E. Annie Proulx : Mitten in Amerika

Mitten in Amerika
Originaltitel: That Old Ace in the Hole Scribner, New York 2002 Mitten in Amerika Übersetzung: Melanie Walz Luchterhand Literaturverlag, München 2003 ISBN 3-630-87142-9, 512 Seiten btb, München 2004 ISBN 978-3-442-73269-2
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Ein junger Mann kommt im Auftrag eines Unternehmens, das Grundstücke für Schweinemastbetriebe sucht, in das (fiktive) Panhandle-Gebiet im Norden von Texas. Er schaut sich das Land an, liest Bücher über seine Geschichte und befasst sich mit Biografien von Menschen, die hier leben bzw. gelebt haben.
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Kritik

Die Rahmenhandlung dient Annie Proulx nur zur Einbettung ihrer farbigen Geschichten über viele sture, schrullige, skurrile Bewohner der Prärie. Dabei kommt sie immer wieder auf die Zerstörung der Landschaft und ihrer traditionellen Bewirtschaftung durch industrialisierte Betriebe zurück.
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Als Viola und Adam Dollar nach Alaska flogen, um dort ein neues Leben zu beginnen, setzten sie ihren kleinen Sohn Bob vor dem Trödelladen seines Onkels Tambourine („Tam“) Bapp in Denver ab. Sie wollten ihn nachholen, sobald sie ein Blockhaus gebaut hatten, doch weder Tam noch Bob hörten jemals wieder etwas von ihnen.

Vor fünf Jahren schloss Bob Dollar (!) die Horace Greely Junior University in Denver ab. Danach arbeitete er kurze Zeit als Packer in einem Lebensmittelladen, dann zweieinhalb Jahre als Lagerist in einer Glühlampenfabrik. Jetzt lässt sich der ziel- und heimatlose junge Mann in der Zweigstelle von Global Pork Rind in Denver anstellen, einem expandierenden Unternehmen mit Hauptsitz in Tokio, das auf Schweinemastbetriebe spezialisiert ist. Bobs Aufgabe ist es, im Panhandle-Gebiet von Texas und Oklahoma nach Grundstücken für neue Betriebe zu suchen.

Die Indianer hatten hier als Nomaden gelebt; Händler eröffneten den Weg nach Santa Fe und nach Taos, um Kaliko zu verkaufen, und tauschten ihre Waren gegen Häute und Felle der Indianer; Pfadfinder der Armee kamen, um das Land zu vermessen, und wurden zu halben Indianern; Büffeljäger schossen und häuteten für die Handelsfirmen mit Sitz im Osten. Als die Bisonherden verschwanden, führten Rancher Rindvieh ein, das auf dem weiten Grasland frei herumlaufen konnte, und die Söhne der Siedler wurden Cowboys. Maultierfrachtzüge brachten Bauholz und Zaunpfähle, Kessel und Mehl, Zaundraht. Die Menschenflut kam mit der Eisenbahn, Kleinbauern, die glaubten, Dürre und Sturmwinde mit harter Arbeit und dem Pflug besiegen zu können. Zuletzt kamen Ölmagnaten, Schwindler und Betrüger, Regierungsbeamte, die den Farmern erzählten, was sie falsch machten. Und jetzt waren Agrarfabriken wie Global Pork Rind an der Reihe. (Seite 141f)

Bobs Chef, „Ribeye“ Cluke, rät dem Neuling, den Einheimischen seine wahren Absichten zu verschweigen und sich möglichst bei einer alten Dame einzunisten, von der er viel erfahren kann. So wird er am ehesten von jemand hören, der bereit ist, sein Land zu verkaufen. Sobald er einen potenziellen Verkäufer ausfindig gemacht hat, soll er anrufen, damit Global Pork Rind eine Geldbotin schicken kann, die das Land für ein Subunternehmen kauft, um den Verwendungszweck bis zum letzten Augenblick verheimlichen zu können.

