Der wilde Schlag meines Herzens

Der wilde Schlag meines Herzens

Der wilde Schlag meines Herzens

Der wilde Schlag meines Herzens – Originaltitel: De battre mon cœur s'est arrêté – Regie: Jacques Audiard – Drehbuch: Jacques Audiard und Tonino Benacquista, nach dem Spielfilm "Finger. Zärtlich und brutal" von James Toback – Kamera: Stéphane Fontaine – Schnitt: Juliette Welfling – Musik: Alexandre Desplat – Darsteller: Romain Duris, Niels Arestrup, Linh-Dam Pham, Aure Atika, Emmanuelle Devos, Jonathan Zaccaï, Gilles Cohen, Anton Yakovlev, Mélanie Laurent, Sandy Whitelaw u.a. – 2005; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Der 28-jährige Pariser Immobilienhai Tom Seyr macht skrupellos Geschäfte wie sein brutaler, herrschsüchtiger Vater. Seine Mutter, eine Konzertpianistin, war vor zehn Jahren gestorben. Als Tom zufällig dem früheren Konzertagenten seiner Mutter begegnet, wird ihm klar, dass er nicht so enden will wie sein Vater. Seit dem Tod seiner Mutter hatte er keine Klavierstunden mehr, aber nun lässt er sich von einer jungen chinesischen Pianistin unterrichten und übt wie besessen ...
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Kritik

Das Drama "Der wilde Schlag meines Herzens" erleben wir ganz aus der Perspektive des Protagonisten. Obwohl es in ihm brodelt, wirkt die Inszenierung kühl und konstruiert.
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Thomas Seyr (Romain Duris) ist achtundzwanzig Jahre alt und ein skrupelloser Immobilienhai in Paris wie sein brutaler, herrschsüchtiger Vater Robert (Niels Arestrup). Seine vor zehn Jahren verstorbene Mutter, eine Konzertpianistin, hatte dagegen nur für die Musik gelebt. Um Häuserblocks verkaufen zu können, schrecken Tom und sein Freund Fabrice (Jonathan Zaccaï) nicht davor zurück, die Mieter etwa durch im Treppenhaus ausgesetzte Ratten zu vertreiben. Und damit sich in den leer stehenden Objekten keine Obdachlosen einnisten, zertrümmert Tom die Fensterscheiben.

Tom weiß, dass sein Vater gescheitert ist: Die Ehe war unglücklich. Inzwischen wird er als Immobilienhai nicht mehr ernstgenommen, und sein Sohn muss ihm mit Gewalttätigkeiten die Schulden eintreiben. Die neue Beziehung mit Chris (Emmanuelle Devos), die als Fotomodel arbeitet und seine Tochter sein könnte, zerbricht nach kurzer Zeit.

Zufällig begegnet Tom eines Tages dem früheren Konzertagenten (Sandy Whitelaw) seiner Mutter. Der lädt ihn zum Vorspielen ein, obwohl Tom seit dem Tod seiner Mutter keinen Klavierunterricht mehr genommen hat. Um sich darauf vorzubereiten, übt Tom jeden Tag mit der jungen chinesischen Pianistin Miao Lin (Linh Dan Pham), die zwar kein Französisch spricht, aber ihm dennoch zeigt, wie er sich verbessern kann. Die Musik ist ihre gemeinsame Sprache. Miao Lin lehrt ihn, dass er sich beherrschen und disziplinieren muss. Wie besessen sitzt Tom auch nachts in seiner Wohnung am Flügel und übt die Toccata in e-Moll von Johann Sebastian Bach. Die Geschäfte sind ihm nicht mehr wichtig; er versäumt Termine, und wenn er pünktlich zu Verhandlungen erscheint, hat er entscheidende Unterlagen vergessen.

Tom rebelliert gegen seinen dominanten Vater; er will nicht so werden wie dieser, sondern nimmt sich stattdessen seine Mutter zum Vorbild.

Fabrice lässt sich am Abend mehrmals von Tom abholen, um seiner Ehefrau Aline (Aure Atika) vormachen zu können, dass sie gemeinsam zu Geschäftsbesprechungen müssen. Einmal, als Aline annimmt, Fabrice sei wieder mit Tom und Geschäftspartnern bei einem Arbeitsessen, sieht sie Tom zufällig in einem Imbiss und durchschaut nun die Lüge. In dieser Nacht schläft sie mit Tom, aber die Affäre ist nicht von langer Dauer.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Beim Vorspielen versagt Tom vor Aufregung.

Kurze Zeit später findet er in der Wohnung seines Vaters dessen blutüberströmte Leiche. Tom weiß, dass sein Vater bei einem Immobiliengeschäft mit einem russischen Kriminellen namens Minskov (Anton Yakovlev) in Streit geraten war, und er glaubt deshalb, den Mörder zu kennen.

Zwei Jahre später: Tom und Miao Lin sind ein Paar. Tom hat seinen Traum von einer eigenen Karriere als Pianist aufgegeben; stattdessen unterstützt er die seiner Lebenspartnerin als Manager.

Als er vor einem Auftritt von Miao Lin zur Toilette geht, trifft er dort zufällig auf Minskov. Er überrascht den Russen mit einem Angriff, wirft ihn zu Boden. Sie prügeln sich. Minskov zieht eine Pistole, aber bevor er abdrücken kann, schlägt Tom ihn bewusstlos. Dann wäscht er sich das Blut aus dem Gesicht, richtet seinen zerrissenen und verschmutzten Anzug so gut es geht und begibt sich an seinen Platz im Konzertsaal, um Miao Lin zuzuhören.

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Der Originaltitel „De battre mon cœur s’est arrêté“ ließe sich mit „Mein Herz hat zu schlagen aufgehört“ übersetzen. Der Film kam jedoch in Deutschland mit dem Titel „Der wilde Schlag meines Herzens“ in die Kinos. Das Drehbuch schrieben Jacques Audiard und Tonino Benacquista nach dem Spielfilm „Finger. Zärtlich und brutal“ (1977) von James Toback (1977), in dem Harvey Keitel die Hauptrolle gespielt hatte.

Es geht in „Der wilde Schlag meines Herzens“ um einen jungen Mann, der zwischen den widersprüchlichen Anlagen, die er von seinen grundverschiedenen Eltern mitbekommen hat, hin- und hergerissen wird und in einem schmerzhaften Prozess der Rebellion gegen seinen herrschsüchtigen Vater seinen eigenen Weg sucht. Die Handlung erleben wir ganz aus seiner Perspektive.

Seine Metamorphose vom kriminellen Immobilienhai zu einem durch die Musik geläuterten Menschen wirkt zwar ein wenig konstruiert, aber Romain Duris drückt die innere Zerrissenheit des Protagonisten differenziert aus.

Obwohl es in den Figuren brodelt und Stéphane Fontaine ihre Nervosität mit der Handkamera unterstreicht, bleibt die Inszenierung von Jacques Audiard kühl und distanziert.

„De battre mon cœur s’est arrêté“ von Jacques Audiard ist vielleicht nicht der stärkste Film dieser Berlinale, sicher aber der intensivste.
(Michael Althen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Februar 2005)

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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Ein Mischa Grinbaum genanntes Ich erzählt von sich und seiner Mutter Aljona, die ebenso wie Maxim Billers Mutter Rada Biller in Moskau Geografie studiert und im Rentneralter als Schriftstellerin debütiert. "Mama Odessa" lässt sich als Versuch des Sohns verstehen, seiner Mutter nach dem Tod nahezukommen. Und es ist eine Geschichte von Versäumnissen.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.