Florian Seidel : Ein Tiger schleicht durchs Puppenhaus
Inhaltsangabe
(1) Puppen, erotische Weiber, Nachtschattengewächse;
(2) Tao der Glückspiraten;
(3) Tiger, Jäger und Gejagte.
In den rund 50 Gedichten geht es um Adoptivkinder, Messerwerfer, Farbendiebe, Rapunzel, Windsbräute, Frösche, Hunde, Katzen und Stiere ...
Kritik
BabelFisch
Neu berührte die Hand der Ordnung
Tokyo auf dem Weg ins Bett.
Good Morning New York. Bon après midi Paris.
Sollen wir rausgehen, Erdbeeren essen?
Oder weiter Zeitzonen deklinieren?
Lost in translation den BabelFisch füttern?
Ihm Fremdsprachen ins unverständige Maul konjugieren,
aufgepickt auf den Flughäfen und Bahnhöfen?
It’s her real voice, not the Germain.
[…]
April, April
Georg hätte sich besser von Anfang an
in einem schönen Mädchen versteckt.
Ein leichtes Spiel hättest du gehabt,
wäre nicht er es gewesen,
der sich die Brustwarzen schminkte,
um einem anderen den Nabel
zu füllen, mit Milch und Honig.
Da stehst du nun. Ohne Feindin.
Und hättest doch hassen wollen
an ihr, was du jetzt hassen musst an dir.
Tausche rote Rosen, suche Sterne
Weniger Rätsel sind doch unter uns
als Zufälle, kein Angst.
Ein Rabe wartet auf Lara,
Boten kommen und gehen,
liefern Gegenwart an.
Die kleine Vanessa
lassen die Jungs nackt
nach Flaschen tauchen.
Zürich und Wien werden angeklickt.
Es öffnen sich Fenster, die sich fraglos
nicht wieder schließen lassen.
Wir sehen auf die Uhr und sagen:
„Voilà, das ist das Leben.“
Deinem Gesicht fehlen die Zeiger.
Du wanderst nicht mit dem Mondstrahl.
Du musst nicht jagen für dein Geld,
geschminkt wie ein Tiger.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Drei Gedichte aus „Ein Tiger schleicht durchs Puppenhaus“.
Mit freundlicher Genehmigung des Autors © Florian Seidel.
Dieter Wunderlich 2005