Leichen pflastern seinen Weg

Leichen pflastern seinen Weg

Leichen pflastern seinen Weg

Leichen pflastern seinen Weg – Originaltitel: Il grande silenzio – Regie: Sergio Corbucci – Drehbuch: Mario Amendola, Bruno Corbucci, Sergio Corbucci, Vittoriano Petrilli – Kamera: Silvano Ippoliti – Schnitt: Amedeo Salfa – Musik: Ennio Morricone – Darsteller: Jean-Louis Trintignant, Klaus Kinski, Frank Wolff, Luigi Pistilli, Vonetta McGee, Mario Brega, Carlo D'Angelo, Marisa Merlini, Bruno Corazzari, Loris Loddi u.a. – 1968; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Die Handlung spielt 1898 in den Rocky Mountains. Notleidende, die Gesetze brechen, um sich und ihre Familien ernähren zu können, werden von Kopfgeldjägern getötet, die damit viel Geld verdienen. Drahtzieher ist ein Bankier, der zugleich als Friedensrichter amtiert. Verfolgt werden die Kopfgeldjäger und ihr Anführer Loco von Silence, einem Stummen, der seine Gegner provoziert, bis sie zur Waffe greifen – und sie dann in Notwehr erschießt ...
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Kritik

"Leichen pflastern seinen Weg" ist ein außergewöhnllicher Anti-Western. Sergio Corbucci prangert damit eine Gesellschaft an, in der die Rechtsordnung aus wirtschaftlichen Interessen pervertiert wird.
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Ein Mann, der Silence (Jean-Louis Trintignant) genannt wird, weil er stumm ist, reitet 1898 irgendwo in den Rocky Mountains allein durch den tiefen Schnee, obwohl er ahnt, dass Kopfgeldjäger in einem Hinterhalt lauern. Als sie das Feuer auf ihn eröffnen, tötet er sie alle bis auf einen mit einer neuartigen automatischen Pistole. Dem Mann, der sich ergibt, schießt Silence den Daumen ab. Weil der einsame Wolf nie anders als aus Notwehr tötet, hätte er den Kopfgeldjäger am Leben gelassen, aber da taucht eine Bande von Outlaws auf, und einer von ihnen erschießt den Kopfgeldjäger, der es mit seinen Kumpanen zusammen auf sie abgesehen hatte. Die Männer wurden zu Gesetzlosen, weil sie ihre Familien anders nicht ernähren können. Die Kopfgeldjäger wiederum haben daraus ein lukratives Geschäft gemacht.

Einer aus der Bande kehrt zu seiner Mutter zurück. Dort wird er jedoch von den Kopfgeldjägern Charlie (Bruno Corazzari) und Loco (Klaus Kinski) erwartet. Charlie erschießt den jungen Mann vor den Augen seiner Mutter.

Die verzweifelte Mutter fleht Silence an, ihren Sohn zu rächen und verspricht ihm dafür ihr Haus. Silence provoziert daraufhin Charlie, und als dieser seine Waffe zieht, erschießt er ihn. Ein Sheriff, der dabei zugesehen hat, kann nichts unternehmen, den Silence hat in Notwehr gehandelt, also gegen kein Gesetz verstoßen.

Der Gouverneur (Carlo D’Angelo) will vor der anstehenden Wahl die Menschenjagd beenden und kündigt deshalb eine Amnestie für die Outlaws an.

Inzwischen überfällt Loco in Snow Hill eine junge Frau namens Pauline (Vonetta McGee). Weil Harry Pollicut (Luigi Pistilli), der zugleich als Bankier und Friedensrichter in Snow Hill tätig ist, die Schöne gern für sich gewinnen würde, hat er dafür gesorgt, dass ihr Ehemann keine Arbeit bekommt und ihn damit in die Kriminalität getrieben. Mit Pauline als Geisel zwingt Loco den Outlaw, aus seinem Versteck zu kommen. Obwohl der Mann sich sofort ergibt, erschießt Loco in vor den Augen seiner Frau.

Pauline engagiert Silence als Rächer ihres Mannes. Er verlangt dafür 1000 Dollar. So hoch war auch das Kopfgeld für ihren Mann. Die Witwe müsste ihr Haus beleihen, um so viel Geld zu beschaffen, aber Pollicut verlangt von ihr als Gegenleistung, dass sie mit ihm schläft. Dazu ist Pauline nicht bereit, zumal sie sich in Silence verliebt hat und dieser ihre Gefühle erwidert.

Der einsame Wolf zeigt ihr die Narbe an seinem Hals und schreibt ihr in Stichworten auf, warum er stumm ist: Als er noch ein Kind war, ermordeten Kopfgeldjägern seine Eltern, und sie zerschnitten ihm den Kehlkopf, damit er sie nicht verraten konnte.

Im Saloon wirft Silence Loco zuerst ein Streichholz und dann eine brennende Zigarette ins Whiskyglas. Aber Loco lässt sich nicht provozieren. Stattdessen legt er seinen Waffengurt ab und schlägt Silence nieder. Daraufhin wird er von Sheriff Burnett (Frank Wolff) festgenommen. Auf dem Weg ins Staatsgefängnis verstellen die Banditen dem Sheriff und Loco den Weg. Sie drohen, den Kopfgeldjäger zu lynchen, aber Burnett verhindert es mit Waffengewalt, denn er will Loco vor Gericht bringen. Als dieser ihm Geld anbietet, lässt er sich nicht korrumpieren. Kurz darauf steigt Loco an einer Stelle vom Pferd, an der er ein Gewehr im Schnee versteckt hat. Der Sheriff, der annimmt, Loco wolle seine Notdurft verrichten, geht ein paar Schritte auf den zugefrorenen See hinaus. Als er sich umdreht, zerschießt der Sadist Loco lachend das Eis vor seinen Füßen, und Burnett versinkt im kalten Wasser.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Während die Bürgerinnen von Snow Hill Lebensmittel für die Outlaws sammeln, überfällt Pollicut mit einem Komplizen Pauline und Silence. Pollicut versucht, die junge Frau zu vergewaltigen. Silence will es verhindern, aber der Kumpan des verbrecherischen Bankiers und Friedensrichters presst ihm die rechte Hand auf den glühenden Ofen und verletzt ihn schwer. Endlich gelingt es Silence, sich zu befreien. Er erschießt Pollicut und verbrennt dessen Komplizen das Gesicht.

