L. A. Crash

L. A. Crash

L. A. Crash

L. A. Crash - Originaltitel: Crash - Regie: Paul Haggis - Drehbuch: Paul Haggis und Robert Moresco - Kamera: James Muro (Dana Gonzales) - Schnitt: Hughes Winborne - Musik: Mark Isham - Darsteller: Don Cheadle, Sandra Bullock, Matt Dillon, Jennifer Esposito, Brendan Fraser, Thandie Newton, Michael Peña, Shaun Toub u.a. - 2005; 105 Minuten

Inhaltsangabe

"L. A. Crash" beginnt und endet mit Auffahrunfällen. Dazwischen prallen mehr als ein Dutzend Personen mit ihren Ängsten, Aggressionen und Vorurteilen aufeinander. Das alles passiert innerhalb von sechsunddreißig Stunden in Los Angeles. Das Hauptthema des Episodenfilms von Paul Haggis ist Rassismus in verschiedenen Varianten.
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Kritik

Virtuos verknüpft Paul Higgis in "L. A. Crash" die einzelnen Episoden und Handlungsfäden. Die authentisch wirkenden Figuren werden in pointierten Momentaufnahmen charakterisiert.
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Los Angeles. Der afroamerikanische Detective Graham Waters (Don Cheadle) und seine lateinamerikanische Kollegin und Geliebte Ria (Jennifer Esposito) geraten in einen Auffahrunfall. Eine asiatische Autofahrerin beschimpft Ria. Waters leitet die Ermittlungen in einem Mordfall, bei der ein möglicherweise korrupter afroamerikanischer Undercover-Polizist William Louis von einem weißen Polizisten erschossen wurde.

Während sich in „Fegefeuer der Eitelkeiten“ zwei Weiße in ein von Nichtweißen bewohntes Viertel in New York verirren, suchen in „L. A. Crash“ zwei junge afroamerikanische Kleinkriminelle – Peter (Larenz Tate) und Anthony (Chris „Ludakris“ Bridges) – in einer guten Gegend von Los Angeles nach einer Luxuslimousine der Marke Lincoln, die ein Autoschieber bei ihnen „bestellt“ hat. So einen Wagen fährt der ehrgeizige und erfolgreiche weiße Staatsanwalt Rick Cabot (Brendan Fraser), der bei den nächsten Wahlen die Stimmen der Schwarzen benötigt und gerade mit seiner Ehefrau Jean (Sandra Bullock) über Rassismus diskutiert. Jean bemerkt die beiden Nichtweißen und befürchtet, ausgeraubt zu werden, schweigt jedoch, weil sie nicht als Rassistin gelten möchte. Mit vorgehaltenen Pistolen stoppen Peter und Anthony das Paar auf offener Straße und rauben den schwarzen Wagen.

Damit überfahren die beiden Ganoven versehentlich einen Asiaten, und zwar den Ehemann der Frau, die sich nach dem Crash mit Ria stritt. Wegen der Unfallspuren an dem Fahrzeug weigert der Auftraggeber sich, den gestohlenen Lincoln anzunehmen. Peter und Anthony müssen nochmals los.

Auf der Suche nach dem gestohlenen schwarzen Lincoln hält der weiße Streifenpolizist John Ryan (Matt Dillon) den Fernsehproduzenten Cameron Thayer (Terrence Howard) und dessen Frau Christine (Thandie Newton) an. Ryan, der gerade Ärger mit der nichtweißen Krankenhaus-Sachbearbeiterin Shaniqua Johnson (Loretta Devine) hatte, lässt seinen Unmut an dem afroamerikanischen Paar aus. Vor den Augen des Ehemanns tastet er Christine ab, zwingt sie, die Beine zu spreizen und greift ihr dazwischen. Thayer wagt es nicht, dagegen zu protestieren. Fassungslos sieht der junge Officer Tom Hansen (Ryan Phillippe) zu, wie sein Kollege die beiden Afroamerikaner demütigt. Mit einem Rassisten will er nicht länger zusammen Streife fahren.

Weil die Autodiebe auch die Wohnungsschlüssel mitgenommen haben, beauftragen die Cabots den Handwerker Daniel (Michael Peña), die Türschlösser auszuwechseln. Jean lässt ihre Wut an ihrem lateinamerikanischen Hausmädchen Maria (Yomi Perry) aus und verdächtig den mexikanischen Handwerker allein aufgrund seiner Herkunft, er wolle die neuen Schlüssel einem Dieb geben.

Daniel hat eine ängstliche kleine Tochter. Um sie zu beruhigen, tut er so, als ziehe er ihr ein unsichtbares kugelsicheres Cape an, das er von einer Fee geschenkt bekam.

Der iranische Ladenbesitzer Farhad (Shaun Toub), der bereits mehrmals bestohlen wurde, will sich eine Pistole kaufen. Seine Tochter Dorri (Bahar Soomekh) begleitet ihn. Der Waffenhändler verdächtigt ihn als Terroristen und wirft ihn hinaus, aber Dorri bekommt eine Pistole und Munition. Allerdings wählt sie versehentlich Platzpatronen.

