Tess Gerritsen : Der Schneeleopard

Der Schneeleopard
Originalausgabe: Die Again Ballantine Books, New York 2014 Der Schneeleopard Übersetzung: Andreas Jäger Limes Verlag, München 2015 ISBN: 978-3-8090-2637-2, 415 Seiten Taschenbuch: Blanvalet, München 2016 ISBN: 978-3-7341-0047-5, 415 Seiten ISBN: 978-3-641-12393-2 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Bei einer Safari in Botswana kommen alle Teilnehmer bis auf eine Buchhändlerin ums Leben. Millie kehrt nicht nach London zurück, sondern gründet mit einem Südafrikaner eine Familie. Sechs Jahre später lässt sie sich überreden, nach Boston zu fliegen, um einen Verdächtigen zu identifizieren. Detective Jane Rizzoli hält es nämlich für denkbar, dass der Guide der Safari – oder jemand, der dessen Identität angenommen hatte – der von ihr gesuchte Serienmörder ist ...
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Kritik

"Der Schneeleopard" ist ein span­nen­der, geschickt auf­ge­bauter Thriller. Tess Gerritsen entwickelt ihn im Wechsel zwischen zwei Handlungs­strängen und nutzt dies für Cliffhanger. Schritt für Schritt führt sie alle Elemente zusammen, bis ein vollständiges Bild entsteht.
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Tödlich endende Safari

Die Londoner Buchhändlerin Millie Jacobson lässt sich von ihrem Lebensgefährten, dem Krimiautor Richard Renwick, zur Teilnahme an einer Safari ins Okavangodelta in Botswana überreden. Die von Johnny Posthumus und dem Fährtensucher Clarence Nghobo geführte Gruppe besteht außerdem aus dem japanischen Ehepaar Isao und Keiko Matsunaga, dem Amerikaner Elliot Godt und den beiden südafrikanischen Blondinen Vivian Kruiswyk und Sylvia van Ofwegen.

Als Clarence Nghobo und Isao Matsunaga in zwei aufeinander folgenden Nächten umgekommen sind und der Jeep nicht mehr anspringt, verdächtigt Richard Renwick den Guide, sie in die Wildnis gelockt zu haben, um sie alle zu ermorden.

In einer chaotischen Nacht, in der Schüsse krachen, rennt Millie Jacobson um ihr Leben. Wie durch ein Wunder gelingt es ihr, an einem Fluss entlang zu einer Safari-Lodge zu kommen, ohne von Raubtieren angefallen zu werden.

Statt nach London zurückzukehren, bleibt Millie in Afrika.

Sechs Jahre später

Sie lebt mit ihrem zehn Jahre älteren Ehemann Christopher („Chris“) DeBruin und ihrer vierjährigen Tochter Violet in Touws River, 200 Kilometer nordöstlich von Kapstadt, als sie sechs Jahre nach der Safari in Botswana einen Anruf von Detective Jane Rizzoli vom Boston Police Department erhält.

An ein und demselben Tag wurden zwei Menschen ermordet, die mit Elliot Godt in Beziehung standen: in Boston sein geschiedener Vater, der 64-jährige Tierpräparator Leon Godt, und in Brookline Jodi Underwood, die Elliots feste Freundin gewesen war. Jane Rizzoli leitet die Ermittlungen im Mordfall Leon Godt. Für die Aufklärung des Falls in Brookline ist Detective Andrea Pearson zuständig, aber wegen der Zusammenhänge beschäftigen sich auch Jane Rizzoli und ihr Partner Barry Frost damit. Unterstützt wird Jane außerdem von ihrem Ehemann, dem FBI-Agenten Gabriel Dean, und ihrer Freundin Dr. Maura Isles, der leitenden Gerichtsmedizinerin in Boston.

