Marie Curie
Ein Leben für die Radiumforschung
Nach dem Abitur in Warschau arbeitet die Tochter eines polnischen Lehrerehepaars als Gouvernante, bis sie endlich genügend Geld gespart hat, um nach Paris fahren und sich an der Sorbonne einschreiben zu können. Unter großen Entbehrungen treibt Marie zunächst ihr Physikstudium und danach ihre Forschungen mit rastloser Arbeit voran. Das ändert sich auch nicht, als sie Pierre Curie heiratet, Mutter wird und als Teilzeitlehrerin Geld hinzuverdient.
Vier Jahre lang schuftet Marie Curie, um aus 60 t Pechblende ein Zehntel Gramm Radium zu gewinnen. Für die Entdeckung der Radioaktivität werden Antoine Henri Becquerel und das Ehepaar Curie 1903 mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet. Nach dem tragischen Unfalltod ihres Mannes übernimmt Marie Curie dessen Lehrstuhl an der Sorbonne, und 1911 erhält sie auch noch den Chemie-Nobelpreis.
Marie Curie:
Tödlicher Unfall
Leseprobe aus
Dieter Wunderlich: EigenSinnige Frauen. 10 Porträts
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1999 / Piper Taschenbuch, München 2004 (12. Auflage: 2011)
Am 19. April 1906 regnet es den ganzen Tag. Pierre Curie, der nach wie vor von rheumatischen Beschwerden geplagt wird, zu Depressionen neigt und sich ständig erschöpft fühlt,
geht nach einer Sitzung der Akademie der Wissenschaften zu seinem Verleger, kehrt aber wieder um, ohne etwas erreicht zu haben, weil das Büro wegen eines Druckerstreiks geschlossen ist. Mit aufgespanntem Schirm will er gerade hinter einer Droschke eine belebte Avenue überqueren. In der Eile übersieht er das Fuhrwerk auf der anderen Straßenseite, prallt gegen das linke der beiden Zugpferde, wird zu Boden geworfen. Der Kutscher reißt an den Zügeln; die Pferde bäumen sich auf, stehen. Zu spät: Pierre liegt mit zerquetschtem Schädel auf dem Pflaster.
Im Rahmen einer schlichten Zeremonie wird der Leichnam in Sceaux bestattet.
Marie Curie mietet im gleichen Ort ein einfaches Haus, in das sie mit ihrem Schwiegervater und den beiden Töchtern zieht.
Vier Wochen nach dem Tod ihres Mannes wird sie zur außerordentlichen Professorin an der Sorbonne ernannt.
Ihre Antrittsvorlesung hält sie am 5. November – zwei Tage vor ihrem 39. Geburtstag. Eine halbe Stunde vor dem Beginn öffnet man die Türen des Hörsaals; zehn Minuten später müssen sie wieder geschlossen werden, weil in dem Raum niemand mehr Platz findet. Pünktlich schreitet Professor Paul Appell zum Katheter und erklärt: „Madame Curie wird keine Ansprache halten und keine offizielle Einführung geben, sondern an der Stelle fortfahren, wo Professor Curie den Kurs abgebrochen hat.“
1908 beruft die Sorbonne Marie Curie als ordentliche Professorin auf den Lehrstuhl ihres verstorbenen Mannes. Sie ist die zweite Frau in der europäischen Geschichte, die mit einem Ordinariat betraut worden ist.
Mit widersprüchlichen Gefühlen nimmt sie die Glückwünsche entgegen.
Quelle: Dieter Wunderlich, EigenSinnige Frauen. 10 Porträts
© Pustet Verlag, Regensburg 1999
Als Piper-Taschenbuch überall im Buchhandel
Fußnoten wurden in der Leseprobe weggelassen.
Claude Pinoteau: Die Curies. Ein Herz und eine Forscherseele (Film)
Per Olov Enquist: Das Buch von Blanche und Marie (Roman)