Hidden Figures. Unerkannte Heldinnen

Hidden Figures. Unerkannte Heldinnen

Hidden Figures. Unerkannte Heldinnen

Hidden Figures. Unerkannte Heldinnen – Originaltitel: Hidden Figures – Regie: Theodore Melfi – Drehbuch: Allison Schroeder, Theodore Melfi, nach dem Buch " Hidden Figures " von Margot Lee Shetterly – Kamera: Mandy Walker – Schnitt: Peter Teschner – Musik: Benjamin Wallfisch, Pharrell Williams, Hans Zimmer – Darsteller: Taraji P. Henson, Octavia Spencer, Janelle Monáe, Kevin Costner, Kirsten Dunst, Jim Parsons, Mahershala Ali, Aldis Hodge, Glen Powell u.a. – 2016; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Die Mathematikerinnen Mary Jackson, Katherine Goble und Dorothy Vaughan gehören zu den "colored computers", die am Langley Research Center für die NASA arbeiten. Man diskriminiert sie wegen des Geschlechts und der Hautfarbe, aber als ihre Kenntnisse 1961/62 benötigt werden, damit die USA den Rückstand in der Raumfahrt gegenüber der UdSSR aufholen können, nutzen sie ihre Chance – und werden schließlich von den meisten Kolleginnen und Kollegen respektiert ...
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Kritik

"Hidden Figures. Unerkannte Heldinnen" – die Verfilmung eines Buches von Margot Lee Shetterly durch Theodore Melfi – zeigt am Beispiel von drei afro­amerika­nischen Mathe­matike­rinnen die Rassen­diskrimi­nierung, aber auch, wie sich Vorurteile überwinden und Energien bündeln lassen.
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Die drei afroamerikanischen Mathematikerinnen Mary Jackson (Janelle Monáe), Katherine Goble (Taraji P. Henson) und Dorothy Vaughan (Octavia Spencer) fahren Ende der Fünfziger-, Anfang der Sechzigerjahre jeden Tag gemeinsam zum Langley Research Center in Hampton/Virginia, wo sie in der West Area Computing Unit mit anderen Schwarzen zusammen Berechnungen für die NASA durchführen und als „colored computers“ bezeichnet werden.

Dorothy Vaughan vertritt zwar eine seit Monaten wegen Krankheit ausgefallene Vorgesetzte, wird jedoch nicht befördert.

Dass die UdSSR nicht nur im Oktober 1957 den ersten künstlichen Erdsatelliten („Sputnik“) ins All brachte, sondern außerdem im April 1961 mit Juri Gagarin erstmals einen Menschen die Erde umkreisen ließ, empfindet man in den USA als Demütigung. Verbissen wird bei der NASA daran gearbeitet, mit den Sowjets zumindest gleichzuziehen. Am 5. Mai 1961 wagt es Alan Shepard (Dane Davenport), sich mit einer Rakete 187 Kilometer hoch schießen zu lassen (Mission Mercury-Redstone 3). Nach einem viertelstündigen suborbitalen, ballistischen Flug landet er mit der Raumkapsel „Freedom 7“ im Atlantik.

Am 25. Mai 1961 gibt US-Präsident John F. Kennedy der Nation das Ziel vor, innerhalb von zehn Jahren eine bemannte Mission zum Mond zu unternehmen.

Als Mary Jackson in die Abteilung der NASA „ausgeliehen“ wird, in der die Raumkapsel für bemannte Weltraumflüge weiter entwickelt wird, fällt einem Kollegen auf, dass die Frau, die Physik und Mathematik studierte, wie ein Ingenieur denkt. Deshalb rät er ihr, sich um eine entsprechende Stelle zu bewerben. Dafür ist allerdings eine Zusatzausbildung erforderlich – und um diese zu erwerben, müsste Mary weiß sein, denn es gibt in Virginia keine für Farbige zugängige Hochschule, die entsprechende Kurse anbietet.

Weil es der von Al Harrison (Kevin Costner) geleiteten Space Task Group der NASA an Mathematikern mangelt, wird Katherine Goble an die Abteilung „ausgeliehen“, in der außer ihr nur Weiße und fast nur Männer arbeiten. In dem Gebäudekomplex gibt es keine Toilette, die von Farbigen benutzt werden darf. Deshalb muss Katherine bei jedem Wetter über das Gelände laufen, um sich zu erleichtern. Den Weißen gefällt es nicht, dass eine Schwarze unter ihnen ist. Vor allem Paul Stafford (Jim Parsons) macht es ihr schwer. Beispielsweise schwärzt er wegen angeblicher Geheimhaltungsvorschriften möglichst viele Daten in den von Katherine zu bearbeitenden Mappen. Indem sie das Papier jedoch gegen das Licht hält, kann sie einiges lesen – und gerät sogleich in den Verdacht, eine sowjetische Spionin zu sein. Anders als Paul Stafford erkennt Al Harrison die Genialität der Mathematikerin, und dass sie nicht nur farbig, sondern auch noch eine Frau ist, interessiert ihn nicht weiter. Eigenhändig reißt er ein Schild an der Damentoilette ab, das diese bisher für Weiße reserviert hat.

