Ferdinand Graf von Zeppelin


Ferdinand von Zeppelin wurde am 8. Juli 1838 als Sohn des württembergischen Hofmarschalls Friedrich Jerôme Wilhelm Karl Graf von Zeppelin (1807 – 1886) und dessen aus der Genfer Fabrikantenfamilie Macaire stammenden Ehefrau Amélie Françoise Pauline (1816 – 1852) in Konstanz geboren. Zusammen mit seinen Geschwistern Eugenia und Eberhard wuchs er im Schloss Girsberg in Emmishofen (Kreuzlingen) auf, einem Anwesen, das Friedrich Graf von Zeppelin 1940 von seinem Schwiegervater David Macaire zu Weihnachten geschenkt bekam.

Nach zwei Jahren in der Dorfschule von Emmishofen erhielt Ferdinand von Zeppelin Privatunterricht von Hauslehrern. Im Alter von 15 Jahren zog er nach Cannstatt bei Stuttgart und besuchte dort das Polytechnikum. 1855 wechselte er als Kadett zur Kriegsschule in Ludwigsburg. Drei Jahre später, kurz nach seiner Beförderung zum Leutnant, ließ Ferdinand von Zeppelin sich vom Militär beurlauben, um in Tübingen Staatswissenschaft, Chemie und Maschinenbau zu studieren, doch als im Jahr darauf wegen des von Österreich in Norditalien begonnenen Krieges gegen Frankreich und Sardinien (April – November 1859) mobilgemacht wurde, musste Ferdinand von Zeppelin sein Studium abbrechen und sich beim Ingenieurkorps in Ulm melden.

Von April bis Dezember 1863 hielt er sich in Nordamerika auf und kämpfte auf der Seite der Nordstaaten im Bürgerkrieg (1861 – 1865). Zwischendurch überredete er den Erfinder John H. Steiner (1845 – 1903), ihn am 19. August in St. Paul, Minnesota, mit einem Heißluftballon aufsteigen zu lassen.

Zurück in Deutschland, setzte Ferdinand von Zeppelin seinen Militärdienst fort. In den folgenden Jahren wurde er zum Adjutanten des Königs von Württemberg ernannt, zum Hauptmann befördert und zum Großen Generalstab in Berlin versetzt, wo er 1869 vorübergehend Erzieher des Prinzen Wilhelm von Württemberg, des späteren Königs von Württemberg, wurde.

Einen Monat nach seinem 31. Geburtstag, am 7. August 1869, vermählte Ferdinand Graf von Zeppelin sich in Berlin mit Isabella Freiin von Wolff aus Livland. Ihr einziges Kind, die Tochter Helene (»Hella«), wurde erst zehn Jahre später geboren.

Wenige Tage nach dem Beginn des Deutsch-Französischen Krieges (Juli 1870 – Januar 1871), am 24. Juli 1870, unternahm Ferdinand von Zeppelin einen wagemutigen, später viel gerühmten Erkundungsritt hinter die feindlichen Linien (»Schirlenhofritt«). Während der Belagerung von Paris fiel ihm auf, dass die Franzosen Ballons zur Aufklärung und zum Nachrichtenaustausch einsetzten. Da die Ballons jedoch häufig vom Ziel abkamen, begann er über eine lenkbare Alternative zu Gas- oder Heißluftballons nachzudenken und hielt diese Idee auch in einer Tagebuchnotiz vom 25. April 1874 fest.

Erst einmal setzte er jedoch seine militärische Karriere fort, brachte es bis 1888 zum General, und vertrat das Königreich Württemberg von 1885 bis 1890 als Gesandter beim Deutschen Bundesrat in Berlin. Ende 1890 nahm er seinen Abschied.

Nun konnte er sich endlich ernsthaft daranmachen, ein Luftschiff zu bauen. Obwohl eine Sachverständigenkommission 1894 Zeppelins Idee eines »lenkbaren Luftfahrzuges« für undurchführbar hielt, erteilte ihm das kaiserliche Patentamt dafür am 13. August 1898 rückwirkend ab 31. August 1895 ein Patent.

Ferdinand von Zeppelin war keineswegs der Erste, der ein Luftschiff konstruieren wollte. Beispielsweise fuhr ein von dem französischen Tüftler Henri Giffard aus einem 44 m langen Ballon gebautes, mit einer kleinen Dampfmaschine angetriebenes bemanntes Luftschiff am 24. September 1852 von Paris 27 km weit nach Trappes. Die Grundidee war noch älter: Ein Luftschiff besteht aus einem idealerweise aerodynamisch geformten, mit Gas oder Heißluft befüllten Auftriebskörper, an dem eine oder mehrere Gondeln hängen. Für den Antrieb sorgt ein Propeller. Unterschieden werden Starrluftschiffe mit und Prallluftschiffe ohne ein festes Gerüst im Auftriebskörper.

