Eine unbeliebte Frau

Eine unbeliebte Frau

Eine unbeliebte Frau

Originaltitel: Eine unbeliebte Frau – Regie: Thomas Roth – Drehbuch: Anna Tebbe nach dem Roman "Eine unbeliebte Frau" von Nele Neuhaus – Kamera: Philipp Timme – Schnitt: Birgit Gasser – Musik: Steffen Kaltschmid, Fabian Römer – Darsteller: Tim Bergmann, Felicitas Woll, Michael Schenk, Julian Weigend, Julika Jenkins, Jürgen Maurer, Arnd Klawitter, Doris Golpashin, Anne Diemer, Dörte Lyssewski, Ursula Karven, Horst Günter Marx, Julia Bremermann, Moritz Fischer, Kira Fachinger, Julius Römer, Sina Fredrich, Anke Sevenich, Sophia Como, Anastasia Conze u.a. – 2013; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Marie, die kleine Tochter des Tierarztes Michael Kerstner und seiner Ehefau Isabel, wird vermisst. Oberstaatsanwalt Joachim Hardenbach erschießt sich. Kurz darauf wird Isabel Kerstners Leiche gefunden. Es sieht nach einem Selbstmord aus, aber der Gerichtsmediziner Henning Kirchhoff findet heraus, dass die Frau schon tot war, als sie vom Turm einer Burgruine fiel. Kommissar Oliver von Bodenstein und seine Mitarbeiterin Pia Kirchhoff leiten in allen drei Fällen die Ermittlungen und stoßen schon bald auf Querverbindungen ...
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Kritik

"Eine unbeliebte Frau" – die Verfilmung eines Kriminalromans von Nele Neuhaus durch Thomas Roth – ist ein temporeich, mit raschen Schnitten und im ständigen Wechsel der Perspektiven erzählter Fernsehthriller.
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Eine Kindergärtnerin (Anastasia Conze) macht mit einer Gruppe von Kindern einen Ausflug in den Taunus. Marie (Kira Fachinger), die kleine Tochter des Tierarztes Dr. Michael Kerstner (Arnd Klawitter) und seiner aus Argentinien stammenden jungen Ehefrau Isabel Kerstner (Doris Golpashin), pflückt auf einer Wiese Blumen für ihren Vater und geht dann in den angrenzenden Wald.

Zur gleichen Zeit steigt Oberstaatsanwalt Joachim Hardenbach (Horst Günter Marx) aus seinem Wagen. Dem Kofferraum entnimmt er ein Jagdgewehr.

Erst als die Erzieherin einen Schuss hört, fällt ihr auf, dass Marie fehlt.

Kommissar Oliver von Bodenstein (Tim Bergmann) und seine jüngere Mitarbeiterin Pia Kirchhoff (Felicitas Woll) vom Dezernat für Gewaltverbrechen bei der Regionalen Kriminalinspektion in Hofheim werden gerufen. Sie leiten die Ermittlungen. Michael Kerstner macht sich große Sorgen um seine vermisste Tochter. Nach der Mutter des Kindes gefragt, sagt er, Isabel habe sich nie um Marie gekümmert und lebe inzwischen von ihm getrennt. Sie wollen sich scheiden lassen.

Ein Polizeihund führt die Ermittler unweit der Wiese, auf der die Kinder Blumen pflückten, zu einer Leiche im Wald. Aber da liegt nicht, wie befürchtet, ein totes Kind, sondern Oberstaatsanwalt Hardenbach. Augenscheinlich hat er sich selbst erschossen.

Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff fahren zum Gut Waldhof, denn Bettina Hardenbach (Ursula Karven), die Ehefrau des Toten, soll sich unter den Gästen einer Pferdeauktion des Gutsbesitzers Friedhelm Döring (Jürgen Maurer) befinden.

Döring versucht nicht, seine Abneigung gegenüber dem Kommissar zu verbergen. Vor zwei Jahren ging Oliver von Bodenstein nämlich dem Verdacht nach, dass Döring zu einer Bande gehörte, die osteuropäische Frauen entführte und zur Prostitution zwang. Aber nach dem Fehlschlag einer Razzia ließ Joachim Hardenbach die Ermittlungen einstellen. Inzwischen kaufte Friedhelm Döring das heruntergewirtschaftete Gut Waldhof, das Marianne Jagoda (Dörte Lyssewski) und ihrer Familie gehört hatte. Die ehemalige Eigentümerin hat zwar ein lebenslanges Wohnrecht auf dem Gut erhalten, aber nichts mehr zu sagen.

Nach einem unfreundlichen Wortwechsel mit dem Hausherrn nehmen der Kommissar und die Kommissarin Bettina Hardenbach auf die Seite und überbringen ihr die Nachricht vom Selbstmord ihres Mannes.

