Jürgen Bartsch

Als elf Monate altes Kind wird der am 6. November 1946 in Essen unehelich geborene Karl-Heinz Sadrozinski nach dem Tod seiner Mutter Anna von dem Metzgerehepaar Gerhard und Gertrude Bartsch in Velbert-Langenberg aufgenommen und erhält bei der Adoption 1954 den Namen Jürgen Bartsch.

Gerhard Bartsch will, dass sein Adoptivsohn das Fleischerhandwerk erlernt. Jürgen Bartsch macht es zwar nichts aus, im Laden zu helfen, aber vor dem Schlachten graut ihm.

Er lockt jüngere Knaben in die Ruine eines Luftschutzbunkers in Oberbonsfeld und misshandelt sie dort. Seine homosexuellen und sadistischen Neigungen hält er selbst für pervers und leidet darunter. Der Vater eines seiner Opfer zeigt ihn im Juni 1961 an, aber das Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung wird eingestellt. Ein verhängnisvoller Fehler der Justiz!

1962 quält und tötet Jürgen Bartsch den achtjährigen Klaus Jung, den dreizehnjährigen Rudolf Fuchs und den zwölfjährigen Ulrich Kahlweiß; im Mai 1966 fällt ihm der elfjährige Manfred Graßmann zum Opfer. Die Leichen werden von dem Metzgergesellen Jürgen Bartsch zerstückelt. Dem elfjährigen Peter Freese gelingt es am 18. Juni 1966, aus dem Bunker zu entkommen. Als Jürgen Bartsch festgenommen wird, gesteht er die Bluttaten und wird am 15. Dezember 1967 vom Schwurgericht Wuppertal zu fünfmal lebenslänglich verurteilt.

Der Münchner Starverteidiger Rolf Bossi legt Revision beim Bundesgerichtshof ein. Der hebt das Urteil gegen Jürgen Bartsch am 18. November 1969 auf und ordnet eine Neuverhandlung an. Daraufhin verurteilt das Landgerichts Düsseldorf Jürgen Bartsch am 6. April 1971 zu einer Jugendstrafe von zehn Jahren und legt fest, dass er anschließend in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wird.

In der Heilanstalt Eickelborn heiratet Jürgen Bartsch 1974 die Schwesternhelferin Gisela Deike. In der Hoffnung, sich damit von seinen quälenden Fantasien befreien, zu können, stimmt er zwei Jahre später einer Kastration zu. Die Operation endet aufgrund einer falschen Dosierung des Narkosemittels tödlich.

Rolf Schübel drehte 1984 den Dokumentarfilm „Nachruf auf eine Bestie“ über Jürgen Bartsch. Eine Filmbiografie stammt von Kai S. Pieck: „Ein Leben lang kurze Hosen tragen. Der Fall Jürgen Bartsch“.

Ein Leben lang kurze Hosen tragen. Der Fall Jürgen Bartsch – Regie: Kai S. Pieck – Drehbuch: Kai S. Pieck, nach dem Buch „Jürgen Bartsch. Opfer und Täter“ von Paul Moor und Statements von Jürgen Bartsch – Kamera: Egon Werdin – Schnitt: Ingo Ehrlich – Musik: Kurt Dahlke, Rainer J.G. Uhl – Darsteller: Tobias Schenke, Sebastian Urzendowsky, Ulrike Bliefert, Walter Gontermann, Jürgen Christoph Kamcke, Sebastian Rüger, Stephan Szasz, Roland Riebeling u. a. – 2002; 85 Minuten

Literatur über Jürgen Bartsch

  • Michael Föster: Jürgen Bartsch. Nachruf auf eine Bestie
  • Ulrike Meinhof, Jürgen Bartsch und die Gesellschaft. In Ulrike Meinhof: Die Würde des Menschen ist antastbar
  • Alice Miller: Am Anfang war Erziehung
  • Paul Moor: Das Selbstporträt des Jürgen Bartsch
  • Paul Moor: Jürgen Bartsch. Opfer und Täter
  • Paul Moor: Jürgen Bartsch. Selbstbildnis eines Kindermörders
  • Peter und Julia Murakami: Lexikon der Serienmörder. 450 Fallstudien einer pathologischen Tötungsart
  • Friedhelm Werremeier: Bin ich ein Mensch für den Zoo?

© Dieter Wunderlich 2007

Dinaw Mengestu - Unsere Namen
Wichtiger als die Charaktere in "Unsere Namen" sind Dinaw Mengestu die Beziehungen zwischen den Figuren. Er schreibt abwech­selnd aus der Sicht des entwurzelten Afrikaners und der Amerikanerin, alles ohne Effekthascherei, ruhig, sachlich und unprätenziös.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.