Erich Kästner : Emil und die Detektive

Emil und die Detektive
Emil und die Detektive Illustrationen: Walter Trier Originalausgabe: Williams & Co. Verlag, Berlin 1929 167. Auflage: Dressler Verlag, Hamburg 2017 ISBN: 978-3-7915-3012-3, 171 Seiten Atrium Verlag, Zürich 2018 ISBN 978-3-85535-603-4, 176 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Zu Beginn der Sommerferien darf Emil, der Sohn einer verwitweten Frisörin in Neustadt, erstmals allein mit dem Zug zu Verwandten nach Berlin fahren. Während der Reise wird ihm das Geld gestohlen, das die Mutter ihm mitgab. Er verfolgt den Dieb in Berlin. Während er ihn in einem Café beobachtet, lernt er einen Berliner Jungen namens Gustav kennen, der seine Freunde zusammenruft, um Emil zu helfen. Sie lassen den Dieb nicht mehr aus den Augen und warten auf eine Gelegenheit, ihm das gestohlene Geld abzunehmen ...
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Kritik

"Emil und die Detektive" unter­scheidet sich durch die realistische Handlung grundlegend von den bis dahin gewohnten märchenhaften Kinderbüchern. Erich Kästner verbindet die Abenteuer­geschichte mit Humor und Milieu­schilderungen. Einige Passagen sind auch beleh­rend.
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Die Geschichte fängt noch gar nicht an

Eigentlich wollte der Buchautor mit einem Südseeroman beginnen, aber jemand (der Oberkellner Nietenführ) rät ihm, nur über Dinge zu schreiben, die er kennt und gesehen hat. Obwohl er diese Meinung nicht teilt, ändert er seinen Plan und verfasst den folgenden Roman, der in den Zwanzigerjahren in Neustadt und Berlin spielt.

1. Kapitel: Emil hilft Köpfe waschen

Emil Tischbein lebt mit seiner verwitweten Mutter in Neustadt. Der Vater starb, als er fünf Jahre alt war. Inzwischen ist Emil fünf oder sechs Jahre älter, besucht die Realschule und ist Klassenbester, ohne als Streber zu gelten. Weil Frau Tischbein als Frisörin zwar viel arbeitet, aber wenig verdient, müssen sie und ihr Sohn sich einschränken. Emil hilft ihr, wo er kann.

Zu Beginn der Sommerferien darf Emil erstmals allein zu Verwandten nach Berlin fahren, während seine Mutter in Neustadt weiter­arbeiten muss, um das Geld für den Lebens­unterhalt zu verdienen. In Berlin lebt ihre Schwester Martha Heimbold mit ihrem Mann Robert, der Tochter mit dem Spitznamen Pony Hütchen und deren Großmutter. Frau Tischbein gibt Emil ein Kuvert mit 120 Mark zur Unterstützung ihrer Mutter und dazu noch 20 Mark Taschengeld für ihn mit. Das Geld hat sie sich vom Mund abgespart.

2. Kapitel: Wachtmeister Jeschke bleibt stumm

Frau Tischbein bringt ihren Sohn zum Bahnhof und ermahnt ihn, gut auf die Geldscheine aufzupassen.

Als sie dem Wachtmeister Jeschke begegnen, befürchtet Emil, dass aus seiner Reise nach Berlin nichts wird, weil er mit ein paar anderen Schülern zusammen am Denkmal des Großherzogs Karl Schabernack trieb, indem sie ihm einen Hut aufsetzten und einen Bart anmalten. Sie rannten zwar vor dem Wachtmeister Jeschke davon, aber er könnte Emil erkannt haben. Zum Glück wünscht er Emil nur eine gute Reise.

3. Kapitel: Die Reise nach Berlin kann losgehen

Im Zugabteil sitzen neben Emil ein Herr mit steifem Hut, ein heftig schnaufender Mann und zwei Frauen. Während der Fahrt nimmt Emil von dem Herrn mit dem steifen Hut, der sich mit dem Namen Grundeis vorstellt, ein Stück Schokolade an.

Nachdem an einem großen Bahnhof viele Reisende ausgestiegen sind, bleiben Emil und Herr Grundeis allein im Abteil zurück. Weil Emil dem Mann misstraut, durchsticht er die drei Geldscheine – ein Hunderter und zwei Zwanziger – während eines Toilettengangs mit einer Nadel und befestigt sie im Inneren des Jacketts.

Als er zurückkommt, scheint Herr Grundeis zu schlafen. Obwohl Emil sich vornimmt, wach zu bleiben, nickt er ebenfalls ein.

4. Kapitel: Ein Traum, in dem viel gerannt wird

Emil hat einen seltsamen Traum.

5. Kapitel: Emil steigt an der falschen Station aus

Als Emil aufwacht, sitzt Herr Grundeis nicht mehr im Abteil – und das Kuvert mit den 140 Mark ist ebenfalls weg.

Soll er sich Hilfe suchend an den Schaffner wenden? Nein, der würde die Polizei einschalten, und dann müsste Emil wegen des Denkmals in Neustadt Schlimmes befürchten.