Wenige Stunden vor seiner Ermordung wurde Leon Godt ein toter Schneeleopard aus dem Suffolk Zoo gebracht, den er präparieren sollte. Dr. Gregory („Greg“) Oberlin, der Tierarzt des Zoos, hatte das kranke Tier eingeschläfert. Transportiert wurde es von dem Zoologen Dr. Alan Theodore Rhodes und der Tierpflegerin Debra Lopez. Für das Präparat des seltenen Tiers hatte der Radiomoderator Jerry O’Brien dem Tierpark eine Spende von 5 Millionen Dollar in Aussicht gestellt. Das wertvolle Fell ist jedoch verschwunden.

Aus von Netzanbietern gespeicherten Daten ergibt sich, dass Leon Godt und Jodi Underwood an dem Tag, an dem sie beide ermordet wurden, nach langer Zeit erstmals wieder miteinander telefoniert hatten. Er hatte sie nachmittags angerufen, und als sie ihn am Abend hatte zurückrufen wollen, war er vermutlich bereits tot gewesen. Unmittelbar darauf wurde auch sie ermordet. Ihr Laptop ist nicht mehr da. Darauf waren die Fotos gespeichert, die ihr Elliott Godt vor sechs Jahren aus Afrika geschickt hatte.

Aufgrund der Ermittlungsergebnisse hält Jane Rizzoli es für denkbar, dass Johnny Posthumus nach der Ermordung von Clarence Nghobo, Isao und Keiko Matsunaga, Richard Renwick, Elliot Godt, Vivian Kruiswyk und Sylvia van Ofwegen vor sechs Jahren Afrika verließ und sich seither in den USA verbirgt. Es könnte sich um einen Serienmörder handeln, denn zwischen den Umständen bei Leon Godts Tod und einigen anderen unaufgeklärten Mordfällen gibt es auffällige Parallelen. Darunter ist auch der Fall der vor 14 Jahren vermisst gemeldeten Studentin Natalie Toombs, deren Skelett unlängst bei Baggerarbeiten gefunden wurde. Allerdings kann Johnny Posthumus zumindest in diesem Fall nicht der Mörder gewesen sein, denn vor 14 Jahren hielt er sich nachweislich in Afrika auf. Aber vielleicht handelte es sich bei dem Guide der Safari in Botswana vor sechs Jahren gar nicht um Johnny Posthumus, sondern um einen Serienmörder, der sich mit einer falschen Identität getarnt hatte.

Unter Verdacht gerät der 44-jährige Veterinärmediziner Dr. Gregory Oberlin, dessen Mutter aus Südafrika stammt.

Nur mit Mühe lässt Millie DeBruin sich von Jane Rizzoli dazu überreden, nach Boston zu fliegen. Der Polizei ist das wichtig, denn die einzige Überlebende der Safari kennt das Gesicht von Johnny Posthumus oder des Mannes, der sich als Guide ausgab.

Nachdem sich Millie DeBruin im Verwaltungsgebäude des Suffolk Zoos ein von dem Tierarzt aufgenommenes Video angeschaut hat, macht sie Janes Hoffnung, den Serienmörder entlarven zu können, zunichte, denn sie hat Gregory Oberlin noch nie zuvor gesehen.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


 

Spoiler

Jane Rizzolis Blick fällt auf eine an der Wand hängende Urkunde. Ihr entnimmt sie, dass der Zoologe Alan Rhodes an der Tufts University promovierte. Offenbar studierte er dort zur selben Zeit wie Natalie Toombs. Ist er der gesuchte Serienmörder?

Als Alan Rhodes merkt, dass er entlarvt wurde, lässt er sowohl einen Königstiger als auch einen Puma frei und nutzt die Panik der Besucher, um zu entkommen.

Kurz darauf überfällt er Millie DeBruin, die für die Dauer ihres Aufenthalts in Boston bei Maura Isles wohnt. Sie ist entsetzt, als sie den Mann wiedererkennt, den sie für Elliot Godt hielt. Mit dem Mut der Verzweiflung wehrt sie sich, und es gelingt ihr schließlich, ihn mit einem Küchenmesser zu erstechen.

