Zur Sache, Schätzchen
Zur Sache, Schätzchen
Inhaltsangabe
Kritik
Martin (Werner Enke) hat keine Lust, sich in irgendeiner Weise anzustrengen. Stattdessen lebt er in den Tag hinein und verdient sich mit Schlagertexten ein wenig Geld. Vergeblich wartet seine Freundin Anita (Inge Marschall) darauf, dass er sich mit ihr verlobt.
Als er in der Nacht vor seinem 25. Geburtstag zufällig vom Fenster seiner Bude in München-Schwabing aus sieht, wie in einem Fernsehgeschäft auf der gegenüberliegenden Straßenseite eingebrochen wird, alarmiert Martin nicht etwa die Polizei, sondern legt sich schlafen.
Gegen Mittag kommt sein Freund Henry (Henry van Lyck) vorbei, ein erfolgloser Schauspieler. Eigentlich wäre Martin lieber liegen geblieben, aber als Henry von dem Einbruch hört, gibt er keine Ruhe, bis Martin mit ihm losgeht, um auf dem Polizeirevier eine Zeugenaussage zu machen. Das autoritäre Gehabe der Polizisten provoziert Martin dann allerdings dazu, auf Fragen nur noch mit frechen Sprüchen und absurden Behauptungen zu antworten. Mit diesem ungebührlichen Verhalten reizt er die sturen Beamten bis aufs Blut. Am Ende geraten Martin und Henry in den Verdacht, selbst etwas mit dem Einbruch zu tun zu haben.
Die beiden gehen erst einmal ins Schwimmbad, um sich Schlagertexte zu auszudenken, die der Musikagent Block (Helmut Brasch) am Nachmittag erwartet. Martin fühlt sich jedoch viel zu abgeschlafft.
Eine junge Frau tritt vor seinen Augen in eine Glasscherbe. Sie heißt Barbara (Uschi Glas). Um der braven Bürgertochter zu imponieren, lügt Martin, er werde steckbrieflich gesucht. Tatsächlich lässt Barbara sich von seinem unkonventionellen Charme, seiner Pseudophilosophie und seinen skurrilen Einfällen beeindrucken. Bei einem Zoobesuch am Nachmittag stiftet er sie dazu an, eine Ziege in einem Kinderwagen zu entführen. Danach erläutert Martin ihr mit konkreten Beispielen, was er unter dem Begriff „Fummeln“ versteht.
Als Martin von der Polizei aufgegriffen wird und erneut verhört wird, verwirrt Barbara die Beamten mit einem Striptease, damit sie fliehen können. Barbara begleitet Martin in dessen Bude und geht mit ihm ins Bett. Dabei müsste Martin längst auf einer Party bei Block sein, wo auch Henry und Anita auf ihn warten.
Ein paar Stunden später – Barbara ist inzwischen wieder fort – kommt es deshalb zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Martin und Anita. Erneut taucht die Polizei auf. Da fuchtelt Martin so lange mit einer ungeladenen Pistole herum, bis ein Polizist auf ihn schießt und ihn – zum Glück nur leicht – verletzt. Martin wird abgeführt. „Es wird böse enden …“; das hat Martin von Anfang an geahnt.
Die schräge, originelle und sehr unterhaltsame Filmkomödie „Zur Sache, Schätzchen“ von May Spils zeigt vierundzwanzig Stunden aus dem Leben eines Gammlers in München-Schwabing, der zwar das „System“ ablehnt, aber nichts dabei findet, einen Musikagenten zu übervorteilen. Martin ist weder Ideologe noch Revolutionär, sondern einfach ein praktischer Anarchist, der sich jeder Autorität verweigert und in Frieden leben will. Offenbar traf „Zur Sache, Schätzchen“ (Premiere: 4. Januar 1968) den Zeitgeist und wurde als Ausdruck des Lebensgefühls der Achtundsechziger-Generation verstanden, die auch das von den Filmemachern neu geschaffene Vokabular („fummeln“, „abgeschlafft“) und einige der Redewendungen („Es wird böse enden …“) aufgriff. Dieser stilbildende Film der Münchner Schule des Neuen Deutschen Films galt schon bald als Kult.
Nach „Zur Sache, Schätzchen“ drehte May Spils (*1941) noch die Filme „Nicht fummeln, Liebling“, „Hau drauf, Kleiner“ und „Wehe, wenn Schwarzenbeck kommt“.
„Es wird böse enden …“ meint Martin in „Zur Sache, Schätzchen“. So lautet auch der Titel eines Comic-Buchs von Werner Enke mit von ihm gekritzelten Figuren und lakonischem Sponti-Sprüchen: „Es wird böse enden. Enkes Sprechmännchen“ (Verlag Antje Kunstmann, München 2003). Eine von Werner Enke 2022 herausgegebene Neuauflage enthält auch das bislang unveröffentlichte Daumenkino „Der Hammerwerfer“. (Mehr dazu auf Werner Enkes Website.)
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006