Der Zug hält. Sie sind bereits in Berlin. Der Bahnhof heißt Zoologischer Garten. Emil schaut aus dem Fester und entdeckt den Mann mit dem steifen Hut. Er springt mit seinem Koffer und den Blumen für die Großmutter aus dem Zug und rennt dem Dieb nach.

6. Kapitel: Straßenbahnlinie 177

Als der Mann in eine Straßenbahn der Linie 177 steigt, folgt Emil ihm, obwohl er wegen des Diebstahls kein Geld mehr für einen Fahrschein hat. Ein freundlicher Herr bezahlt schließlich für ihn.

7. Kapitel: Große Aufregung in der Schumannstraße

Emils Großmutter und seine Cousine Pony Hütchen warten vergeblich am Bahnhof Friedrichstraße auf ihn. Besorgt kehren sie nach Hause zurück.

8. Kapitel: Der Junge mit der Hupe taucht auf

Der Dieb steigt aus und nimmt in einem Café Platz.

Während Emil ihn nicht aus den Augen lässt, spricht ihn ein Berliner Junge an. Der heißt Gustav und hat stets eine Hupe bei sich. Emil erzählt ihm, was passiert ist, und Gustav folgt seiner Bitte, ein paar Freunde zur Unterstützung herbeizuholen.

Nachdem er mit zwei Dutzend „Detektiven“ zurückgekommen ist, deponiert er erst einmal Emils Koffer und die Blumen am Büfett des Cafés.

9. Kapitel: Die Detektive versammeln sich

Die Jungen legen ihr Geld zusammen und verteilen Aufgaben. Der Kleine Dienstag soll beispielsweise als Kommunikationszentrale fungieren und zu Hause am Telefon sitzen, und Bleuer überbringt einen kurzen Brief Emils an seine Verwandten, in dem er ihnen mitteilt, dass er noch etwas zu erledigen habe.

10. Kapitel: Eine Autodroschke wird verfolgt

Als der Dieb das Café verlässt und ein Taxi nimmt, springen Emil, Gustav und zwei weitere Jungen in einen anderen Wagen und fordern den Fahrer auf, das Auto mit dem Dieb zu verfolgen.

Die Fahrt endet vor dem Hotel Kreid am Nollendorfplatz. Dort nimmt der Mann ein Zimmer.

Bleuer kommt mit Pony Hütchen zurück. Als Mädchen muss sie allerdings gleich wieder nach Hause, denn sonst würden sich die Eltern Sorgen machen.

11. Kapitel: Ein Spion schleicht ins Hotel

Emil schlägt vor, einen Liftboy über den neuen Gast auszufragen. Weil der Dieb sein Gesicht kennt und er es deshalb nicht selbst tun kann, übernimmt Gustav die Aufgabe.

12. Kapitel: Ein grüner Liftboy entpuppt sich

Gustav berichtet einem Liftboy von dem Dieb und den Detektiven. Daraufhin erhält er eine Uniform, um sich als Liftboy zu tarnen.

Als der Dieb aus Zimmer 61 kommt, hält er Gustav für einen Hotelangestellten und trägt ihm auf, dem Portier mitzuteilen, dass er am nächsten Morgen um 8 Uhr geweckt werden wolle.

Die Detektive brauchen also nicht die ganze Nacht zu wachen. Gustav und Emil dürfen sogar in einer leer stehenden Hausdienerstube im Hotel schlafen.

13. Kapitel: Herr Grundeis kriegt eine Ehrengarde

Als der Dieb am nächsten Morgen das Hotel verlässt, wundert er sich über etwa hundert Kinder, die vor, neben und hinter ihm herlaufen. Wenn er stärker ausschreitet, werden sie ebenfalls schneller, und als er umkehrt, tun sie es auch.

Zuflucht sucht der Mann in einer Bank. Gustav und ein Detektiv mit dem Spitznamen „Professor“ stellen sich am Schalter neben ihn, und als er dort einen Hunderter und zwei Zwanziger in zwei Fünfziger und Münzen umtauschen möchte, rufen die Jungen, das Geld sei gestohlen. Gustav hupt, und Emil kommt mit einigen weiteren Kindern herein. Emil erklärt, der Mann habe ihm einen Hunderter und zwei Zwanziger während einer Zugfahrt von Neustadt nach Berlin am Vortag gestohlen. Der Beschuldigte beteuert, er halte sich bereits seit einer Woche in Berlin auf, und wie soll Emil nun das Gegenteil beweisen. Da fällt ihm die Nadel ein, und als der Kassierer die drei Geldscheine gegen das Licht hält, sieht er tatsächlich die kleinen Löcher.

Der Dieb rennt davon, wird auf der Straße jedoch von mindestens 20 Jungen gepackt und festgehalten, bis ein herbeigerufener Schutzmann zur Stelle ist.

14. Kapitel: Stecknadeln haben auch ihr Gutes

Auf der Polizeiwache gibt der Dieb den Namen Herbert Kießling an, kann sich allerdings nicht ausweisen.

