Mao Zedong
Mao Zedong (auch: Mao Tse-tung) wurde am 26. Dezember 1893 in Shaoshan (Schauschan) in der südchinesischen Provinz Hunan als ältester Sohn des Bauern und Grundbesitzers Mao Yichang (1870 – 1920) und dessen Ehefrau Wen Qimei (1867 – 1919) geboren. Nach dem Besuch eines Lehrerseminars arbeitete Mao Zedong 1918 zunächst als Hilfsbibliothekar in Peking, bevor er im Jahr darauf in seiner Heimat als Grundschullehrer tätig wurde. 1921 gehörte er zu den Mitbegründern der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), in deren Zentralkommitee (ZK) und Politbüro er 1923 aufgenommen wurde.
Als die Einheitsfront mit der von Chiang Kai-shek (auch: Tschiang Kai-scheck; 1887 – 1975) geführten nationalistischen Partei, der Kuomintang, 1927 zerbrach, organisierte Mao Zedong im Bergland zwischen Hunan und Kiangsi (Jianxi) eine revolutionäre Bauern- und eine kommunistische Partisanenbewegung. 1934 durchbrachen die Kommunisten die Einkreisung durch Truppen der Kuomintang und begannen ihren legendären,
12 000 Kilometer langen Marsch von Jiangxi im Südosten Chinas in die nördliche Provinz Shaanxi (Schensi): „Langer Marsch“.
Maos Strategie war es, durch demonstrative Brutalität Feinde zu entmutigen, das von ihm verachtete Volk durch Terror in Angst und Schrecken zu versetzen sowie die eigenen Anhänger in einen Blutrausch zu treiben und sie durch ihre Taten so zu kompromittieren, dass es für sie kein Zurück mehr gab. Zu den Herrschaftsmaßnahmen gehörten Denunziationen und regelmäßige Sitzungen, in deren Verlauf Einzelne „Selbstkritik“ übten, also zum Beispiel öffentlich angeblichen politischen Irrtümern abschworen.
Gegen den japanischen Überfall auf China im Jahr 1937 setzten sich die Kuomintang und die Kommunisten gemeinsam zur Wehr, doch anschließend (1946 – 1949) wurde Chiang Kai-shek von Mao Zedong vertrieben und zog sich auf die Insel Formosa (Taiwan) zurück, wo er sich im März 1950 zum Präsidenten der Republik China ausrufen ließ.
Mao Zedong, der seit Mai 1945 offiziell sowohl im Zentralkommitee als auch im Politbüro der KPCh den Vorsitz führte und die Präsidentschaft von Chiang Kai-shek nicht akzeptierte, proklamierte am 1. Oktober 1949 die „Volksrepublik China“ und übernahm den Vorsitz im Revolutionären Militärrat und im Zentralen Volksregierungsrat. 1954 wurde er Staatsoberhaupt der Volksrepublik China.
Mit der „Hundert-Blumen-Bewegung“ leitete Mao Zedong 1956 eine vorübergehende Liberalisierung ein („lasst hundert Blumen blühen, lasst hundert Schulen miteinander wetteifern“), die abrupt beendet wurde, als sie außer Kontrolle zu geraten drohte. 1958 sollte der „Große Sprung nach vorn“ erfolgen, aber die Massenkampagne scheiterte. Anfang der Sechzigerjahre überwarf die chinesische Führung sich mit der Staats- und Parteiführung in Moskau. 1965/66 ließ Mao Zedong durch die „Roten Garden“ die „Große Proletarische Kulturrevolution“ entfesseln, die alles Hergebrachte hinwegfegen sollte. Auf dem IX. Parteitag der VRCh im April 1969 setzte „der größte aller Steuermänner“ sich erneut gegen seine politischen Gegner durch.
Eine weitere außenpolitische Wende leitete Mao Zedong 1972 mit dem Besuch des US-Präsidenten Richard Nixon in China ein.
Mao Zedong starb am 8. September 1976 in Peking.
Literatur über Mao Zedong
- Jonathan Spence: Mao (Übersetzung: Susanne Hornfeck; Claassen, München 2003)
- Jung Chang und Jon Halliday: Mao. Das Leben eines Mannes, das Schicksal eines Volkes (Übersetzung: Ursel Schäfer, Heike Schlatterer und Werner Roller; Karl Blessing, München 2005)
© Dieter Wunderlich 2005
Jung Chang und Jon Halliday: Mao. Das Leben eines Mannes, das Schicksal eines Volkes