Pingpong

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Originaltitel: Pingpong – Regie: Matthias Luthardt – Drehbuch: Meike Hauck und Matthias Luthardt – Kamera: Christian Marohl – Schnitt: Florian Miosge – Musik: Matthias Petsche – Darsteller: Sebastian Urzendowsky, Marion Mitterhammer, Clemens Berg, Falk Rockstroh – 2006; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Stefan und Anna scheinen mit ihrem halbwüchsigen Sohn Robert eine intakte Familie zu bilden. Sie sind jedoch nicht fähig, wirklich miteinander zu reden und ihre Konflikte auszutragen. Robert bereitet sich sich nur deshalb am Flügel auf die Aufnahmeprüfung am Konservatorium vor, weil seine ehrgeizige Mutter will, dass er ihren Traum von einer Konzertpianisten-Karriere verwirklicht. Als sich unerwartet Stefans 16-jähriger Neffe Paul einquartiert, gerät das neurotische Beziehungsgefüge durcheinander ...
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Kritik

Matthias Luthardt kommt in dem überzeugend besetzten und inszenierten Drama "Pingpong" mit vier Darstellern und vier Schauplätzen aus. In dieser Beschränkung liegt die Stärke des emotional aufgeladenen Debütfilms.
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Stefan (Falk Rockstroh) und Anna (Marion Mitterhammer) wohnen mit ihrem halbwüchsigen Sohn Robert (Clemens Berg) in einem gutbürgerlichen Bungalow. Zum Frühstück gibt es frisch gepressten Orangensaft, man liest „Die Zeit“, der Hund heißt Schumann, und Robert übt am Flügel für die Aufnahmeprüfung am Konservatorium in Leipzig. Nur der Swimming Pool im Garten ist verwahrlost, und ein Obstbaum muss geschnitten werden. „Sieht dich doch keiner“, lacht Stefan, als seine Frau, die auf dem Bauch in der Sonne lag, beim Umdrehen krampfhaft das geöffnete Bikini-Oberteil vor die Brüste hält.

Unerwartet steht Stefans sechzehnjähriger Neffe Paul (Sebastian Urzendowsky) vor der Tür: Sein Vater Frank erhängte sich vor wenigen Wochen, und Paul hält es bei seiner verstörten Mutter nicht mehr aus. Da Stefan und Anna ihm bei der Beerdigung seines Vaters versicherten, er sei ihnen jederzeit willkommen, möchte er die Sommerferien bei ihnen verbringen. Dass es sich bei der Äußerung nur um eine Höflichkeitsfloskel handelte, durchschaut er nicht. Ebenso wenig spürt er, dass niemand in der Familie sich über seinen Besuch freut. Man lässt ihn zwar auf einer notdürftig hergerichteten Klappcouch schlafen, aber er wird mehrmals gefragt, wie lang er zu bleiben beabsichtige. Ihn noch deutlicher zum Gehen aufzufordern, verbietet die Höflichkeit.

Robert arrangiert sich als Erster mit Paul. Er spielt nur auf Drängen seiner Mutter Klavier. Anna war selbst sehr begabt, verzichtete jedoch für die Familie auf die erträumte Karriere einer Konzertpianistin. Nun möchte sie, dass Robert an ihrer Stelle Erfolg hat und merkt nicht, dass er diesen Druck und die damit verbundene Versagensangst nur aushält, weil er heimlich Wodka trinkt [Alkoholkrankheit]. Gern unterbricht Robert seine Klavierübungen und lässt sich von Paul zum Pingpong überreden. Außerdem begeistert er sich für das von Paul mitgebrachte Videospiel.

Stefan, der sich aus dem Konflikt zwischen Anna und Robert heraushält, reist für eine Woche zu einem Kongress nach Madrid.

Als Paul den Obstbaum schneidet, verletzt er sich mit der Kettensäge am Oberarm. Seine Tante verbindet ihn. Trotz der Schmerzen hält er sein Versprechen, den Swimmingpool zu säubern, die Wände zu streichen und den Boden zu kacheln.

