Verdacht

Verdacht

Verdacht

Verdacht - Originaltitel: Suspicion - Regie: Alfred Hitchcock - Drehbuch: Samson Raphaelson, Joan Harrison und Alma Reville nach dem Roman "Before the Fact" von Francis Iles - Kamera: Harry Stradling - Schnitt: William Hamilton - Musik: Franz Waxman - Darsteller: Cary Grant, Joan Fontaine, Nigel Bruce, Sir Cedric Hardwicke, Dame May Whitty, Auriol Lee, Heather Angel, Leo G. Carroll u.a. - 1941; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Ein wohlhabender General kann nicht verhindern, dass seine naive, schüchterne Tochter mit einem unbekümmerten Lebenskünstler durchbrennt, den er für einen Mitgiftjäger hält. Heimlich heiraten die beiden. Allmählich keimt in der jungen Frau der Verdacht auf, ihr Vater könne Recht gehabt haben, und sie fürchtet schließlich, ihr Mann wolle sie ermorden, um an ihr Geld zu kommen.
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Kritik

In diesem exzellent fotografierten Schwarz-Weiß-Film zeigt Alfred Hitchcock, wie sich mit subtilen Mitteln und ohne die kleinste Gewaltszene ein spannender und zugleich augenzwinkernd ironischer Thriller komponieren lässt. "Verdacht" ist ein leiser Film, beinahe wie ein Bühnenstück.
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General McLaidlaw (Sir Cedric Hardwicke) und seine Frau (Dame May Whitty) fürchten bereits, dass ihre naive, schüchterne Tochter Lina (Joan Fontaine) unverheiratet bleibt. Als sie sich dann ausgerechnet in Johnnie Aysgarth (Cary Grant) verliebt, sind die Eltern entsetzt. General McLaidlaw weiß zwar nichts Genaues, aber er hat gehört, dass Aysgarth den Ruf eines Playboys hat und ihm die Mitgliedschaft in einem angesehenen Club wegen Falschspielens gekündigt wurde. Außerdem hält er ihn für einen Mitgiftjäger.

Lina McLaidlaw lässt sich nicht beirren: Johnnie Aysgarth ist so originell und charmant, draufgängerisch und unerschrocken! Sie brennt mit ihm durch. Die beiden heiraten und verbringen die Flitterwochen in Venedig, Neapel, Capri, an der Riviera und in Paris. Nach ihrer Rückkehr ziehen sie in eine von Johnnie ausgesuchte Traumvilla außerhalb von London. Lina ist begeistert. „Können wir uns das überhaupt leisten?“, fragt sie. Unbekümmert verrät Johnnie ihr, dass er keinen Cent besitzt und sich das Geld für die Hochzeitsreise und das Haus geliehen hat.

Die Eltern wollen dem Glück des Paares nicht länger im Weg stehen und versöhnen sich mit Lina und Johnnie. Als Hochzeitsgeschenk schicken sie zwei uralte geschnitzte Stühle aus dem Familienerbe.

Einige Zeit später vermisst Lina die beiden wertvollen Stühle. Beaky Thwaite (Nigel Bruce), Johnnies bester Freund, der übers Wochenende zu Besuch gekommen ist, verplappert sich und erzählt ihr, dass er Johnnie neulich auf dem Rennplatz traf. Zur Rede gestellt, behauptet Johnnie, ein Amerikaner habe 200 Dollar für die Stühle geboten. Das habe er doch nicht ablehnen können. Lina kann kaum glauben, dass er die Erbstücke verkaufte, ohne sie zu fragen. Kurz darauf sieht sie die beiden Stühle auch noch in der Auslage eines Antiquitätengeschäftes. Das mit dem Amerikaner war also auch gelogen. Lina ist tief enttäuscht.

An diesem Nachmittag kommt Johnnie mit einem halben Dutzend Paketen nach Hause und verteilt Geschenke an Lina, Beaky und das Dienstmädchen Ethel (Heather Angel). Für sich selbst hat einen Hund gekauft. Er habe die 200 Dollar, die er für die Stühle bekam, auf das richtige Pferd gesetzt und 2000 Dollar gewonnen, erklärt er und zieht als Letztes noch eine Quittung aus der Tasche, die zeigt, dass er die beiden Stühle zurückgekauft hat: sie werden in einer Stunde geliefert. Da umarmt Lina ihren Mann voller Freude.

Nach der Hochzeit nahm Johnnie die von einem Verwandten angebotene Stelle in dessen Büro an. Als Lina ihn dort eines Tages besuchen will, stellt sich heraus, dass Captain Melbeck (Leo G. Carroll) ihn vor sechs Wochen entließ, weil Johnnie ihn um 2000 Dollar betrogen hatte. Mit einer Anzeige wartet er noch, um ihm die Gelegenheit zu geben, den Betrag zurückzuerstatten.

Abends kommt Johnnie wie immer so nach Hause, als sei er im Büro gewesen. Er sieht Linas verweinte Augen und fragt: „Du weißt es also schon?“ Sie nickt, aber er meint etwas anderes: Ihr Vater ist gestorben.

In seinem Testament hat General McLaidlaw seine Frau als Alleinerbin eingesetzt. Lina soll weiterhin jährlich 500 Dollar bekommen.

