Grüße aus Kaschmir

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Grüße aus Kaschmir

Originaltitel: Grüße aus Kaschmir – Regie: Miguel Alexandre – Drehbuch: Harald Göckeritz – Kamera: Peter Indergand – Schnitt: Andreas Herzog – Musik: Dominic Roth – Darsteller: Bernadette Heerwagen, Rene David Ifrah, Elena Uhlig, Wolfram Berger, Murat Yilmaz, Harry Täschner, Michael J. Lieb, Wolfram Ruperti, Djamchid ("Jim") Soheili u.a. – 2004; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Ein muslimischer Kaschmiri, dessen Eltern von Indern ermordet wurden und dessen Bruder für die Befreiung Kaschmirs kämpft, arbeitet in München als Ingenieur. Er hat Gewissensbisse, weil er sein Land im Stich ließ, und als sein Bruder erwartet, dass er einen Selbstmordanschlag durchführt, ist er hin und her gerissen, zumal er gerade eine glückliche Liebesbeziehung mit einer Deutschen begonnen hat. Soll er sich weigern? Dann würde er Liebe und Leben retten, sich jedoch schuldig fühlen. Oder soll er so handeln, wie es seine Auffassung von Pflicht und Ehre verlangen?
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Kritik

"Grüße aus Kaschmir" ist Terrorismus-Tragödie, Culture-Clash-Drama und Melodram zugleich. Harald Göckeritz und Miguel Alexandre konzentrieren sich auf die psychologischen Prozesse und die Frage, wie jemand zum Terroristen werden kann.
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Lisa Bassler (Bernadette Heerwagen) wuchs in der Nähe von Mühldorf auf. Als junge Frau zieht sie nach München und lässt sich zur Tontechnikerin ausbilden. Als sie am frühen Morgen im Bett von Sharif Mishra (Rene David Ifrah) die Augen aufschlägt, erschrickt sie. Was dächten ihre Eltern, wenn sie ihnen einen Kaschmiri als Freund vorstellen würde? Während Sharif noch schläft, schleicht sie sich davon.

Der Moslem Sharif Mishra wuchs in Kaschmir auf. Als indische Soldaten das Haus der Familie niederbrannten und die Eltern umbrachten, war er 13 Jahre alt. Sein älterer Bruder Tajjab (Murat Yilmaz) brachte ihn zu Pflegeeltern und schloss sich den Freiheitskämpfern in den Bergen an. Auch Sharif kämpfte später zwei Jahre lang gegen die Inder, aber dann ging er nach Deutschland und wurde Ingenieur. Seit sieben Jahren lebt er jetzt hier. Er arbeitet in einem Ingenieurbüro in München.

Sechs Wochen nach dem One-Night-Stand treffen sich Lisa und Sharif zufällig in einer Diskothek wieder. In seinem Zorn beschimpft er sie als Hure, weil sie mit ihm schlief und dann ohne Abschied verschwand. Überstürzt verlässt Lisa mit ihrer Freundin Tanja (Elena Uhlig) das Lokal – und vergisst ihre Handtasche auf dem Tresen. Ein paar Tage später bringt Sharif ihr die Tasche, lädt sie zum Essen ein und entschuldigt sich. Sie setzen ihre Liebesbeziehung fort. Dass sie beim ersten Mal mit Sharif schwanger von ihm wurde, verschweigt Lisa. Sie weiß auch noch gar nicht, ob sie das Kind behalten oder abtreiben will.

Nach kurzer Zeit meldet Sharif sich nicht mehr bei Lisa, und als sie zu ihm geht, will er das Verhältnis beenden. Aber Lisa merkt, dass er das eigentlich gar nicht möchte und bleibt, bis er sie wieder mit in seine Wohnung nimmt und mit ihr schläft.

Sie kann nicht ahnen, dass in der Zwischenzeit sein Bruder aus England kam, um einen Sprengstoffanschlag auf den indischen Offizier vorzubereiten, der damals in Kaschmir den Befehl gegeben hatte, das Elternhaus anzuzünden und die Eltern zu ermorden. Inzwischen hat dieser es zum General gebracht. Weil Tajjab Mishra jedoch unterwegs bei einem Verkehrsunfall verletzt wurde, kann er das Attentat nicht selbst durchführen und erwartet deshalb, dass sein Bruder für ihn einspringt.

Sharif möchte nichts mehr mit Terror zu tun haben. Davon würden die Eltern auch nicht mehr lebendig, meint er. Aber er fühlt sich Tajjab verpflichtet und wird ohnehin von Schuldgefühlen geplagt, weil er sein Land im Stich ließ.

Die Polizei hat einen Tipp bekommen, dass Tajjab Mishra sich in Deutschland aufhält und einen Terroranschlag plant. Sharif und Lisa werden deshalb observiert.

In der Straßenbahn setzt Kriminaloberrat Simon Hollerbusch (Wolfram Berger) sich unvermittelt neben Lisa, weist sich aus und zeigt ihr Fotos, darunter auch eines von Tajjab Mishra. Lisa kennt das Gesicht nicht und wusste bislang nicht einmal, dass ihr Freund einen Bruder hat.

Sie verabredet sich mit Sharif und fragt ihn, was das zu bedeuten habe. Aber er sagt ihr nichts.

Stattdessen meldet er sich bei Simon Hollerbusch und beteuert, er habe seit langem nichts mehr von seinem Bruder gehört. Das ist allerdings gelogen, denn nachdem Lisa mit ihm gesprochen hatte, warnte er Tajjab telefonisch von einem Münzfernsprecher aus, und nach seinem Besuch im Polizeipräsidium trifft er sich mit ihm am Isarufer. Noch einmal erklärt er ihm, er wolle nichts mit dem geplanten Anschlag zu tun haben.

