Die Frau in Gold

Die Frau in Gold

Die Frau in Gold

Die Frau in Gold – Originaltitel: Woman in Gold – Regie: Simon Curtis – Drehbuch: Alexi Kaye Campbell – Kamera: Ross Emery – Schnitt: Peter Lambert – Musik: Martin Phipps, Hans Zimmer – Darsteller: Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Nellie Schilling, Max Irons, Antje Traue, Moritz Bleibtreu, Tom Schilling, Nina Kunzendorf, Justus von Dohnányi u.a. – 2015; 105 Minuten

Inhaltsangabe

1938 emigriert die 22 Jahre alte Wiener Jüdin Maria Altmann in die USA. 60 Jahre später fordert sie die Restitution von fünf Klimt-Gemälden, die ihrer Familie von den Nationalsozialisten geraubt wurden. Der unerfahrene Anwalt Randol Schoenberg unterstützt sie in dem sieben Jahre dauernden Rechtsstreit gegen den österreichischen Staat, der die Bilder im Belvedere in Wien ausstellt und Maria Altmanns Forderungen rigoros zurückweist ...
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Kritik

Simon Curtis erzählt im Wechsel zwischen zwei Zeitebenen von einem ungleichen Kampf wie dem Davids gegen Goliath. Obwohl "Die Frau in Gold" auf Tatsachen basiert, geht es weniger um historische Genauigkeit als um Unterhaltung.
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Als Luise (Alma Hasun) 1998 in Los Angeles stirbt, findet ihre Schwester Maria Altmann (Nellie Schilling / Tatiana Maslany / Helen Mirren) im Nachlass Briefe eines Rechtsanwalts aus der Nachkriegszeit, die fünf Gemälde von Gustav Klimt (Moritz Bleibtreu) aus dem 1938 von den Nationalsozialisten geraubten Familienbesitz betreffen. Maria, die 1916 in Wien geboren wurde und nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 emigrierte, erinnert sich gut an ihre zweimal von Gustav Klimt porträtierte Tante Adele Bloch-Bauer (Antje Traue), und sie würde vor allem diese beiden Bilder gern wiederhaben. Deshalb wendet sie sich an den 32-jährigen Rechtsanwalt E. Randol Schoenberg (Ryan Reynolds), einen Enkel des österreichischen Komponisten Arnold Schönberg.

Randy Schoenberg, der gerade erst in einer Kanzlei angestellt wurde und mit seiner Lebensgefährtin Pam (Katie Holmes) ein Baby hat, geht zunächst nur zögerlich darauf ein, aber dann erbittet er sich von seinem Chef eine Woche Zeit, um mit der Mandantin nach Wien fliegen zu können. Maria Altmann hat sich zwar geschworen, nie wieder in ihre Geburtsstadt zurückzukehren, wo die Nationalsozialisten ihrer jüdischen Familie so schwer zugesetzt hatten, aber dann lässt sie sich von dem Juristen doch dazu überreden.

In Wien werden sie von dem Journalisten Hubertus Czernin (Daniel Brühl) angesprochen, der ihr Vorhaben unterstützt.

Maria Altmann erinnert sich an ihre Zeit in Wien. Anlässlich ihrer Eheschließung mit dem Opernsänger Fritz Altmann (Max Irons) schenkte ihr der Onkel Ferdinand Bloch-Bauer (Henry Goodman) ein Diamantencollier, mit dem seine 1925 gestorbene Ehefrau Adele auf dem ersten der beiden Klimt-Gemälde abgebildet ist. Während Ferdinand Bloch-Bauer sich im Frühjahr 1938 gerade noch rechtzeitig mit seiner Nichte Luise nach Zürich absetzen konnte, blieb sein Bruder Gustav Bloch-Bauer (Allan Corduner) mit seiner Ehefrau Therese (Nina Kunzendorf), der Tochter Maria und dem Schwiegersohn Fritz Altmann in Wien, bis es zu spät war. Schweren Herzens ließ Maria ihren todkranken Vater und die Mutter zurück, um mit Fritz trotz des von den Nationalsozialisten bereits verhängten Hausarrests zu fliehen. Ihrem Bewacher (Tom Schilling) entkamen sie durch den Hinterausgang einer Apotheke. Sie flogen zunächst nach Köln und emigrierten dann in die USA. Das Diamantencollier, das Maria hatte zurücklassen müssen, tauchte später an Emmy Görings Hals wieder auf.

