Winfried Georg Sebald
Winfried Georg Sebald wurde am 18. Mai 1944 in Wertach als Sohn des gelernten Schlossers Georg Sebald und dessen Ehefrau Rosi geboren. Zusammen mit einer älteren Schwester wuchs Winfried Georg Sebald im Haus seines Großvaters Egelhofer auf, der in Wertach als Dorfgendarm Dienst tat. Seine seit 1936 verheiratete Mutter war 1943 aus Bamberg nach Wertach gekommen und hatte in ihrem Elternhaus Zuflucht gesucht. Georg Sebald, der als Hauptmann im Krieg war, geriet in französische Kriegsgefangenschaft und kehrte erst 1947 zu seiner Familie zurück. Als die Bundeswehr gegründet wurde, ließ er sich reaktivieren und brachte es bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1971 zum Oberstleutnant.
Von 1948 bis 1963 lebte Winfried Georg Sebald in Sonthofen. Nach dem Abitur (1963) brauchte er wegen eines Herzfehlers keinen Wehrdienst zu leisten und konnte gleich in Freiburg im Breisgau mit dem Studium der Literaturwissenschaft beginnen, das er 1966 in Fribourg abschloss.
1967 heiratete Winfried Georg Sebald. Mit seiner Frau und seiner Tochter bezog er schließlich ein altes Pfarrhaus in England.
Zunächst arbeitete als Lehrer an einer Privatschule in St. Gallen, dann als Lektor an der Universität Manchester, ab 1970 lehrte er an der University of East Anglia in Norwich. Seine Magisterarbeit schrieb Winfried Georg Sebald über Carl Sternheim („Carl Sternheim: Kritiker und Opfer der Wilhelminischen Ära“, 1968), seine Dissertation über Alfred Döblin („Der Mythus der Zerstörung im Werk Döblins“, 1973). 1988, zwei Jahre nach seiner Habilitation in Hamburg („Die Beschreibung des Unglücks. Zur österreichischen Literatur von Stifter bis Handke“, 1986), wurde er Ordinarius für Neuere Deutsche Literatur an der University of East Anglia.
Winfried Georg Sebald verabscheute seine Vornamen und nannte sich als Schriftsteller W. G. Sebald; im Familien- und Freundeskreis ließ er sich „Max“ oder auch „Bill“ rufen. In seinen Büchern beschäftigte er sich mit der Bedeutung der Erinnerung insbesondere in Bezug auf die NS-Herrschaft. Bei seinen Figuren handelt es sich häufig um Außenseiter, die ihre Heimat verlassen haben und im Ausland versuchen, sich neu zu orientieren. In die Texte seiner fiktiven Biografien fügte er Fotos ein.
Am 14. Dezember 2001 kam Winfried Georg Sebald bei einem Verkehrsunfall in Norfolk ums Leben.
W. G. Sebald: Bibliografie (Auswahl)
- Nach der Natur. Ein Elementargedicht (1988)
- Schwindel. Gefühle (1990)
- Unheimliche Heimat (1991)
- Die Ausgewanderten. Vier lange Erzählungen (1992)
- Die Ringe des Saturn. Eine englische Wallfahrt (1995)
- Logis in einem Landhaus (1998)
- Luftkrieg und Literatur (1999)
- Austerlitz (2001)
- Unerzählt (2003)
- Campo Santo (Hg.: Sven Meyer, 2003)
© Dieter Wunderlich 2008
W. G. Sebald: Die Ringe des Saturn. Eine englische Wallfahrt
W. G. Sebald: Austerlitz