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Daniel, der die Ladentür reparieren soll, rät Farhad, sie auszuwechseln. Der Iraner, der dem Schlosser unterstellt, ihn zu einer unnötigen Ausgabe überreden zu wollen, gerät mit ihm in Streit, und als er kurz darauf erneut ausgeraubt wird, hält er den Mexikaner für den Täter. Weil er den Rat des Fachmanns, die kaputte Tür auszuwechseln, nicht befolgte, kommt die Versicherung nicht für den Schaden auf. Wütend nimmt Farhad die Pistole, lauert dem Handwerker auf und folgt ihm zu dessen Privathaus. Als Farhad die Waffe auf Daniel richtet, rennt dessen Tochter heraus, die glaubt, ein kugelsicheres Cape zu tragen, und wirft sich dazwischen. Farhad drückt ab. Es knallt. Daniel schreit auf. Aber niemand ist verletzt, weil die Pistole mit Platzpatronen geladen war.

Christine wirft ihrem Mann vor, er habe tatenlos zugesehen, wie der weiße Cop ihr zwischen die Beine griff. Dadurch gerät die Ehe der beiden in eine ernste Krise. Um sich wieder mit Cameron zu versöhnen, sucht ihn Christine bei Dreharbeiten auf, aber er bleibt abweisend. Verzweifelt fährt sie zurück, verliert die Kontrolle über ihr Auto und überschlägt sich. Sie ist eingeklemmt, und weil Benzin ausläuft, befindet sie sich in Lebensgefahr. Zufällig ist Ryan in der Nähe, und er kommt ihr beherzt zu Hilfe. Selbst als der Wagen bereits brennt, gibt er nicht auf. Unmittelbar bevor der Tank explodiert, gelingt es ihm, Christine herauszuziehen. Während Sanitäter sie zum Krankenwagen führen, schaut sie sich verwundert nach ihm um.

Cameron Thayer, der ebenfalls einen schwarzen Lincoln fährt, wird von Peter und Anthony überfallen. Nachdem Christine ihm Feigheit vorgeworfen hat, zeigt Thayer diesmal Mut und legt sich mit den Gangstern an. Als ein Streifenwagen auftaucht, läuft Peter davon, Anthony steigt in den Wagen, aber Thayer übernimmt selbst das Steuer. Bei einer Polizeikontrolle gerät der Produzent in Verdacht, den Lincoln gestohlen zu haben, doch Tom Hansen erkennt den von John Ryan gedemütigten Mann wieder und lässt ihn weiterfahren.

Nach Dienstschluss nimmt Tom Hansen, der nun Zivilkleidung trägt, einen Anhalter mit. Es handelt sich um Peter. Unterwegs geraten sie in Streit. Als Peter nach seinem Talisman in der Brusttasche greift, glaubt Hansen, er wolle eine Pistole ziehen und erschießt ihn. Die Leiche lässt er am Straßenrand liegen.

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In Los Angeles gehe man nicht zu Fuß, sondern fahre mit dem Auto, erklärt Graham Waters zu Beginn des Films seiner Kollegin Ria. Deshalb gebe es weder Berührungen noch Rempeleien zwischen den Menschen auf der Straße. Jeder befinde sich in einem Gehäuse aus Stahl und Glas. Erst bei Verkehrsunfällen komme man miteinander in Kontakt.

„L. A. Crash“ beginnt und endet mit Auffahrunfällen (crash). Dazwischen prallen mehr als ein Dutzend ganz verschiedene Personen mit ihren Ängsten, Aggressionen und Vorurteilen aufeinander. Das alles passiert innerhalb von sechsunddreißig Stunden in Los Angeles. Das Hauptthema des Episodenfilms von Paul Haggis ist Rassismus in verschiedenen Varianten. Die authentisch wirkenden und hervorragend gespielten Figuren entwickeln und verändern sich durch die Konfrontation mit anderen. Auch die Zuschauer müssen ihre Meinung über die Charaktere mehrmals revidieren. Paul Haggis präsentiert die Figuren in pointierten Momentaufnahmen, ohne zwischen Gut und Böse zu unterscheiden oder zu versuchen, einige sympathischer als andere darzustellen. Mit viel schwarzem Humor, temporeich, schnörkellos und auf Wesentliches konzentriert, erzählt er die einzelnen Geschichten. Trotz des ständigen Wechsels zwischen den Handlungsfäden und Episoden wirkt „L. A. Crash“ nicht hektisch, denn Paul Haggis hat sie virtuos verknüpft wie Robert Altman in „Shortcuts“.

Mit „L. A. Crash“ gab der Drehbuchautor („Million Dollar Baby“) sein Debüt als Regisseur. Es ist unglaublich, was er an 35 Drehtagen mit einem Budget von gerade einmal 6 Millionen Dollar erreichte. „L. A. Crash“ wurde 2006 mit drei „Oscars“ ausgezeichnet (Film, Drehbuch, Schnitt).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006 / 2008

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.