Eduard Roschmann
Eduard Roschmann wurde am 25. November 1908 als Sohn eines Braumeisters in Graz geboren.
Er studierte sechs Semester Jura in Graz, brach das Studium dann jedoch ohne Abschluss ab und fing in der Brauerei zu arbeiten an, in der auch sein Vater beschäftigt war.
1938 ließ er sich sowohl in die NSDAP als auch in die SS aufnehmen. Anfang 1941 fing er im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) in Berlin zu arbeiten an. Nach der Einnahme der lettischen Hauptstadt Riga durch die Wehrmacht am 1. Juli 1941 kam Eduard Roschmann als Mitglied einer Einsatzgruppe der Sicherheitspolizei und des SD dorthin. Am 21. Juli beschlossen die Deutschen die Einrichtung eines mit Stacheldraht umzäunten Juden-Ghettos.
Eduard Roschmann übernahm im Januar 1943 als Kommandant die Leitung des Ghettos in Riga. Wegen seiner angeblichen Grausamkeit bezeichnete man ihn später als „Schlächter von Riga“. Einigen Angaben zufolge brachte er es zum SS-Obersturmführer, aber es ist umstritten, welchen Dienstrang er zuletzt bekleidete. Ebenso unklar blieb, ob Eduard Roschmann auch Kommandant des
Konzentrationslagers Kaiserwald in Riga war.
Im Oktober 1944 floh er mit anderen SS-Offizieren vor der Roten Armee nach Danzig. Von dort wollte er sich, nachdem er die SS- gegen eine Wehrmachtsuniform vertauscht hatte, nach Graz absetzen. Kurz vor dem Ziel wurde Eduard Roschmann zwar von einer britischen Patrouille angeschossen, konnte jedoch entkommen und sich auf einem Bauernhof verstecken.
Nachdem er sich Mitte 1945 von der Verletzung erholt hatte, tauchte er unter falschem Namen in einem Kriegsgefangenenlager unter. 1947 wurde er entlassen. Als Eduard Roschmann seine Ehefrau in Graz besuchte, erkannte ihn ein ehemaliger KZ-Häftling. Die britische Militärpolizei nahm ihn fest, aber als er nach Dachau überstellt werden sollte, gelang ihm die Flucht.
Eduard Roschmann schlug sich nach Italien durch, wo Bischof Alois Hudal flüchtigen NS-Verbrechern half. Bevor er sich 1948 in Genua nach Buenos Aires einschiffte, bekam er einen Pass auf den Namen Federico Wegener.
In Argentinien gründete Eduard Roschmann alias Federico Wegener ein Unternehmen, das Holz exportierte, und obwohl er von seiner Ehefrau in Graz nicht geschieden war, heiratete er 1955 noch einmal.
1958 übersiedelte er in die Bundesrepublik Deutschland und eröffnete dort eine Niederlassung seines Unternehmens. Seine rechtmäßige Ehefrau zeigte ihn zwar beim Landesgericht Graz wegen Bigamie an, aber Eduard Roschmann blieb ungeschoren.
Er kehrte nach Argentinien zurück und erhielt 1968 einen argentinischen Pass.
Ein Auslieferungsersuchen der Staatsanwaltschaft Hamburg wurde im Oktober 1976 von der deutschen Botschaft in Argentinien übergeben und im Mai 1977 wiederholt. Am 5. Juli 1977 gab ein Sprecher des argentinischen Staatspräsidenten Jorge Rafael Videla bekannt, man werde das Auslieferungsersuchen prüfen. Daraufhin setzte Eduard Roschmann sich nach Paraguay ab.
Er starb vermutlich im August oder Oktober 1977 in Asunción.
Eine der Hauptfiguren im Politthriller „Die Akte Odessa“ von Frederick Forsyth heißt Eduard Roschmann und weist deutliche Übereinstimmungen mit der echten Person auf, auch wenn die Handlung fiktiv ist.