nicht anders konnte, und als die ersten Mitarbeiter des Planungsbüros auftauchen, rennt er mit ihr los. Elise ist verwirrt, als sie durch normalerweise geschlossene Türen von einem Raum in den anderen gelangen und schließlich auf Liberty Island stehen. Bevor David die nächste Tür öffnet, bitte er sie, zu entscheiden, ob sie mitkommen wolle oder nicht. Elise folgt ihm.

Beim nächsten Raum handelt es sich um das zentrale Verwaltungsgebäude des Adjustment Bureau. Von zahlreichen Mitarbeitern gejagt, versucht David, zum Vorsitzenden vorzudringen. Aber das gelingt ihm nicht. Auf der Dachterrasse werden er und Elise von grauen Männern umstellt. Bevor David und Elise ergriffen werden, küssen sie sich zum Abschied. Doch als sie die Augen wieder öffnen, befinden sie sich allein auf dem Dach.

Harry taucht auf und teilt ihnen mit, dass der Vorsitzende den Plan erneut geändert habe: Sie dürfen zusammenbleiben. Möglicherweise habe es sich die ganze Zeit über um einen Test gehandelt, meint Harry.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Als literarische Vorlage für seinen Debütfilm als Regisseur wählte der Drehbuchautor George Nolfi die 1954 von Philip K. Dick veröffentlichte Kurzgeschichte „Adjustment Team“. Allerdings machte er aus dem Immobilienmakler Ed Fletcher den amerikanischen Kongressabgeordneten David Norris und übernahm auch sonst nur die Grundidee des Plots.

Eine Gleichsetzung des „Vorsitzenden“ in „Der Plan“ (bzw. des alten Mannes in der Kurzgeschichte) mit Gott drängt sich auf. Dementsprechend handelt es sich bei den Mitarbeitern des Adjustment Bureau um Engel. Bemerkenswert ist, dass diese Engel bzw. Beamten die Gründe für ihre Aufträge nicht kennen, also nur als Rädchen im Getriebe fungieren. „Der Plan“ setzt voraus, dass der Mensch über einen freien Willen verfügt. George Nolfi ruft dazu auf, sich auf den freien Willen zu besinnen und davon verantwortungsbewusst Gebrauch zu machen. Gott bzw. das Adjustment Bureau lenken das Schicksal der Menschheit nur, solange es erforderlich ist, um deren Selbstzerstörung zu verhindern.

Für eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema freier Wille, Selbst- bzw. Fremdbestimmung ist „Der Plan“ zu seicht. Der SF-Mysterythriller erinnert an „Dark City“ und die „Matrix“-Trilogie, kann aber mit diesen komplexen und intelligenten Filmen nicht mithalten. Stattdessen setzt George Nolfi auf eine Liebesgeschichte – und ein Happy End.

Übrigens soll Sarah Bradford zunächst für die weibliche Hauptrolle vorgesehen gewesen sein. Angeblich lehnte sie ab, weil sie keine Bettszene mit ihrem Stiefbruder Matt Damon drehen wollte. (Sie spielt stattdessen Elises Freundin Laura.)

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014

Rolf Hochhuth - Der Stellvertreter
Rolf Hochhuth geht in "Der Stellvertreter" davon aus, dass der einzelne Mensch sich frei entscheiden kann und muss, auch wenn er Repräsentant ("Stellvertreter") einer Organisation ist. "Der Stellvertreter" ist ein zeitloses Plädoyer gegen Indifferenz.
Der Stellvertreter