Lucía und der Sex

Lucía und der Sex

Lucía und der Sex

Lucía und der Sex – Originaltitel: Lucía y el sexo – Regie: Julio Medem – Drehbuch: Julio Medem – Kamera: Kiko de la Rica – Schnitt: Iván Aledo – Musik: Alberto Iglesias – Darsteller: Paz Vega, Tristán Ulloa, Najwa Nimri, Daniel Freire, Elena Anaya, Javier Cámara, Silvia Llanos, Diana Suárez, Javier Cámara u.a. – 2001; 130 Minuten

Inhaltsangabe

Madrid. Die Kellnerin Lucía und der Schriftsteller Lorenzo verlieben sich. Sie werden ein Paar. Doch nach einiger Zeit leidet Lorenzo unter einer Schreibblockade und wird depressiv. Als Lucía glaubt, er sei von einem Auto totgefahren worden, reist sie nach Formentera, auf die Insel, von der er schwärmte. Dort quartiert sie sich in einer Pension ein, ohne zu ahnen, dass die Besitzerin Elena vor sechs Jahren in einer Mondnacht von Lorenzo geschwängert worden war, ohne dass die beiden einander auch nur die Namen verraten hatten ...
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Kritik

Julio Medem erzählt die komplexe Geschichte nicht nur kunstvoll verschachtelt und zwischen den einzelnen Handlungssträngen wechselnd, sondern er überhöht dabei zugleich scheinbar Alltägliches ins Poetische, Symbolische und Rätselhafte: "Lucia und der Sex".
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Madrid im Jahr 2000. Die junge Kellnerin Lucía (Paz Vega) verliebt sich in den Schriftsteller Lorenzo (Tristán Ulloa). Als er wieder einmal mit seinem Freund und Literaturagenten Pepe (Javier Cámara) in einer Gaststätte sitzt, spricht sie ihn an und offenbart ihm ihre Gefühle. Lorenzo fühlt sich von der ebenso mutigen wie attraktiven Frau sofort angezogen: Er lässt Pepe sitzen und eilt mit Lucía in seine Wohnung, wo sie sich aufs Bett wirft und ihn drängt, ihr die Kleider vom Leib zu reißen. Sexuelle Begierde verbindet die beiden. Sie werden ein Paar. Lucía zieht zu Lorenzo; er beginnt an seinem zweiten Roman zu schreiben, und sie liest die Entwürfe auf dem Bildschirm.

Nach einiger Zeit verändert Lorenzo sich, wird depressiv, schläft nicht mehr mit Lucía und leidet unter einer Schreibblockade. Lucía versucht herauszufinden, was ihn bedrückt, aber er will es ihr nicht sagen. Deshalb kommt es zum Streit. Ein paar Stunden später, während der Arbeit im voll besetzten Restaurant, telefoniert Lucía mit ihm, um sich für ihre Worte zu entschuldigen. Weil sie sich wegen seiner Niedergeschlagenheit Sorgen macht, läuft sie Minuten später zu ihm. Lorenzo ist nicht mehr da. Ein Polizist ruft an und teilt Lucía mit, Lorenzo sei von einem Auto erfasst worden. Bevor er weitersprechen kann, legt Lucía auf, packt ein paar Wäsche- und Kleidungsstücke ein, hebt das erneut klingelnde Telefon nicht ab und verlässt die Wohnung.

In der Annahme, Lorenzo sei tot, reist sie mit Zug und Fähre nach Formentera, auf die Baleareninsel, von der er schwärmte.

Der Taucher Carlos (Daniel Freire), den Lucía am Strand kennen lernt, behauptet, die Insel sei nicht mit dem Meeresboden verbunden, sondern schwimme wie ein Floß auf dem Wasser. Carlos ist der einzige Gast in der Zehn-Zimmer-Pension von Elena (Najwa Nimri), in der sich nun auch Lucía einquartiert. In der Küche steht ein Computer, denn Elena chattet während des Kochens gern im Internet. An einer Wand hängt das Foto eines kleinen Mädchens: Elena trauert um ihre 1998 im Alter von vier Jahren von einem Hund getötete Tochter Luna (Silvia Llanos) und tröstet sich in den Armen von Carlos, mit dem sie jedoch nichts außer Sex verbindet.

Nach und nach kommt es Lucía so vor, als seien Elena und Carlos Figuren aus dem von Lorenzo angefangenen Roman.

Elena badete vor sechs Jahren in einer mondhellen Nacht mit Lorenzo nackt in einer Bucht und hatte im Wasser Sex mit ihm. Sie kannten nicht einmal ihre Namen; Elena verriet nur, dass sie aus Valencia stammte und eine sehr gute Paella zubereiten konnte, und Lorenzo erzählte ihr, dass er in Madrid lebte und gerade seinen 25. Geburtstag feierte. In dieser Mondnacht wurde Luna (!) gezeugt, aber Elena und Lorenzo sahen sich danach nie wieder. Elena verließ ihren Ehemann, gebar das Kind und führte ihr eigenes Leben.

Pepe, der von Lorenzos Liebesnacht in einer Bucht von Formentera wusste, erfuhr 1998 zufällig durch seine Schwester von einer alleinstehenden Frau, die neun Monate nach Lorenzos 25. Geburtstag ein Mädchen namens Luna geboren hatte.