Bei der Vorbereitung des Raketenstarts von John Glenn (Glen Powell), der als erster Amerikaner in eine Umlaufbahn geschossen werden soll, kommt es besonders auf den Augenblick des Wiedereintritts in die Atmosphäre an. Wäre der Winkel der Flugbahn zu steil, würde die Raumkapsel mit dem Astronauten verglühen, und bei einem zu flachen Winkel schösse sie unkontrollierbar zurück ins All. Katherine Goble löst das Problem. Aber immer wieder sind ihre Berechnungen bereits obsolet, wenn sie fertig ist, denn die Planung ändert sich ständig. Vergeblich versucht Katherine, Paul Stafford zu überreden, sie zu den Briefings mitzunehmen. Al Harrison begreift schließlich, dass Katherine Gobles Anwesenheit bei den Besprechungen hilfreich wäre, und er nimmt sie kurzerhand mit. Mit ihren klugen Ausführungen beeindruckt sie nicht zuletzt den Astronauten John Glenn.

Inzwischen wird ein IBM-Großrechner im Research Center aufgebaut. Um größere Teile in den vorgesehenen Raum bringen zu können, lässt Al Harrison eine zu enge Türe mit dem Vorschlaghammer erweitern. Die Maschine soll die menschlichen „Computer“ ersetzen und bei John Glenns Mission eingesetzt werden. Aber die Experten kriegen den IBM-Rechner nicht ans Laufen.

Dorothy Vaughan, die befürchtet, dass der Großrechner sie und ihre Mit­arbeite­rinnen arbeitslos machen wird, sucht die öffentliche Bücherei auf, um sich ein Buch über die Programmiersprache Fortran auszuleihen. Das steht in einem Bereich, der Weißen vorbehalten ist, und eine Bibliothekarin (Rhoda Griffis) fordert Dorothy sogleich auf, ihn zu verlassen. Aber es gelingt ihr, das gewünschte Fachbuch unbemerkt mitzunehmen. Heimlich studiert sie auch die von IBM mit der Maschine gelieferten Handbücher. Auf der Grundlage dieses Wissens korrigiert sie einen falschen Anschluss und bringt den Rechner ans Laufen – in dem Augenblick, in dem man sie in dem Computer-Raum entdeckt. Zunächst halten die Männer sie für eine Saboteurin, aber als sie feststellen, dass der Großrechner erstmals funktioniert, staunen sie.


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Um weiter auf Dorothy Vaughans herausragende Kenntnisse zugreifen zu können, wird sie zum Supervisor ernannt. Sie erklärt ihrer weißen Vorgesetzten Vivian Mitchell (Kirsten Dunst) allerdings, dass sie die Beförderung nur akzeptiere, wenn auch die anderen afroamerikanischen „Computer“ in die neue Abteilung übernommen würden. Notgedrungen erfüllt man ihre Bedingung. Dorothy und ihre Kolleginnen sind nun zuständig für die Eingabe der Daten in den IBM-Großrechner. Vivian Mitchell spricht die Afroamerikanerin von da an respektvoll mit „Mrs Vaughan“ an, statt sie beim Vornamen zu nennen.

Durch den Einsatz der IBM-Maschine gibt es für Katherine Goble in der Abteilung Space Task Group keine Verwendung mehr. Al Harrison teilt es ihr mit und beteuert, dass er ihr Ausscheiden bedaure.

Die Witwe Katherine Goble zieht ihre drei kleinen Töchter mit Unterstützung ihrer Mutter auf. Weil sie sich in der Space Task Group einmal über ihre Arbeits­bedingungen beschwerte und darauf hinwies, dass sie sich die zur Dienstkleidung erlaubte „schlichte Perlenkette“ nicht leisten könne, schenken ihr die Kollegen zum Abschied eine.

Der Korea-Kriegsveteran Lieutenant Colonel James („Jim“) Johnson (Mahershala Ali) umwirbt Katharine. Bei der ersten Begegnung verärgerte er sie, weil er sich darüber wunderte, dass die NASA einer Frau wichtige Berechnungen anvertraut. Im Lauf der Zeit gelingt es ihm dennoch, sie für sich zu gewinnen. Zur Freude ihrer Mutter und der Kinder nimmt Katherine seinen Heiratsantrag an und lässt sich mit ihm trauen.

Mary Jackson findet sich nicht damit ab, dass ihr der Aufstieg zur NASA-Ingenieurin nur wegen ihrer Hautfarbe verwehrt bleiben soll. Ihr Ehemann Levi (Aldis Hodge) versucht vergeblich, sie davon abzuhalten, gegen die Einschränkungen anzurennen, denn er hält ihre Bemühungen für aussichtslose Wunschträume und will ihr die erwartete Enttäuschung ersparen. Mary klagt vor Gericht und erreicht schließlich, dass ein Richter (Frank Hoyt Taylor) ihr die Teilnahme an Abendkursen einer eigentlich Weißen vorbehaltenen Hochschule ermöglicht.

