Oliver Hilmes : Herrin des Hügels. Das Leben der Cosima Wagner

Herrin des Hügels. Das Leben der Cosima Wagner
Herrin des Hügels Das Leben der Cosima Wagner Originalausgabe Siedler Verlag, München 2007 ISBN 978-3-88680-836-6, 495 Seiten Taschenbuch Pantheon Verlag, München 2008 ISBN 978-3-570-55061-8, 495 Seiten Penguin Verlag, München 2017 ISBN 978-3-328-10160-4, 495 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Während der Vorbereitung der Uraufführung der Oper "Die Meistersinger von Nürnberg" wohnt Richard Wagner im Frühjahr 1868 bei der Familie von Bülow in München: Ehemann und Liebhaber unter einem Dach mit der Ehefrau bzw. Geliebten, zwei vom Ehemann und zwei vom Liebhaber gezeugten Kindern. Das ist nur eine der Episoden in der Biografie.
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Kritik

Obwohl die Biografie "Herrin des Hügels. Das Leben der Cosima Wagner" von Daten, Details und Fakten strotzt, liest sich das Buch beinahe wie ein Roman. Das liegt nicht nur an Oliver Hilmes' schriftstellerischem Können, sondern auch an der packenden Familiengeschichte des Wagner-Clans, die mit zahlreichen berühmten Persönlichkeiten verknüpft ist.
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Cosima Wagner (tabellarische Biografie)

Am 24. Dezember 1837 in Como wird Cosima de Flavigny als außereheliche Tochter von Marie d’Agoult und Franz Liszt geboren. Aufgrund der Legitimierung durch den Vater erhält Cosima 1844 den Familiennamen Liszt.

Im Alter von 19 Jahren heiratet sie am 18. August 1857 in Berlin den Dirigenten Hans von Bülow. 1860 bzw. 1863 werden die Töchter Daniela und Blandine von Bülow geboren.

Bald darauf verliebt sich Cosima von Bülow in Richard Wagner, den sie durch ihren Ehemann kennengelernt hat. Der Komponist zeugt mit ihr zwei Töchter, die 1860 bzw. 1867 geboren werden, Isolde und Eva, die beide vor dem Gesetz als Hans von Bülows Töchter gelten.

Während der Vorbereitung der Uraufführung der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ wohnt Richard Wagner im Frühjahr 1868 bei der Familie von Bülow in München: Ehemann und Liebhaber unter einem Dach mit der Ehefrau bzw. Geliebten, zwei vom Ehemann und zwei vom Liebhaber gezeugten Kindern.

Am 6. Juni 1869 bringt Cosima von Bülow an Richard Wagners Wohnort Tribschen am Vierwaldstätter See ihr fünftes Kind zur Welt: seinen Sohn Siegfried Wagner.

Erst 1870 wird die Ehe von Cosima und Hans von Bülow geschieden. Fünf Wochen später heiraten Cosima und Richard Wagner.

Seit Mitte der Sechzigerjahre betätigt sich Cosima als Sekretärin (heute würde man sagen: Managerin) Richard Wagners. Sie schaltet sich in seinen Briefwechsel mit König Ludwig II. ein und stilisiert sich zum Sprachrohr des Musikers.

Nach seinem Tod am 13. Februar 1883 in Venedig macht sie es sich zur Lebensaufgabe, einen Geniekult um Richard Wagner zu organisieren und die Bayreuther Festspiele zu einer nationalen Angelegenheit zu machen. Im Lauf der Zeit nehmen die Festspiele esoterische und pseudoreligiöse Züge an.

Im Bayreuther Weihetempel versammelte sich eine reaktionäre gesellschaftliche Oberschicht, die den „Parsifal“-Schutz beschwor und in Wahrheit die Abschaffung des Parlamentarismus meinte, die von der „Reinheit des Werkes“ schwärmte und tatsächlich die Ausgrenzung der Juden forderte. Dreißig Jahre nach Richard Wagners Tod war der Wagnerismus zum Träger einer völkischen, fortschrittsfeindlichen und antisemitischen Universalideologie verkommen.

Oliver Hilmes schildert Cosima Wagners „aristokratische Manieriertheit“. Dass sie größten Wert auf Umgangsformen und Äußerlichkeiten legt, führt er auf ihre Erziehung durch die strenge Gouvernante Louise Adélaide Patersi de Fossombroni in einer Atmosphäre der Doppelmoral und Gefühlsunterdrückung zurück. Dieser „Gesinnungsterror“ habe bei Cosima einen „masochistischen Pathos“ erzeugt, meint Oliver Hilmes.

Madame Patersis Erziehung zur Demut, zum Ausschalten persönlicher Bedürfnisse und zur Leidensschauspielerei zeigte jedenfalls Wirkung.

Aus gesundheitlichen Gründen überlässt die Gralshüterin die Festspielleitung 1907 ihrem Sohn Siegfried Wagner.

Die „Herrin des Hügels“ stirbt am 1. April 1930 im Alter von 92 Jahren in Bayreuth.

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Für sein Buch „Herrin des Hügels. Das Leben der Cosima Wagner“ erschloss Oliver Hilmes noch unbekannte Briefe und Dokumente. Seine Biografie basiert denn auch auf Originalquellen, und er zitiert immer wieder daraus.

Obwohl die Biografie „Herrin des Hügels. Das Leben der Cosima Wagner“ von Daten, Details und Fakten strotzt, liest sich das Buch beinahe wie ein Roman. Das liegt nicht nur an Oliver Hilmes‘ schriftstellerischem Können, sondern auch an der packenden Familiengeschichte des Wagner-Clans, die mit zahlreichen berühmten Persönlichkeiten verknüpft ist.

Bei seiner Darstellung bewahrt Oliver Hilmes eine kritische Distanz zu Cosima Wagner. Weder akzentuiert er ihre Stärken im Übermaß, noch stellt er sie wegen ihrer unsympathischen Verhaltensweisen an den Pranger.

Gegliedert hat Oliver Hilmes das Buch „Herrin des Hügels. Das Leben der Cosima Wagner“ in sechs Hauptkapitel: (1) Eine Kindheit ohne Eltern, 1837 − 1855, (2) Zweckehe, 1855 − 1864, (3) Wagner, 1864 − 1883, (4) Die Herrin von Bayreuth, 1883 − 1900, (5) Zeitenwende, 1900 − 1914, (6) Das lange Ende, 1914 − 1930.

Die Biografie „Herrin des Hügels. Das Leben der Cosima Wagner“ von Oliver Hilmes gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Elke Heidenreich.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2021
Textauszüge: © Siedler Verlag

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.