Spartacus / Spartacus-Aufstand


Vermutlich gehörte der Thraker Spartacus (Spartakus) im ersten Krieg der Römer gegen Mithridates VI. von Pontos (89 – 84 v. Chr.) zu den römischen Hilfstruppen. Nach einem missglückten Versuch, zu desertieren, wurde er versklavt und geriet in den Besitz eines Römers mit dem Namen Lentulus Batiatus, der den überaus kräftigen und körperlich gewandten Mann schließlich zum Fechtlehrer in seiner Gladiatorenschule in Capua machte.

Nach einem Sklavenaufstand 73 v. Chr. in Capua, bei dem mehr als hundert Sklaven getötet worden waren, floh Spartacus mit etwa siebzig Überlebenden. Sie erhielten regen Zulauf und überfielen die Latifundien, Bergwerke und Steinbrüche großer Sklavenhalter, um ihre Reihen weiter aufzufüllen. Spartacus gelang es, den spontanen Gladiatorenausbruch zu einer Erhebung auszubauen. Die Römer, die gerade Kriege in Spanien, Kleinasien und gegen die kilikischen Seeräuber führten, unterschätzten zunächst die Brisanz des Spartacus-Aufstands. Nach einigen Monaten verschanzte Spartacus sich mit Tausenden von Anhängern am Vesuv, wo sie von Proprätor Gaius Claudius Glaber mit einer zahlenmäßig überlegenen und besser bewaffneten Armee angegriffen und eingeschlossen wurden. Spartacus ließ sich nicht entmutigen, überfiel eines Nachts tollkühn die Belagerer, die sich in Sicherheit wähnten, und schlug sie in die Flucht. Der sensationelle Sieg veranlasste nicht nur weitere Sklaven, sondern auch verarmte Bauern, Landarbeiter und Abenteurer, sich Spartacus anzuschließen.

Im Herbst 73 v. Chr. besiegte Spartacus eine römische Armee unter dem Befehl des Prätors Publius Varinius. Damit beherrschten die inzwischen sechzig- bis hunderttausend aufständischen Sklaven Süditalien und ernährten sich dort durch Plünderungen.

Spartacus ging es nicht um eine allgemeine Sklavenbefreiung oder Neuordnung der Gesellschaft, sondern er wollte mit den ausländischen Sklaven, die sich ihm angeschlossen hatten, das Römische Reich verlassen und zog deshalb 72 v. Chr. nach Norden, um über die Alpen zu entkommen. Der Kelte Krixos beabsichtigte jedoch, mit etwa zehntausend Gleichgesinnten Rom anzugreifen, um die Sklaverei abzuschaffen. Er wurde jedoch mit seiner Armee am Monte Gargano vernichtet.

Spartacus schlug die von dem römischen Konsul Gnaeus Cornelius Lentulus Clodianus geführte Armee, die sich ihm in den Weg stellte. Danach wandte er sich gegen den Konsul Gellius Pablicola, der ihn verfolgte, und vernichtete auch dessen Legionen. Aus uns unbekannten Gründen kehrte Spartacus nun unvermittelt um und zog wieder nach Süden. Möglicherweise wollte er nach Sizilien.

Im Herbst 72 v. Chr. stellte der reiche Grundbesitzer Marcus Licinius Crassus aus eigenen Mitteln sechs Legionen auf. (Mit einem Heer dieser Größenordnung sollte Cäsar einige Jahre später Gallien erobern.) Durch drakonische Strafen – wie die Hinrichtung jedes zehnten Soldaten einer widerspenstigen Kohorte – sorgte Crassus für Disziplin,

aber er unterlag Spartacus in mehreren Schlachten. Nach einem Jahr forderte er zusätzliche Streitkräfte an, die aus Spanien und Kleinasien abgezogen werden mussten. Gleichzeitig riegelte er Spartacus durch den Bau einer Befestigungsanlage zwischen dem Ionischen und dem Tyrrhenischen Meer den Weg ab. Der überrannte das Hindernis im Winter 72/71 v. Chr. überraschend und stieß in Richtung Brundisium (Brindisi) vor, um von dort aus mit Hilfe der von Rom verfolgten Seeräuber nach Sizilien überzusetzen.

Noch einmal sonderten sich mehr als zehntausend Aufständische von Spartacus ab. Wie die Armee von Krixos wurden auch sie von den Römern rasch aufgerieben.

Spartacus musste befürchten, vor Brundisium von drei römischen Armeen eingekreist zu werden, denn Crassus kam aus Süden, M. Terentius Lucullus aus Osten und Gnaeus Pompeius aus Norden. Um den erwarteten Sieg für sich allein zu reklamieren, griff der ehrgeizige Crassus die Sklavenarmee 71 v. Chr. bei Paestum an, bevor die beiden anderen Feldherrn eingetroffen waren. Diesmal unterlagen die erschöpften Aufständischen den römischen Legionen. Spartacus kämpfte an vorderster Front, wurde an der Hüfte verwundet und wehrte sich dann noch kniend, bis er endgültig fiel. Seine Leiche konnte nach der Schlacht nicht mehr identifiziert werden.

Einige aufständische Verbände setzten den Kampf zwar noch fort, aber sie hatten keine Chance: Die Römer kreuzigten sechstausend Gefangene entlang der Via Appia zwischen Rom und Capua.

Nach der Niederschlagung des Spartacus-Aufstands weigerten Pompeius und Crassus sich, ihre Armeen aufzulösen, verlegten sie stattdessen in die Nähe von Rom und verlangten, 70 v. Chr. zu Konsuln gewählt zu werden.

© Dieter Wunderlich 2004

Stanley Kubrick: Spartacus

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Julia Albrecht und Corinna Ponto zeigen in den von ihnen abwechselnd geschriebenen Kapiteln, wie sie auf den für beide traumatischen Terroranschlag am 30. Juli 1977 reagierten. Dabei ergänzen sich die beiden Perspektiven.
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