Er fährt mit Lisa für ein paar Tage in die Berge. Dabei kommen sie an einer Unfallstelle vorbei. Zwei Autos sind offenbar frontal zusammengestoßen. Sharif sieht sofort, dass der eine Fahrer tot ist. Als das zweite Wrack zu brennen anfängt, hebelt er die verklemmte Türe auf, aber auch hier kommt jede Hilfe zu spät. Lisa wundert sich darüber, wie ruhig und überlegt Sharif trotz des schrecklichen Erlebnisses handelt. Er habe in Kaschmir schon viele Tote gesehen, erklärt er.

Lisa spürt, dass Sharif etwas beschäftigt und will mit ihm darüber reden, aber er ist nicht dazu bereit.

Als sie wieder zu seiner Wohnung kommt, findet sie die Tür aufgebrochen vor. Sie tritt ein und wird sogleich von schwer bewaffneten Polizisten eines Spezialkommandos gepackt. Sharif ist nicht da, und Lisa kann auch nicht sagen, wo er hingegangen sein könnte.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
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Sie fährt zur Moschee und fragt den Imam (Djamchid „Jim“ Soheili) nach ihm. Sharif sei seit einigen Tagen nicht mehr hier gewesen, sagt er.

Tanja erhält einen Anruf von Sharif. Sie soll Lisa ausrichten, dass er sich in der Universität mit ihr treffen wolle. Lisa eilt hin und begreift sofort, dass er sich nur von ihr verabschieden will. Sie lässt ihn wissen, dass sie ein Kind von ihm erwartet. Das erschüttert ihn sichtlich, stimmt ihn jedoch nicht um.

Lisa wendet sich an Simon Hollerbusch und berichtet ihm von dem letzten Treffen mit Sharif. Sie befürchtet, dass er etwas mit Terrorismus zu tun haben könnte und hofft, dass die Polizei das Schlimmste verhindern kann. Der Kommissar fragt sie nach Hinweisen, und ihr fällt ein, dass sie bei Sharif den Prospekt eines Mietwagenunternehmens sah. Die Polizei setzt sich unverzüglich mit der Firma in Verbindung und leitet eine Fahndung ein.

Als Zuschauer wissen wir, dass Sharif seinem Bruder inzwischen versprach, den Selbstmordanschlag durchzuführen. Im Morgengrauen übernimmt er einen Lieferwagen und fährt damit los. In Brüssel soll er das Auto des indischen Generals rammen und die Explosion auslösen.

Lisa wird von Gewissensbissen geplagt, weil sie ihren Freund verriet, aber Tanja versichert ihr, das sei richtig gewesen.

Aus der Tagesschau erfährt Lisa, dass der Kaschmiri Sharif Mishra bei Wiesbaden in einem mit 90 Kilogramm Sprengstoff beladenen Fahrzeug von einer Sondereinheit der Polizei gestellt und festgenommen wurde. Nach seinem Bruder Tajjab Mishra wird weiter gefahndet.

Mit ihrem Hinweis an die Polizei hat Lisa dem Vater ihres Kindes und anderen Menschen das Leben gerettet. Allerdings muss er mit einer langjährigen Haftstrafe rechnen.

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Harald Göckeritz (Drehbuch) und Miguel Alexandre (Regie) entwickeln in „Grüße aus Kaschmir“ eine Terrorismus-Tragödie, ein Culture-Clash-Drama und eine Liebesgeschichte. Ein muslimischer Kaschmiri, dessen Eltern von Indern ermordet wurden und dessen Bruder für die Befreiung Kaschmirs kämpft, arbeitet in München als Ingenieur. Er hat Gewissensbisse, weil er sein Land im Stich ließ, und als sein verletzter Bruder erwartet, dass er einen Selbstmordanschlag durchführt, ist er hin und her gerissen, zumal er gerade eine glückliche Liebesbeziehung mit einer Deutschen begonnen hat. Soll er sich weigern? Dann würde er Liebe und Leben retten, sich jedoch schuldig fühlen. Oder soll er so handeln, wie es seine Auffassung von Pflicht und Ehre verlangen? Auch seine von ihm schwangere Freundin steht vor einer schwierigen Entscheidung: Als sie befürchtet, dass er sich auf einen Anschlag vorbereitet, fragt sie sich, ob sie zur Polizei gehen soll, damit versucht werden kann, das Schlimmste zu verhindern.

Auf diese psychologischen Prozesse und die Frage, wie jemand zum Terroristen werden kann, konzentrieren sich Harald Göckeritz und Miguel Alexandre, und sie stellen die Entwicklung in „Grüße aus Kaschmir“ nachvollziehbar dar.

Der Titel bezieht sich darauf, dass Lisa Ansichtskarten sammelt und ihren aus Kaschmir stammenden Freund bittet, ihr doch einmal von Leuten, die er dort kennt, eine Karte schicken zu lassen. Am Ende findet sie in ihrem Briefkasten tatsächlich eine Ansichtskarte, auf die jemand geschrieben hat: „Grüße aus Kaschmir“.

Der Fernsehfilm wurde am 10. November 2004 erstmals ausgestrahlt.

Miguel Alexandre, Harald Göckeritz, Bernadette Heerwagen und Rene David Ifrah wurden für „Grüße aus Kaschmir“ mit einem „Grimme“-Preis ausgezeichnet.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.