„Die Anwohner wissen nicht, dass eine Schweinefarm entsteht, bis die Bulldozer den Auffangteich anlegen.“ (Seite 26)

In Woolybucket, einem kleinen Ort im texanischen Teil des Panhandle-Gebiets, dessen Zugverbindungen 1958 eingestellt worden waren, mietet Bob von der Witwe LaVon Fronk eine Arbeiterbaracke auf dem Gelände der Busted Star Ranch. Strom gibt es nicht, und Wasser muss er sich in der Küche des Wohngebäudes holen. LaVon durchschaut rasch, dass Bob kein Tourist ist. Zunächst behauptet er, für einen Zeitschriftenartikel zu recherchieren, aber diese Lüge glaubt sie ihm ebenso wenig. Schließlich gibt er vor, im Auftrag einer Immobiliengesellschaft namens Global Properties Deluxe nach Grundstücken für Luxusruhesitze zu suchen. Von LaVon kann Bob viel über das Land und seine Bewohner erfahren; sie hat Hunderte von Fotos und anderen Erinnerungssachen der Familien in der Gegend zusammengetragen, um ein Buch über die Bewohner zu verfassen. Stundenlang erzählt die „Panhandle-Scheherazade“ Geschichten von Menschen, die hier gelebt haben. Etwa von ihrem Ehemann, der hier Land erwarb und es mit hohem Gewinn parzelliert weiterverkaufte. Zwei Jahre nach der Hochzeit konnten sie sich bereits die Ranch leisten. Oder sie erzählt von Jerky Baum, auf dessen Ranch Öl gefunden wurde. Daraufhin baute er sich eine schlossähnliche Villa mit Swimmingpool, legte eine Landebahn an, kaufte sich ein Flugzeug, stellte einen Piloten ein und gründete eine Pferdezucht. Dann aber versiegte das Öl, die Bank nahm ihm die Ranch weg, und heute hält er sich mit Handlangerarbeiten über Wasser.

Bob informiert sich über die Landschaft und ihre Bewohner. Früher wurden die Brunnen für das Wasser, das die Kühe auf den Weiden benötigen, 6 m tief gegraben, höchstens 10 m; jetzt sind schon 25 bis 30 m tiefe Ausschachtungen erforderlich, weil der Grundwasserspiegel Jahr für Jahr abgesunken ist.

Karger Boden, Dürre, böse Winde, schreckliche Hitze, Tornados und eisige Nordwinde. Und man weiß nie, was einen als Nächstes erwartet. Die Gegend wird vom Wetter bestimmt. (Seite 151f)

Die Bewohner sind konservativ. Janine Huske wird noch immer als Neuankömmling betrachtet, obwohl sie bereits seit sechzehn Jahren in Woolybucket County lebt.

Er hatte bereits begriffen, dass zum gottesfürchtigen Leben nicht wenig üble Nachrede gehöre sowie beständiges und wachsames Herumhacken auf jenen, die auch nur die leiseste Neigung zeigten, vom ausgetretenen Weg abzuweichen, solange sie nicht unter die Kategorie des pittoresken Panhandle-Spinners fielen. Der große Gleichmacher war die Arbeit, die Arbeit und das Land, der doppelte Trumpf aller Landmenschen. (Seite 153)

[…] dunkle Haut, ungewohnte Sprachfärbung und Manifestationen von Homosexualität oder unverhülltem Liberalismus kamen nicht in Frage. (Seite 151)

Naiv nimmt Bob an, die Schweinemastbetriebe, die sich hier bereits angesiedelt haben, würden für Arbeitsplätze sorgen. Doch er wird eines anderen belehrt:

„Aber Bob, Sie sind ja so ahnungslos wie ein Säugling! In einer Schweinemästerei gibt es nur eine Handvoll schlecht bezahlter Arbeitsplätze. Drei Schichten am Tag, aber alles ist automatisiert und computergesteuert. Die Firmen kaufen nichts bei uns ein. Sie kaufen ihr Futter auf dem Weltmarkt und fahren es her. Tolle Geschäftsmöglichkeiten. Wenn die Schweinemäster antreten, denkt jeder, sie würden Geld in die Region bringen, und deshalb wollen ein paar der Hiesigen ihnen den roten Teppich ausrollen – Steuererleichterungen und was nicht alles. Aber wo es früher achttausend Schweine gab, sind es auf einmal fünfzigtausend. In Tulsa haben sie das ganze Grundwasser versaut. In North Carolina haben sie die Flüsse verseucht. […]“ (Seite 166f)

Im Old Dog Café von Cy Frease kommt Bob mit den Männern ins Gespräch. So zum Beispiel mit Bruder Mesquite, dessen Kloster Bisons züchtet:

„[…] ein bärtiger Mönch in schmutziger Kutte, die er mit einer Hand so hoch gerafft hielt, dass ein Paar Jeans und Cowboystiefel darunter sichtbar wurden, auf dem Kopf einen zerbeulten Cowboyhut.“ (Seite 325)

