Rembrandt


Rembrandt Harmenszoon van Rijn wurde am 15. Juli 1606 in Leiden geboren, und zwar als achtes von neun Kindern des Müllers Harmen Gerritsz van Rijn und dessen Ehefrau, der Bäckerstochter Neeltgen Wilhelmsdochter van Zuidbroeck. Während zwei seiner älteren Brüder darauf vorbereitet wurden, die Mühle und die Bäckerei zu übernehmen, sollte Rembrandt eine bessere Bildung erhalten und kam deshalb nach der Grundschule (1612 bis 1616) auf die calvinistische Lateinschule seines Geburtsortes (1616 bis 1620). 1620 immatrikulierte Rembrandt sich zwar an der philosophischen Fakultät der Universität Leiden, aber nach kurzer Zeit brach er das Studium ab, um sich von Jacob Isaacsz van Swanenburgh (1571 – 1638) in Leiden (1620 bis 1624) und Pieter Lastman (um 1583 – 1633) in Amsterdam (1624) in der Malkunst unterweisen zu lassen.

1625 gründete Rembrandt mit dem befreundeten Künstler Jan Lievens (1607 – 1674) im Haus seiner Eltern in Leiden eine Kunstwerkstatt. Drei Jahre später nahm er Gerard Dou (1613 – 1675) als ersten Schüler auf. Im selben Jahr wurde Constantijn Huygens, der Sekretär des niederländischen Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien (1584 – 1647), auf Rembrandt aufmerksam. Er vermittelte ihm Aufträge, darunter zwei Gemälde für das englische Königshaus.

1631 zog Rembrandt nach Amsterdam und übernahm die Leitung des Ateliers, das dem Kunsthändler Hendrick van Uylenburgh (um 1585 – 1661) gehörte. Seinen Durchbruch schaffte Rembrandt mit „Die Anatomie des Dr. Tulp“, einem über zwei Meter breiten Gruppenporträt, das den berühmten Amsterdamer Chirurgen Nicolaes Tulp (1593– 1674) mit sieben Wundärzten beim Sezieren der Leiche des gehenkten Straßenräubers Adriaan Adriaanszoon zeigt. Viele reiche Kaufleute gaben bei Rembrandt Porträts in Auftrag. 1632 kaufte auch Friedrich Heinrich von Oranien einige Gemälde und bestellte einen Passionszyklus.

Am 25. Juni 1633 verlobte sich Rembrandt mit Saskia van Uylenburgh, einer Nichte des Kunsthändlers, bei dem er wohnte und für den er arbeitete. Saskias Vater gehörte zum Patriziat der Stadt. Die Hochzeit fand am 2. Juli 1634 statt. Noch im selben Jahr wurde Rembrandt von der Lukasgilde aufgenommen und erhielt damit die Befugnis, als Meister Schüler und Lehrlinge auszubilden. Am 15. Dezember 1635 gebar Saskia ihr erstes Kind, aber Rombertus lebte nur wenige Monate.

Rembrandt malte nicht nur, sondern betätigte sich auch als Kunsthändler und Sammler von Kunstwerken, Requisiten, historischen und wissenschaftlichen Objekten. Mit dem Aufbau der Sammlung hatte er vermutlich schon in Leiden begonnen.

Auch das zweite Kind, eine Tochter mit dem Namen Cornelia, starb 1638 nach kurzer Zeit.

Am 5. Januar 1639 erwarb Rembrandt ein Haus in der Breestraat.

Nach einem dritten Kind, das 1640 ebenfalls nur kurz gelebt hatte, brachte Saskia im September 1641 den Sohn Titus zur Welt. Als einziges der Kinder erreichte Titus das Erwachsenenalter. Aber seine Mutter starb am 14. Juni 1642.

Für Rembrandt war das ein harter Schlag. Er stellte Geertghe Dircx als Haushälterin ein. Nachdem sie 1648 ernsthaft erkrankt war, ersetzte Rembrandt sie im Jahr darauf durch die 23-jährige Hendrickje Stoffels (1626 – 1663). Damit verärgerte er Geertghe Dircx, die ihn aus Rache wegen eines angeblich gegebenen aber nicht eingehaltenen Eheversprechens verklagte. Sie hatte jedoch keinen Erfolg, sondern wurde stattdessen 1650 wegen der Falschaussage selbst zu einer Haftstrafe verurteilt. (Sie verbüßte fünf Jahre im Zuchthaus von Gouda.)

Weil Hendrickje Stoffels mit Rembrandt in wilder Ehe lebte und im Sommer 1654 unverkennbar schwanger war, wurde sie vom Rat der Reformierten Kirche in Amsterdam wegen Unzucht gerügt. Im Herbst gebar sie die Tochter Cornelia.

Obwohl Rembrandt weiterhin gut verdiente, gelang es ihm nicht, die für das Haus in der Breestraat aufgenommenen Schulden abzutragen. Kurz bevor er Konkurs anmelden musste, überschrieb er den Immobilienbesitz am 17. Mai 1656 seinem Sohn Titus. Dennoch blieb ihm schließlich nichts anderes übrig, als das Haus und seine Sammlungen versteigern zu lassen. Damit konnte er wenigstens einen Großteil der Schulden tilgen.

