Madame Pompadour


Eine Mätresse greift in die große Politik ein

Der ehrgeizigen Tochter eines bürgerlichen Lebensmittelhändlers gelingt es, den französischen König Ludwig XV. auf sich aufmerksam zu machen und sich dann zwei Jahrzehnte lang als dessen offizielle Mätresse gegen Feinde und Neider zu behaupten.

Obwohl sie kein staatliches Amt bekleidet, empfängt Madame Pompadour ausländische Diplomaten und hilft Kaunitz, ein französisch-österreichisches Bündnis zu realisieren.


Madame Pompadour:
Die neue Geliebte des Königs

Leseprobe aus
Dieter Wunderlich: EigenSinnige Frauen. 10 Porträts
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1999 / Piper Taschenbuch, München 2004 (12. Auflage: 2011)

Nach dem Ball kam Jeanne-Antoinette Lenormant d’Étioles häufiger ins Schloss, angeblich, um Ludwig XV. Bittgesuche ihres Mannes vorzulegen. Am 3. April saß sie unter den Zuschauern im Schlosstheater – im Blickfeld des Königs. Dann wurde sie eingeladen, mit Ludwig XV. und anderen Gästen zu speisen.

Jeanne-Antoinette Lenormant d’Étioles – „ein Paradigma weiblichen Abenteurertums“ – hieß zwar nicht Étoiles, aber sie sah ihren Stern aufgehen.

Wer ist die Frau?

Ihr Vater, François Poisson – „ein dicker, robuster Mann, von grober Gestalt und grobem Benehmen, allen Genüssen des Lebens zugetan“ – stammte von Tagelöhnern ab, war Kutscher, arbeitete sich bei einem Bankier und einem Heereslieferanten hoch und verdiente am Ende als Händler so viel, dass er sich ein Haus neben dem Palais Royal in Paris leisten konnte. Vermutlich war er nicht korrupter als seine Geschäftspartner, aber als man ihn wegen einer Unterschlagung anklagte, floh er für einige Zeit aus der Stadt, um nicht aufgehängt zu werden.

Verheiratet war er mit einer um fünf Jahre jüngeren, hübschen und lebensfrohen Fleischertochter, die seit dem Besuch bei einer Wahrsagerin glaubte, sie werde eine zukünftige Königin gebären. Als erstes Kind kam am 29. Dezember 1721 Jeanne-Antoinette zur Welt. Als das Mädchen sechs Jahre später einen Bruder bekam, lag die 1724 geborene Schwester bereits im Grab.

Wahrscheinlich wusste nur die Mutter, wer die Kinder gezeugt hatte, denn mit der ehelichen Treue nahm sie es nicht so genau.

Dieter Wunderlich: EigenSinnige Frauen © Piper Verlag

Jedenfalls glaubte Charles-François-Paul Lenormant de Tournehem, er sei der leibliche Vater der Kinder, und Louise-Madeleine Poisson wird so oder so nicht versucht haben, ihm das auszureden, da der ebenso reiche wie gebildete Steuerpächter für seine tatsächlichen oder vermeintlichen Sprösslinge aufmerksam sorgte.

Er beauftragte Hauslehrer, das Geschwisterpaar im Deklamieren, Tanzen, Musizieren zu unterrichten und ihm aristokratische Umgangsformen beizubringen. Schließlich überredete er seinen Neffen Charles-Guillaume Lenormant d’Étioles, um die Hand des Mädchens anzuhalten. Obwohl Jeanne-Antoinette Poisson den „äußerst kleinen, ziemlich hässlichen und schlecht gebauten“ Bewerber verabscheute, sträubte sie sich nicht gegen die Heirat, denn auf diese Weise kletterte sie auf der Gesellschaftsleiter einige Sprossen nach oben; ihren ordinären Familiennamen (Poisson – das heißt nichts anderes als Fisch) legte sie ab, zog in ein Schloss und erhielt wertvolle Kleider, kostbaren Schmuck und ein eigenes Haus in Paris.

Quelle: Dieter Wunderlich, EigenSinnige Frauen. 10 Porträts
© Pustet Verlag, Regensburg 1999
Als Piper-Taschenbuch überall im Buchhandel

Fußnoten wurden in der Leseprobe weggelassen. Zitate:
Claus Süßenberger: Abenteurer, Glücksritter und Maitressen, 1996, S. 43
Edmond und Jules de Goncourt: Madame Pompadour. Ein Lebensbild, 1998, S. 13 / 49

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.