Bob hört auch von dem Holländer Habakuk van Melkebeek aus Kampen, der eines Tages hier auftauchte, nach Arbeit fragte und die Windräder der Brunnen zu warten begann. 1939 hatte er genug gespart, um sich von Mrs Gladys Armenonville in Chillicothe, Ohio, 17 000 Morgen Land zu kaufen und die Ranch „Kampen“ zu gründen. Ace Crouch, den Jungen, der ihm bei der Arbeit mit den Windrädern geholfen hatte, nahm er mit. Beim Graben eines Brunnens auf der Kampen Ranch stieß man auf Öl. Schon am nächsten Morgen rückte ein Mann namens H. H. Pott mit Geologen aus Oklahoma City an und bot Habakuk ein Achtel des Gewinns als Pacht für das Gelände. Der wollte sich nicht übers Ohr hauen lassen und verlangte ein Zehntel. Später lernte er Bruchrechnen, und nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb er Ölkonzessionen auf Java, in Kuwait, Qatar und Venezuela. 1961 übernahm er auch die Firma, von der er sich nach dem ersten Ölfund auf seiner Ranch über den Tisch hatte ziehen lassen. Pott war allerdings inzwischen gestorben.

Ace Crouch heiratete 1939 Valentine („Vollie“) Eckenstein, die vollbusige Tochter eines deutschstämmigen Weizenfarmers aus Twospot. Ihr einziges Kind, Phyllis, riss immer wieder von zu Hause aus und war mit neunzehn schon ziemlich heruntergekommen. Ihre nie verheiratete Tochter Dawn Crouch wird einige Wochen nach Bobs Ankunft in Woolybucket von einem unehelich gezeugten Zwillingspärchen entbunden: James und Jeanette.

Freda Beautyrooms, deren Mann 1955 starb, könnte am Verkauf ihrer Ranch interessiert sein, denkt Bob und sagt ihr deshalb, er würde sie gern auf ihrer Axe-Head Ranch besuchen, um mehr über die alten Zeiten in Panhandle erfahren. Sie lässt sich nicht täuschen:

„Mr Dime oder Dollar oder wie immer Sie heißen mögen: Ich habe schon vor langer Zeit herausgefunden, dass das Interesse junger Männer an meiner Bekanntschaft nicht mir oder den alten Zeiten gilt, sondern dass so jemand meint, er könnte mich dazu überreden, mein Geld in irgendwelche Unsinnsunternehmen zu investieren, oder er könnte mir meinen Grundbesitz für einen Appel und ein Ei abschwatzen. Ich habe feststellen müssen, dass die Schmeicheleien junger Männer mit größter Vorsicht zu genießen sind. Sie entschuldigen also, wenn ich Ihrer Bitte nicht entsprechen kann.“ (Seite 271)

Ihr Sohn Waldo Beautyrooms steht einem Verkauf der Ranch und dem Bau von Luxusruhesitzen aufgeschlossener gegenüber und lädt Bob ein, zu einer Besprechung mit ihm und seinen beiden Schwestern Eileen Moon und Marilyn Tyrell nach Houston zu kommen. Danach erklärt Freda Beautyrooms sich zwar zu einem Gespräch mit Bob bereit, nimmt ihm jedoch gleich zu Beginn jede Hoffnung, ihr die Ranch abschwatzen zu können.

James Robert Alamo William („Jim“) Skin sagt, er würde sein wertloses Land gern verkaufen, müsse aber erst Ace Crouch überzeugen, dem es zur Hälfte gehöre. Als Bob im Grundbuch nachsieht, findet er heraus, dass das fragliche Areal Jim Skin allein gehört. Darauf kann er sich zunächst keinen Reim machen.

Miteigentümer der Bar Owl Ranch ist Ace tatsächlich; sie gehört ihm und seinem älteren Bruder Tater Crouch, der auch dort wohnt. Weil es auf der Bar Owl Ranch bestialisch nach einem nahen Schweinemastbetrieb stinkt, zeigt Tater sich nicht abgeneigt, das Land zu verkaufen. Doch als Bob mit ihm darüber verhandeln will, erzählt er alte Geschichten und bricht dann unvermittelt das Gespräch ab, angeblich, um sich für einen Mittagsschlaf hinzulegen. Beim Wegfahren kommt Bob ein anderes Auto entgegen, das von einer Blondine gesteuert wird: Evelyn Chine, einer Spitzenkraft von Global Pork Rind!

Drei Monate lang hält Bob sich bereits im Panhandle auf; sein Chef wird ungeduldig, weil sich immer noch kein Landkauf abzeichnet.

