Fesseln der Macht

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Fesseln der Macht

Fesseln der Macht / Gefährliche Beichte – Originaltitel: True Confessions – Regie: Ulu Grosbard – Drehbuch: Joan Didion, John Gregory Dunne, Gary S. Hall, nach dem Roman "True Confessions" von John Gegory Dunne – Kamera: Owen Roizman – Schnitt: Lynzee Klingman – Musik: Georges Delerue – Darsteller: Robert De Niro, Robert Duvall, Charles Durning, Kenneth McMillan, Ed Flanders, Cyril Cusack, Burgess Meredith, Rose Gregorio, Dan Hedaya u.a. – 1981; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Tom Spellacy arbeitet bei der Mord­kommission in Los Angeles. Sein Bruder Des, ein katholischer Geistlicher, ist in der Diözese für Immobilien­angelegenheiten zuständig und konspiriert dabei mit dem zwielichtigen Bauunternehmer Jack Amsterdam. Vergeblich kritisiert ein greiser Monsignore die Kommerziali­sie­rung der Kirche. Als ein anderer Priester in einem schäbigen Bordell stirbt, verhindern Tom und Des Spellacy durch Vertuschung einen Skandal ...
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Kritik

Oberflächlich wirkt die Roman­verfil­mung "Fesseln der Macht" wie ein Neo-Noir-Thriller, aber es ist ein Drama über die Korrumpierbarkeit von Amtsträgern in einer verdorbenen Gesellschaft. Die Schauspieler sind hervorragend, aber es fehlt dem Film an Stringenz.
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Sergeant Thomas („Tom“) Spellacy (Robert Duvall) und sein Partner Frank Crotty (Kenneth McMillan) werden in den Vierzigerjahren in Los Angeles in ein schäbiges Bordell gerufen. Der katholische Priester Michael Callahan (Michael Callahan) ist dort im Bett der afroamerikanischen Prostituierten Lorna Keane (Darwyn Carson) einem Herzanfall erlegen. Tom Spellacy, der mit der Bordellbetreiberin Brenda Samuels (Rose Gregorio) befreundet ist, sorgt mit seinem Bruder dafür, dass der peinliche Fall nicht zum öffentlichen Skandal eskaliert. Der Bruder, Monsignore Des Spellacy (Robert De Niro), ist in der Diözese des Kardinals Danaher (Cyril Cusack) für Immobilienangelegenheiten zuständig und arbeitet dabei mit dem zwielichtigen Bauunternehmer Jack Amsterdam (Charles Durning) zusammen, der praktisch alle neuen Schulen und Krankenhäuser für die Kirche errichtet.

Dem greisen Monsignore Seamus Fargo (Burgess Meredith) geht die Kommerzialisierung der Kirche viel zu weit, aber der Kardinal macht den lästigen Kritiker darauf aufmerksam, dass die Diözese bei seinem Amtsantritt zahlungsunfähig war und dann von Des Spellacy finanziell saniert wurde. Unter vier Augen weist er Des Spellacy an, Seamus Fargo in eine abgelegene Gemeinde abzuschieben. Spellacy versucht zunächst, sich für seinen langjährigen Beichtvater einzusetzen aber als der Kardinal nicht darauf eingeht, sondern ihm stattdessen anvertraut, dass er ihn als Weihbischof vorgeschlagen habe, folgt er der Anweisung. Auf eigenen Wunsch übernimmt Seamus Fargo eine Stelle in der Wüste.

Auf einem freien Gelände unweit einer Straße wird die in zwei Hälften zerstückelte Leiche einer nackten jungen Frau gefunden. Ein Sanitäter beschwert sich darüber, dass die Polizei den Abtransport der Leichenteile auf zwei Bahren verlangt. Was wäre gewesen, wenn der Mörder die Frau in sechzehn Teile zerstückelt hätte, schimpft er.

Tom Spellacy und Frank Crotty leiten die Ermittlungen. Rasch finden sie heraus, dass es sich bei der Toten um die 22-jährige Prostituierte Lois Fazenda (Missy Cleveland alias Amanda Cleveland) aus Brenda Samuels‘ Absteige handelt.

Nachdem die beiden Polizisten sich am Fundort der Leiche umgesehen haben, essen sie in einem asiatischen Restaurant zu Mittag, dessen Besitzer Frank Crotty einen Umschlag mit Geld zusteckt. Crotty erklärt seinem Partner, dass er das Schmiergeld annehme, weil er für den Kauf eines Motels spare, das er nach seiner baldigen Pensionierung betreiben wolle. Tom nahm auch bereits Schmiergelder an, beispielsweise von dem Bauunternehmer Jack Amsterdam: Als Gegenleistung bestach er Kollegen, damit diese Brenda Samuels in Ruhe ließen.