Die Klimt-Gemälde hängen inzwischen in der Österreichischen Galerie Belvedere. Die zuständige österreichische Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer (Olivia Silhavy) lehnt Maria Altmanns Restitutionsforderung kompromisslos ab. Weil Maria Altmann als Voraussetzung für eine Klage in Österreich erst einmal 1,8 Millionen Dollar hinterlegen müsste, reist sie unverrichteter Dinge mit Randy Schoenberg zurück nach Los Angeles.

Nun ist es der Anwalt, der sich in den Rechtsstreit verbeißt. Obwohl Pam inzwischen erneut schwanger ist, kündigt er in der Kanzlei und konzentriert sich ganz auf den Restitutionsfall.

Maria Altmann wäre bereit, die Klimt-Gemälde im Belvedere zu belassen, allerdings nur, wenn ihre Besitzansprüche anerkennt werden und sie eine entsprechende Entschädigung erhält. Aber darauf lassen sich die Österreicher nicht ein.

Ronald Lauder (Ben Miles) aus New York ist sehr an den Klimt-Gemälden interessiert und bietet Maria Altmann deshalb an, ihr einen renommierten Anwalt zu stellen, aber sie vertraut weiterhin auf den unerfahrenen Randol Schoenberg.

Als im New Yorker Verlag Barnes & Noble ein Buch mit dem Klimt-Gemälde „Adele Bloch-Bauer I“ als Titelbild erscheint, sieht Randy Schoenberg eine Möglichkeit, in den USA gegen den österreichischen Staat zu klagen, der dem Abdruck zustimmte.

2004 lässt der Supreme Court eine entsprechende Klage in den USA zu. Während Randy Schoenberg in Washington ist, bringt Pam in Los Angeles das zweite Kind zur Welt.

Zwei Jahre später erhält Maria Altmann die fünf ihrer Familie von den Nationalsozialisten geraubten Klimt-Gemälde zurück.

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Alexi Kaye Campbell (Drehbuch) und Simon Curtis (Regie) geht es in „Die Frau in Gold“ weniger um historische Genauigkeit als um Unterhaltung. Die Darstellung ist deshalb nicht nur mit fiktiven Episoden angereichert, sondern weicht auch von den Tatsachen ab. Beispielsweise verließ Maria Altmann Wien in Wirklichkeit erst nach dem Tod ihres Vaters im Juli 1938. Und die Bedeutung des Wiener Journalisten Hubertus Czernin wurde zugunsten der des Rechtsanwalts E. Randol Schoenberg geschmälert.

Die Geschichte, die Alexi Kaye Campbell und Simon Curtis in „Die Frau in Gold“ nicht ganz ohne Pathos erzählen, ist die eines zunächst chancenlos wirkenden Kampfes wie der von David gegen Goliath. Dass die schwächere Partei am Ende doch gewinnt, geht mit einem Sieg der Gerechtigkeit einher.

Der Film beginnt mit einer Szene, in der Adele Bloch-Bauer von Gustav Klimt gemalt wird. Dann springen wir mehr als 90 Jahre in der Zeit, und die Handlung wird im Wechsel zwischen der Gegenwart (1998 bis 2006) und Rückblenden in die Vergangenheit (v. a.: 1938) entwickelt.

Inhaltlich bleibt „Die Frau in Gold“ an der Oberfläche, und die psychologischen Entwicklungen werden nur unzureichend ausgeleuchtet. Sehenswert ist „Die Frau in Gold“ vor allem wegen der souveränen Hauptdarstellerin Helen Mirren.

Die Premiere fand am 9. Februar 2015 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin statt.

Deutsche Synchronstimmen in „Die Frau in Gold“ (Buch und Regie: Antonia Ganz): Kerstin Sanders-Dornseif (Maria Altmann, Gegenwart), Dennis Schmidt-Foß (E. Randol Schoenberg), Daniel Brühl (Hubertus Czernin), Dascha Lehmann (Pam), Jacqueline Belle (Maria Altmann, 1938), Patrick Roche (Fritz Altmann), Leon Rainer (Sherman), Antje Traue (Adele Bloch-Bauer), Nina Herting (Richterin Florence-Marie Cooper), Liane Rudolph (Barbara Schoenberg), Tom Schilling (Heinrich), Michael Hanemann (Gustav Bloch-Bauer), Bodo Wolf (Ferdinand Bloch-Bauer), Nina Kunzendorf (Therese Bloch-Bauer), Justus von Dohnányi (Dreimann), Olivia Silhavy (Elisabeth Gehrer), Oliver Siebeck (Ronald Lauder), Helmut Gauß (Stan Gould), Moritz Bleibtreu (Gustav Klimt) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

Gustav Klimt (kurze Biografie)
Maria Altmann (kurze Biografie)
Hubertus Czernin (kurze Biografie)

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