Johnnie und Beaky planen eine Hotelanlage an einem einsamen Kliff. Beaky will sogar seine Wertpapiere beleihen, um das Kapital dafür aufzubringen. Plötzlich ändert Johnnie seine Meinung und besteht darauf, mit Beaky zum Kliff hinauszufahren, um ihm zu zeigen, warum er das Projekt für aussichtslos hält. Lina wundert sich darüber. Johnnie wird seinen Freund doch nicht etwa umbringen wollen, um an dessen Geld zu kommen? In Panik fährt sie den beiden hinterher, entdeckt sie aber nirgendwo. Ihr fällt ein Stein vom Herz, als sie zurückkommt und die beiden im Wohnzimmer vorfindet.

Um das Geschäft rückgängig zu machen, reist Beaky nach Paris. Johnnie will ihn bis London begleiten und dort ein paar Tage in seinem Club bleiben. Als die beiden schon zwei, drei Tage fort sind, tauchen zwei Kriminalbeamte bei Lina auf und stellen ihr Fragen über Beaky Thwaite: Er ist in Paris unter seltsamen Umständen ums Leben gekommen. Als die Beamten fort sind, ruft Lina in Johnnies Club in London an. Er ist längst abgereist. Hat er Beaky nun doch noch umgebracht? Aber da steht Johnnie auch schon in der Tür, fröhlich wie immer. Sobald er von dem Besuch der Kriminalbeamten erfährt, ruft er die Polizeistation an und berichtet, er habe sich in London von Beaky verabschiedet und könne sich nicht vorstellen, wer seinen Freund in Paris überredete, ein besonders großes Glas Brandy zu trinken, wo doch jeder weiß, dass Beaky schon auf einen kleinen Schluck Brandy allergisch reagierte und daran zu sterben drohte.

Durch den Anruf eines Sachbearbeiters ihrer Lebensversicherung erfährt Lina, dass ihr Mann heimlich versuchte, ihre Police zu beleihen. Er wurde abschlägig beschieden: Die Versicherung zahlt nur im Fall von Linas Tod.

Die Krimiautorin Isobel Sedbusk (Auriol Lee) erzählt ihrer Freundin Lina, dass Johnnie sich einige ihrer Romane ausgeliehen hat. Bei einem gemeinsamen Abendessen möchte Johnnie zu gern wissen, was das für ein Gift sei, von dem Isobels Bruder behauptet, man könne es in einer Leiche nicht nachweisen. Isobel kann dem Charmeur schließlich nicht widerstehen und verrät es ihm.

Jetzt ist Lina völlig überzeugt, dass Johnnie sie nur wegen ihres Geldes geheiratet hat und ihr nach dem Leben trachtet. Sie will ihn verlassen und zu ihrer Mutter ziehen. Johnnie besteht darauf, sie hinzufahren. In einer Kurve springt die Wagentüre auf der Beifahrerseite auf. Lina droht hinauszufallen. Johnnie packt sie. Dann bremst er. Lina springt aus dem Auto und will wegrennen, aber er holt sie ein. Es sehe so aus, als ob sie Angst vor ihm habe, wundert er sich. Dabei habe er sie doch gerade festgehalten und verhindert, dass sie aus der offenen Wagentür geschleudert wurde. In diesem Augenblick wird Lina bewusst, dass ihr furchtbarer Verdacht nur auf einigen vagen Anhaltspunkten beruht und es auch sein kann, dass Johnnie sich für das Gift nur interessierte, weil er wegen seiner Schulden an Selbstmord dachte …

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Filmkrktik:

In dem exzellent fotografierten Schwarz-Weiß-Film „Verdacht“ zeigt Alfred Hitchcock, wie sich mit subtilen Mitteln und ohne die kleinste Gewaltszene ein spannender und zugleich augenzwinkernd ironischer Thriller komponieren lässt. „Verdacht“ ist ein leiser Film, beinahe wie ein Bühnenstück. Neue Wendungen sorgen immer wieder für Überraschungen Linas – und der Zuschauer. Was hat Johnnie wirklich vor und wessen wird er zu Unrecht verdächtigt?

Legendär ist die Szene, in der Johnnie Aysgarth seiner Frau ein Glas Milch ans Bett bringt. Die Milch leuchtet von innen heraus. Hat er Gift hineingetan oder nicht?

Joan Fontaine erhielt für ihre Rolle einen „Oscar“, doch Cary Grants Darstellung des unbekümmerten Lügners, charmanten Lebenskünstlers und vielleicht auch skrupellosen Mörders war eher noch wichtiger für das Gelingen dieses Films. „Oscar“-Nominierungen gab es übrigens auch für den Film selbst und die Musik.

Der Film „Verdacht“ beruht auf dem Roman „Before the Fact“ (1932; „Vor der Tat“) von Francis Iles (1893 – 1971). Der literarischen Vorlage entsprechend, wollte Alfred Hitchcock Johnnie Aysgarth am Ende als Mörder entlarven, aber das Studio fürchtete um Cary Grants Image und ließ es nicht zu. Ein übereifriger Angestellter hatte den Film aus diesem Grund schon um eine dreiviertel Stunde gekürzt. Das konnte Alfred Hitchcock wieder rückgängig machen. Dass am Ende offen bleibt, ob Johnnie Aysgarth seine Frau ermorden will oder nicht, musste der Regisseur akzeptieren.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003

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