Das Wunder von Bern

Das Wunder von Bern

Das Wunder von Bern

Originaltitel: Das Wunder von Bern - Regie: Sönke Wortmann - Drehbuch: Rochus Hahn und Sönke Wortmann - Kamera: Tom Fährmann - Schnitt: Ueli Christen - Musik: Marcel Barsotti - Darsteller: Peter Lohmeyer, Louis Klamroth, Lucas Gregorowicz, Katharina Wackernagel, Johanna Gastdorf, Mirko Lang, Birthe Wolter, Sascha Göpel, Peter Franke, Knut Hartwig, Holger Dexne, Simon Verhoeven, Jo Stock, Martin Bretschneider, Andreas Obering u.a. - 2003; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Der frühere Ruhrkumpel Richard Lubanksi kehrt 1954 aus der Kriegsgefangenschaft nach Essen heim, wo seine Frau eine Kneipe betreibt und ihre drei Kinder aufgezogen hat. Die beiden Söhne rebellieren gegen Richards Versuche, seine Autorität als Familienvater mit Strenge wiederherzustellen. Der ältere Sohn zieht aus; der elfjährige Matthias bleibt bockig. Da beschließt Richard, mit Matthias zum Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft am 4. Juli 1954 nach Bern zu fahren ...
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Kritik

"Das Wunder von Bern" ist ein unterhaltsamer Mainstream-Film, der hin und wieder ins Pathetische abgleitet. Mit viel Liebe zum Detail hat Sönke Wortmann sich ein authentisches Zeitkolorit bemüht. Wirklich überzeugend sind die beiden Hauptdarsteller Peter Lohmeyer und Louis Klamroth.
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Neun Monate nach dem letzten Fronturlaub ihres Ehemanns Richard (Peter Lohmeyer) bringt Christa Lubanski (Johanna Gastdorf) 1945 ihr drittes Kind zur Welt. Während Richard in russischer Kriegsgefangenschaft ist und eine Haftstrafe in Sibirien verbüßt, weil er eine Tüte Zucker aus der Lagerküche stahl, um nicht zu verhungern, schlägt Christa sich in Essen als Kneipenwirtin durch und zieht ihre drei Kinder auf.

Inzwischen sind wir im Jahr 1954. Bruno (Mirko Lang) spielt in einer Band, sympathisiert mit dem Kommunismus und äußert bei jeder Gelegenheit seinen Abscheu vor den Verbrechen der Nationalsozialisten. Ingrid (Birthe Wolter) hilft ihrer Mutter als Bedienung in der Kneipe. Matthias (Louis Klamroth) sammelt Kippen und dreht mit dem Tabak neue Zigaretten, durch deren Verkauf er die Familienkasse aufbessert. Seine wahre Leidenschaft gilt jedoch dem Fußballspiel: In Ermangelung eines richtigen Fußballs bolzen er und andere Kinder allerdings mit einem Lumpenbündel. Stolz ist Matthias, wenn er seinem Idol Helmut Rahn (Sascha Göpel), einem Stürmer von „Rot-Weiss-Essen“, den er „Boss“ nennt, die Sporttasche tragen darf.

Während der Bundestrainer Sepp Herberger (Peter Franke) die deutsche Nationalmannschaft für die Fußball-Weltmeisterschaft 1954 zusammenstellt und von Adi Dassler (Joachim Kappl) neuartige Fußballschuhe mit auswechselbaren Stollen für verschiedene Bodenverhältnisse erwirbt, kehrt Richard Lubanski nach über elf Jahren Gefangenschaft aus Russland zu seiner Familie in Essen zurück. Am Bahnsteig verwechselt er zunächst seine Tochter mit seiner Frau, und weil er Christas Briefe nicht bekommen hat, erfährt er erst jetzt, dass er einen zweiten, inzwischen elfjährigen Sohn hat. Es ist bitter für ihn, wenn Bruno behauptet, Matthias sehe in Helmut Rahn so etwas wie einen Ersatzvater. Sobald Richard sich einigermaßen erholt hat, will er wieder als Ruhrkumpel arbeiten, wie vor dem Krieg, denn er hält es für seine Pflicht, die Familie allein zu ernähren und von der Kneipe hält er nichts. Aber in dem Kohleflöz packt ihn Klaustrophobie und er befürchtet, zu ersticken. Richard kämpft darum, seinen Platz in der Familie und in der deutschen Nachkriegsgesellschaft zu finden. Mit Strenge versucht er, seine Autorität als Familienvater gegenüber Bruno und Matthias herzustellen, aber die Söhne rebellieren.

Matthias begleitet Helmut Rahn zum Zug, denn die von Sepp Herberger ausgesuchten Fußballer beginnen in München mit dem Training für die Weltmeisterschaft. Schade, dass Matthias nicht mitkommen kann. Helmut Rahn versicherte seinem Fan vor einiger Zeit, dessen Anwesenheit im Fußballstadion bringe ihm Glück. Wie soll also die deutsche Nationalelf gewinnen, wenn Matthias nicht dabei ist?

Bei einem stillen Gebet in der Kirche beobachtet Richard, wie Matthias eine Kerze aufstellt, und als er ihn später fragt, für wen er das getan habe, gesteht der Junge, Gott darum gebeten zu haben, dass Helmut Rahn nicht als Ersatz-, sondern als aktiver Spieler der deutschen Nationalmannschaft aufgestellt werde. Entsetzt ohrfeigt Richard den Elfjährigen und fordert ihn auf, über den Sinn des Glaubens nachzudenken.