Der Rancher Francis Scott Keister, der in Woolybucket geboren wurde und nie woanders hingekommen ist, hetzt Sheriff Hugh Dough gegen den Fremden auf, der überall herumschnüffelt. Der vierzigjährige, unverheiratete Sheriff ist immer noch ein Bettnässer, beißt seine Fingernägel und zählt zwanghaft alles, was er vor sich sieht: Treppenstufen, Telegrafenmasten, Hemdenknöpfe und sogar die Pfefferpünktchen auf seinem Frühstücksei. Bei der nächsten Gelegenheit hält er Bob an und lässt sich von ihm die Fahrzeugpapiere zeigen. Weil das Unternehmen Global Pork Rind als Eigentümer des Autos eingetragen ist, durchschaut der Sheriff Bobs Täuschung. Kurze Zeit später kommt Bob abends zufällig an einem Schweinemastbetrieb vorbei und will sich dort umsehen. Das Tor steht offen, er fährt hinein und steigt aus. Niemand ist zu sehen. Sobald er von einem Bewegungsmelder erfasst wird, schaltet sich das Licht ein, ein Alarmsignal ertönt und das Tor schließt sich automatisch. Sheriff Hugh Dough verhaftet den Eindringling und lässt ihn erst am nächsten Morgen frei, nachdem er mit dessen Boss in Denver telefoniert hat.

Um endlich zu einem Abschluss zu kommen, bevor alle in Woolybucket wissen, dass Bob für ein Schweinemastunternehmen arbeitet, sucht er noch einmal Tater Crouch auf und erklärt ihm unverblümt, für welchen Zweck seine Firma die Ranch kaufen möchte. Der alte Mann berichtet ihm, dass Evelyn Chine ebenfalls log, um mit ihm ins Gespräch zu kommen: Sie gab vor, eine Dissertation über die Menschen im Panhandle schreiben zu wollen. Er selbst ist bereit, die Ranch auch an Global Pork Rind zu verkaufen, muss aber erst mit seinem Bruder Ace darüber reden.

Kurz bevor Bob nach Denver beordert wird, um sich vor seinem Chef und Mr Ragsdale aus dem Hauptquartier in Tokio zu rechtfertigen, beobachtet er im Old Dog Café Evelyn Chine und Francis Scott Keister, die nur Augen und Ohren für einander haben und sich im Auto küssen. Sobald sie weggefahren sind, taucht Keisters Ehefrau Thomasina „Tazzy“ auf, die offenbar von der Affäre erfahren hat und nach dem Liebespaar sucht.

Auf dem Weg nach Denver nimmt Bob einen Anhalter mit, einen alten Indianer namens Moony Brassleg, der zu seiner Tochter Shirley Brassleg in Trinidad, Colorado, ziehen will, jedoch den Brief verloren hat, in dem ihre Adresse steht. Auch die Telefonnummer weiß er nicht. Bob hilft ihm bei der Suche, und sie finden schließlich Shirley, die inzwischen allerdings den Nachnamen Mason trägt: Der alte Mann hat vergessen, dass sie mit Bob Mason verheiratet ist.

Von seinen Vorgesetzten erhält Bob noch einen Monat Zeit, um sich im Panhandle zu bewähren.

Als er nach Woolybucket zurückkehrt, erfährt er, dass Freda Beautyrooms inzwischen einem Schlaganfall erlegen ist. Tazzy Keister überraschte ihren Mann und Evelyn Chine in einem Motel und feuerte fünf Schüsse auf das Liebespaar ab. Keister starb an Ort und Stelle; Evelyn liegt schwer verletzt auf der Intensivstation im Krankenhaus von Amarillo. Beim Versuch, sie festzunehmen, wurden Sheriff Hugh Dough von Tazzy beide Arme gebrochen. Erst dem Deputy Haish Smith gelang es, sie ins Gefängnis zu sperren. Die ehemalige Arbeiterbaracke hat LaVon inzwischen ihrem Sohn Coolbroth Fronk überlassen. Bob kommt in einem komfortablen Zimmer bei Jaelene Shattle unter, für das er auch nicht viel zu bezahlen braucht, weil sich in der Nachbarschaft ein Schweinemastbetrieb befindet. Der scharfe, Augen und Kehle reizende Ammoniakgestank hat Jaelenes Mann so zu zugesetzt, dass er zur Zeit im Krankenhaus behandelt werden muss.