Zufällig hört Pia Kirchhoff, wie sich die Tierärztin Dr. Sylvia Wagner (Anne Diemer) am Telefon über zwei Ampullen eines Betäubungsmittels für Pferde beschwert, die mit einer wirkungslosen Flüssigkeit gefüllt sind.

Friedhelm Döring kauft eingeschränkt taugliche, zum Beispiel lahmende Reitpferde billig ein. Vor den Auktionen, zu denen er die Neureichen aus dem Vordertaunus einlädt, lässt er die Tiere von seinem polnischen Stallmeister Karol (Moritz Fischer) dopen und dann von der Springreiterin Isabel Kerstner vorführen, damit er die Pferde mit möglichst großem Profit versteigern kann. Isabel Kerstner, die als Flittchen verrufen ist und auch schon mal eine Affäre mit Döring hatte, lässt sich für ihre Dienste gut bezahlen. Weil sie dieses Mal nur ein Pferd reitet und dann wegfährt, fordert Döring seine Ehefrau Anna Lena (Julia Bremermann) auf, für Isabel einzuspringen, und als sie sich widersetzt, schlägt er sie im Stall brutal zusammen.

Bald darauf wird Isabel Kerstners Leiche bei der Burgruine in Eppstein gefunden. Es soll wohl so aussehen, als sei sie in selbstmörderischer Absicht vom Turm gesprungen, aber bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung kommt Pia Kirchhoffs Ex-Mann Dr. Henning Kirchhoff (Julian Weigend) zu dem Schluss, dass sie bereits tot war, als sie vom Turm fiel. In ihrem Blut wird ein Betäubungsmittel gefunden, das eigentlich nur in der Tiermedizin eingesetzt wird. Um ihr das Präparat zu injizieren, benutzte jemand ein Blasrohr, wie es zum Beispiel im Zoo verwendet wird, um Raubtiere vor einer Untersuchung zu betäuben. Davon zeugt ein Einstich an ihrem linken Schulterblatt. Isabel Kerstners Auto wird mit offenen Türen an einem Maisfeld gefunden.

Im Fall der vermissten Marie verdächtigen der Kommissar und die Kommissarin Michael Kerstner, das Kind entführt zu haben. Es stellt sich nämlich heraus, dass ihm seine Frau eine Woche vorher ankündigte, sie werde sich scheiden lassen und das alleinige Sorgerecht für Marie beantragen. Er habe keine Chance, es ihr streitig zu machen, sagte sie, denn er sei gar nicht der leibliche Vater des Mädchens. Isabel Kerstner wollte offenbar mit ihrer Tochter nach Argentinien, denn sie hatte zwei One-Way-Tickets gebucht und das Übergepäck bereits eingecheckt.

Isabel Kerstner bezahlte seit der Trennung von ihrem Mann die Miete für ein Apartment in Bad Homburg, wohnte jedoch in einem anderen in Frankfurt am Main. Oliver von Bodenstein dringt dort ein und sieht sich um. Er entdeckt eine versteckte, auf das Bett gerichtete Kamera. Aber dann wird er von hinten niedergeschlagen.

Pia, die sich Sorgen um ihren Chef macht, weil er ihre Anrufe nicht annimmt, lässt sein Handy von ihrem Kollegen Kai Ostermann (Michael Schenk) orten, fährt in das angegebene Frankfurter Stadtviertel und findet dort von Bodensteins Wagen. Als sie ihn nochmals anruft, meldet er sich und nennt ihr die genaue Adresse. Inzwischen ist er wieder zu sich gekommen. Er nimmt an, dass er von Friedhelm Döring überrascht wurde.


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Auf einem USB-Stick, den Oliver von Bodenstein in dem Apartment fand, sind Videos der versteckten Kamera gespeichert. Eine Aufnahme zeigt, wie Isabel Kerstner mit Joachim Hardenbach im Bett liegt. Der Staatsanwalt beklagt sich über Friedhelm Döring. Vor zwei Jahren warnte er ihn vor einer Razzia und stellte die Ermittlungen gegen ihn ein. Statt ihm dankbar zu sein, erpresste Döring ihn damit. Möglicherweise war dies der Grund für seinen Suizid. Ein Video wurde aus einer anderen Perspektive, also nicht mit der fest installierten Kamera gefilmt. Zu sehen sind Isabel Kerstner und Friedhelm Döring. Sie liegen ebenfalls im Bett. Aus dem Gespräch ergibt sich, dass Isabel Kerstner die heimlichen Aufnahmen für Döring machte, der damit Leute erpresste. Aber sie filmte auch ihn, ohne dass er es bemerkte, weil sie dafür eine andere Kamera benutzte.