An Christas Geburtstag sorgt Richard für ein Festessen und verteilt Geschenke an alle Familienmitglieder. Danach vermisst Matthias seine beiden Kaninchen Blacky und Atze. In der von Fliegen umsummten Mülltonne findet er Fell und Eingeweide. Da rennt er los, bis er in die Knie geht und sich übergibt.

Nach diesem Schock plündert Matthias sein Sparschwein, schleicht sich im Dunkeln aus dem Haus und kauft sich eine Zugfahrtkarte, aber er schläft auf dem Bahnsteig ein und wird von Richard zurückgeholt.

Bruno verlässt nach einem heftigen Streit mit dem Vater das Elternhaus und zieht nach Ostberlin, in die „Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik“, in der angeblich alle Menschen gleich sind.

Nachdem die deutsche Mannschaft in einem Vorrundenspiel zur Weltmeisterschaft am 20. Juni 1954 3:8 gegen das ungarische Team verloren hat, muss Sepp Herberger auf einer Pressekonferenz kritische Fragen beantworten und wird in Briefen als Vaterlandsverräter beschimpft. Aber der Bundestrainer lässt sich nicht beirren, und die deutsche Elf qualifiziert sich tatsächlich fürs Endspiel, in dem sie sich allerdings noch einmal mit der ungarischen Nationalmannschaft messen muss, die seit mehr als vier Jahren kein Spiel mehr verloren hat.

In der Nacht auf den 4. Juli weckt Richard seinen jüngeren Sohn. Er hat sich den Pkw des Pfarrers ausgeliehen und will mit Matthias zum Endspiel der WM nach Bern fahren. Weil das klapprige Auto nicht schnell genug fährt, sind Richard und Matthias noch unterwegs, als das Spiel beginnt. Die erste Halbzeit verfolgen sie im Autoradio.

Unter den Journalisten, die vor Ort über die Weltmeisterschaft berichten, ist auch ein frisch verheirateter Reporter der „Süddeutschen Zeitung“, Paul Ackermann (Lucas Gregorowicz), der von seiner schwangeren Ehefrau Annette (Katharina Wackernagel) begleitet wird, die zu Beginn des Endspiels am 4. Juli 1954 im ausverkauften Wankdorfstadion in Bern mit ihrem Mann wettet, dass die Deutschen Weltmeister werden. Als die Ungarn in den ersten neun Minuten des Spiels mit zwei Toren in Führung gehen, feuert Annette die deutsche Mannschaft an und reißt damit auch ihre Landsleute auf den Tribünen mit, denn wenn Paul die Wette gewinnt, darf er die Namen des noch ungeborenen Kindes aussuchen, und Annette will verhindern, dass es Rüdiger beziehungsweise Roswitha heißen soll.

Während der zweiten Halbzeit treffen Richard und Matthias vor dem Wankdorfstadion in Bern ein. Zehn Minuten vor dem Schlusspfiff rennt Matthias in die Arena. Der Ball wird gerade ins Aus getreten. Matthias hebt ihn auf und wirft ihn zurück. Helmut Rahn sieht ihn und fühlt sich durch die Anwesenheit seines Glücksbringers neu beflügelt: Er stürmt los und schießt das entscheidende Tor. Sechs Minuten später schreit der Sportreporter Herbert Zimmermann (Andreas Obering) begeistert ins Mikrofon: „Aus, aus, aus, aus, das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!“ Der Sieg geht als „Das Wunder von Bern“ in die Fußball-Geschichte ein.

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Der legendäre Sieg der deutschen Nationalelf beim Endspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft 1954 gilt als „Das Wunder von Bern“. In dem gleichnamigen Film von Sönke Wortmann geht es zwar auch um die Vorbereitungen der deutschen Nationalspieler und die Weltmeisterschaftsspiele, aber die Sportereignisse bilden nur den Hintergrund für eine Familiengeschichte, und mit dem „Wunder von Bern“ ist hier weniger das Endspiel am 4. Juli 1954 gemeint, als das, was sich zur gleichen Zeit auf einer Autofahrt nach Bern abspielt: Der Spätheimkehrer Richard Lubanski findet endlich Zugang zu seinem elfjährigen Sohn Matthias und damit auch seinen Platz in der Familie, die elf Jahre ohne ihn leben musste, sowie in der deutschen Nachkriegsgesellschaft, in der ihm so vieles fremd ist.

Die beiden sehr überzeugenden Darsteller Peter Lohmeyer und Louis Klamroth sind übrigens auch im wirklichen Leben Vater und Sohn.

Sönke Wortmann und Rochus Hahn erzählen die Geschichte humorvoll, geraten aber hin und wieder ins Pathetische. Mit viel Liebe zum Detail haben die Filmemacher sich in „Das Wunder von Bern“ um ein authentisches Zeitkolorit bemüht. Aufgesetzt wirkt die Spiegelung der Beziehung von Richard und Matthias durch die väterliche Sorge Sepp Herbergers um Helmut Rahn. Und dass Sepp Herberger einen Teil seiner berühmten Sprüche („der Ball ist rund, und ein Spiel dauert neunzig Minuten“) einer weisen Putzfrau verdanken soll, ist auch keine ganz gelungene Pointe.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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