Der österreichisch-ungarische Erfinder David Schwarz ließ ein Starrluftschiff aus dem neuartigen Werkstoff Aluminium bauen, das am 3. November 1897, zehn Monate nach seinem Tod am 13. Januar, auf dem Tempelhofer Feld in Berlin erstmals aufstieg, gleich darauf notlanden musste und dabei zu Bruch ging. Ferdinand von Zeppelin, der unter den Zuschauern war, kaufte der Witwe Melanie Schwarz die Entwürfe und Patente ab und gründete im Januar 1898 die »Gesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt«.

Zusammen mit den Ingenieuren Theodor Kober (1865 – 1930) und Ludwig Dürr (1878 – 1956) baute Ferdinand von Zeppelin in einer 140 m langen und 30 m hohen schwimmenden und in den Wind drehbaren Montagehalle in der Bodenseebucht von Manzell einen 128 m langen, mit 11 000 Kubikmeter Wasserstoff gefüllten

und von zwei Daimler-Verbrennungsmotoren mit je 10,4 kW Leistung über vier Propeller angetriebenen starren Flugkörper mit Aluminiumskelett: »LZ 1« (»Luftschiff Zeppelin«). Dieser Prototyp stieg am 2. Juli 1900 abends vor 12 000 Schaulustigen erstmals 400 m hoch über den Bodensee auf. Nach 18 Minuten versagte jedoch die Trimmung, und bei der deshalb eingeleiteten Notlandung wurde das Luftschiff beschädigt. Da Ferdinand von Zeppelin auch mit zwei weiteren Testfahrten keine Interessenten überzeugen konnte, verschrottete er den »LZ 1« und liquidierte die »Gesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt«, deren Kapital aufgebraucht war.

Um ein zweites Luftschiff bauen zu können, rief Ferdinand Graf von Zeppelin das deutsche Volk am 3. Mai 1903 zur finanziellen Unterstützung und Beteiligung an einer eigens eingerichteten Lotterie auf. Der »LZ 2« wurde jedoch auf der Jungfernfahrt am 17. Januar 1906 abgetrieben, musste in Kißlegg südwestlich von Leutkirch im Allgäu notlanden und wurde in der Nacht durch einen Orkan zerfetzt.

Trotz der kostspieligen Fehlschläge gab Ferdinand von Zeppelin nicht auf: Indem er alle brauchbaren Teile aus den Wracks von »LZ 1« und »LZ 2« verwendete und das Familienvermögen einsetzte, konnte er bereits am 9. Oktober 1906 den »LZ 3« erproben – und dieses Modell erfüllte seine Erwartungen. Nach 45 Fahrten über eine Gesamtstrecke von 4398 km erwarb die Militärverwaltung das Luftschiff.

Für militärische Zwecke ließ Ferdinand von Zeppelin denn auch den »LZ 4« anfertigen, doch bevor er übergeben werden konnte, riss während eines Gewitters in der Nacht auf den 5. August 1908 eine Sturmbö das bei Echterdingen südlich von Stuttgart vertäute Luftschiff los, und es brannte aus. Das Unglück löste allerdings eine Welle von Unterstützung für den inzwischen populären Luftfahrtpionier aus, und es wurden 6 Millionen Mark gespendet. Damit gründete er die »Luftschiffbau Zeppelin GmbH«.

Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde Ferdinand Graf von Zeppelin am 8. Juli 1908 mehrfach geehrt, und am 10. November verlieh ihm Kaiser Wilhelm II. den »Hohen Orden vom Schwarzen Adler«.

Die »Deutsche Luftschiffahrts AG« (DELAG), die erste Luftschiff-Reederei der Welt, beförderte von ihrer Gründung am 16. November 1909 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 29. Juli 1914 mit sieben Luftschiffen auf 1 588 Fahrten 34 028 Personen, von denen keine zu Schaden kam, obwohl vier der Luftschiffe bei Unfällen zerstört wurden.

Im Ersten Weltkrieg übernahmen die Militärs die verbliebenen Luftschiffe von der DELAG und ließen Hunderte bauen. Anders als die seit den ersten gesteuerten Motorflügen der Gebrüder Wilbur und Orville Wright am 17. Dezember 1903 in den Sanddünen bei Kitty Hawk, North Carolina, entwickelten Flugzeuge waren Luftschiffe dafür geeignet, große Bombenlasten zu transportieren und abzuwerfen. Dazu kamen ihre überlegene Reichweite und die Möglichkeit, über einer bestimmten Stelle zu schweben. Die schwerfälligen explosiven Ungetüme hätten zwar gute Ziele für die in diesem Krieg ebenfalls zum ersten Mal eingesetzten Jagdflieger abgegeben, aber bevor Anton Fokker 1915 das Maschinengewehr an Bord mit dem Flugzeugantrieb synchronisierte, damit durch den Propellerkreis geschossen werden konnte, blieb dem Jagdflieger nichts anderes übrig, als Luftschiffe von oben mit Bomben zu bewerfen.

