Last Minute

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Last Minute

Originaltitel: Last Minute – Regie: Marina Caba Rall – Drehbuch: Marina Caba Rall – Kamera: Alexandra Kordes – Schnitt: Marc Accensi – Musik: Markus Glunz und Till Ritter – Darsteller: Petra Kleinert, Katharina Schmalenberg, Erçan Durmaz, Roberto Guerra, Thomas Schmuckert, Adelheid Kleineidamm, Adelheid Kleineidam, Marek Gierszal, Dominique Probst, Dirk Bublis u.a. – 2004, 80 Minuten

Inhaltsangabe

Heike arbeitet als Kolonnenführerin einer Putzfirma am Flughafen Berlin-Schönefeld. An dem Morgen, an dem sie ihre neue Mitarbeiterin Nina einweisen soll, taucht im Vorratsraum für Putzmittel der Kurde Kawa auf, der sich seiner Abschiebung durch Flucht entzog und nun im Flughafen von der Polizei gesucht wird. Werden die beiden grundverschiedenen Frauen ihm helfen, durch die Absperrungen zu kommen?
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Kritik

"Last Minute" ist ein spannender Low-Budget-Thriller von Marina Caba Rall, dessen Handlung sich zum Großenteil in der Enge eines Vorratsraums für Putzmittel und zwischen drei Figuren abspielt.
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Heike Eggert (Petra Kleinert) ist Mitte vierzig und hat mit ihrem Ehemann Jürgen (Thomas Schmuckert) zwei kleine Kinder. Ihr Geld verdient sie als Kolonnenführerin bei einer Putzfirma am Flughafen Berlin-Schönefeld. In ihrer Vorratskammer für Putzmittel hängen Ansichtskarten, denn Heike, die noch nie in einem Flugzeug saß, träumt von einem Urlaub auf Mallorca. Der Alltag ist eher frustrierend, zumal sie weiß, dass ihr Mann sie betrügt.

An diesem Morgen wartet sie auf eine Neue, die sie einweisen soll. Nina Winter (Katharina Schmalenberg), eine junge Frau, die gerade mit Abscheu feststellte, dass sie schwanger ist, obwohl sie sich nicht einmal mehr an den Namen des Bettgefährten erinnert, kommt zu spät und wird auch noch am Eingang des Abfertigungsgebäudes von der Polizei aufgehalten, die jeden Fluggast und jeden Mitarbeiter kontrolliert, weil nach einem Kurden gesucht wird, der abgeschoben werden sollte, aber fliehen konnte und im Flughafen vermutet wird.

In der Vorratskammer zeigt Heike ihr, wie der Putzwagen zu bestücken ist. Als die Kolonnenführerin nach einem kurzen Telefongespräch zurückkommt, steht neben Nina ein Ausländer: offenbar der gesuchte Kurde. Heike, die aus den Papieren weiß, dass Nina wegen Ladendiebstahls vorbestraft ist, geht davon aus, dass die beiden unter einer Decke stecken. Sie will hinaus und die Polizei verständigen, aber Nina, die ihr vergeblich zu erklären versucht, dass sie den Kurden, der sich hier versteckt hatte, eben erst entdeckte, stößt sie an der Tür zurück. Heike fällt unglücklich gegen ein Regal, schlägt sich den Kopf auf und bleibt bewusstlos am Boden liegen.

Der Kurde – er heißt Kawa (Erçan Durmaz) – behauptet, Arzt zu sein und schickt Nina nach einer Flasche Mineralwasser und Verbandsmaterial, um die Wunde versorgen zu können.

Kawa erklärt den beiden Frauen, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen, solle aber abgeschoben werden, bevor sein Fall gerichtlich geklärt sei.

Ein Geistlicher, der Kawa Kirchenasyl gewährt hatte, alarmiert die Öffentlichkeit. Immer mehr Demonstranten drängen in das Abfertigungsgebäude des Flughafens, und die Polizei rückt mit Verstärkung an. Nina bringt eines der Flugblätter in die Vorratskammer. Daraus geht hervor, dass Kawa in Diyarbakir brutal gefoltert worden war und nun seit fünf Jahren in Deutschland auf die Genehmigung seines Asylantrags wartete. Obwohl er in der Türkei Medizin studiert hatte, musste er sich in Berlin als Taxifahrer durchschlagen.

Immer wieder droht Kawa in dem Vorratsraum aufgespürt zu werden, aber die beiden Frauen verhindern es.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Dennoch versucht Kawa am Abend, allein weiterzukommen. Als sich zwei Polizisten der Sitzgruppe nähern, in der er sich unter die Fluggäste gemischt hat, kommen zufällig Heike und Nina vorbei. Sie rufen den Polizisten zu, sie hätten den Gesuchten gerade gesehen und deuten in eine bestimmte Richtung. Dann schieben sie ihre beiden Putzwagen zusammen, damit Kawa sich verstecken kann.

Zurück im Vorratsraum drängen sie Kawa, sich als Putzfrau mit Kopftuch zu verkleiden. Kawa sträubt sich dagegen, denn sein männlicher Stolz lässt das eigentlich nicht zu, aber er sieht ein, dass es keine andere Chance gibt. Bei der Kontrolle erklärt Heike dem Sicherheitsbeamten, der sie kennt, sie habe zwei Neue bei sich, die noch ohne Ausweise seien. Auf diese Weise kommen sie durch die Absperrungen.

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Bei „Last Minute“ handelt es sich um den Abschlussfilm der 1964 in Spanien geborenen Historikerin und Regisseurin Marina Caba Rall an der „Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf“ in Babelsberg, wo sie von 1994 bis 2003 studierte.

Mindestens ebenso faszinierend wie das Schicksal des kurdischen Asylanten, der versucht, seine Abschiebung durch Flucht zu verhindern, sind die beiden Putzfrauen, die ihm dabei helfen: Heike, die trotz ihrer frustrierenden Erfahrungen am Althergebrachten festhält und aus der Tatsache, dass der Ausländer von der Polizei gesucht wird, sofort auf eine kriminelle Tat schließt. Nina solidarisiert sich dagegen sehr viel schneller mit dem Mann, der Probleme mit den Behörden hat.

Aus dieser Konstellation hat Marina Caba Rall mit einem kleinen Budget einen spannenden Thriller gemacht, der zum Großenteil in der Enge eines Vorratsraums für Putzmittel spielt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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