Um seine Tochter zu sehen, setzte sich Lorenzo auf eine Anlagenbank bei einem Spielplatz, den das Kindermädchen Belén (Elena Anaya) mit Luna aufzusuchen pflegte.

Belén war ein Luder wie ihre in Pornofilmen mitwirkende Mutter (Diana Suárez): Sie verführte nicht nur Antonio (Daniel Freire), den Lebensgefährten ihrer Mutter, sondern auch Lorenzo. An einem Abend, an dem Elena mit Partner ausging und das Kindermädchen auf Luna aufpassen sollte, holte Belén Lorenzo ins Haus. Während dieser seine Tochter ins Bett brachte und ihr eine Gute-Nacht-Geschichte erzählte, zog Belén ein Korsett mit Strapsen an. Ihr Geruch erregte sogar den Hund. Sobald Luna eingeschlafen war, zog Belén ihren neuen Freund ins Schlafzimmer. Dort fielen die beiden übereinander her, bis sie den wild gewordenen Hund hörten. Der zerfleischte Luna und verletzte Belén schwer. Lorenzo floh durch ein Fenster.

Ein anonymer Chat-Partner erzählte Elena in letzter Zeit eine Fortsetzungsgeschichte. Sie gibt Lucía den Ausdruck, der bereits dick wie ein Buchmanuskript ist, zum Lesen, aber nach zwei, drei Seiten legt Lucía die Blätter fort und fragt, ob seit ihrer Ankunft auf der Insel eine Fortsetzung eingetroffen sei. Als Elena mit „nein“ antwortet, sieht Lucía ihren Verdacht bestätigt: Bei dem Chat-Partner handelte es sich um Lorenzo. Er war der Unbekannte, der Elena vor sechs Jahren in der Bucht schwängerte. Sie klärt Elena darüber auf – die jetzt auch durchschaut, dass es sich bei Carlos um Antonio handelt – und sagt ihr, dass Lorenzo inzwischen bei einem Autounfall ums Leben gekommen sei.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Lorenzo ist jedoch nicht tot. Der Polizist war nicht dazu gekommen, es Lucía klarzumachen. Lorenzo lag zwar eine Woche im Koma, aber nach einem Monat im Krankenhaus war er bereits wieder in der Lage, sich mit seinem Freund Pepe zu unterhalten. Als Lorenzo erfährt, dass Lucía seit seinem Unfall spurlos verschwunden ist, ahnt er, wo sie sein könnte und überredet Pepe, ihn sofort nach Formentera zu bringen.

Elena erkennt Lorenzo sofort, als sie ihn auf dem Beifahrersitz eines vorbeifahrenden Autos sitzen sieht. Sie weint vor Freude, ihn wiederzusehen und holt dann Lucía, die es kaum glauben kann, dass ihre große Liebe lebendig vor ihr steht.

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Julio Medem erzählt die komplexe Geschichte nicht nur kunstvoll verschachtelt und zwischen den einzelnen Handlungssträngen wechselnd, sondern er überhöht dabei zugleich scheinbar Alltägliches ins Poetische und Rätselhafte. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion sind in „Lucía und der Sex“ so verschwommen, dass es bei einigen Szenen in der Schwebe bleibt, ob sie von Lorenzo erlebt oder nur für einen Roman erdacht wurden. Mit dieser erotisch und symbolisch aufgeladenen Mehrdeutigkeit hat Julio Medem seinen ganz eigenen, faszinierenden Stil entwickelt.

Julio Medem wurde 1958 in San Sebastian als Sohn eines deutsch-spanischen Vaters und einer baskisch-französischen Mutter geboren. Nach einem abgeschlossenen Medizinstudium arbeitete er als Filmkritiker. Sein Debüt als Filmregisseur gab er 1992 mit „Vacas. Kühe“. Danach drehte er: „Das rote Eichhörnchen“, „Tierra“, „Die Liebenden vom Polarkreis“ und „Lucía und der Sex“. Sein Film „Caótica Ana“ (mit Charlotte Rampling, Bebe Rebolledo, Manuela Velles, Lluís Homar, Matthias Habich u. a.) soll demnächst ins Kino kommen.

Außer der Filmmusik von Alberto Iglesias sind folgende Songs in „Lucía und der Sex“ zu hören: „Give Me the Seventies“ (Carlos Jean), „Mr Hyde visita el Túnel del Amor“ (Nacho Canut, Olvido Gara), „Romance de Curro el Palmo“ (Joan Manuel Serrat), „Yo marco el minuto“ (Mala Rodríguez).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

Julio Medem: Das rote Eichhörnchen
Julio Medem: Tierra
Julio Medem: Die Liebenden vom Polarkreis
Julio Medem: Room in Rome. Eine Nacht in Rom

Deborah Feldman - Unorthodox
"Unorthodox. Eine autobiografische Erzählung" ist kein großer literarischer Wurf. Dafür bleiben alle Personen bis auf die Ich-Erzählerin zu schemenhaft. Aber es handelt sich um ein wichtiges, aufschlussreiches Buch über ein brisantes Thema. Zu den Pluspunkten gehört außerdem, dass Deborah Feldman sachlich und unpolemisch, unaufgeregt und ohne Effekt­hascherei schreibt. Die Emanzipations­geschichte, die sie in "Unorthodox" erzählt, ist auf jeden Fall ermutigend.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.