Die Wahrheit kennt nur der Tod

Die Wahrheit kennt nur der Tod

Die Wahrheit kennt nur der Tod

Die Wahrheit kennt nur der Tod – Originaltitel: L'affaire Christian Ranucci. Le combat d'une mère – Regie: Denys Granier-Deferre – Drehbuch: Alain Godard – Kamera: Jérôme Olivier – Schnitt: nicht genannt – Musik: Bernard Grimaldi – Darsteller: Catherine Frot, Alexandre Hamidi, Didier Flamand, Cyril Descours, Hervé Briaux, Alain Cauchi, Yves Verhoeven, Frédéric van den Driessche, Julien Tortora, Elvire Melliere, Françoise Pinkwasser, Bertrand Milliot, Marianne Anska, Gérard Bayle, Olivier Picq u.a. – 2007; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Der 20-jährige Christian Ranucci wird zunächst wegen eines Verkehrsdelikts festgenommen, aber während der Vernehmung gerät er unter Verdacht, in der Nähe der Unfallstelle ein siebenjähriges Mädchen erstochen zu haben. Schließlich gibt er den Mord zu. Kurz darauf widerruft er das Geständnis und erzählt seiner Mutter, er sei alkoholisiert gewesen und könne sich an die Stunden nach dem Unfall nicht mehr erinnern. Obwohl das Belastungsmaterial gegen ihn fragwürdig ist, wird er zum Tod verurteilt ...
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Kritik

Mit dem auf Tatsachen basierenden Justizdrama "Die Wahrheit kennt nur der Tod" kritisiert Denys Granier-Deferre nicht nur die Diskrepanz zwischen Justiz und Gerechtigkeit, sondern plädiert auch überzeugend gegen die Todesstrafe.
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Der 20-jährige Christian Ranucci (Alexandre Hamidi) wohnt noch bei seiner Mutter Héloïse (Catherine Frot) in Nizza. Am 5. Juni 1974 wird er dort von zwei Polizisten festgenommen. Er soll zwei Tage zuvor in der Nähe von Marseille einen Verkehrsunfall verursacht und Fahrerflucht begangen haben.

Während der Vernehmung erfahren die Beamten, dass unweit der Unfallstelle die Leiche eines siebenjährigen Mädchens gefunden wurde. Jemand hat Caroline entführt und mit 15 Messerstichen ermordet. Der unter Erfolgsdruck stehende Polizeichef (Yves Verhoeven) drängt den Kommissar (Alain Cauchi), der die Ermittlungen leitet, den Fall rasch aufzuklären. Die Kriminalbeamten verdächtigen sogleich Christian Ranucci.

Allerdings kann ihn der kleine Bruder des Opfers, der die Entführung miterlebte, bei einer Gegenüberstellung nicht identifizieren. Das gelingt auch den Eheleuten Claude und Sophie Barton (Bertrand Milliot, Marianne Anska) nicht, die kurz nach der Karambolage an der Unfallstelle waren und den Flüchtenden sahen. Erst als die Polizei die beiden mit Christian Ranucci allein konfrontiert, glauben sie sich an ihn zu erinnern.

Schließlich legt Christian ein Geständnis ab, das er vor der Ermittlungsrichterin (Elvire Melliere) in Marseille wiederholt.

Für Héloïse geht damit ein Albtraum weiter. Aus Furcht vor dem gewalttätigen Vater des Jungen hatte sie mit ihrem Sohn seit der Trennung nie länger als ein halbes Jahr an einem Ort gewohnt und ihre Spuren verwischt. Jetzt muss sie trotzdem befürchten, dass sie Christian verliert.

Von der Unschuld ihres Sohnes überzeugt, nimmt sie sich in einer Pension in Marseille ein Zimmer und sucht die Kanzlei eines Staranwalts (Didier Flamand) auf. Der hört sich an, was sie zu sagen hat und überträgt seinem jungen Mitarbeiter Plantier (Cyril Descours) die Verteidigung.

Christian widerruft sein Geständnis und beruft sich auf einen Blackout zur Tatzeit. Seiner Mutter erzählt er, er sei nach Marseille gefahren, um seinen Vater zu suchen und habe sich Mut angetrunken. Deshalb könne er sich an die ersten Stunden nach dem Unfall nicht mehr erinnern. Unter dem Druck der Ermittler habe er am Ende selbst geglaubt, dass er das Mädchen ermordet haben könnte und deshalb die Tat gestanden.

