Der letzte König von Schottland

Der letzte König von Schottland

Der letzte König von Schottland

Der letzte König von Schottland. In den Fängen der Macht – Originaltitel: The Last King of Scotland – Regie: Kevin Macdonald – Drehbuch: Peter Morgan, Jeremy Brock, nach dem Roman "Der letzte König von Schottland" von Giles Foden – Kamera: Anthony Dod Mantle – Schnitt: Justine Wright – Musik: Alex Heffes – Darsteller: Forest Whitaker, James McAvoy, Kerry Washington, Gillian Anderson, Simon McBurney, David Oyelowo, Stephen Rwangyezi, Abby Mukiibi Nkaaga, Adam Kotz u.a. – 2006; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Der Schotte Nicholas Garrigan geht 1971 als frischgebackener Arzt nach Uganda. Staatspräsident Idi Amin wird durch Zufall auf ihn aufmerksam und macht ihn zu seinem Leibarzt. Zunächst versucht Nicholas, die Augen vor den Schattenseiten des Regimes zu verschließen, aber das wird im Lauf der Jahre immer schwieriger. 1976 beschließt er, Uganda zu verlassen. Das erlaubt Idi Amin nicht ...
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Kritik

Sehenswert ist der packende Politthriller "Der letzte König von Schottland" – die Verfilmung eines Romans von Giles Foden – v.a. wegen der herausragenden schauspielerischen Leistung von Forest Whitaker.
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Nicholas Garrigan (James McAvoy), der Sohn eines praktischen Arztes in Schottland (David Ashton) und dessen Ehefrau (Barbara Rafferty), schließt 1970 sein Medizinstudium ab. Um dem altmodischen Elternhaus zu entkommen, reist er 1971 nach Uganda. Dort erfährt er, dass soeben Präsident Milton Obote durch einen Staatsstreich seines Generalstabschefs Idi Amin gestürzt wurde. Für Politik interessiert Nicholas sich jedoch nicht besonders. In einem Dorf beginnt er als Assistent des Missionsarztes Dr. Merrit (Adam Kotz) zu arbeiten. Sarah Merrit (Gillian Anderson) fühlt sich von ihrem Ehemann zu wenig beachtet und gerät deshalb in Versuchung, auf das Werben des abenteuerlustigen Schotten einzugehen, aber sie scheut vor einem Seitensprung zurück.

Auf seiner Reise durchs Land kommt Idi Amin (Forest Whitaker) auch in das Dorf, in dem Nicholas sich aufhält. Bei der Weiterfahrt prallt sein Auto gegen eine Kuh. Nicholas verbindet die verstauchte Hand des Staatspräsidenten, und weil keiner der Umstehenden die verletzte Kuh von ihrem Leiden erlöst, zieht Nicholas kurzerhand die Pistole aus Idi Amins Halfter und gibt dem Tier den Gnadenschuss. Diese beherzte Handlung beeindruckt Idi Amin so, dass er Nicholas an einem der nächsten Tage von seinem Gesundheitsminister Jonah Wasswa (Stephen Rwangyezi) nach Kampala holen lässt und ihm das Amt des Leibarztes anbietet. Dass Nicholas nicht freudig zusagt, sondern erklärt, er wolle die Missionsstation nicht im Stich lassen, kann der Staatspräsident kaum fassen. Er ist Widerspruch nicht gewohnt, doch als er zu der Überzeugung gelangt, Nicholas habe eine Affäre mit der Ehefrau des Missionsarztes und wolle deshalb in dem Dorf bleiben, schlägt sein aufkommenden Grimm in kumpelhaften Beifall um. Unter dem Vorwand, man könne Nicholas erst am nächsten Tag zurückbringen, lädt Idi Amin ihn für den Abend zu einem Staatsempfang ein und sorgt dafür, dass ihm noch rechtzeitig ein dunkler Anzug geschneidert wird.

In der Nacht lässt Idi Amin den Arzt rufen und klagt über Leibschmerzen. Nicholas erkennt rasch, dass es sich um harmlose Blähungen handelt und verschafft dem Präsidenten Linderung.

Beeindruckt von der charismatischen Persönlichkeit des Staatschefs und von dem Reichtum, über den dieser verfügt, ändert Nicholas seine Meinung und nimmt Idi Amins Angebot am nächsten Morgen an. Er bleibt in Kampala und löst Dr. Thomas Junju (David Oyelowo) als Leibarzt des Präsidenten ab.

Nicholas fühlt sich geschmeichelt, als Idi Amin ihn wie einen Freund behandelt, sich auch in politischen Fragen von ihm beraten lässt und ihm ein silbergraues Mercedes-Cabrio schenkt. Während der ersten gemeinsamen Fahrt in dem Auto werden sie von Obote-Anhängern angegriffen und entgehen dem Anschlag nur knapp. Die Attentäter werden gefasst, und Nicholas sieht, wie sie brutal misshandelt werden. Idi Amin stellt einen Mann namens Masanga (Abby Mukiibi Nkaaga) als Sicherheitschef ein und engagiert außerdem ein Double.

Nachdem Nicholas zufällig beobachtete, wie der Gesundheitsminister in einem Hotel mit einem unbekannten Weißen sprach, berichtet er darüber Idi Amin. Kurz darauf verschwindet Jonah Wasswa spurlos – wie so viele andere Männer, die bei Idi Amin in Ungnade fielen. Der englische Diplomat Stone (Simon McBurney) behauptet später, bei der Unterredung zwischen dem Gesundheitsminister und einem weißen Südafrikaner sei es um den Ankauf von Penicillin für die ugandische Bevölkerung gegangen.

