Paul Watzlawick : Vom Schlechten des Guten
Inhaltsangabe
Kritik
Ein bis dahin glücklicher und zufriedener Mann stellte sich eines Tages – „vielleicht aus zweckloser Neugierde, vielleicht aus purem Leichtsinn“ – „die Frage, ob das Leben seine eigenen Regeln hat“. „Wäre er bloß nie auf diese unselige Frage gestoßen – denn mit ihr war es um sein Glück und seine Zufriedenheit geschehen.“ Da erging es ihm wie dem Tausendfüßler, den eine Küchenschabe fragt, wie er seine Beine bewegt. Von dem Augenblick an kann er nicht mehr gehen. Oder wie Petrus, der aus dem Boot sprang und auf Jesus zueilte, der auf dem Wasser wandelte. Als Petrus plötzlich bewusst wurde, dass er gar nicht auf dem Wasser gehen konnte, versank er.
Nach vielen Irrwegen wurde dem Mann bewusst, dass er ein Suchender war, dass er aber weder wusste, was er suchte noch wo es zu finden sein könnte. Immer wieder fragte er sich: „Ist es das?“ Jedes Mal antwortete er mit „nein“. „Hätte er an Gott geglaubt, so hätte er Ihn beschuldigt, ihn nicht heimkommen zu lassen.“ – „Dabei war sein Problem, von außen gesehen, recht banal. Nur das jeweils benannte Ziel stellte er nämlich in Frage, nicht aber die Suche selbst.“
Er hatte also den Punkt erreicht, dass er sich seines Suchens voll bewusst war, und damit auch seiner ewigen Frage an alle Inhalte und Aspekte der Welt: Ist es das? Und nun ergab sich eines Tages ein ganz kleiner Wandel; eben einer von jenen, die so klein sind, dass sie Großes herbeiführen. So unwahrscheinlich es klingen mag, es war die winzige Verschiebung der Betonung von das auf es, wodurch die Frage plötzlich „Ist es das?“ lautete. Und sofort kam ihm die Antwort: Kein „Das„, kein Ding da draußen in der Welt, kann je mehr als ein Name des Es sein – und Namen sind Schall und Rauch. In diesem Augenblick fiel die Trennung zwischen ihm und es weg; zwischen Subjekt und Objekt, wie die Philosophen sagen würden. Kein Das konnte je dieses Es sein. Was die Welt nicht enthält, kann sie auch nicht vorenthalten, sagte er zu seinem eigenen Erstaunen immer wieder vor sich hin; und dazu noch die für ihn merkwürdig bedeutungsvollen Worte: Ich bin icher als ich.
Auf einmal war es ihm klar, dass die Suche der einzige Grund des bisherigen Nichtfindens gewesen war; dass man da draußen in der Welt nicht finden und daher nie haben kann, was man immer schon ist.
In diese Rahmengeschichte eingebettet, zeigt Paul Watzlawick (1921 – 2007) mit viel Humor und Ironie, wie wir auf vermeintliche „Patendlösungen“ hereinfallen. Das ist kein Druckfehler. Eine Patendlösung ist „eine Lösung, die so patent ist, dass sie nicht nur das Problem, sondern auch alles damit Zusammenhängende aus der Welt schafft“.
Auf amüsante Weise führt er uns an den Konstruktivismus heran, der davon ausgeht, dass die Wirklichkeit nicht objektiv und außerhalb von uns gefunden werden kann, sondern eine unbewusste Schöpfung unseres Wahrnehmungs- und Denkapparates ist.
Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklich-Sein