liebeskind

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liebeskind

Originaltitel: liebeskind - Regie: Jeanette Wagner - Drehbuch: Jeanette Wagner - Kamera: Francisco Dominguez - Schnitt: Frank Brummundt - Musik: Jose van der Schoot - Darsteller: Anna Fischer, Lutz Blochberger, Radik Golovkov, Viviane Bartsch, Kathrin Enenkel, Armin Marewski, Jörg Ratjen, Anton Rattinger u.a. - A2005; 80 Minuten

Inhaltsangabe

Vor 5 Jahren verließ Dr. Fred Schöne seine Frau Barbara und seine damals 12-jährige Tochter Alma, reiste aus Berlin ab und engagierte sich bei Hilfsprojekten in Asien und Afrika. Als er zurückkehrt, nimmt Alma wieder Kontakt mit ihm auf. Unbekümmert küsst sie ihren Vater und übernachtet in seinem Bett. Fred merkt, dass er der erotischen Verführung seiner Tochter zu erliegen droht und beschließt deshalb, Berlin erneut zu verlassen ...
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Kritik

Mit verblüffender Leichtigkeit thematisiert Jeanette Wagner in ihrem Debütfilm das Tabuthema Inzest. Sehenswert ist "liebeskind" nicht zuletzt wegen der überzeugenden Hauptdarstellerin Anna Fischer.
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Berlin. Unbekümmert und skrupellos nutzen die siebzehnjährige Alma Schöne (Anna Fischer) und ihre Freundin Gwendolyn (Kathrin Enenkel) ihre erotische Wirkung aus: Beispielsweise steigen sie unaufgefordert zu einem Mann ins Cabrio, und als Alma unterwegs vom Fahrer eines Lieferwagens angemacht wird, ruft sie mit dem Handy seine Firma an und beschwert sich über ihn, sodass er entlassen wird.

Ihr Vater, der Arzt Fred Schöne (Lutz Blochberger), hatte Alma und ihre Mutter Barbara vor fünf Jahren verlassen und war im Rahmen von Hilfsprojekten nach Pakistan, Afghanistan und in den Sudan gegangen. Almas darüber verbitterte Mutter kann sich das noch immer nicht erklären.

Als Alma erfährt, dass er seit einigen Monaten wieder in Berlin ist, sucht sie ihn in seinem Büro im Tropeninstitut auf. Zunächst will sie ihm nur sagen, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle und auf diese Weise ihre Frustration abreagieren. Als er sie festhält, wehrt sie sich, aber am nächsten Tag holt sie ihn nach Dienstschluss ab. Dabei lernt sie die junge Hebamme Inka (Viviane Bartsch) kennen, mit der er eine Affäre hat.

Alma hofft, ihren Vater zurückzugewinnen; Fred möchte seiner Tochter wieder ein guter Vater sein, und beide versuchen, an die Vergangenheit anzuknüpfen, aber nach fünf Jahren Trennung sind sie einander fremd. Das verunsichert sie.

Der wegen Almas Beschwerde arbeitslose Lieferwagenfahrer – er stammt aus Russland und heißt Wenzel (Radik Golovkov) – lauert ihr auf und lädt sie auf ein Glas Saft in ein Café ein. Als Alma jedoch von ihrem Vater angerufen wird, läuft sie davon und trifft sich mit Fred in einem anderen Café. Wenzel folgt ihr, hält Dr. Schöne für einen reiferen Verehrer Almas – und wird auf deren Bitte hin von ihrem Vater hinausgeworfen. Danach lässt Alma sich ein Kleid kaufen, begleitet ihren Vater in seine Wohnung und ist entsetzt, weil da noch unausgepackte Umzugkartons herumstehen. Sie will aufräumen und putzen, aber es gibt keinen Staubsauger. Beim Abendessen küsst sie ihn sinnlich auf den Mund, kokettiert mit ihren Reizen und lässt sich anschließend nicht davon abhalten, in seinem Bett zu schlafen. Mitten in der Nacht wacht sie auf und stellt fest, dass er fortgegangen ist. Zornig verlässt sie am Morgen seine Wohnung.

