Katherine Frank : The Life of Indira Nehru Gandhi
Inhaltsangabe
Kritik
Jawaharlal Nehru führte an der Seite Mahatma Gandhis den Aufstand gegen die britische Kolonialherrschaft in Indien und wurde deshalb mehrmals eingesperrt. Nach der Erlangung der Unabhängigkeit übernahm er die indische Regierung und führte sie bis zu seinem Tod.
Seine Tochter, die das alles aus nächster Nähe miterlebt hatte, trat gut eineinhalb Jahre später, im Januar 1966, die Nachfolge an: Indira Gandhi war die zweite Regierungschefin einer demokratischen Republik – nach Sirimavo Bandaranaike in Ceylon und noch vor Golda Meïr in Israel.
Drei Jahre nach einer Wahlniederlage im Frühjahr 1977 triumphierte sie über ihre politischen Gegner und kehrte an die Spitze der Regierung zurück.
Ihr jüngerer Sohn Sanjay Gandhi, der die von ihrem Großvater Motilal und ihrem Vater Jawaharlal Nehru begründete „Dynastie“ fortsetzen sollte, starb 1980 bei einem Flugzeugabsturz. Indira Gandhi wurde am 31. Oktober 1984 von zwei Leibwächtern erschossen. Ihr älterer Sohn Rajiv Gandhi, der an ihrem Todestag als Nachfolger vereidigt worden war, kam 1991 bei einem Bombenattentat ums Leben.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Sechs Jahre lang arbeitete die in England lebende amerikanische Historikerin an dieser wissenschaftlichen Biografie über Indira Gandhi: „The Life of Indira Nehru Gandhi“. Auf der Suche nach Material und Informationen reiste sie mehrmals nach Indien, um mit Zeitzeugen zu sprechen. Sonia Gandhi gewährte ihr in begrenztem Maß Einblick in den unveröffentlichten Nachlass ihrer Schwiegermutter. Akribisch studierte Katherine Frank die verfügbaren Quellen wie zum Beispiel den umfangreichen Briefwechsel, den Indira Gandhi mit ihrem Vater Jawaharlal Nehru führte.
Verhängnisvollerweise hatte Katherine Frank ihre Gespräche mit Zeitzeugen nicht mit einem Tonbandgerät aufgezeichnet, sondern den Inhalt nur in nachträglich verfassten unauthorisierten Notizen festgehalten. Deshalb kam es vor, dass Gesprächspartner einzelnen Punkten in der Veröffentlichung widersprachen und der Autorin Missverständnisse bzw. Verdrehungen ihrer Aussagen vorwarfen. Maneka Gandhi klagte gegen einzelne Passagen in dem Buch, und ihr Anwalt Sarosh Zaiwalla gewann das Verfahren gegen Katherine Frank und den Verlag Harper Collins am 8. November 2001 vor einem Gericht in London.
Trotz der außergewöhnlichen Faktenfülle verfasste Katherine Frank kein trockenes, abstraktes Buch, sondern eine einfühlsame, bewegende und beeindruckende Biografie vor dem Hintergrund der indischen Zeitgeschichte, geschrieben in einer klaren und leicht lesbaren Sprache. „Indira. The Life of Indira Nehru Gandhi“ ist mit Abstand das Beste, was ich über die indische Premierministerin gelesen habe.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003