Lois Fazendas Eltern (Gwen Van Dam, Thomas Hill) haben ein Notizbuch ihrer ermordeten Tochter gefunden. Als sie es Tom Spellacy zeigen, entdeckt er darin eine Telefonnummer. Es ist die von Jack Amsterdam. Nachprüfungen ergeben, dass der Unternehmer und die Prostituierte häufig miteinander telefonierten.

Des Spellacy befürchtet allmählich, dass der Kirche die geschäftlichen Beziehungen mit Jack Amsterdam schaden könnten. Statt auf das neue Angebot des Bauunternehmers einzugehen, sorgt er dafür, dass Amsterdam zum „katholischen Laien des Jahres“ erkoren wird. Während der Feier kommt es zu einem Eklat, weil Tom Spellacy dem Geschäftsmann vor allen Leuten vorwirft, ein Freier der ermordeten Prostituierten gewesen zu sein und Jack Amsterdam daraufhin zornig auf den Polizisten losgeht.


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Der 57-jährige Rechtsanwalt Dan T. Campion (Ed Flanders) erinnert Des Spellacy daran, dass sie vor einiger Zeit bei einer gemeinsamen Autofahrt eine Anhalterin mitnahmen: Lois Fazenda. Der Jurist verabredete sich danach einige Male mit ihr. Das soll nicht an die Öffentlichkeit kommen. Kaum weniger peinlich wäre es, wenn die Zeitungen erführen, dass die ermordete Prostituierte mit einem hohen Kirchenvertreter im Auto saß.

Tom Spellacy und Frank Crotty entdecken Lois Fazenda und Lorna Keane in einem Pornofilm. Spellacy bricht in das verlassene Filmstudio ein, in dem der Pornofilm gedreht wurde. Er findet einen Brief, mit dem Jack Anderson dem Produzenten Lois Fazenda empfahl. In einem Nebenraum ist alles voll Blut. Offenbar wurde Lois Fazenda in dem Studio ermordet und dann in der Badewanne zerstückelt – vermutlich von dem Produzenten, der elf Stunden nach dem Tod des Mädchens bei einem Autounfall ums Leben kam.

Brenda Samuels vertraut Tom Spellacy an, dass sie bei einer Prostituierten eine Abtreibung vorgenommen und dabei Fehler gemacht habe. Obwohl sie nicht damit rechne, von dem Mädchen angezeigt zu werden, wolle sie Los Angeles verlassen, sagt sie und verabschiedet sich von dem Freund.

Bald darauf wird sie tot aufgefunden. Sie hat sich mit Gas vergiftet.

Jack Amsterdam sucht Des Spellacy im Beichtstuhl auf und droht mit der Aufdeckung der Tatsache, dass der Geistliche die ermordete Prostituierte gekannt, aber darüber geschwiegen habe.

Tom Spellacy verhaftet Jack Amsterdam, nicht zuletzt aus Hass. Dass er damit auch seinen Bruder in Schwierigkeiten bringt, nimmt er in Kauf.

Jahre später besucht Tom Spellacy seinen Bruder, der sich in die Wüste zurückgezogen hat, dorthin, wo Seamus Fargo begraben ist. Des Spellacy ist unheilbar krank. Er hat sich damit abgefunden, dass er nur noch kurze Zeit leben wird und zeigt Tom die Stelle, die er sich für das Grab ausgesucht hat.

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Oberflächlich wirkt „True Confessions“ (Originaltitel), „Gefährliche Beichte“ (früherer deutscher Titel) bzw. „Fesseln der Macht“ (TV- und DVD-Titel) wie ein Neo-Noir-Thriller, aber die Aufklärung des Mordfalls ist unwichtig. Das Drama dreht sich weniger um die polizeilichen Ermittlungen, als um die Korrumpierbarkeit von Amtsträgern in Staat und Kirche. Ulu Grosbard zeigt eine durch und durch verdorbene Gesellschaft, in der es kaum noch möglich ist, die eigene Integrität zu bewahren. Am Ende geht es um Schuld und Sühne.

Die Figuren sind sorgfältig charakterisiert und werden von erstklassigen Schauspielern wie Robert De Niro, Robert Duvall und Charles Durning verkörpert.

„Fesseln der Macht“ beginnt mit dem Ende: Tom Spellacys Besuch bei seinem Bruder Des in der Wüste. Auf diese Weise entsteht eine Rahmenhandlung. Aber im Hauptteil mangelt es an Stringenz und Erzählfluss. Statt einen Handlungsstrang zu entwickeln, reiht Ulu Grosbard Episoden aneinander, mit denen er verschiedene und wohl auch zu viele Aspekte seiner Themen veranschaulicht.

In einigen der Szenen haben sich der Regisseur und die Drehbuchautoren von morbidem Humor leiten lassen.

Die Romanvorlage für „Fesseln der Macht“ stammt von dem amerikanischen Journalisten, Literaturkritiker, Schriftsteller und Drehbuchautor John Gregory Dunne (1932 – 2003). Das Buch wurde 1977 unter dem Titel „True Confessions“ veröffentlicht.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

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