Ray

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Ray

Originaltitel: Ray - Regie: Taylor Hackford - Drehbuch: James L. White und Taylor Hackford - Kamera: Pawel Edelman - Schnitt: Paul Hirsch - Musik: Craig Armstrong, Ray Charles (Ludwig van Beethoven: Mondscheinsonate) - Darsteller: Jamie Foxx, Kerry Washington, Regina King, Clifton Powell, Sharon Warren u.a. - 2004; 150 Minuten

Inhaltsangabe

Ray Charles Robinson wächst in ärmlichen Verhältnissen bei seiner Mutter in Florida auf. Im Alter von fünf Jahren sieht er erstarrt zu, wie sein jüngerer Bruder in einen Waschzuber stürzt und ertrinkt. Kurz darauf erblindet er. Einem blinden Afroamerikaner würde kaum jemand eine Chance einräumen, aber mit achtzehn fährt er 1948 nach Seattle und beginnt eine Karriere als Pianist und Sänger. Mit einer gewagten Mischung aus Gospel und Rhythm 'n' Blues schafft er den Durchbruch ...
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Kritik

Diese Filmbiografie von Ray Charles ist kein geschöntes, glamouröses Porträt. Und wenn man Jamie Foxx mit breitem Grinsen und schwankendem Oberkörper am Klavier sitzen sieht, glaubt man, Ray Charles zu sehen.

Ray Charles (Kurzbiografie)

In seiner Filmbiografie von Ray Charles konzentriert Taylor Hackford sich auf die wildesten zwanzig Jahre der blinden, schwarzen Soul-Legende. Entscheidende Kindheitsereignisse fügt er in Rückblenden hinzu.

Da erleben wir beispielsweise den fünfjährigen Ray Charles Robinson (so sein bürgerlicher Name), der erstarrt mit ansieht, wie sein jüngerer Bruder George in einen Waschzuber stürzt und ertrinkt. Dieses mit einem Schuldkomplex verbundene Trauma wird Ray nie mehr loslassen.

In einer der ersten Szenen sehen wir, wie der achtzehnjährige, noch unbekannte Ray Charles Robinson 1948 in Florida in den Greyhound-Bus nach Seattle, Washington, einsteigen möchte. Der Fahrer hat keine Lust, sich um einen Blinden zu kümmern und weist ihn deshalb zurück.

Da lügt Ray Charles, er habe sein Augenlicht 1945 im Krieg verloren – und erreicht damit, dass es der Fahrer für seine Pflicht hält, sich des Kriegsveteranen anzunehmen. Mit dieser Szene, in der Ray Charles seine Absicht durch Täuschung verwirklicht, setzt Taylor Hackford einen Akzent: „Ray“ ist kein geschöntes, glamouröses Porträt, sondern zeigt auch die Kanten und Schwächen von Ray Charles‘ Charakter: die notorische Untreue gegenüber seiner Ehefrau Della Bea, die Heroinsucht, die er zunächst vor ihr zu verbergen versucht, die Rücksichtslosigkeit gegenüber Ahmed Ertegun und Jerry Wexler, denen er seinen Durchbruch verdankt, die er jedoch im Stich lässt, als ihm eine andere Plattenfirma 1959 einen besser bezahlten Vertrag anbietet. Margie Hendricks, eine seiner Geliebten, die er während der Schwangerschaft verstößt, stirbt durch eine Überdosis Heroin.

Die Geschichte, die Taylor Hackford erzählt, ist auch ein Bekenntnis zum „amerikanischen Traum“: Ein blinder Afroamerikaner, dem kaum jemand eine Chance einräumen würde, gibt sich nicht auf und hat Erfolg: Mit einer gewagten Mischung aus Gospel und Rhythm ’n‘ Blues schafft er den Durchbruch und entwickelt sich zu einem gefeierten Entertainer.

Mit großer Liebe zum Detail und sorgfältig auf die Atmosphäre achtend, ließ Taylor Hackford die Jazzclubs und Konzertsäle nachbauen, in denen Ray Charles seine Karriere machte. Schnörkellos führt er uns durch entscheidende Episoden im Leben des Pianisten und Sängers. Die zahlreichen eindrucksvollen Musikszenen wurden nicht achtlos eingestreut, sondern in die Handlung integriert.

Als Sänger ist zwar Ray Charles zu hören, aber Jamie Foxx – der über eine klassische Klavierausbildung verfügt – spielt so glaubwürdig, dass man den Bruch nicht merkt. Viel Zeit hatte er mit Ray Charles verbracht, um dessen Mimik, Gestik und Sprechweise zu studieren. Aufgrund besonderer Kontaktlinsen war er an den einundsechzig Drehtagen jeweils zwölf bis vierzehn Stunden blind. Wenn man Jamie Foxx mit breitem Grinsen und schwankendem Oberkörper am Klavier sitzen sieht, glaubt man, Ray Charles zu sehen. Allein schon diese schauspielerische Leistung von Jamie Foxx macht „Ray“ sehenswert. Für die Rolle wurde er mit einem „Oscar“ ausgezeichnet.

Einen zweiten „Oscar“ gab es am 28. Februar 2005 für die Sound-Effekte von Scott Millan, Greg Orloff, Bob Beemer und Steve Cantamessa.

Ray Charles starb am 10. Juni 2004. Vor seinem Tod hatte er noch die Rohfassung der Filmbiografie vorgeführt und erklärt bekommen. Er fand sie gut.

Darsteller und ihre Rollen in „Ray“:

  • Jamie Foxx (Ray Charles)
  • C. J. Sanders (Ray Charles Robinson als Kind)
  • Kerry Washington (Della Bea Robinson, Ehefrau)
  • Regina King (Margie Hendricks)
  • Sharon Warren (Aretha Robinson, Mutter)
  • Terrone Bell (George Robinson, Bruder)
  • Curtis Armstrong (Ahmet Ertegun)
  • Richard Schiff (Jerry Wexler)
  • Clifton Powell (Jeff Brown)
  • Harry Lennix (Joe Adams)
  • Aunjanue Ellis (Mary Ann Fisher)
  • Larenz Tate (Quincy Jones)
  • Terrence Dashon Howard (Gossie McKee)
  • David Krumholtz (Milt Shaw)
  • Wendell Pierce (Wilbur Brassfield)
  • Chris Thomas King (Lowell Fulsom)
  • Rick Gomez (Tom Dowd)
  • Thomas Jefferson Byrd (Jimmy)
  • Denise Dowse (Marlene)
  • Patrick Bauchau (Dr. Hacker)
  • Robert Wisdom (Jack Lauderdale)
  • Kurt Fuller (Sam Clark)
  • Kimberly Ardison (Ethel McRae)
  • Renee Wilson (Pat Lyle)
  • u. a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005 / 2008

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