Die Shattles würden ihr Grundstück gern verkaufen. Auch mit Tater Crouch hofft Bob zu einem Abschluss zu kommen. Waldo Beautyrooms legt allerdings verärgert auf, als Bob ihm am Telefon gesteht, warum er sich wirklich für die Axe-Head Ranch interessiert. Bob ruft die Geldbotin Betty Doak nach Woolybucket, doch Tater und die Shattles überlegen es sich anders. Da beschließt Bob, aufzugeben und zu kündigen.

Schließlich findet er heraus, warum Jim Skin, Tater Crouch und das Ehepaar Shattle keinen Vertrag mit Global Pork Rind abschließen wollen: Sie verkaufen ihr Land an Ace Crouch! Kaum jemand wusste bisher, dass Ace das gesamte Vermögen von Habakuk van Melkebeek geerbt hat und Petrodollarmilliardär ist. Jetzt schickt er sich an, alles Land in der Gegend aufzukaufen, die Schweinemastbetriebe zu vertreiben und die Zäune einzureißen, denn er will im Panhandle zusammen mit Bruder Mesquite, Tater Crouch, den Shattles, Jim Skin, LaVon und Coolbroth Fronk frei laufende Bisonherden züchten.

Durch einen Anruf seines Onkels aus Denver erfährt Bob von einer Schießerei in der Zweigstelle von Global Pork Rind: Tazzy Keister hat Quantum Goliath, den Präsidenten der Firma, erschossen und sitzt jetzt in Denver im Gefängnis. Eigentlich sei sie auf der Suche nach Bob Dollar gewesen, heißt es.

Bob überlegt, ob er in einem leer stehenden Laden in Woolybucket eine kleine Buchhandlung eröffnen soll.

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Ein junger Mann kommt im Auftrag eines Unternehmens, das Grundstücke für Schweinemastbetriebe sucht, in das (fiktive) Panhandle-Gebiet im Norden von Texas. Er schaut sich das Land an, liest Bücher über seine Geschichte und befasst sich mit Biografien von Menschen, die hier leben bzw. gelebt haben. Es erscheint zwar etwas unglaubwürdig, dass ein Weltunternehmen mit Hauptsitz in Tokio einen so unerfahrenen, unbeholfenen, überhaupt nicht zielstrebigen jungen Mann monatelang ergebnislos nach potenziellen Landverkäufern fahnden lässt, aber die Rahmenhandlung ist ohnehin nicht das Wesentliche an diesem Roman. Sie dient Annie Proulx nur zur Einbettung ihrer farbigen Geschichten über viele sture, schrullige, skurrile Bewohner der Prärie. Dabei kommt sie immer wieder auf die Zerstörung der Landschaft und ihrer traditionellen Bewirtschaftung durch industrialisierte Betriebe zurück. Zu dieser wohl unaufhaltsam fortschreitenden Entwicklung passt dann allerdings das Happy End nicht.

Auf die Schicksale einiger Figuren hätte Annie Proulx vielleicht besser verzichtet, denn eine solche Fülle von Einzelgeschichten beeinträchtigt ohnehin die Dramaturgie: Wenn in einigen Kapiteln überhaupt nicht von dem Protagonisten die Rede ist und in anderen nur kurz, dann geht der Spannungsbogen einer durchgehenden Handlung verloren. Andererseits vermag Annie Proulx es durch die Originalität ihrer Charaktere, die Leser durch das ganze, über 500 Seiten dicke Buch hindurch zu fesseln.

Annie Proulx schildert das Leben auf den Ranches, die Technik der Windräder, den Betrieb der Schweinemastbetriebe und vieles andere mehr ungewöhnlich kenntnisreich. Sie bevorzugt möglichst spezifische Begriffe wie Baird-Fink, Rötelfalke, Schwarzfußfrettchen (alle auf Seite 499). Aber in der deutschen Übersetzung haben sich leider einige Unschönheiten eingeschlichen, zum Beispiel Wortwiederholungen: Meistens wollen die Jungen das Geld, weil sie hier nicht leben wollen. (Seite 466) Oder logische Fehler: Einmal im Monat grillte er ein ganzes Roastbeef am Spieß oder riesige Pfannen voller Rippchen in Barbecue-Sauce. (Seite 158) Auch wenn es im Deutschen zu unmöglichen Ergebnissen führt, neigt Melanie Walz zu wörtlichen Übersetzungen. Da beginnen Geschäftsbriefe mit Lieber Sir, auf einer Toilettentür steht Mädchen und ein Cowboy trägt ein Paar Jeans, und statt von einem Subunternehmen schreibt sie von einer Unterfirma.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003
Textauszüge: © Luchterhand Literaturverlag

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.