Paper Moon

Paper Moon

Paper Moon

Originaltitel: Paper Moon – Regie: Peter Bogdanovich – Drehbuch: Alvin Sargent, nach dem Roman "Die Geschichte von Addie und Long Boy und wie sie beide fröhlichen Herzens auf anderer Leute Kosten lebten" von Joe David Brown – Kamera: László Kovács – Schnitt: Verna Fields – Musik: Richard Portman, Les Fresholtz – Darsteller: Ryan O'Neal, Tatum O'Neal, Madeline Kahn, John Hillerman, P. J. Johnson, Jessie Lee Fulton, Liz Ross, Yvonne Harrison, Eleanor Bogart, Dorothy Forster, Jody Wilbur, Dorothy Price u.a. – 1973; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Als der Trickbetrüger Moses Pray seiner verstorbenen Geliebten die letzte Ehre erweist, drängen ihm zwei Nachbarinnen der Toten deren neunjährige Tochter Addie auf: Er soll die Waise zu den einzigen Verwandten nach Missouri bringen. Zuerst will Moses seine freche Begleiterin möglichst rasch wieder loswerden, aber dann merkt er, dass sie ihm aufgrund ihrer Menschenkenntnis und Schlagfertigkeit bei seinen Betrügereien behilflich ist ...
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Kritik

Unter dem Titel "Paper Moon" verfilmte Peter Bogdanovich Teile des Romans "Addie Pray" von Joe David Brown. Es handelt sich um eine vergnügliche Mischung aus Roadmovie und Komödie, in der sich sentimentale, humorvolle und zynische Episoden abwechseln.
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Die neunjährige Addie Loggins (Tatum O’Neal) steht um 1935 in Kansas mit zwei Nachbarinnen am offenen Grab ihrer Mutter, während der Reverend Gebete spricht. Da hält am Rand des Friedhofs ein Fremder mit dem Auto, klaut von einem anderen Grab ein paar Blumen und erweist der toten Nachtklubtänzerin, die offenbar seine Geliebte war, die letzte Ehre. Weil er behauptet, nach St. Louis, Missouri, unterwegs zu sein, drängen ihn die beiden anwesenden Frauen, das Waisenmädchen mitzunehmen, das außer einer Tante in Missouri keine Verwandten hat.

Am nächsten Bahnhof kauft Moses Pray (Ryan O’Neal) – so heißt der Fremde – Addie eine Fahrkarte und versucht, sie loszuwerden. Aber das Mädchen lässt ihm keine Ruhe, bis er einlenkt und es weiter im Auto mitnimmt.

Bald findet Addie heraus, dass es sich bei Moses um einen Trickbetrüger handelt: Er klingelt an einer Haustür und fragt nach Rudolph Morgan, dessen Namen er aus den Todesanzeigen in der Zeitung herausgesucht hat. Als er hört, dass Rudolf Morgan tot ist, tut er überrascht und erklärt der Witwe Pearl (Liz Ross), ihr verstorbener Mann habe für sie die Luxusausgabe einer Bibel bestellt. Auf diese Weise bringt Moses eine Witwe nach der anderen dazu, überteuerte Bibeln zu kaufen.

Bei Marie Bates (Yvonne Harrison) stößt er auf den misstrauischen Sheriff, der sich offenbar ganz persönlich um die Trauernde kümmert. Moses tritt ängstlich den Rückzug an, aber Addie gibt sich als seine Tochter aus und bringt den Sheriff dazu, die Bibel für seine Angebetete zu kaufen. Während Addie bei der kinderreichen Witwe Elvira Stanley (Eleanor Bogart) behauptet, der Verstorbene habe die bestellte Bibel bereits voll bezahlt, verdoppelt sie bei der reichen Witwe Edna Huff (Dorothy Forster) den Preis – und erhält trotzdem noch 5 Dollar geschenkt. Da merkt Moses, dass die freche, Zigaretten rauchende Göre zwar lästig, aber auch nützlich ist, und er bringt dem Kind weitere Betrügereien zum Beispiel beim Geldwechseln bei.

Als Moses sich auf einem Jahrmarkt in die Tänzerin Trixie (Madeline Kahn) verliebt und Addie auf den Rücksitz des Autos verbannt, damit er Trixie und deren fünfzehnjährige afroamerikanische Dienerin Imogene (P. J. Johnson) im Auto mitnehmen kann, verbündet Addie sich mit Imogene, um das Liebespaar auseinanderzubringen, zumal Trixie ohnehin nur vorhat, eine Weile auf Kosten ihres neuen Verehrers zu leben. In einem Hotel macht Addie Trixie glauben, Moses sei mit dem Auto in der Werkstatt und der Portier Floyd (Burton Gilliam) biete 25 Dollar für eine Stunde mit ihr. Dem Portier, dessen lüsterne Blicke Addie bei der Ankunft sah, richtet sie aus, dass die Tänzerin auf ihn warte. Sobald Floyd bei Trixie im Zimmer ist, schickt Addie Moses zu ihr. – Unmittelbar danach fährt Moses verärgert mit Addie weiter und lässt Trixie mit Imogene zurück.

