Whale Rider

Whale Rider

Whale Rider

Originaltitel: Whale Rider – Regie: Niki Caro – Drehbuch: Niki Caro, nach dem Roman "Whale Rider" von Witi Ihimaera – Kamera: Leon Narbey – Schnitt: David Coulson – Musik: Lisa Gerrard – Darsteller: Keisha Castle-Hughes, Rawiri Paratene, Vicky Haughton, Grant Roa, Cliff Curtis, Rawinia Clarke, Mana Taumaunu, Rachel House, Taungaroa Emile, Tammy Davis, Mabel Warekawa-Butt, Tahei Simpson, Roi Taimana, Elizabeth Skeen, Tyronne White u.a. - 2002; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Ein Maori-Häuptling hält die Zeit für gekommen, den Stab an einen Nachfolger weiterzugeben, doch sein ältester Sohn wandert nach Europa aus und hinterlässt ihm lediglich seine Tochter Pai, deren Zwillingsbruder bei der Geburt zusammen mit der Mutter gestorben ist. Als Pai zwölf Jahre alt ist, ringt sie darum, von ihrem Großvater als Nachfolgerin anerkannt zu werden, aber der traditionsbewusste Häuptling weigert sich, eine Frau in diesem Amt zu akzeptieren ...
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Kritik

"Whale Rider" ist ein sanfter, kraftvoller Film über ein Kind, das sich seinen Platz in der Gemeinschaft erobert, über den Generationen­konflikt, über die Emanzipation der Frau und über den Zusammenprall alter und neuer Werte.
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Die Maori vom Stamm der Ngati Konohi in dem Fischerdorf Whangara an der Ostküste der neuseeländischen Nordinsel führen ihre Herkunft auf Paikea zurück, der einer Legende zufolge vor langer Zeit nach dem Kentern seines Kanus auf dem Rücken eines Wals von Hawaiiki nach Neuseeland kam und deshalb Whale Rider (Walreiter) genannt wird. Auf diesem Sinnbild der Einheit von Mensch und Natur basiert die Legitimation für das Amt des Stammeshäuptlings der Ngati Konohi.

Als Häuptling Koro (Rawiri Paratene) die Zeit für gekommen hält, den Stab an einen Nachfolger weiterzugeben, stirbt seine Schwiegertochter bei der Geburt eines Zwillingspaares zusammen mit dem Hoffnungsträger, und nur das kleine Mädchen überlebt. Der verwitwete Vater Porourangi (Cliff Curtis) gibt seiner Tochter trotzig den Namen Paikea („Pai“), lässt sie bei seinen Eltern Koro und Flowers (Vicky Haughton) aufwachsen und wandert nach Europa aus, wo er als Künstler arbeitet.

Erst als Pai (Keisha Castle-Hughes) bereits zwölf Jahre alt ist, taucht Porourangi wieder auf, allerdings nur für einen Besuch, denn in Deutschland wartet eine schwangere Frau namens Anna auf ihn. Er will Pai mitnehmen, doch auf der Küstenstraße zum Flugplatz bittet Pai ihn, umzukehren und sie zurück zu ihren Großeltern zu bringen: Sie will in Neuseeland bleiben.

Pai bewundert ihren stolzen und schroffen Großvater, obwohl dieser sich ihr gegenüber eher abweisend verhält, weil er ihrem bei der Geburt gestorbenen Zwillingsbruder nachtrauert.

Um einen geeigneten Nachfolger auswählen zu können, versammelt Koro alle erstgeborenen Söhne des Stammes der Ngati Konohi, lehrt sie die Riten und Gebräuche der Maori und unterrichtet sie in allen Fertigkeiten, die ein Häuptling haben muss. Pai möchte daran teilnehmen, aber Koro schickt sie fort, denn ein Mädchen – auch wenn es Paikea heißt – hält er nicht für geeignet, seine Nachfolge anzutreten. Mit sturer Sanftmut hält Pai an ihrem Ziel fest, alles das zu lernen, was eigentlich den Jungen vorbehalten ist. Heimlich belauscht Pai den Unterricht, und sie lässt sich von Rawiri (Grant Roa), dem Bruder ihres Vaters, zeigen, wie man mit dem traditionsreichen Taiaha kämpft, einem langen Stock aus Hartholz.

Als Koros Schüler Hemi (Mana Taumaunu) mit Pai in Streit gerät und sie angreift, stellt sie sich mutig zum Kampf. Koro hört das Klacken der Taiaha – und wird Zeuge, wie Pai seinen besten Schüler besiegt. Pai habe seine Schule entweiht, schimpft er, denn das Gelände sei Männern und männlichen Jugendlichen vorbehalten.