Ferdinand Graf von Zeppelin gründete während des Kriegs eine Werft und eine Zahnradfabrik in Friedrichshafen, ein Gaswerk in Staaken bei Berlin und die Ballonhüllen-Gesellschaft in Berlin-Tempelhof. Am 29. Mai 1916 ging der Siebenundsiebzigjährige zum letzten Mal an Bord eines Luftschiffes. Am 8. März des folgenden Jahres starb er an einer Lungenentzündung in Berlin.

Er erlebte also nicht mehr, dass sein Name aufgrund des Erfolgs zum Synonym für den Begriff Luftschiff wurde. Hugo Eckener (1868 – 1954), der nach seinem Tod die Entwicklung vorantrieb, überführte Mitte Oktober 1924 persönlich den ersten für die USA gebauten Zeppelin (»LZ 126«) in einer 81 Stunden dauernden Luftfahrt von Friedrichshafen nach Lakehurst bei New York. Der als nächstes gebaute »LZ 127«, der den Namen »Graf Zeppelin« erhielt und am 18. September 1928 erstmals aufstieg, umrundete vom 8. bis 29. August 1929 als bisher einziges Luftschiff die Erde.

Um die populären Luftschiffe für Propagandazwecke verwenden zu können, gründete Reichsluftfahrtminister Hermann Göring 1935 die staatliche »Deutsche Zeppelin-Reederei«. Weil Adolf Hitler nicht wollte, dass sein Name auf einem Luftschiff stand, das bei einem Unglück zerstört werden konnte, wurde der »LZ 129« – das mit 245 m Länge größte Luftschiff aller Zeiten – 1936 auf den Namen des zwei Jahre zuvor verstorbenen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg getauft. Hitlers Vorsicht war begründet: Bei der Landung am 6. Mai 1937 in Lakehurst ging der »Hindenburg« – vermutlich aufgrund einer elektrostatischen Entladung – in Flammen auf. 36 Personen kamen dabei ums Leben. Diese Katastrophe – die mit einer Helium- statt Wasserstofffüllung vermeidbar gewesen wäre – beendete die Epoche der Luftschiffe.

Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchten Prallluftschiffe vereinzelt als Werbeträger und Transportmittel für Rundflüge am Himmel auf. Bestrebungen, Starrluftschiffe beim Transport von Schwerlasten einzusetzen, schlugen um die Jahrtausendwende fehl: Die »Cargolifter AG« meldete im Mai 2002 Konkurs an.

Literatur über Ferdinand Zeppelin und Zeppeline:

  • Jürgen K. Bock und Berthold Knaur (Hg.): Leichter als Luft. Transport- und Trägersysteme. Ballone, Luftschiffe, Plattformen
  • Douglas Botting: Der große Zeppelin. Hugo Eckener und die Geschichte des Luftschiffs
  • Hugo Eckener: Im Zeppelin über Länder und Meere
  • Dorothea Haaland, Hans Georg Knäusel, Günter Schmitt und Jürgen Seifert:
    Leichter als Luft. Ballone und Luftschiffe
  • Hans J. Hansen: So sah die Welt von oben aus.
    Historische Aufnahmen aus dem Zeppelin
  • Peter Kleinheins und Wolfgang Meighörner: Die großen Zeppeline.
    Die Geschichte des Luftschiffbaus
  • Ken Marschall und Rick Archbold: Luftschiff Hindenburg. Und die große Zeit der Zeppeline
  • Wolfgang Meighörner (Hg.): Giganten der Lüfte. Geschichte und Technik der Zeppeline
  • Wolfgang Meighörner: Zeppelins Flieger.
    Das Flugzeug im Zeppelin-Konzern und seinen Nachfolgebetrieben
  • Peter Meyer: Luftschiffe. Die Geschichte der deutschen Zeppeline
  • Andreas Venzke: Pioniere des Himmels
  • Uwe Wolff und Jürgen Hohmuth: Alles über Labyrinthe und Irrgärten.
    Unterwegs mit Zeppelin und Kamera
  • Christa-Maria Zimmermann: Die letzte Fahrt der Hindenburg

© Dieter Wunderlich 2006

Jasper Fforde - Im Brunnen der Manuskripte

Im Vergleich zu den ersten beiden Bänden der Buchreihe fällt der Plot des dritten Romans etwas ab. Aber auch "Der Brunnen der Manuskripte" ist voller origineller Ideen und vergnüglicher Anspielungen auf bekannte literarische Werke.

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