Vogelfrei

Vogelfrei

Vogelfrei

Vogelfrei - Originaltitel: Sans toi ni loi - Regie: Agnès Varda - Drehbuch: Agnès Varda - Kamera: Patrick Blossier - Musik: Joanna Bruzdowicz - Darsteller: Sandrine Bonnaire, Macha Méril, Stéphanie Freiss, Yahiaoui Assouna, Laurence Cortadellas, Martha Jarnias, Yolande Moreau u.a. - 1985; 100 Minuten

Inhaltsangabe

An einem kalten Wintermorgen findet ein nordafrikanischer Landarbeiter in einem französischen Weinberg die Leiche einer jungen Landstreicherin. Vermutlich erfror sie während der Nacht. Menschen, die ihr in den letzten Tagen und Wochen flüchtig begegneten, erinnern sich an das Mädchen ...
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Kritik

Aus den Splittern von Erinnerungen und kurzen Episoden setzt sich in "Vogelfrei" allmählich das Bild einer jungen Frau zusammen ...

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An einem kalten Wintermorgen findet ein nordafrikanischer Landarbeiter in einem französischen Weinberg die Leiche einer jungen Landstreicherin. Vermutlich erfror sie während der Nacht.

Menschen, die ihr in den letzten Tagen und Wochen flüchtig begegneten, erinnern sich an das Mädchen. Und wir beobachten rückblickend, wie Mona (Sandrine Bonnaire) im Spätherbst als Tramperin mit einem schweren Rucksack in die Gegend kommt. Es ist bereits dunkel, als sie sich einen Platz für ihr Zelt sucht. Am anderen Morgen weckt sie ein Arbeiter: da könne sie nicht bleiben, denn sie befinde sich auf dem Friedhof.

Als nächstes kampiert sie neben einer Tankstelle, wo sie sich mit Autowaschen ein wenig Geld verdient. Der Tankwart sagt später, er hätte richtige Arbeit für sie gehabt, aber einer Streunerin habe er nicht getraut.

Ein Zufallsbekannter nimmt sie mit in ein leer stehendes Schloss, wo sich die beiden in eine Ecke kuscheln. Jolanda, die das Gebäude beaufsichtigt, entdeckt das schlafende Paar im Bett und beneidet es um die vermeintliche Liebe.

Als Monas Gefährte von Einbrechern niedergeschlagen wird, zieht sie weiter und kommt bei einem Philologen unter, der „ausgestiegen“ ist und jetzt mit seiner Frau von Ackerbau und Viehzucht lebt. Sie darf in einem alten Wohnwagen schlafen. Der Landwirt schenkt ihr einen Kartoffelacker. Aber nach einiger Zeit beschwert er sich, dass Mona nichts daraus macht und stattdessen bis mittags schläft, während er und seine Frau von morgens bis abends arbeiten. Wieder macht sie sich auf den Weg.

Eine Professorin, die das Platanensterben erforscht, nimmt sie im Wagen mit und fühlt sich seltsam angezogen von der Landstreicherin, obwohl diese schmutzig ist und stinkt.

Schließlich läuft Mona einem tunesischen Landarbeiter über den Weg. Er wohnt mit einer Gruppe Marokkaner zusammen, die gerade auf Heimaturlaub sind. Mona schläft in seiner Behausung und hilft ihm beim Schneiden der Rebstöcke. Doch als die Marokkaner zurückkommen, muss sie auch diese Unterkunft verlassen.

Zufällig wird Mona von Yolanda im Auto mitgenommen. Yolanda beaufsichtigt nicht nur das Schloss, sondern sie kümmert sich auch um eine fast blinde Frau, die allein in einem großen Gebäude wohnt. In einem der Zimmer bringt Yolanda die Streunerin unter. Als sie das Haus verlässt, um etwas zu besorgen, zieht Mona eine herumliegende Kittelschürze an und nähert sich der alten Dame im Wohnzimmer. Die erschrickt zuerst, als sie merkt, dass es sich nicht um Yolanda handelt, dann aber trinkt sie mit Mona ein paar Gläser Cognac und kichert dabei amüsiert. Die Vagabundin kann auch hier nicht lange bleiben.

Schließlich sehen wir sie, wie sie müde und mit kaputten Stiefeln einen leicht verschneiten Weinberg durchwandert, über ein Bewässerungsrohr stolpert, in einen Graben fällt und liegen bleibt.

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Aus den Splittern von Erinnerungen und kurzen Episoden setzt sich in „Vogelfrei“ allmählich das Bild einer jungen Frau zusammen, die zwar das Wirtschaftsabitur machte, dann aber ihren Job aufgab, um frei zu sein und auch bereit war, den Preis dafür zu zahlen. Sie nahm Einsamkeit, Kälte und Entbehrung in Kauf, stellte keine Ansprüche, verlangte nichts und setzte sich auch keine weiteren Ziele. „Mona ist eine Person, die immer extreme Reaktionen auslösen wird, weil sie nie Opfer ist, nie bedauernswert“, meint Agnès Varda. „Der Film kann mit drei Worten definiert werden: Weite, Rebellion und Einfachheit. Ich wollte einen bewegenden Film machen, der auch über einige Begriffe wie den der Freiheit meditiert und der ein gut ausgedachtes Puzzle ist, bei dem aber einige Stücke fehlen.“

Die Filmmusik und die Bildersprache sind so spröde, dass keine Sentimentalität aufkommt. Die Erzähltechnik von „Vogelfrei“ geht zum Teil auf „Citizen Kane“ zurück: Während in Orson Welles‘ Klassiker die Kamera dem Reporter über die Schulter schaut, hören wir bei Agnès Varda lediglich zu Beginn eine weibliche Stimme aus dem Off, die davon spricht, dass sie andere über die Tote befragt habe. Zeugen sprechen in die Kamera oder wir beobachten sie in Rückblenden, wenn sie zum Beispiel unmittelbar nach ihrer Begegnung mit Mona jemand am Telefon darüber berichten. So flüchtig die Begegnungen verlaufen, so kurz sind auch die in den Rückblenden gezeigten Episoden.

Der ergreifende und nachdenklich stimmende Film „Vogelfrei“ wurde in Venedig mit dem „Goldenen Löwen“ ausgezeichnet, und die hervorragende Hauptdarstellerin Sandrine Bonnaire erhielt einen „César“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

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