Russian Ark

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Russian Ark

Russian Ark - Originaltitel: Russkij kovcheg - Regie: Alexander Sokurov - Drehbuch: Anatoli Nikiforov, Boris Khaimsky, Svetlana Proskurina und Alexander Sokurov - Kamera: Tilmann Büttner - Musik: Sergej Jevtuschenko - Darsteller: Sergej Dreiden, Maria Kuznetsova, Leonid Mozkovoy, Mikhail Piotrovsky, David Giorgobiani u.a. - 2002; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Ein um 2000 lebender russischer Erzähler, aus dessen Perspektive das Geschehen zu sehen ist, und ein französischer Marquis aus dem 18. Jahrhundert wandern durch die prunkvollen Säle des ehemaligen Winterpalais in St. Petersburg und beobachten Szenen aus dreihundert Jahren russischer Geschichte.
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Kritik

"Russian Ark" wurde ohne einen einzigen Schnitt gedreht. Was wie ein Versuch klingt, ins Guiness-Buch der Rekorde zu kommen, erweist sich als überwältigendes Stilmittel. Der stetige Fluss der Kamerafahrt wird mit der Bewegung der Figuren in einer faszinierenden Choreographie verschmolzen.
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Ein um 2000 lebender russischer Erzähler, aus dessen Perspektive das Geschehen zu sehen ist, trifft im ehemaligen Winterpalais von St. Petersburg auf den Marquis de Custine (Sergey Dreiden) aus dem 18. Jahrhundert. Der schwarz gekleidete Franzose weiß zunächst nicht, wo er sich befindet und wundert sich darüber, dass er russisch spricht, obwohl er es nie gelernt hat. Gemeinsam wandern die beiden Besucher durch fünfunddreißig prunkvolle Säle und besichtigen Gemälde in der von Katharina der Großen gegründeten Eremitage. Sie durchqueren lange Korridore, öffnen Flügeltüren und betreten den nächsten Saal. Zumeist werden sie nicht beachtet, aber aus einigen Räumen komplimentieren Bedienstete sie hinaus. Sie erleben Peter den Großen, Katharina die Große (Maria Kuznetsova), Zar Nikolaus II. und seine Familie, darunter seine Tochter Anastasia, eine Theaterprobe, einen prachtvollen Hofball mit mehr als tausend vornehmen Gästen und mischen sich zwischendurch unter die Besucher der Kunstausstellung am Ende des 20. Jahrhunderts. Teils bewundernd, teils überheblich kommentiert der Marquis, was er sieht. Sein russischer Begleiter geht darauf ein und versucht ihm die Eigenständigkeit der russischen Kultur verständlich zu machen.

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„Russian Ark“ ist der bisher einzige abendfüllende Kinofilm, der ohne einen einzigen Schnitt gedreht wurde. Die längste je mit einer Steadycam gedrehte Einstellung wurde auf einem eigens für diesen Zweck entwickelten tragbaren Harddisk-System gespeichert.

Gerade in einem Film, bei dem das Betreten eines weiteren Saals nicht selten mit einem epochalen Zeitsprung verbunden ist, wären Schnitte naheliegend gewesen. Und tatsächlich imitiert Tilmann Büttner hin und wieder gewissermaßen einen Schnitt, etwa wenn er mit der Kamera auf die Hände eines Lakaien zufährt, der links neben einer geöffneten Flügeltür steht und dann rasch nach rechts schwenkt, um den nächsten Saal in der Totale zu zeigen.

Über eineinhalb Stunden Film ohne auch nur einen Schnitt: Was wie ein Versuch klingt, ins Guiness-Buch der Rekorde zu kommen, erweist sich als überwältigendes Stilmittel für eine virtuelle Reise durch dreihundert Jahre Geschichte einer großen Nation, die seit dem 18. Jahrhundert weder ganz asiatisch noch ganz europäisch ist. Das stetige Schweben der Kamera wird mit der Bewegung der Figuren in den Räumen in einer faszinierenden Choreographie verschmolzen. Beschleunigungen und Verlangsamungen ergeben einen faszinierenden Rhythmus und eine Spannung, die den ganzen Film über anhält.

Man kann sich kaum vorstellen, was es künstlerisch und organisatorisch bedeutet, einen solchen Film mit weit mehr als tausend Komparsen in rund fünfunddreißig Sälen in einer einzigen Einstellung zu drehen. Alexander Sokurov verwirklichte das Projekt „Russian Ark“ nach monatelangen Proben und Vorbereitungen.

Auch Sebastian Schipper drehte einen Film ohne Schnitt: „Victoria“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003

Alexander Sokurov: Faust

Lukas Bärfuss - Hundert Tage
Lukas Bärfuss arbeitet in seinem gründlich recherchierten Roman "Hundert Tage" heraus, wie gut gemeinte Entwicklungshilfe ungewollt zum Aufbau der Ordnung beitrug, die den organisierten Völkermord in Ruanda überhaupt erst ermöglichte. Er veranschaulicht das grausam endende Geschehen in einer schnörkellosen klaren Sprache und entwickelt die Handlung ebenso stringent wie temporeich. Gerade deshalb ist "Hundert Tage" eine erschütternde Lektüre.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.