Als Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff den Stallmeister Karol befragen wollen, flieht dieser zu Pferd. Sie verfolgen ihn mit dem Auto. Er entkommt ihnen zwar, aber unterwegs fällt ihnen ein Verschlag im Wald auf, und sie argwöhnen, dass Michael Kerstner hier seine Tochter versteckt hält. Sie brechen das Vorhängeschloss auf, finden aber nicht Marie, sondern Anna Lena Döring. Nachdem ihr Mann sie vor drei Tagen zusammengeschlagen hatte, brachte Michael Kerstner sie zu ihrem Schutz hierher und versorgte sie.

Der Kommissar und die Kommissarin kehren zum Pferdestall zurück. Friedhelm Döring hängt dort mit blutverschmiertem Gesicht und ausgebreiteten Armen an einem Gitter. Bevor er von Rettungskräften befreit und ins Krankenhaus gebracht wird, fragt von Bodenstein, wer ihn so zugerichtet habe, aber Döring gibt keine Antwort.

Oliver von Bodenstein sucht die frühere Gutsbesitzerin Marianne Jagoda auf. Sie kennen sich von klein auf. Schon beim Betreten des Hauses hört er, dass eine Kassette mit dem Aschenputtel-Märchen abgespielt wird. Und er entdeckt Isabel Kerstners zweiten Schuh, den sie am Fundort der Leiche vergeblich suchten. Marie ist bei Marianne Jagoda. Die verbitterte Frau richtet ein Gewehr auf Oliver von Bodenstein. Pia Kirchhoff trifft ein, und Marianne Jagoda schickt das Kind schließlich zu ihr hinaus. Sie klärt Oliver von Bodenstein darüber auf, dass ein Argentinier namens Filipe Desplastes Maries Vater ist. Er war Marianne Jagodas große Liebe, aber dann hatte er sie um ihr Erbe gebracht und sich Isabel Kerstner zugewandt. Alles was ihr blieb, war das Kind ihres Liebhabers. Das wollte ihr die Rivalin nun auch noch nehmen und sich mit Marie nach Argentinien absetzen. Oliver von Bodenstein redet beruhigend auf Marianne Jagoda ein, kann aber nicht verhindern, dass sie sich erschießt.

Die weiteren Ermittlungen ergeben, dass Karol von Marianne Jagoda beauftragt worden war, Isabel Kerstner das Kind wegzunehmen. Isabel wehrte sich, und als Karol daraufhin gewalttätig wurde, rannte sie durch ein Maisfeld davon. Karol betäubte sie mit einem Schuss aus dem Blasrohr. Dabei stürzte sie so unglücklich, dass sie sich das Genick brach. Später warf Karol die Leiche vom Turm der Burgruine in Eppstein, damit es so aussah, als habe Isabel Kerstner sich in den Tod gestürzt.

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Anna Tebbe (Drehbuch) und Thomas Roth (Regie) haben den 2006 von Nele Neuhaus veröffentlichten Kriminalroman „Eine unbeliebte Frau“ verfilmt (Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat, Münster 2006, 424 Seiten, ISBN 978-3-86582-386-1; überarbeitete Neuausgabe: List Verlag, Berlin 2009, 382 Seiten, ISBN 978-3-548-60887-7).

Im Prolog sehen wir eine Frau durch ein Maisfeld rennen. Offenbar wird sie verfolgt. Ein zischendes Geräusch ist kurz zu hören. Im nächsten Augenblick bricht die Frau zusammen. Nach dieser Szene wird der Hinweis „6 Stunden früher“ eingeblendet, und es beginnt mit Maries Verschwinden die Haupthandlung.

Die temporeich, mit raschen Schnitten und im ständigen Wechsel der Perspektiven entwickelte Geschichte ist abstrus, und aus den Figuren werden keine Charaktere. Mit schauspielerischen Leistungen kann „Eine unbeliebte Frau“ auch nicht punkten. Es ist zwar en vogue, ins Privatleben der Ermittler zu leuchten, doch wenn dies wie in dem Film „Eine unbeliebte Frau“ auf ein paar winzige Szenen beschränkt bleibt, hätte man sich Cosima von Bodenstein (Julika Jenkins), ihren Sohn Lorenz (Julius Römer), ihre Tochter Rosalie (Sina Fredrich) und Lorenz‘ Freundin Mira (Sophia Como) besser ganz gespart.

Immer wieder sehen wir Marie, die sich das Märchen „Aschenputtel“ der Brüder Grimm anhört. Dabei handelt es sich um eine Aufnahme mit dem Regisseur, Schauspieler und Synchronsprecher Hans Paetsch (1909 – 2002).

Nele Neuhaus, die Autorin der Romanvorlage „Eine unbeliebte Frau“, ist in einem Cameo-Auftritt in einer Tierarztpraxis zu sehen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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