In der nächsten Unterkunft beobachtet Addie einen Mann namens Jess Hardin (John Hillerman), der trotz der Inhibition Alkohol verkauft und folgt ihm zu dem Verschlag, in dem er seinen Vorrat versteckt hat. Moses macht sich an Jess heran und bietet ihm eine größere Menge Whisky zum Kauf an. Dann rauben Moses und Addie einen Teil des Vorrats aus dem Versteck und fahren damit zum Treffpunkt, wo Jess 625 Dollar für seinen eigenen Whisky bezahlt!

Lang währt die Freude allerdings nicht: Der Bruder des Betrogenen ist nämlich Sheriff (John Hillerman). Er verfolgt Moses und Addie mit dem Streifenwagen und nimmt sie fest. Das in Addies Mütze versteckte Geld findet er allerdings nicht, und dem Mädchen gelingt es auf der Polizeiwache, den Bewacher zu täuschen und mit Moses zu fliehen.

Beim Versuch, sein polizeibekanntes Cabriolet gegen einen schrottreifen Truck zu tauschen, gerät Moses an einen Vater und dessen vier streitsüchtige Söhne. Erst nach einem Ringkampf mit Leroy (Randy Quaid) kommt der Deal zustande.

Moses und Addie überqueren die Grenze zwischen Kansas und Missouri, aber Sheriff Hardin verfolgt sie auch im Nachbarstaat. Gerade als Moses alles auf ein Geschäft mit dem Besitzer einer Silbermine (Art Ellison) setzt, wird er von Hardins Männern zusammengeschlagen und ausgeraubt. Deshalb erscheint er nicht zur Verabredung und besitzt keinen Cent mehr.

Schließlich hält Moses vor dem Haus, in dem Addies Tante Billie (Rose-Mary Rumbley), Onkel Daniel und Cousine Edna leben. Aber bei den Verwandten hält es das selbstbewusste Kind keine Viertelstunde aus. Sie läuft wieder auf die Straße. Moses ist ein Stück weiter mit dem Truck stehengeblieben und schaut das Foto an, das Addie liegen ließ: Sie sitzt in einem Papiermond auf dem Jahrmarkt, den sie gemeinsam besuchten. Vergeblich behauptet Moses, er wolle Addie nicht länger bei sich haben. Sie besteht darauf, mit ihm weiterzufahren und ist überzeugt, dass er ihr Vater sei.

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Unter dem Titel „Paper Moon“ verfilmte Peter Bogdanovich die erste Hälfte des Romans „Addie Pray“ von Joe David Brown (deutsch: „Die Geschichte von Addie und Long Boy und wie sie beide fröhlichen Herzens auf anderer Leute Kosten lebten“, Übersetzung: Hermann Stiehl, Rowohlt Verlag, Reinbek 1972, 313 Seiten, ISBN: 3-498-00438-7).

„Paper Moon“ ist eine vergnügliche Mischung aus Roadmovie und Komödie, in der sich sentimentale, humorvolle und zynische Episoden abwechseln. Moralische Aspekte haben Alvin Sargent (Drehbuch) und Peter Bogdanovich (Regie) nicht interessiert. Um die Atmosphäre der Depressionsjahre wiederzugeben, verzichteten die Filmemacher auf Farbe und drehten „Paper Moon“ in Schwarz-Weiß.

Bei den beiden Hauptdarstellern Ryan O’Neal und Tatum O’Neal handelte es sich um Vater und Tochter. Für Tatum O’Neal war „Paper Moon“ das Filmdebüt – und was für eines: Es gibt kaum eine Szene, in der sie nicht zu sehen ist. Die Rolle ist zwar wenig überzeugend, weil Alvin Sargent der Neunjährigen Sätze in den Mund legte, die man selbst einem altklugen Kind nicht zutrauen würde, aber Tatum O’Neal spielte so eindrucksvoll, dass sie dafür mit einem „Oscar“ ausgezeichnet wurde. (Nominiert hatte man auch das Drehbuch, die Musik und Madeline Kahn als Nebendarstellerin.)

In einer nach dem Film entstandenen Fernsehserie nach Motiven des Romans „Addie Pray“ spielte Jodie Foster die Hauptrolle.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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