Die letzte Mut- und Bewährungsprobe für die Schüler besteht darin, dass Koro und Rawiri mit ihnen aufs Meer hinausfahren, wo der Häuptling einen verzierten Walzahn ins Wasser wirft, den sie aus der Tiefe heraufholen sollen. Zur grenzenlosen Enttäuschung Koros ist keiner der Jungen dazu in der Lage. Sein Projekt ist gescheitert! Koro zieht sich verbittert in sich selbst zurück und spricht kein Wort mehr. Er glaubt, dass Pai Unglück über seinen Stamm brachte.

Pai lässt sich von Rawiri die Stelle zeigen, wo ihr Großvater den Walzahn ins Meer warf – und taucht ihn herauf. Rawiri bringt ihn seiner Mutter und erzählt ihr, was geschehen ist, aber sie gibt ihn erst einmal nicht an Koro weiter, denn in seiner Frustration ist er noch nicht zu einer vernünftigen Reaktion auf Pais Leistung fähig.

Trotz der Diskriminierung durch ihren Großvater, legt Pai dem Schweigenden eine Einladung für ein Schulkonzert hin. Er sei ihr Ehrengast, betont sie. Vor der Aufführung hält sie ihm einen Stuhl neben ihrer Großmutter und ihrem Onkel frei, aber sie wartet vergeblich auf ihn. Schluchzend trägt Pai die Hymne auf ihn vor, die sie eigens verfasst hat.

Sie weiß noch nicht, dass Koro sich anzog, um in die Schule zu kommen. Doch vom Weg aus bemerkte er mehrere gestrandete Wale.

Koro und den anderen Dorfbewohnern gelingt es nicht, das Leittier bei Flut ins tiefere Wasser zu ziehen. Erschöpft verlassen die Menschen den Strand.

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Pai bleibt allein bei dem Wal zurück. Obwohl Koro ihr verboten hat, das Tier anzufassen, klettert sie auf seinen Rücken und redet leise. Da beginnt der Wal sich zu bewegen und schwimmt hinaus aufs offene Meer. Die anderen gestrandeten Tiere folgen ihm. Pai klammert sich auf dem Rücken des getauchten Wals fest, bis sie das Bewusstsein verliert.

Als Rawiri sich umdreht, sieht er, dass der Wal, mit dem sich die Dorfgemeinschaft gerade noch vergeblich abgemüht hat, verschwunden ist. Die Leute bleiben stehen und staunen. Flowers vermisst ihre Enkelin. Da begreifen die Maori, was geschehen ist: Sie haben einen neuen Whale Rider. Es ist ein Mädchen. Nanny Flowers reicht ihrem Mann den von Pai heraufgetauchten Walzahn.

Die Männer rudern in Booten hinaus und holen die bewusstlose Zwölfjährige aus dem Wasser. Im Krankenhaus schlägt sie die Augen auf. Ihr Großvater sitzt schweigend an ihrem Bett.

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Ohne gegen ihren bewunderten Großvater aufzubegehren, widersetzt sich seine sanftmütige zwölfjährige Enkelin unbeirrbar ihrer Diskriminierung und kämpft um die Anerkennung des traditionsbewussten Patriarchen. „Whale Rider“ ist ein Film über ein Kind, das sich seinen Platz in der Gemeinschaft erobert, über den Generationenkonflikt, über die Emanzipation der Frau und über den Zusammenprall alter und neuer Werte.

Die nicht zu den Maori, sondern zu den Pakeha – also der von Europäern abstammenden Bevölkerung Neuseelands – zählende Regisseurin Niki Caro (*1966) inszenierte den Film nach dem 1988 von Witi Ihimaera veröffentlichten Roman „Whale Rider“. (Im Buch heißt die Protagonistin Kahu.) Witi Ihimaera, ein Maori vom Stamm der Ngati Konohi, lebte damals als neuseeländischer Konsul in New York. Als sich ein Wal in die Hudson Bay verirrte, inspirierte ihn das zu dem Buch, das er seinen Töchtern widmete.

„Whale Rider“ ist ein sanfter und kraftvoller Film ohne falsche Sentimentalität abseits des Mainstreams.

Der Cast besteht aus einer Mischung von Laiendarstellern und Schauspielern. Bemerkenswert ist die Hauptdarstellerin Keisha Castle-Hughes, die unter mehr als 10 000 Bewerberinnen ausgewählt wurde, bei den Dreharbeiten dreizehn Jahre alt war und eine außergewöhnliche „Girlpower“ zeigt.

Von dem Roman „Whale Rider“ gibt es auch eine Hörspiel-Adaptation von Ulla Illerhaus (Regie: Annette Kurth) mit Monica Bleibtreu, Andreas Pietschmann, Joost Siedhoff, Cèline Vogt u. a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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