Bei einem ihrer Besuche im Gefängnis wird Héloïse von einer anderen Frau angesprochen. Madame Pirès (Françoise Pinkwasser) will zwei Tage vor Carolines Entführung einen Fremden beobachtet haben, der einen roten Pullover trug und ihre kleinen Töchter Annette und Sophie auf der Straße ansprach. Das habe sie auch bereits der Polizei gemeldet, sagt sie. Außerdem behauptet ein Kfz-Mechaniker, der sah, wie Caroline ins Auto einstieg, bei dem Fahrzeug habe es sich um einen Simca 1100 gehandelt. Christian Ranucci fuhr jedoch einen Peugeot 304. Und der von der Polizei am Tatort sichergestellte rote Pullover gehört ihm offenbar nicht.

Gerade als die Anwälte eine Haftentlassung Christians beantragt haben, wird in Troyes ein Mädchen erdrosselt. Weil die Öffentlichkeit dadurch aufgebracht ist, wird der Antrag abgelehnt.

Ein Zeuge meldet sich, der Christian zur Tatzeit allein im Auto gesehen haben will, aber die Polizei erklärt ihm, der Fall sei abgeschlossen und nimmt seine Aussage nicht zu Protokoll.

Der Prozess beginnt am 9. März 1976 vor einem Geschworenengericht in Aix-en-Provence. Zum Entsetzen der Verteidiger verhält Christian sich aggressiv und widerspenstig. Er beschuldigt die Polizei, ihn gefoltert zu haben.

Maître Hubert (Hervé Briaux), ein erfahrener Anwalt aus der Kanzlei, befürchtet, dass der Angeklagte ungeachtet der Fragwürdigkeit des Belastungsmaterials zum Tod verurteilt wird, wenn es nicht gelingt, mildernde Umstände geltend zu machen, etwa durch den Hinweis auf traumatisierende Erfahrungen in der Kindheit und Jugend. Er drängt Héloïse, auf ihren Sohn einzuwirken, damit dieser der vorgeschlagenen Verteidigungsstrategie zustimmt. Aus Sorge um das Leben ihres Sohnes versucht Héloïse ihn zu einer Tomografie des Gehirns zu überreden. Christian reagiert entsetzt: Für ihn gebe es nur Freispruch oder Todesurteil, erklärt er.

Wie befürchtet, beantragt der Staatsanwalt (Gérard Bayle) die Todesstrafe. Und die Geschworenen folgen ihm: Sie befinden Christian Ranucci des vorsätzlichen Mordes für schuldig, gestehen ihm keine mildernden Umstände zu und sprechen sich für ein Todesurteil aus, das der Richter (Olivier Picq) dann auch bestätigt.

Héloïse hofft auf die Begnadigung ihres Sohnes durch den Staatspräsidenten. Aber der lehnt das Gesuch ab.

Christian Ranucci wird mit der Guillotine enthauptet. Er wurde nur 22 Jahre alt.

Seine letzten Worte waren an die Anwälte gerichtet: „Rehabilitiert mich!“

Aufgrund eines zu Herzen gehenden Briefes von Héloïse wird Patrick Henry, der von Maître Badinter (Frédéric van den Driessche) verteidigte Mörder des Mädchens in Troyes, statt zum Tod zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

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Die Handlung des Fernsehfilms „Die Wahrheit kennt nur der Tod“ von Denys Granier-Deferre (Originaltitel: „L’affaire Christian Ranucci. Le combat d’une mère“) basiert weitgehend auf Tatsachen. Christian Ranucci wurde 1976 in einem fragwürdigen Prozess in Aix-en-Provence zum Tod verurteilt und ungeachtet der Zweifel an seiner Täterschaft in Marseille enthauptet. Nach ihm wurden nur noch zwei Männer in Frankreich hingerichtet, dann schaffte der Justizminister Robert Badinter die Todesstrafe 1981 ab.

Die Inszenierung des Kriminal- und Justizdramas ist solide. Alain Godard (Drehbuch) und Denys Granier-Deferre (Regie) entwickeln die Handlung stringent und ohne übersteigerte Sentimentalität. „Die Wahrheit kennt nur der Tod“ kritisiert nicht nur die Diskrepanz zwischen Justiz und Gerechtigkeit, sondern ist vor allem auch ein überzeugendes Plädoyer gegen die Todesstrafe.

Synchronsprecher in „Die Wahrheit kennt nur der Tod“:
Susanne von Medvey (Héloïse), Benedikt Gutjan (Christian), Norbert Gastell (Staranwalt), Dieter Memel (Maître Hubert), Reinhard Brock (Kommissar), Ulla Wagener (Madame Pirès), Claus-Peter Damitz (Polizeichef) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

Der Fall Christian Ranucci

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.