Da kommt Loco mit fünf weiteren Kopfgeldern geritten. Pauline und Silence verstecken sich. Als sich die Outlaws nähern, werden sie von den Kopfgeldjägern überwältigt und in den Saloon gesperrt. Pauline, die das Versteck verließ, um sie zu warnen, kommt zu spät. Sie fällt Loco in die Hände. Er trägt ihr auf, dass er die Geiseln erschießen lassen werde, wenn Silence sich nicht zum Zweikampf mit ihm stelle.

Pauline richtet die Botschaft aus, fleht aber ihren schwer verletzten Geliebten an, sich nicht darauf einzulassen. Loco werde die Geiseln so oder so töten, meint sie. Aber Silence lässt sich nicht zurückhalten. Er schleppt sich mit verbundener rechter Hand zum Saloon. Dort zerschießt ihm einer von Locos Männer aus einem Hinterhalt die linke Hand. Erst dann tritt Loco aus der Tür. Silence kniet vor ihm am Boden, und als er mit den kaputten Händen versucht, nach seiner Waffe zu greifen, erschießt Loco ihn. Pauline, die Silence gefolgt ist, hebt dessen Pistole auf, wird aber sofort von Loco getötet.

Danach eröffnen Locos Kumpane das Feuer auf die wehrlosen Geiseln und töten sie alle.

Bevor Loco sich auf den Weg macht, um das Kopfgeld zu kassieren, nimmt er die automatische Waffe seines toten Kontrahenten an sich und versichert seinen Männern, sie hätten nichts Ungesetzliches getan.

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Einen Anti-Western im Schnee drehte später auch Robert Altman („McCabe & Mrs Miller“, 1971), aber „Leichen pflastern seinen Weg“ von Sergio Corbucci weist noch eine weitere Besonderheit auf: den Triumph der Bösen. Sergio Corbucci prangert in seinem zynischen Italo-Western die Gesellschaft an, in der Menschen durch pure Not dazu gezwungen sind, Gesetze zu brechen, um sich und ihre Familien ernähren zu können, die auf diese Weise jedoch zu Outlaws werden, durch deren Tötung Kopfgeldjäger viel Geld verdienen. Statt die Notleidenden zu versorgen, schützt der Staat das Eigentum der anderen Menschen und bezahlt Kopfgeldjäger für die Wiederherstellung einer perversen Ordnung. Dass einer der Drahtzieher zugleich als Bankier und Friedensrichter fungiert, demonstriert die Vorherrschaft des Kapitals und den Missbrauch der gesetzlichen Regelungen. Die Sozialkritik ist dem Film nicht aufgesetzt, sondern ergibt sich aus der Handlung.

Zu einem Western gehört ein wortkarger Revolverheld. Sergio Corbucci macht daraus gleich einen Stummen. Die Rolle wird von dem Franzosen Jean-Louis Trintignant gespielt, der die englische Sprache, in der „Leichen pflastern seinen Weg“ gedreht wurde, nicht beherrschte. Obwohl auch Silence den Sinn des Gesetzes über Notwehr verdreht und kaltblütig tötet – übrigens auch gegen Bezahlung – identifizierten wir uns als Zuschauer am ehesten mit ihm.

Jean-Louis Trintignant und Klaus Kinski überzeugen mit ihren schauspielerischen Leistungen.

Das Motiv der verbrannten Hand geht übrigens auf eine Legende zurück, der zufolge sich ein Römer namens Gaius Mucius Scaevola 508 v. Chr. während einer Belagerung der Stadt ins feindliche Lager schlich, um den Etruskerkönig Lars Porsenna zu töten. Als er vorzeitig ertappt wurde, hielt er seine rechte Hand ins Feuer und verbrannte sie. Damit beeindruckte er Porsenna so, dass dieser die Belagerung abbrach.

Der Originaltitel lautet „Il grande silenzio“. Die deutsch synchronisierte Fassung erhielt dagegen den reißerischen Titel „Leichen pflastern seinen Weg“.

Für Japan wurde mit einem Double Klaus Kinskis ein anderes Ende gedreht: Da ist der Sheriff nicht im zugefrorenen See ertrunken, sondern rettet Silence das Leben, indem er Loco erschießt. Dann fallen Silence und Pauline sich glücklich um den Hals. Weil die Tonspur dieser Version nicht erhalten blieb, lässt sich nicht sagen, ob das Happy End als Persiflage gedacht ist.

Die Dreharbeiten für „Leichen pflastern seinen Weg“ fanden in den Abruzzen, bei Cortina d’Ampezzo, in St. Kassian und in den Elios Studios in Rom statt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

Peter Liendl und Gisela Klötzer - Takimo
"Sternenstaub" ist eine intelligente und spannende Geschichte, die dazu anregt, sich näher mit astronomischen und kosmologischen Fragen zu beschäftigen: "Science und Fiction". – Die dramaturgische und technische Gestaltung ist auf hohem Niveau.
Takimo