Ray Charles


Ray Charles Robinson wurde am 23. September 1930 in Albany, Georgia, geboren und wuchs in Greenville, Florida, auf. Sein Vater kümmerte sich weder um ihn, seine Mutter Aretha oder Rays jüngeren Bruder George. Als er fünf Jahre alt war, musste er hilflos mit ansehen, wie George in einem Waschzuber ertrank. Zu dieser Zeit machte sich bei Ray Charles eine Augenkrankheit bemerkbar, und es stellte sich heraus, dass er unter einem grünen Star litt, der innerhalb von zwei Jahren zu seiner Erblindung führte.

Um ihn trotz seiner Blindheit möglichst selbstständig zu machen, ermutigte die Mutter ihn, allein durch die Kleinstadt zu gehen und sogar sein Fahrrad zu benutzen: „Lass dich niemals zum Krüppel machen!“, schärfte sie ihm ein. Im Alter von sieben Jahren schickte sie ihren Sohn in eine staatliche Blindenschule nach St. Augustine – dreihundert Kilometer von ihr entfernt. In der Schule erhielt Ray Charles auch Klavierunterricht und die Gelegenheit, das Spiel auf der Klarinette und dem Altsaxophon zu erlernen.

Nach dem Tod seiner Mutter im Mai 1945 verließ Ray Charles die Schule und zog zu Bekannten nach Jacksonville, Florida. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, meldete er sich bei der Musiker-Gewerkschaft und machte bei Jam-Sessions mit. Blues, Boogie Woogie und Swing spielte und sang er. Seine Vorbilder waren Nat „King“ Cole und Charles Brown. Nach einem Jahr in Jacksonville zog er nach Orlando um. Gelegentlich ließ man ihn in einer Big Band mitspielen, aber als er sich während eines Gastkonzerts der Lucky-Millinder-Band in Orlando vorstellte, wurde er abgewiesen.

Verzweifelt zog er nach Tampa und von dort nach Seattle. Endlich verfügte er über ein eigenes Trio, das „McSon Trio“, und nahm sogar eine erste Schallplatte auf: „Baby, Let Me Hold Your Hand“. Von da an ließ er seinen Nachnamen fort und nannte sich nur noch Ray Charles. Seine Gage ließ sich der Blinde, der seine Augen hinter einer Sonnenbrille verbarg, angeblich stets in Ein-Dollar-Noten auszahlen, um nicht betrogen zu werden.

Luise, einer seiner Geliebten, kam kurz nach der Trennung von ihm mit einem Kind nieder. Er begann zu trinken und wurde schließlich so abhängig vom
Heroin, dass er zwei Injektionen am Tag benötigte.

In Los Angeles, wohin Ray Charles 1950 gezogen war, löste sich sein Trio auf. Er selbst wurde von der Bluesband von Lowell Fulson

als Gaststar eingeladen, aber nach zwei Jahren wechselte er von Los Angeles nach New York. Inzwischen suchte und fand der blinde schwarze Sänger, der sich selbst am Klavier begleitete, seinen eigenen Stil zwischen Swing, Soul, Gospel und Rhythm ’n‘ Blues. Um Geld zu verdienen, musizierte er mit allen möglichen Bands – bis er sich 1954 eine eigene Combo zusammenstellen konnte.

Obwohl er neun Monate im Jahr auf Tournee war und fortwährend Liebesaffären hatte, heiratete Ray Charles 1955 ein zweites Mal. (Seine erste Ehe mit Eileen Williams hatte 1951/52 nur wenige Monate gehalten.) Außer den drei Söhnen, die ihm seine zweite Ehefrau Della Beatrice gebar, zeugte er wohl noch ein Dutzend illegitimer Kinder und wurde von mehreren Frauen erfolgreich auf Vaterschaft verklagt.

Bei einer Session im Jahr 1959 kreierte Ray Charles den Hit „What’d I Say“. Schließlich nahm er sogar Alben auf und verdiente – nicht zuletzt aufgrund seiner rücksichtslosen Vertragsverhandlungen – so gut, dass er sich ein eigenes Haus bauen, ein Studio einrichten und ein Privatflugzeug leisten konnte.

Dann trat er ein Jahr lang nicht auf, weil er sich einer Entziehungskur unterziehen musste. Andernfalls hätte ihm das Gericht bei seiner Verurteilung wegen Drogenbesitzes zu fünf Jahren Gefängnis keine Bewährungsmöglichkeit eingeräumt.

Nach der erfolgreichen Entziehungskur wurde Ray Charles als Soul-Legende in der ganzen Welt gefeiert.

Kurz vor Weihnachten 2002 traf sich Ray Charles mit zwölf seiner Kinder in einem Hotel in Los Angeles und sprach angesichts seiner Krebserkrankung über die Aufteilung seines Erbes. Am 10. Juni 2004 starb er in Beverly Hills.

Ihm zu Ehren fand am 8. Oktober 2004 im Staples Center in Los Angeles ein Konzert unter dem Titel „Genius: A Night For Ray Charles“ statt: Angesagt von Quincy Jones, Tom Cruise, Morgan Freeman und Jamie Foxx, trugen Elton John, Stevie Wonder und andere Weltstars zwölf der größten Songs von Ray Charles vor.

Ray Charles konnte noch die Rohfassung der Filmbiografie beurteilen, die Taylor Hackford mit Jamie Foxx in der Titelrolle gedreht hatte: „Ray“. Er fand sie gut.

Der Wert seiner Hinterlassenschaft wird auf 75 Millionen Dollar geschätzt (Süddeutsche Zeitung, 23. April 2008). Darum streiten sich die Kinder und sein langjähriger Manager Joe Adams.

© Dieter Wunderlich 2005 / 2008

Taylor Hackford: Ray

Mariam Kühsel-Hussaini - Emil
In ihrem Roman "Emil" verknüpft Mariam Kühsel-Hussaini zeitgeschichtliche Biografien und Tatsachen mit fiktiven Szenen zu einem finsteren Panorama des Beginns der nationalsozialistischen Herrschaft. Wie in einem Kaleidoskop führt sie uns die Barbarei der Nazis vor. Das geschieht auf hohem Niveau, und wenn auch die Gestaltung mitunter überambitioniert wirkt, zeigt Mariam Küsel-Hussaini ein kraftvolles literarisches Können.
Emil

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.