Gerhart Hauptmann : Rose Bernd

Rose Bernd
Rose Bernd Manuskript: 1903 Uraufführung: Berlin, 31. Oktober 1903 neuere Ausgabe: Text der Centenar-Ausgabe, 7. Auflage Ullstein Verlag, Frankfurt/M / Berlin 2004 ISBN: 3-548-23958-7, 96 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Als die 22-jährige Magd Rose Bernd von dem Dorfschulzen Christoph Flamm geschwängert wird, dessen Ehefrau Henriette seit Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen ist, stimmt sie der von ihrem verwitweten Vater gewünschten Eheschließung mit dem kränklichen Buchbinder August Keil zu, weil sie hofft, auf diese Weise der Schande entgehen zu können. Aber der Maschinist Arthur Streckmann, der sie mit Flamm beobachtet hat, erpresst und vergewaltigt sie ...
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Kritik

Bei "Rose Bernd" handelt es sich um ein naturalistisches Drama, in dem Gerhart Hauptmann die Gesellschaft anprangert, in der überkommene Normen für wichtiger gehalten werden als die Gefühle und das Leid einer einzelnen Person.
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Rose Bernd, eine zweiundzwanzigjährige, gesunde und hübsche Schlesierin, arbeitet seit dem frühen Tod ihrer Mutter als Magd auf dem Bauernhof des Dorfschulzen Christoph Flamm, eines vitalen Mannes Ende dreißig, dessen Ehefrau Henriette seit Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Einem Wunsch ihres Vaters entsprechend, ist Rose Bernd mit dem frömmelnden, kränklichen Buchbinder August Keil verlobt. Doch die leidenschaftliche junge Frau sträubt sich gegen die geplante Heirat. Ihre heimliche Affäre mit Flamm will sie aus Rücksicht auf dessen Ehefrau beenden. Doch beim letzten Stelldichein mit Flamm wird Rose Bernd von dem eitlen und muskulösen Maschinisten Arthur Streckmann beobachtet, der sie begehrt. Rose bietet ihm ihre Ersparnisse an, damit er nichts verrät, aber darauf lässt Streckmann sich nicht ein. Stattdessen erpresst und vergewaltigt er sie.

Als Rose Bernd merkt, dass sie schwanger ist, stimmt sie der Eheschließung mit August Keil zu, weil sie hofft, auf diese Weise der Schande entgehen zu können. Sie vertraut sich nur Henriette Flamm an, die immer wie eine Mutter für sie war. Allerdings verrät sie auch ihr nicht, dass Flamm der Vater ist.

Einige Monate später werden Rose Bernd und August Keil von Arthur Streckmann bei einer Vesper auf dem Feld angepöbelt. Der Maschinist, der die Dreschmaschine bedient, ist offenbar angetrunken, sucht Streit und spielt auf Roses Verhältnis mit dem Dorfschulzen an.

Kurz darauf schreit Rose um Hilfe, weil Streckmann sie erneut zu vergewaltigen versucht. Ihr Vater, Keil und Feldarbeiter eilen herbei, und es kommt zu einer Prügelei, bei der der Maschinist dem Buchbinder ein Auge ausschlägt.

Streckmann macht Notwehr geltend, muss sich aber vor Gericht verantworten. Weil er andeutete, dass Rose Bernd unsittliche Verhältnisse mit anderen Männern habe, zeigt deren Vater ihn zugleich wegen Verleumdung an. In dem Prozess schwört Rose Bernd einen Meineid.

Als Henriette Flamm herausfindet, dass August Keil nichts von der Schwangerschaft seiner Verlobten weiß, begreift sie, wer der Vater des ungeborenen Kindes ist. Flamm erschrickt, als seine Frau ihm von der Schwangerschaft erzählt, aber Henriette denkt nicht an Rache, sondern ist um Rose Bernd besorgt.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Am Abend wird Rose Bernd von einem Dorfbewohner halbtot aufgefunden und nach Hause gebracht. Sie bittet ihre Schwester, dem Vater nichts von ihrem Zustand zu verraten und zieht sich in ihr Zimmer im Obergeschoss zurück.

Als sie einige Zeit später verstört herunterkommt, befinden sich ihr Vater und ihr Verlobter in der Wohnstube. Keil versucht, sie zu beruhigen und schlägt ihr vor, gemeinsam nach Brasilien auszuwandern. Da fängt sie hysterisch zu lachen an, klärt ihn darüber auf, dass sie gerade ihr neugeborenes Kind erwürgt habe und verflucht die menschliche ebenso wie die göttliche Ordnung.

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Bei „Rose Bernd“ handelt es sich um ein naturalistisches Drama in fünf Akten. Die Uraufführung fand am 31. Oktober 1903 im Deutschen Theater in Berlin statt.

Gerhart Hauptmann schrieb das tragische Stück, mit dem er an die Tradition des Bürgerlichen Trauerspiels anknüpfte, in der Zeit von April bis September 1903. Die Idee war ihm beim Gerichtsverfahren gegen die fünfundzwanzigjährige Kindsmörderin Hedwig Otte gekommen, an dem er als Geschworener teilgenommen hatte. Der Titel sollte zunächst „Rose Immoos“ lauten.

Es wäre wohl übertrieben, das Drama als Plädoyer für die freie Liebe aufzufassen, aber Gerhart Hauptmann verurteilt Rose Bernd zumindest nicht. Stattdessen prangert er die Gesellschaft an, in der überkommene Normen für wichtiger gehalten werden als die Gefühle und das Leid einer einzelnen Person.

Die lebensnah dargestellten Figuren lässt Gerhart Hauptmann schlesischen Dialekt sprechen.

Bereits 1919 wurde das Drama „Rose Bernd“ erstmals unter der Regie von Alfred Halm verfilmt. Gerhart Hauptmann schrieb mit am Drehbuch für den Stummfilm.

Originaltitel: Rose Bernd – Regie: Alfred Halm – Drehbuch: Alfred Halm und Gerhart Hauptmann, nach dem Drama „Rose Bernd“ von Gerhart Hauptmann – Kamera: Willy Gaebel – Musik: Giuseppe Becce – Darsteller: Henny Porten (Rose Bernd), Emil Jannings (Arthur Streckmann), Werner Krauss (Bernd), Paul Bildt (August Keil), Alexander Wirth (Christoph Flamm), Ilka Grüning (Henriette Flamm), Rudolf Biebrach (Richter), Rigmore Toersleff, Max Maximilian u. a. – 1919;70 Minuten

Wolfgang Staudte adaptierte es 1956 erneut fürs Kino. (Die Dreharbeiten fanden im September/Oktober 1956 in München-Geiselgasteig statt.) Den Film kann man heute kaum noch ansehen, denn Maria Schell übertreibt Mimik und Gestik, Musik und Inszenierung sind theatralisch, und bei Szenen im Freien ist deutlich zu sehen, dass es sich um Studioaufnahmen handelt.

Originaltitel: Rose Bernd – Regie: Wolfgang Staudte – Drehbuch: Walter Ulbrich, nach dem Drama „Rose Bernd“ von Gerhart Hauptmann – Kamera: Klaus von Rautenfeld – Schnitt: Lilian Seng – Musik: Herbert Windt – Darsteller: Maria Schell (Rose Bernd), Raf Vallone (Arthur Streckmann), Käthe Gold (Henriette Flamm), Leopold Biberti (Christoph Flamm), Hannes Messemer (August Keil), Arthur Wiesner (Bernd), Christa Keller (Maria Schubert), Siegfried Lowitz (Amtsrichter) u. a. – 1957; 95 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

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