Als Angehöriger der Clique um den Staatspräsidenten, die wilde Partys feiert, während ein Großteil der Bevölkerung hungert und Kritiker des Regimes ermordert werden, fühlt Nicholas sich allmählich nicht mehr wohl. Zunächst versucht er, die Augen vor den Schattenseiten zu verschließen, aber das wird im Lauf der Jahre immer schwieriger. Er beschließt, Uganda zu verlassen. Doch bevor es dazu kommt, raubt man ihm seinen britischen Pass. Verzweifelt wendet er sich an Stone. Der verlangt als Vorleistung für seine Hilfe, dass Nicholas den Diktator vergiftet.

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Kay (Kerry Washington), eine der Ehefrauen Idi Amins, die in Ungnade fiel, weil sie einen epileptischen Sohn gebar, ist inzwischen Nicholas heimliche Geliebte. Als sie schwanger wird, will sie eine Abtreibung, damit ihr Mann nichts davon merkt. Andernfalls würde er sie umbringen. Damit Kay die Abtreibung nicht in einem der Dörfer machen lässt, verspricht Nicholas ihr, den Eingriff selbst vorzunehmen, doch zur verabredeten Zeit verlangt Idi Amin von ihm, bei einer Pressekonferenz anwesend zu sein. Er weiß längst von der Affäre und lässt seine schwangere Nebenfrau im Juni 1976 ermorden.

Daraufhin versucht Nicholas, Idi Amin während einer gemeinsamen Autofahrt mit präparierten Kopfschmerztabeletten zu vergiften. Bevor er dem Staatspräsidenten Tabletten geben kann, wird dieser über die Landung einer von Terroristen der Volksfront zur Befreiung Palästinas entführten Maschine der Air France in Entebbe informiert, und sie fahren sofort zum Flughafen.

Weil die vermeintlichen Kopfschmerztabletten Masangas Argwohn erregen, steckt er einem afrikanischen Jungen eine davon in den Mund. Nicholas springt hin und bringt den Jungen dazu, die Tablette auszuspucken. Da sieht der Sicherheitschef seinen Verdacht bestätigt, dass der Schotte den Staatspräsidenten töten wollte.

Idi Amin befiehlt, den Verräter zu Tode zu foltern. Dr. Junju sorgt jedoch unter Einsatz seines eigenen Lebens dafür, dass der Schwerverletzte sich unter die nicht jüdischen Geiseln mischen kann, die die Flugzeugentführer inzwischen freiließen und die nun ausgeflogen werden. Der ugandische Arzt will, dass sein schottischer Kollege der Weltöffentlichkeit von der Bestialität des Regimes in Uganda berichtet.

Sobald Masanga merkt, was geschehen ist, erschießt er Junju, aber das Flugzeug kann er nicht aufhalten.

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In seinem Debütfilm „Der letzte König von Schottland“ zeigt Kevin Macdonald, wie ein naiver Schotte zu Beginn der Herrschaft von Idi Amin nach Uganda kommt und sich von der charismatischen Persönlichkeit des Staatschefs blenden lässt. Im Lauf der Jahre fällt es ihm immer schwerer, die Augen vor den Gräueltaten des Despoten zu verschließen, und am Ende fällt er ihm beinahe selbst zum Opfer. Die Figur des schottischen Arztes Nicholas Garrigan ist ebenso frei erfunden wie die Handlung, aber die Geschichte rankt sich um Eckdaten der Geschichte Ugandas. Der packende Politthriller basiert auf dem 1998 von Giles Foden (* 1967) veröffentlichten Bestseller „The Last King von Scotland“ – „Der letzte König von Schottland“ (Übersetzung: Ulrich Blumenbach, Aufbau-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-351-02916-0).

Der Titel des Romans bzw. Films geht darauf zurück, dass Idi Amin sich als „His Excellency President for Life Field Marshal Al Hadji Dr. Idi Amin, VC, DSO, MC, King of Scotland Lord of All the Beasts of the Earth and Fishes of the Sea and Conqueror of the British Empire in Africa in General and Uganda in Particular“ bezeichnete.

Sehenswert ist „Der letzte König von Schottland“ vor allem wegen der herausragenden schauspielerischen Leistung von Forest Whitaker, der dafür zu Recht mit einem „Oscar“ ausgezeichnet wurde. Die Filmfigur sieht dem wahren Idi Amin nicht nur verblüffend ähnlich, sondern Forest Whitaker ist es auch gelungen, einen facettenreichen, widersprüchlichen Charakter zu schaffen. Auf überzeugende Weise gibt er sich mal kumpelhaft, herzhaft lachend und jungenhaft, aber auch bauernschlau, charismatisch und aufbrausend. Immer wieder ist die latente Bestialität des Despoten zu spüren, der kein „Nein“ duldet und Personen, die bei ihm in Ungnade gefallen sind, rücksichtslos ermorden lässt.

Als Synchronsprecher für die Figur Idi Amin in „Der letzte König von Schottland“ erhielt Tobias Meister den „Deutschen Preis für Synchron“, den sogenannten „Synchron-Oscar“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010

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