Während John Glenn am 20. Februar 1962 in der Cape Canaveral Air Force Station in Florida bereits auf dem Weg zur startklaren Atlas-Rakete ist und die Medien groß darüber berichten, liefert der IBM-Rechner widersprüchliche Daten über die Flugbahn. Der Astronaut besteht darauf, die Kalkulationen von Katherine Gobles überprüfen zu lassen. Sie wird rasch gesucht. Nachdem sie die Zahlen unter großem Zeitdruck nachgerechnet hat, eilt sie damit zum Kontrollzentrum. Dort nimmt ihr jemand die Mappe ab und knallt ihr die Tür vor der Nase zu. Kurz darauf kommt Al Harrison heraus und nimmt sie mit hinein, damit sie John Glenns Flug im Kontrollzentrum miterleben kann.

Nach drei Erdumrundungen warnt ein Signal davor, dass sich beim Wiedereintritt in die Atmosphäre möglicherweise Teile des Hitzeschildes der Mercury-Raumkapsel lösen könnten. John Glenn sieht Feuer durchs Fenster, und der Funkkontakt reißt ab. Man befürchtet das Schlimmste, aber am Ende landet der Astronaut wohlbehalten in der Karibik.

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Der Film „Hidden Figures. Unerkannte Heldinnen“ von Theodore Melfi basiert auf dem 2016 veröffentlichten Buch „Hidden Figures. The American Dream and the Untold Story of the Black Women Mathematicians Who Helped Win the Space Race“ von Margot Lee Shetterly („Hidden Figures. Unerkannte Heldinnen“, Übersetzung: Michael Windgassen, 2017).

Am Beispiel der drei Mathematikerinnen Mary Jackson, Katherine Goble und Dorothy Vaughan veranschaulicht Theodore Melfi in „Hidden Figures. Unerkannte Heldinnen“ die Diskriminierung von Afroamerikanerinnen zu Beginn der Sechzigerjahre, aber auch, wie Vorurteile überwunden werden können. Der ermutigende, inspirierende Film dreht sich nicht nur um Rassismus bzw. Bürgerrechte, sondern zeigt zugleich, wie durch ein nationales Ziel Energien gebündelt werden können.

Wenn man nicht wüsste, dass „Hidden Figures. Unerkannte Heldinnen“ auf Tatsachen basiert, würde man die Geschichte für eine in Hollywood erdachte heiter-unterhaltsame Feel-Good-Story halten. Theodore Melfi evoziert mit eingeblendetem Archivmaterial Authentizität und setzt ebenso auf eine Emotionalisierung.

Diese Geschichte ist es wert, erzählt zu werden. Man kann sich andere Formen vorstellen, deutlich weniger Zuckerguss über den häuslichen Szenen, einen aggressiveren Zugriff auf die Zumutungen, denen die Figuren ausgesetzt sind, und auch die Botschaft, wer mit überragender Klugheit ausgestattet, immer bestens vorbereitet und in der Lage sei, seine Wut über tägliche Beschämungen und Diskriminierungen herunterzuschlucken, werde es als Farbiger auch in einer rassistisch organisierten Gesellschaft schaffen, ist natürlich eine Lüge. Denn eine durchaus einzigartige Geschichte wie jene der „Hidden Figures“, um die es hier geht, ist ja genau dies: einzigartig, also nicht verallgemeinerbar. (Verena Lueken, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. Februar 2017)

Die im März 2016 begonnenen Dreharbeiten fanden unter anderem auf dem Campus des Morehouse College in Atlanta/Georgia statt.

Theodore Melfi besetzte die Rolle der Mary Jackson mit der Soul- und Funk-Sängerin, Tänzerin und Songwriterin Janelle Monáe. „Hidden Figures. Unerkannte Heldinnen“ ist nach „Moonlight“ (2016; Regie: Barry Jenkins) der zweite Film, in dem sie zu sehen ist.

Deutsche Synchronstimmen in „Hidden Figures. Unerkannte Heldinnen“: Sandra Schwittau (Katherine Goble), Martina Treger (Dorothy Vaughan), Anne Helm (Mary Jackson), Frank Glaubrecht (Al Harrison), Gerrit Schmidt-Foß (Paul Stafford / Jim Johnson), Marie Bierstedt (Vivian Mitchell) u. a.

„Hidden Figures. Unerkannte Heldinnen“ wurde für drei „Oscars“ nominiert, und zwar in den Kategorien Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Nebendarstellerin (Octavia Spencer).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2017

Theodore Melfi: St. Vincent

Eva García Sáenz - Die Stille des Todes
Eva García Sáenz lässt in ihrem Thriller "Die Stille des Todes" den Ermittler Unai López de Ayala als Ich-Erzähler auftreten. Die Handlung spielt 1969 bis 1971, 1989/90 und 2016 im Baskenland. Der dort geborenen Autorin kommt es auf Suspense und Lokalkolorit an. Die Charaktere sind ihr weniger wichtig.
Die Stille des Todes