Um 90 Euro für einen Staubsauger zu bekommen, steigt Alma wieder einmal zu einem älteren Herrn ins Auto. Als dieser jedoch auf die Autobahn fährt und sie fragt, ob sie keine Angst vor einer Vergewaltigung habe, gerät sie in Panik, bis er sie auf einem Rastplatz aussteigen lässt und ihr klarmacht, dass er ihr nur eine Lehre erteilen wollte, damit sie in Zukunft vorsichtiger ist. Da erholt Alma sich rasch von ihrem Schrecken und bringt ihn dazu, ihr 90 Euro zu schenken.

Als sie mit dem Staubsauger, den sie davon gekauft hat, zu ihrem Vater kommt, trifft sie auf Inka, die gekommen ist, um mit ihrem Freund essen zu gehen. Alma will die beiden begleiten, wird jedoch von ihrem Vater zurückgewiesen – und fühlt sich dadurch so beleidigt, dass sie sich an ihm rächt, indem sie ihn am nächsten Abend in eine Bar bestellt, wo sie ihn dann mit „Sie“ anspricht und ihrer Freundin Gwendolyn vormacht, es handele sich einen älteren Verehrer. Fred Schöne beendet den peinlichen Auftritt, indem er geht.

Kurz danach lässt Alma sich von Wenzel zu ihrem Vater bringen, der ihr mitteilt, dass er am nächsten Tag für längere Zeit nach Vietnam reisen und erneut bei „Ärzte ohne Grenzen“ mitmachen werde. Ohne dazu etwas zu sagen, dreht Alma sich um und begleitet Wenzel nach Hause, doch als er mit ihr schlafen will, läuft sie zu ihrem Vater zurück. Nachdem sie Fred geküsst hat, fragt er: „Verstehst du nun, warum ich weg muss?“ Alma begreift auch, dass sie vor fünf Jahren der Grund für seine Trennung von Barbara war. Sie zieht sich aus und schläft mit ihrem Vater. Verstört verlässt sie am anderen Morgen seine Wohnung: Nachdem sie zu weit gegangen sind, wird der Abschied für immer sein.

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Mit verblüffender Leichtigkeit thematisiert Jeanette Wagner (* 1968) in dem Fernsehdrama „liebeskind“ das Tabuthema Inzest.

Sexuelle Beziehungen zwischen Vater und Tochter sind ein Tabu. Sie sind weder wünschenswert noch empfehlenswert und gesetzlich verboten. Was aber, wenn es sich – wie in meinem Film – um eine Liebesbeziehung zwischen Vater und Tochter handelt, die beide wollen? Ist sie dann ein Verbrechen, und was bedeutet sie für die Liebenden? Es hat mich interessiert, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Dabei geht es mir nicht um Schuldzuweisungen. Alma ist kein Opfer, sie ist für ihr Handeln verantwortlich. Sie ist es sogar, die die Initiative ergreift. Entschuldigt das ihren Vater? Der Zuschauer ist gezwungen, sich ständig selbst zu positionieren. In dem Film geht es aber auch um die zunehmende Auflösung der klassischen Rollenverhältnisse und Familienmodelle. Wenn die biologischen Väter nicht mehr die sozialen Väter sind, kann sich kein verwandtschaftliches Gefühl aufbauen. Das ist einer der Gründe, warum eine solche Liebesbeziehung zwischen Alma und ihrem Vater überhaupt möglich ist. (Jeanette Wagner)

Bei „liebeskind“ handelt es sich um die Abschlussarbeit von Jeanette Wagner an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Premiere war 2005 beim Festival des Deutschen Films in Ludwigshafen.

Sehenswert ist „liebeskind“ wegen der Geschichte, die zum Nachdenken über die Konsequenzen des gesellschaftlichen Wandels anregt und – last but not least – wegen Anna Fischer, die in der Hauptrolle überzeugt und für ihre schauspielerische Leistung mit dem Max-Ophüls-Preis 2006 für Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet wurde.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

Inzest

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Maschinen wie ich

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.