Seine begehrlichen Blicke wandern immer wieder über den Körper seiner Tante. Als er das Wasser in der Dusche rauschen hört, schleicht er sich hin, aber Anna wäscht nur den von ihr verwöhnten Hund, dem sie zum Geburtstag ein Ständchen singt und Champagner in den Napf gießt. Schumann erhält die emotionale Zuwendung, die Anna ihrem Mann und ihrem Sohn verweigert. Pauls Blicke entgehen ihr nicht, und das erotische Interesse des Jugendlichen erregt sie. Eifersüchtig beobachtet Robert die beiden.

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Bei der Aufnahmeprüfung, zu der ihn seine Mutter nach Leipzig fährt, fällt Robert durch, weil niemandem verborgen bleibt, dass er betrunken am Flügel sitzt.

Anna kommt allein zurück. Paul folgt ihr ins Schlafzimmer und setzt sich neben sie aufs Bett. Zunächst streicheln sie sich nur, dann legen sie die Kleider ab und fallen übereinander her. Als Robert nach Hause kommt, hört er ihr Stöhnen aus dem Schlafzimmer und sieht sie durch die angelehnte Tür. Dass seine Mutter, um deren Liebe er vergeblich rang, mit ihrem Neffen koitiert, verstört ihn noch mehr als das Scheitern bei der Prüfung. Er verrät zwar seinem Vater nichts, als dieser von Madrid zurückkehrt, aber er spricht kaum noch ein Wort und provoziert seine Mutter durch ein absichtlich falsches Klavierspiel, bis diese ihm zornig den Klavierdeckel auf die Hand schlägt.

Kurz darauf lässt sie den Flügel abtransportieren. Verzweifelt rennt Robert dem Lastwagen hinterher.

Paul hat inzwischen den Swimming Pool renoviert und lässt Wasser ein. Nachts wirft er Schumann hinein. Robert beobachtet es vom Fenster aus, unternimmt aber nichts, um den Hund zu retten. Nachdem Paul seine Sachen gepackt hat, sieht er am Morgen von einer Ecke des Gartens aus zu, wie Anna im Nachthemd nach Schumann sucht und den ertrunkenen Hund schluchzend aus dem Wasser zieht. Dann geht er fort.

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Die verdrängten Konflikte in einer scheinbar intakten gutbürgerlichen Familie brechen durch die Anwesenheit eines sechzehnjährigen Verwandten auf.

Äußerlich passiert in dem Film „Pingpong“ wenig, und es wird auch nicht viel geredet. Statt auf „Action“ zu setzen, analysieren Meike Hauck und Matthias Luthardt sensibel das Beziehungsgeflecht der vier Figuren. Dabei vermeiden sie es, alles in Dialogen zu erklären. Bedächtig, stringent und schnörkellos entwickeln sie die Handlung in diesem Kammerspiel, das mit vier Darstellern auskommt und als Kulissen nur einen Bungalow, den dazu gehörigen Garten, einen nahen Waldweg und das Ufer eines nitratverseuchten Waldsees benötigt. Gerade die Beschränkung steigert die Wirkung von „Pingpong“, einem packenden, emotional aufgeladenen und überzeugend besetzten Drama.

Selten war es spannender zuzusehen, wie fast nichts passiert. Nur momentweise wirkt das etwas künstlich und überanstrengt. Vielleicht sind es wirklich nur feinste Schwingungen zwischen Menschen, die am Ende die größten Katastrophen heraufbeschwören. Matthias Luthardt hat diese Schwingungen verfilmt. Das Unsichtbare also. Was zeigt Kino, wenn es eines ist, sonst?
(Kerstin Decker, „Der Tagesspiegel“, 16. November 2006)

Bei „Pingpong“ handelt es sich um die Abschlussarbeit von Matthias Luthardt an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

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