Rembrand zog mit Hendrickje Stoffels in die Rozengracht, die zum Judenviertel gehörte, und betrieb dort eine Kunsthandlung, in der er 1660 auch seinen Sohn einstellte.

Hendrickje Stoffels starb 1663 im Alter von 37 Jahren. Der 20 Jahre ältere Witwer betrauerte sie sehr.

Titus heiratete am 10. Februar 1668 Magdalena van Loo, starb aber noch im selben Jahr. Danach zog Rembrandt zu seiner schwangeren Schwiegertochter, die am 22. März 1669 ein Kind gebar.

Ein halbes Jahr später, am 4. Oktober 1669, starb Rembrandt Harmenszoon van Rijn.

Rembrandts Gemälde, Zeichnungen und Radierungen zählen zu den bedeutendsten des niederländischen Barockzeitalters. Es handelt sich vorwiegend um (Selbst-)Porträts und Motive der Historienmalerei. Indem er die porträtierten Personen bei kleinen Handlungen darstellte, machte er die Bilder lebendig. Wie kaum ein anderer Maler seiner Zeit verstand er es, den Charakter und die psychologische Situation der Dargestellten differenziert zum Ausdruck zum bringen. Rembrandt vollendete die Hell-Dunkel-Malerei Caravaggios (1571 – 1610): Von der dunklen, unergründlichen Bildtiefe hob er die in kontinuierlichem Verlauf präzisierten, beleuchteten Figuren ab (Chiaroscuro).

Als Ergebnis jahrelanger Untersuchungen gaben Experten im März 1986 bekannt, dass eines der berühmtesten Gemälde, „Der Mann mit dem Goldhelm“, nicht von Rembrandt selbst, sondern von seinen Schülern gemalt worden war. Seit 1968 bemüht sich das Rembrandt Research Project (RRP) in Amsterdam um Klarheit in Fragen der Zuordnung. Während Rembrandt um 1920 noch 750 Gemälde zugeschrieben worden waren, verringerte sich die Zahl von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Heute geht man davon aus, dass noch 280 echte Rembrandt-Gemälde existieren (Süddeutsche Zeitung, 26. Oktober 2005). Rembrandts Gesamtwerk wird auf 350 Gemälde, 300 Radierungen und 1000 Zeichnungen geschätzt.

Für das 1632 von Rembrandt gemalte Porträt „Ältere Dame mit einer Haube“ wurden bei einer Auktion am 13. Dezember 2000 in London 19,8 Millionen Pfund Sterling bezahlt. Das am 8. Dezember 2009 ebenfalls von Christie’s versteigerte Porträt „Ein Mann mit den Armen in der Hüfte“ aus dem Jahr 1658 erbrachte sogar 20,2 Millionen Pfund.

Literatur über Rembrandt Harmenszoon van Rijn

  • Eckbert Albers: Erkenntnismomente und Erkenntnisprozesse bei Rembrandt (Georg Olms 2008)
  • Svetlana Alpers: Rembrandt als Unternehmer. Sein Atelier und der Markt (DuMont 2003)
  • Kristin Bahre u. a. (Hg.): Rembrandt. Genie auf der Suche (DuMont 2006)
  • Renate Barth: Rembrandt. Radierungen (Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen 1981)
  • Holm Bevers, Jasper Kettner und Gudula Metze: Rembrandt, Virtuose der Druckgraphik (DuMont 2006)
  • M. Eissenhauer (Hg.): Rembrandt-Bilder. Die historische Sammlung der Kasseler Gemäldegalerie (Hirmer 2006)
  • Jean Genet: Rembrandt. Ein Fragment (Merlin 1996)
  • Isabel Kuhl: Rembrandt Harmensz van Rijn (Prestel 2004)
  • Margriet de Moor: Der Maler und das Mädchen (Hanser 2011)
  • Walter Nigg: Rembrandt, Maler des Ewigen (Diogenes 2006)
  • Otto Pächt: Rembrandt (Prestel 2006)
  • Simon Schama: Rembrandts Augen (Siedler 2000)
  • Gary Schwartz: Das Rembrandt Buch (C. H. Beck 2006)
  • Gary Schwartz: Rembrandt für junge Leser (DuMont 2006)
  • Roelof van Straten: Rembrandts Weg zur Kunst (Reimer 2006)
  • Christian Tümpel: Rembrandt. Mythos und Methode (Langewiesche 1986)
  • Christian Tümpel: Rembrandt (Rowohlt 2006)
  • Theun de Vries: Rembrandt (dtv 2001)
  • Christopher White (Hg.): Rembrandts Selbstbildnisse (Belser 1999)

© Dieter Wunderlich 2005 / 2012

Jannik Johansen: Stealing Rembrandt
Margriet de Moor: Der Maler und das Mädchen

Lutz Seiler - Stern 111
Lutz Seiler entwickelt die Handlung fast ausschließlich aus der Perspektive des Ich-Erzählers Carl unaufgeregt und ohne Effekthascherei. Obwohl Carl autobiografische Züge des Schriftstellers aufweist und es vieles in "Stern 111" tatsächlich gab, wirkt der Wende- und Künstlerroman mitunter surreal.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.