Aus Kapstadt trifft die Nachricht ein, dass das zwei Jahre zuvor am Stadtrand entdeckte Skelett von Elliot Godt stammt. Offenbar wurde er noch vor dem Beginn der Safari ins Okavangodelta ermordet.

Fotos auf Jodi Underwoods bei dem toten Mörder sichergestellten Laptop zeigen, dass sich Elliot Godt und Alan Rhodes auf dem Flug nach Kapstadt kennenlernten und gemeinsam auf dem Tafelberg waren. Nach der Ermordung Elliot Godts benutzte Alan Rhodes dessen Identität, um sich für die Safari in Botswana anzumelden.

Als Alan Rhodes den toten Schneeleoparden zu Leon Godt brachte, entdeckte er an der Wand ein Foto von sich und Elliot Godt auf dem Tafelberg bei Kapstadt. Am Abend brachte er den Präparator um und vernichtete das Bild. Durch eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter des Ermordeten erfuhr er, dass Elliot Godt seiner Freundin noch mehr Fotos aus Südafrika gemailt hatte. Wo Jodi Underwood wohnte, schlug er in Leon Godts Adressbuch nach. Um in den Besitz der für den Serienmörder potenziell gefährlichen Bilder zu kommen, erdrosselte er auch die Frau.

Etwas später sorgte er im Zoo dafür, dass die Tierpflegerin Debra Lopez von einem Leoparden zerfleischt wurde und es wie ein Unfall aussah. Sie musste sterben, weil er befürchtete, dass sie ihn auf dem Foto an der Wand des Tierpräparators erkannt hatte.

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Tess Gerritsen entwickelt den Thriller „Der Schneeleopard“ zunächst im Wechsel zwischen zwei Handlungssträngen. In einem davon geht es um eine tödlich endende Safari in Botswana, der andere, sechs Jahre später spielende dreht sich um Mordfälle in den USA. Während Tess Gerritsen die Ermittlungen der Polizistin Jane Rizolli und der Rechtsmedizinerin Maura Isles als auktoriale Erzählerin im Präteritum schildert, lässt sie in dem anderen Handlungsstrang die Romanfigur Millie Jacobson bzw. DeBruin in der Ich-Form und im Präsens zu Wort kommen.

Was auf der Safari geschieht, ist schon spannend genug, aber Tess Gerritsen nutzt den wiederholten Wechsel der Schauplätze in „Der Schneeleopard“ geschickt für Cliffhanger und steigert damit die Spannung ebenso wie durch zunächst nur angedeutete Bezüge der Ereignisse in Afrika zu einer Serie von Mordfällen in den USA. Allmählich führt Tess Gerritsen die verschiedenen Handlungselemente zusammen, bis sich am Ende – nach unerwarteten Wendungen – ein vollständiges Bild ergibt.

Der eigentliche Thriller-Plot von „Der Schneeleopard“ ist mit Nebenhandlungen angereichert, die im Privatleben der Ermittlerinnen Jane Rizolli und Maura Isles spielen.

Während Tess Gerritsen beispielsweise die (kaputte) Beziehung von Millie Jacobson und Richard Renwick gut ausleuchtet, verzichtet sie darauf, die Motive des Serienmörders verständlich zu machen.

Fazit: „Der Schneeleopard“ ist ein spannender, geschickt aufgebauter Thriller, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Den Thriller „Der Schneeleopard“ von Tess Gerritsen gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Mechthild Großmann (Erzählerin) (ISBN 978-3-8371-2674-7).

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2017

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Mit "Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten" setzt Jonas Jonasson seinen Welterfolg "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" fort. Beide Romane sind eine Mischung aus Schelmenstück und Gaunergeschichte, Farce, Thriller, Road Novel und Gesellschaftssatire. Mit Ironie, Humor und Fabulierlaune schickt Jonas Jonasson seine skurrilen Hauptfiguren über die Kontinente und in aberwitzige Situationen.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.