15. Kapitel: Emil besucht das Polizeipräsidium

Emil muss zum Polizeipräsidium, um dort seine Aussage zu machen und sein Geld zu bekommen.

Unter den Reportern, die sich für sein Abenteuer interessieren, ist auch der freundliche Fahrgast aus der Straßenbahn, der für Emil einen Fahrschein löste. Er heißt Kästner. Mit Emil, Gustav und „Professor“ fährt er zu einer Konditorei, um sich alles ausführlich berichten zu lassen.

16. Kapitel: Der Kriminalkommissar lässt grüßen

Mit einem Tag Verspätung trifft Emil bei seinen Verwandten ein. Die Blumen sind zwar verwelkt, aber das Geld hat er bei sich.

Ein Polizist überbringt die Nachricht, dass der festgenommene Dieb durch Fingerabdrücke als ein Bankräuber aus Hannover überführt wurde, nach dem seit vier Wochen gefahndet worden war. Die bestohlene Bank setzte eine Belohnung von 1000 Mark für seine Ergreifung aus – und die steht nun Emil zu.

Emil möchte, dass seine Mutter nach Berlin kommt. Nachdem er so viel Geld erhalten hat, soll sie auch einmal ausspannen.

17. Kapitel: Frau Tischbein ist so aufgeregt

Weil Frau Tischbein kein Telefon hat, ruft Tante Martha bei der Frau des Bäckermeisters Wirth in Neustadt an und bittet sie, ihrer Schwester von den Neuigkeiten zu erzählen.

Während der Zugfahrt nach Berlin erblickt Frau Tischbein in der Zeitung eines Mitreisenden ein Foto ihres Sohnes und liest daraufhin einen ausführlichen Bericht über Emils Abenteuer.

Emil holt sie am Bahnhof ab. In der Wohnung der Verwandten haben sich Gustav und die anderen Detektive versammelt, um den Erfolg zu feiern. Tante Martha hat eigens Apfelkuchen gebacken.

18. Kapitel: Lässt sich daraus was lernen?

Von einem Teil der Belohnung soll Frau Tischbein sich einen Trockenapparat für das Haar ihrer Kundinnen und einen warmen Mantel kaufen. Darauf besteht Emil.

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Erich Kästner (1899 – 1974) wuchs in der Äußeren Neustadt (!) von Dresden auf. Sein Vater war Sattlermeister in einer Kofferfabrik, seine Mutter trug zunächst als Dienstmädchen und später als Frisörin zum Haushaltseinkommen bei. Da sind also autobiografische Bezüge in „Emil und die Detektive“ erkennbar.

Nach der Promotion in Leipzig (1925) wurde Erich Kästner Journalist und Theaterkritiker. Außerdem schrieb er Gedichte. 1927 zog er nach Berlin. Die Verlegerin Edith Jacobsohn regte ihn dazu an, ein Kinderbuch zu schreiben. So entstand „Emil und die Detektive“. Im Herbst 1929 wurde der Text mit Illustrationen von Walter Trier veröffentlicht.

„Emil und die Detektive“ unterscheidet sich durch die realistische Handlung grundlegend von den bis dahin gewohnten märchenhaften Kinderbüchern. Erich Kästner verbindet die Abenteuergeschichte mit Humor und Milieuschilderungen. Einige Passagen sind auch belehrend. „Emil und die Detektive“ dreht sich um Gut und Böse, Anstand und Ehrlichkeit, Fleiß und Pflichterfüllung. Erich Kästner veranschaulicht, wie ein Problem durch Freunde und Solidarität gelöst werden kann – auch von Kindern, nicht nur von Erwachsenen.

1930 schrieb Erich Kästner noch eine Theaterfassung des Romans. Bis auf „Emil und die Detektive“ wurden seine Werke 1933 von den Nationalsozialisten verbrannt. Das Kinderbuch verboten sie erst 1936, ein Jahr nachdem die Fortsetzung „Emil und die drei Zwillinge“ erschienen war.

„Emil und die Detektive“ wurde mehrmals verfilmt.

  • Emil und die Detektive (1931; Regie: Gerhard Lamprecht)
  • Emil and the Detectives (1935; Regie: Milton Rosmer)
  • Toscanito y los detectives (1950; Regie: Antonio Momplet)
  • Emil und die Detektive (1954; Regie: Robert Adolf Stemmle)
  • Emil to tantei tachi (1956; Regie: Mitsuo Wakasugi)
  • Pega Ladrão (1958; Regie: Alberto Pieralisi)
  • Emil und die Detektive (1964; Regie: Peter Tewksbury)
  • Emil und die Detektive (2001; Regie: Franziska Buch)

 

Das Musical „Emil und die Detektive“ (Musik: Marc Schubring; Libretto: Wolfgang Adenberg) wurde am 12. November 2001 vom Berliner Theater am Potsdamer Platz uraufgeführt.

Das Typoskript von „Emil und die Detektive“ gehört zu den Exponaten des Literaturmuseums der Moderne in Marbach.

Erich Kästners 100. Geburtstag wurde auch mit einer Briefmarke gefeiert, auf der ein Motiv aus „Emil und die Detektive“ abgebildet ist.

 

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